Na und? Wenn einer Wissenschaftler ist, heißt das dann, das er die Metabedingungen seines Tuns kennen muß? Es gibt unglaublich viele gute Wissenschaftler, die der objektivistischen Naivität anhängen, sie würden eine Wirklichkeit beschreiben und folgende wissenschaftliche Untersuchungen würden nur das bereits bestehende Bild verfeinern, wie eine Fotografie, die immer schärfer wird und ähnlicher Käse.
Nun, da ist eine Welt da draußen. Und wir versuchen, sie zu beschreiben. Wie sehr wir dazu in der Lage sind, sei dahin gestellt. Es ist ja schon schwierig genug den Begriff der Wahrheit ordentlich zu definieren - und es gibt da in der Philosophie verschiedene Strömungen.
Ebenfalls unverständlich ist, welchen argumentativen Wert du der Tatsache beimißt, daß einige Wissenschaftler in der Skeptikerbewegung sind. Und nu? Was will der Dichter uns damit sagen? Weil die ja im Skeptiker-Verein sind, wird der Skeptiker Verein dadurch geadelt?
Durch Deine Formulierung:
Tommy in früherem Beitrag schrieb:
Das vermeintliche Sagan-Zitat, das gar nicht von Sagan stammt, er hats nur populär gemacht, gehört nicht zur Wissenschaftstheorie(...)
entstreht der Eindruck, Du wollest Wissenschaft und Skeptiker-Bewegung strickt trennen. Das kannst Du aber nicht, weil viele Menschen in beiden Gruppierungen zu finden sind.
Desweiteren legt diese Formulierungeng
Tommy in früherem Beitrag schrieb:
Der Satz "ungewöhnliche Behauptungen erfordern ungewöhnliche Beweise" stammt von Marcello Truzzi, der jetzt für die "Gesellschaft für Anomalistik" schreibt und diesen Satz nun bedauert, nachdem er gesehen hat, was die *Skeptiker* daraus gemacht haben.
nahe, dass Du irgendwie ausdrücken willst, der Satz wäre sehr jung und könne deswegen nicht Teil der Wissenschaftstheorie sein. Die wörtliche Formulierung mag jung sein. Die Bedeutung aber ist - wie auch Dein Zitat zeigt - sehr viel älter und eben sehr wohl Bestandteil der Erkenntnistheorie. Er ist genau der Bestandteil, der Dir nicht in den Kram passt, den Du deswegen konsequent verneinst und ignorierst.
Die GWUP ist eine ideologisch-weltanschauliche Glaubensgemeinschaft, der es um weltanschauliche Grabenkämpfe geht. Wer das immer noch nicht begriffen hat, mache sich hier kundig. Von einem, der es wissen muß, weil er selbst Gründungsmitglied der Skeptiker war und sich dann irgendwann angewidert zurückgezogen hat:
http://www.skeptizismus.de/syndrom.html
Deine Ansichten über die GWUP und die Quellen, auf die Du Dich dabei beziehst, sind bekannt. Dass die GWUP dazu auch Stellungnahmen schreibt, dürfte Dir auch bekannt sein (mindestens über den oft verlinkten Text von Edgar Wunder):
http://www.gwup.org/infos/themen-na...us-der-gwup?catid=113:skeptikerorganisationen
Aber in Deinen Augen schreibt Wunder ja die objektive Wahrheit und keinesfalls aus verletztem Stolz oder öähnlichen emotionalen Motiven...?
Erkläre mal bitte Russells Teapot und vor allem, inwiefern es hilfreich ist bei der argumentativen Unterfütterung des vermeintlich wissenschaftstheoretischen Prinzips von den ungewöhnlichen Behauptungen, die ungewöhnliche Beweiser erfordern.
Mann, Joey, sei einfach mal ein bißchen logisch. Eine Haushaltslogik reicht bereits.
Wir überlegen mal. Wissenschaft hat seine definierten Wahrheitskriterien. Richtig? Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Wiederholbarkeit. Sind diese Bedingungen erfüllt und kann die nicht falsifiziert werden, hat diese Theorie als wissenschaftlich (bis eine Falsifizierung gelingt) wahr zu gelten , dabei ist völlig schnuppe, ob die Behauptung ungewöhnlich ist oder nicht. Würde das als tatsächlicher Maßstab eingeführt, könnte man den kompletten Wissenschaftsprozess in die Tonne treten. Warum?
Das ist totaler Quatsch. Das ist genau eine Hälfte der Wissenschaftstheorie - die Hälfte die Dir gefällt. Die andere Häflfte ignorierst Du ständig.
Nehmen wir mal ein Beispiel: Du erinnerst Dich an die angeblich überlichtschnellen Neutrinos. Am Experiment OPERA, wollen die Physiker damals festgestellt haben, dass Neutrinos vom CERN ein paar Nanosekunden früher ankamen, als mit Lichtgeschwindigkeit erwartet. Ich kenne ein paar Leute von OPERA - auch welche, die auf dem besagten Paper standen. Niemend von denen glaubte an Überlichtgeschwindigkeit. Sie alle waren überzeugt davon:
Wir machen irgendwo einen systematischen Fehler, den wir übersehen. Vielleicht können uns Leute von außerhalb des Experiments Hinweise geben. Und so war es auch: Es gab hinterher ettliche Paper, die die Zeitdifferenz ohne Überlichgeschwindigkeit erklärten. Letztendlich war es ein profanes lockeres Kabel. Da fragt man sich, wozu der Aufwand?
Der Wissenschaftsprozess, den Du beschreibst, hätte bei dem Messergebnis, wie er bei OPERA war, gesagt:
Prima, lasst uns die Relativitätstheorie vergessen und alle Ergebnisse bisher, die sie bestanden hat. Der Aufwand der Fehlersuche wurde aber nicht getrieben, weil wir die Relativitätstheorie so lieb haben, sondern, weil sie so oft geprüft wurde und alle bisherigen Tests gut bis sehr gut bestanden hat (und sie wird immernpoch geprüft). Damit wird ein Ergebnis über Überlichtgeschwindigkeit zur außergewöhnlichen Behauptung. Die darf man natürlich aufstellen - man muss bei den Belegen aber extrem genau hinschauen. Bei anderen Messungen, die bisherr gut überprüften Theorien nicht widersprochen hätten, hätte man diesen Aufwand nicht gemacht.
Nach Deinen Kriterien sollen wir also alles als gleichweritg möglich bezeichnen, was nicht falsifiziert wurde. Aber auch in dieser Gruppe kann man schon viel vorsortieren und Plausibilitätskriterien anwenden. Popper hat seinen Wissenschaftsbegriff ja nicht nur gebacken, weil er der positivistischen Erkenntnistheorie
Man glaube nur, was direkt bewiesen ist zu Recht misstraute, sondern, weil ihm auch auffiel, dass einige Theorien so formuliert waren/sind, dass sie nicht widerlegbar sind. U.a. übel aufgestoßen ist ihm das bei einigen Anhängern der Psychoanalyse. (auch nachzulesen hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalyse)
Alle Theorien, die nicht-falsifizierbar formuliert sind, können wir also schonmal streichen. Hier kommt auch Russels Teekanne ins Spiel: Russel hat satirisch seinen Glauben an eine Teekanne im Weltraum (im Orbit um die Sonne, die Erde oder den Mars - je nach Nacherzählung) kundgetan und vermerkt, dass niemand deren Nicht-Existenz belegen könne. Also sollte man sie - nach Deiner beschriebenen Wissenschaftstheorie - als gleichweitige Möglichkeit weiterbestehen lassen. (Nebenbemerkung: Mittlerweile gibt es Teekannen im Weltraum - zu Russels Zeiten aber noch nicht).
Dann kommen die, die bisherigen Theorien widersprechen. Sollen wir bei jeder Messung, die bisherigen Theorien zu widerprechen scheint, jubeln und sagen: Prima, lasst uns alles bisherige vergessen? Das ist kein sinnvolles Vorgehen. Da muss man eben dann genauer nach systematischen Fehlern suchen. Und jem ehr man belegen kann, dass die nicht gemacht wurden, kann man verstärkt in vorsichtige Vorfreude ausbrechen.
Dann kommen noch meine Lieblings-Theorien, die ausufernd einen deus ex machina erswchaffen für (angeblich) unverstandene Phänomene. Zum Problem wird ein Problemlöser - eine Zusatzannahme - erfunden. Die Chemtrails gehören u.a. in diese Kategorie. Da verstehen Leute nicht, wieso Kondensstreifen z.B. auch unterbrochen sein können - sie erfinden eine Sprühaktion. Alle Theorien, die zu einer Problemlösung ausufernd etwas neues erfinden, sind deswegen ein wenig unplausibler als Theorien, die ohne auskommen. Sie können natürlcih dennoch wahr sein - aber auch hier muss gut belegt sein, warum. Die Resistenz gegen Verständnis von Kondensstreifen - den hier einige an den Tag legen - reicht da nicht aus.
Im anderen Thread habe ich auch ein alltägliches Beispiel für dieses Konzept der Plausibilität gegeben: Was für Belege würdest Du für welche der folgenden Sätze fordern:
- Da steht ein Pferd auf der Weide
- Da steht ein Pferd auf dem Flur
- Da fliegt ein Pegasus vorbei
- Das Mordopfer wurde aus einem UFO heraus erschossen und die Mordwaffe hinterher in die Hand des Angeklagten gebeamt
Die Aussagen werden immer außergewöhnlicher. Würdest Du die beiden letzten glauben, auch, wenn Du ein "Filmdokument" dazu siehst?
Wenn ich also mehrere Erklärungen für die Nazca-Linien sehen, und eine davon enthält den Besuch von Außerirdischen, während andere plausibel ohne auskommen, so fällt diese Beschreibung in diese Kategorie. Wenn dem Urheber dieser Aussagen dann auch von verschiedener Seite unsauberes Arbeiten nachgewiesen wird (siehe z.B. meine Buchempfehlung weiter oben), wird es noch leichter, der Behauptung zu misstrauen.
Wenn ich Wahrheitskriterien definiert habe, kann ich nicht sagen: Okay, das gilt für die Prüfung des Wahriheitsgehalts von Theorien, aber einige Theorien sind gleicher als andere. D.h., wenn ich eine Behauptung nach allen gängigen wissenschaftlichen Kriterien nachgewiesen habe, kann es nicht sein, daß irgendein Pisser daherkommt und sagt: "Ja, okay, ist intersubjektiv nachvollziehbar und experimentell wiederholbar, aber leider können wir das nicht gelten lassen, weil deine Behauptung ungewöhnlich ist. Und ungewöhnliche Behauptungen erfordern ungewöhnliche Beweise."
Wir können aber auch nicht sagen:
Prima, lasst uns alles bisheri gut überprüfte vergessen. Lasst uns ausufernd neues postulieren. Jedes überraschende Ergebnis belegt das....
Dieser blödsinnige Satz, der weder eine wissenschaftstheoretische noch erkenntnistheoretische Rolle spielt, dient ausschließlich den bornierten Skeptikern dazu, bloß keine These an sich ran zu lassen, das ihr ohnehin brüchiges, provinzielles Weltbild erschüttern könnte.
Der Satz ist in seiner Bedeutung viel älter als Truzzi und Sagan. Er wurde sinngemäß von diversen Philosophen genannt - David Hume, Beltrund Russel und eben auch Carl Popper, um nur einige zu nennen. Er sit damit durchaus Erkenntnistheoretisch sehr relevant - auch, wenn es Dir nicht gefällt.
Archäologie ist eine Kulturwissenschaft und daher mit naturwissenschaftlicher Terminologie inclusive Wahrheitsbegriff nicht zu vergleichen.
Aha? Warum nicht? Weil weniger Experimente und mehr einmalige Beobachtungen gemacht werden? Weil die Ausgrabungen nicht reproduzierbar sind? Das gilt auch für die Astrophysik - und dennoch gilt das als Naturwissenschaft. Es ist natürlich auch schön einfach, die Wissenschaft umzudefinieren... man kann der Belegpflicht nicht nachkommen - heißa, ich nenne es
Kulturwissenschaft oder
Geisteswissenschaft und alle sollen gefälligst zufrieden sein.