Man sollte die Dinge nicht aus dem Zusammenhang nehmen, denn damit verliert manches Wort seinen eigentlichen Sinn.
Mt. 5 [17] Ihr sollt nicht erwähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; sondern zu erfüllen.
Wie man aus dem Text erkennen kann, steht da eine unausgesprochene Meinung der Zuhörer im Raum, er wäre gekommen, um diese Dinge aufzulösen. Das wäre für ihn aber die halbe Wahrheit gewesen, deshalb wird seine Vorstellung von der Erfüllung der Gesetze, in den darauf folgenden Versen der Bergpredigt dargestellt. Diese Vorstellung wird bei Matthäus etwas später noch präziser auf den Punkt gebracht:
Mt. 22 [37] Jesus aber sprach zu ihm: "Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte." [38] Dies ist das vornehmste und größte Gebot [39] Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst [40] In diesen zwei Gesetzen hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Es gibt in den Evangelien unzählige Gleichnisse, in denen Jesus seine Sicht zu den Gesetzen klar und deutlich zum Ausdruck bringt. Gleichnisse, die in den Evangelien häufig als Diskussion mit den gemäßigten Pharisäern oder den orthodoxen Sadduzäern verbunden wird. Letztlich lag ja gerade in dieser kontroversen Haltung Jesus zu den Gesetzen mit ein Grund für seine Verurteilung.
Ach ja, man sollte die heutige Vorstellung von einem Rabbi nicht mit dem jener Tage verbinden. Diese Bezeichnung wurde damals auch als Ehrentitel verwandt, um seine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Gleichbedeutend wurde er ja auch häufig als Meister bezeichnet.
Merlin