Ok, wir sind natürlich bei Juristensprech jetzt. Alles so harmlos interpretieren, wie es die deutsche Sprache irgendwie zulässt, egal ob es Sinn macht oder nicht. Habe ich erwartet. Natürlich kannst daraus nichts machen, dass ihm wirklich das Amt kosten kann.
Es gibt aber subtile klare Äußerungen, die einem Sorgen machen müssen.
Ist genauso wie bei Erdogans Türkei, wo davon gesprochen wird, dass in Europa auch Religionskriege beginnen könnten. Hört sich an, als wäre es eine objektive wissenschaftliche Betrachtung, auch wenn es sicherlich eine passiv aggressive Drohung ist.
Wenn ein Bundespräsident sagt, dass wir in Zukunft ALLE (wird ja wiederholt) bitten MÜSSEN ein Kleidungsstück zu tragen, wenn etwas anderes nicht aufhört, dann ist das die Form einer Drohung: Wenn mein Volk etwas nicht so macht wie wir wollen, müssen wir sie bitten? diese Sache in anderer Form mitzutragen (im wahrsten Sinne des Wortes mitzutragen). Ist das eine Drohung, oder nicht? Sicher wird einem dabei jedenfalls unwohl.
Und selbst wenn es irgendwie eine "ironische Zuspitzung" war, ist es nicht die Aufgabe eines Staatschefs Aussagen zu tätigen, die in ein Kabarett gehören bzw. solche Interpretationen mehr als zulassen. Nehme ich "ihm" (bzw. deine Interpretation) aber nicht ab. Diese Leute haben keinen Humor meistens.
Angenommen, es wird tatsächlich nicht weniger "phobisch" (bzw. jede Kritik ist da schon unerlaubt und fällt darunter), und der österreichische Bürger muss dann offensichtlich dazu gebeten werden. Was für einen Eindruck würde das in einer säkularen Demokratie machen, und würden Frauen unter Druck geraten, die dem nicht folgen? Gibt es dann bei den Grünen dort nicht nur einen Veggieday (wäre nicht das erste Mal, dass man Leute nötigen will) sondern auch einen

-day? Ist eine Verweigerin dann zumindest eine politisch unkorrekte "unsolidarische Person", oder eventuell gar eine Rechte auch? Persona non grata?
Klar ist jedenfalls, dass sich Fanatiker über die Aussagen gefreut haben müssen. Es wurde nämlich in den Raum gestellt, dass ein Staat das Recht hat Kleidungsvorgaben zumindest im Prinzip ALLEN zu empfehlen. Das ist schon ein Dammbruch. Dabei ist auch entscheidend, dass dabei generalisiert wurde. Er hat nicht den Anhängern etwas empfohlen, was sie tun könnten um eine Situation in seinen Augen zu verbessern. Es war eine Aussage an und für das ganze Volk.
Und wäre es ok, wenn wir den Trägerinnen hier erzählen würden, dass sie es aus Solidarität ablegen sollen, weil andere Frauen in bestimmten Ländern mit Repressionen zu rechnen haben wenn sie ohne dieses Kleidungsstück herumlaufen? Nein, sicher nicht. Und wer den Vorschlag tatsächlich machen würde, würde von der anderen Seite attackiert und bestimmt als intoleranter Rechter bezeichnet. Daran sieht man schon wie skandalös Van der Bellens Aussagen sind.
Es ist eindeutig ein Skandal, und da kannst du um den heißen Brei herum reden wie du willst.