K
Kinnaree
Guest
Der Mann trifft auf allen Ebenen ins Schwarze.und gern auch noch mal hier....
" Der Schriftsteller Thomas Glavinic bekam großen Zuspruch, als er auf Facebook davor warnte, FP-Wähler als "Nazis" bezeichnen. Es können ja wirklich nicht alle Nazis sein.
Mich langweilt diese Debatte. Ich frage Sie, was es für einen Unterschied macht, ob einer, der Nazis wählt, ein Nazi ist oder nicht. Hofer ist einer. Punkt. (KURIER.at distanziert sich von dieser Aussage, Anm. d. Red.) Man ist nicht in einer deutschnationalen Verbindung und man trägt keine Kornblume im Knopfloch und man trägt keine weißen Stutzen zur Tracht, wenn man kein Nazi ist. Denn wenn man das alles tut und wirklich kein Nazi ist, dann ist man ein Vollidiot. Also gut, Hofer ist kein Vollidiot. Sagen wir, er bekommt eine Million Stimmen. Wie nennen wir diese Stimmen? Wir nennen sie Stimmen für einen Nazi. Und ob die Wähler, die diese Stimmen abgegeben haben, sich selbst als Nazis bezeichnen oder als Patrioten oder als Volk oder als sonst irgendetwas, ist doch völlig unerheblich!
Dabei glaube ich sogar, dass die meisten keine Nazis sind. Ehrlich nicht! Sie sind Faschisten. Schlimm genug. Oder Idioten. Ebenfalls schlimm genug. Das ist ein mentalitätsgeschichtliches Erbe der Österreicher – nicht die Nazi-Geschichte, das ist ja das Missverständnis, sondern der hausgemachte Faschismus. Nach 1945 wurde entnazifiziert, wie halbherzig auch immer, aber es war klar: Nazi zu sein ist kriminell. Aber wir hatten ja auch den Austrofaschismus, und dieser wurde nie infrage gestellt und aufgearbeitet. Man hat nie einen Konsens auch darüber hergestellt, dass dieser Faschismus eben Faschismus war und Verbrechen begangen hat. Im Gegenteil, er galt nach 1945 als heldenhafter Patriotismus, der sich gegen die Nazis gewehrt hat. Das ist das Problem: Der Patriotismus der Zweiten Republik hat seine historische Herzwurzel im anti-deutschen Austrofaschismus. Darum sind die Strache-Wähler zu Recht entrüstet, wenn man sie Nazis nennt. Sie sind Patrioten, die nicht wissen, dass sie Faschisten sind, die nicht verstehen, was an Patriotismus schlecht sein soll, und die eben gelernt haben, dass Faschismus der größte Patriotismus ist. Als Austropatrioten wählen sie dann eben auch Nazis, wenn die es sind, die ihre austrofaschistische Mentalität bedienen und ihnen sagen "Österreich zuerst".
Es langweilt mich so! Dieses Verständnis-Getue à la "Wir müssen den Leuten zuhören" und "Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen". Ja, eh! Aber warum nur die Sorgen der Faschisten? Warum nicht auch meine Sorgen? Warum nicht die Sorgen der Van-der-Bellen-Wähler? Warum nicht die Sorgen all der engagierten und aufgeklärten Menschen, die gegen die Hetz-Meuten noch immer eine solidarische Zivilgesellschaft verteidigen? Warum nicht die Sorgen der weltoffenen und aufgeklärten Menschen, die wissen, dass in Österreich der Ruf nach einem "nationalen Schulterschluss" eine gefährliche Drohung ist? Warum nicht die Sorgen der Lehrer, die in der politisch verschuldeten Bildungsmisere mit all ihrem Einsatz buchstäblich Menschenleben retten? Was ist mit diesem Land passiert, dass der Satz "Die Sorgen der Leute ernst nehmen" nur noch bedeutet, die Sorgen der Faschisten und Idioten ernst zu nehmen?"
http://kurier.at/kultur/menasse-der-nationale-weg-fuehrt-ins-desaster/200.120.984