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Eine fröhliche Legung zur Erbauung -
E. Drabeck (Band 2 - Die Magischen Karten)
Es war das erste Mal, dass ich ins Schleudern kam und nicht wusste, wem welche Karte zuzuordnen ist. Sie war das unjungfräulichste Wesen, das man sich vorstellen kann und gab mir freimütig noch vor der Legung zu verstehen:
"Das müssen Sie wissen, denn sonst kennen Sie sich in dem Durcheinander in meiner Legung nicht aus. Ich lebe mit meinem Mann zusammen, den ich liebe und nie verlassen werde. Ich habe zwar einen Liebhaber, aber da läuft nichts mehr zwischen uns. Er ist impotent, aber immer noch mein bester Freund. Zwischendurch war ab und zu einen Dämmerstunde bei meinem Narchbarn dran. Er ist ein ganz lieber, bescheidener Mann, der eine sehr böse, ständig nörgelnde und schimpfende Frau hat. Ich will keineswegs die Ehe durcheinander bringen, ich will dem armen Teufel ab und zu was Liebes tun."
Ich begann mit einer Strichliste, denn sie plauderte und lächelte und ein Ende war nicht abzusehen.
"Ja - und dann noch letzten Herbst. Da habe ich mich verliebt, dass alles andere dagegen Null war. Ich habe mich in einen um 14 Jahre jüngeren Mann verliebt. Er ist aufregend und seine Liebe beglückend. Aber ich muss jede Minute mit ihm genießen., denn es wird nicht lange mehr dauern, fürchte ich. Er versteht meine Situation überhaupt nicht. Das macht mich krank. Ich empfand seinen Heirantsantrag als unmoralisch. Ach ja, da war doch noch mein Chef. Mein Chef hat mich gestern gebeten, ob er mir bei sich zu Hause einen ganzen Berg von Privatpost diktieren dürfe. Es kam aber nicht dazu. Wir liebten uns wie toll und freuen uns auf das nächste Mal. Ich will wissen, wie es mit mir weitergeht, ich will wissen, was ich machen soll. Manchmal bekomme ich Angst vor meinen spotanen Liebesanfällen."
Während sie mischte, rechnete ich auf meinen Fingern nach, ob ich überhaupt genug männliche Personenkarten werde auftreiben können. Ich verglich mit meiner Strichliste: der Herr 28, der Bär 15, der Hund 18, der Reiter 1. Hatte sie aber nicht sechs Männer genannt? Himmlische Güte, das konnte ja heuter werden.
Zunächst der Ehemann: Herr 28
Unerotisch gewordenen Freund: Hund 18
Nachbar für Dämmerstunden: Reiter 1
Liebhaber vom letzten Herbst: Bär 15
Chef: Turm 19
In so einem Fall ist man auf eine Liste angewiesen, denn sonst bringt man am Ende die Liebhaber durcheinander. Sie hob ab - und prompt hatte ich auch meine Bescherung. So viele Liebhaber auf einen Haufen! Ich bemühte mich krampfhaft, mich zur Ordnung zu rufen und wurde sanft unterbrochen.
"Da liegen sie - fast alle - friedlich vereint", stellte sie fröhlich fest.
Bär 15, Hund 18, Reiter 1
Um die Katastrophe irgendwie abzurunden, war noch das Herz heruntergepurzelt. Ich konnte nicht mehr an mich halten und musste lachen. "Das sind - nun ja - drei Freunde" Ein Blick auf den Spiekzettel und ich fuhr fort: Der Bär, als Freund vom letzten Herbst, könnte wohl an erster Stelle bei Ihnen stehen. Ist das so?"
"Sehen Sie" rief sie begeistert aus, "ich liebe alle meine Männer ganz doll!" Das war die Wahrheit, nichts als die spontane Wahrheit. Und genau so sah ihr Kartenbild aus. "Ohne eine Bevorzugung?" Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine kleine steile Furche, da sie angestrengt nachdachte. "Es klappt nicht, ich könnte mich nie für einen mehr oder für den anderen weniger entscheiden. Jeder einzelne ist so süß, so - so begehrenswert - jeder einzelne ist meine ganz, ganz große Liebe."
21 12 31 34 27 22 01 24
26 33 16 29 36 03 11 20
08 09 32 13 18 19 25 14
30 10 17 07 28 35 04 23
__ __ 15 06 05 02
Dame und Fuchs: bei den Fersen, Mogeleien, Ausreden - warum nicht, wenn das ihr Leben erleichterte.
Diagonalen: Hemmungen hatte sie so gut wie keine, die hatten die Mäuse aufgefressen (21-23) und wenn sie liebte, dann liebte sie spontan ohne Skrupel und ohne Vorbehalte (24-30-10).
Die Mittelkarten: Ihre Sorgen lösen sich auf (29 bei Auflösungskreuz 36). Aber machte sie sich Sorgen? Hatte sie überhaupt welche? Sie, die Frau, die so viel Heiterkeit ausstrahlte? Es kam mir eher vor, dass die Lilien gelb vor Neid wurden, wenn sie sahen, dass es ein Wesen gab, das noch sorgloser lebte als sie. Ich machte meinen Lieblingsfehler und behielt es (vorerst) für mich.
Ihre Eigenschaften: sie lebte in voller Zufriedenheit, war gutgläubig und kindlich naiv, ein guter Kamerad. Doch dieses Kreuz im Rücken - es sah aus, als würde sie an etwas zu tragen haben, schwer zu tragen haben. Ich blickte die Reihe hinab und kam über den Hund 18, also ständig, treu ergeben, zu ihrem Ehemann - und dem Baum 5, der von der dunklen Wolke 6 eingehüllt war.
Zögernd kam es über meine Lippen, dass es ihm nicht so gut geht. Sie bestätigte, dass ihr Mann Rollstuhlfahrer sei, vlt bald ganz bettlägerig sein werde - und dass sie ihn mehr liebt als alles andere auf der Welt.
Ich sah, dass diese senkrechte Reihe direkt unter dem Kreuz 36 lag, dem Karmakreuz (Anm: Karmakreuz nennt Drabeck es, wenn das Kreuz darüber liegt). Das bedeutete, dass das Zusammensein mit ihrem Mann ein karmischer Auftrag für sie war, den sie impulsiv hervorragend zu lösen imstande war. Karmakreuz 36/18 für ständig/5 für den Rest ihres Lebens. Deshalb schwieg ich.
Ich sagte lediglich: "Ihr Ehemann und Sie - Sie sind karmisch zusammengefügt". Sie lächelte versonnen: "Ich dachte mir so etwas Ähnliches". Ich bat sie noch, ihre Körperpflege nicht zu vernachlässigen. Dazu gehöre auch, bald einen Frauenarzt im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung aufzusuchen (Sarg 8, Blumen 9 als Gewächs, Geschlechtsorgane 30, Sense 10 als Operation). Das ist das Äußerste, was gesagt werden darf.
Irgendwann, so zwischenduch, stand sie auf und ging in die Küche, rief mir zu, ob ich Kaffee oder Tee bevorzuge, bot mir großzügig von meinen Plätzchen an - und ich konnte es ihr nicht verübeln. "Heute werden Sie von mir verwöhnt!" rief sie aus und strahlte übers ganze Gesicht. Es war alles so selbstverständlich, so lieb gemeint - dass ich noch heute mit Freuden an sie zurückdenke.
Erfreuliches konnte ich ihr auch noch berichten. Da war das Geld (34 Fische -Sonne 31-12 Vögel für die Zahl 2, Sterne 16, Mond 32) etwa runde 200.000 DM würden auf sie zukommen. Nein, kein Lottogewinn. Der Brief 27 daneben mit den Wegen 22, die Entscheidung, das sah mir eher nach einer Hinterlassenschaft, einem Erbe aus.
"Doch nicht Tante Milly!" rief sie entsetzt aus. "Nein, nein. Ich verzichte gerne auf das Geld, denn sie ist die liebste und feinste Frau, die ich je kennen gelernt habe. Sie war ziemlich of verheiratet. Immer nur reiche und sehr vornehme Männer. Sie pflegt zu sagen: "Rudi und Willi hinterließen mir ihren Reichtum. Aber Klaus, Graf von der Felsenburg, gab mir seinen Namen" Sie ist duch ihn Gräfin geworden, hat aber sozusagen sein Wappen vergoldet. Sexappeal wucherte, offentsichtlich in dieser Familie. Sie liebte immer alle ihre Männer" Das passte auch auf sie.
Ich sah noch, dass die Sorgen bald weichen würden (Wolken 6- Baum 5- Klee2) " Sie sollten das Vermächtnis ihrer Tante, die sie genau so liebt wie Sie es tun, nicht verschmähen. Was würden Sie denn damit anfangen?". Es folgte eine lange Liste, von allden Dingen, die sie führ ihren Mann schon immer kaufen wollte. "Dann wäre ich nur für ihn da. Vlt noch eine Krankenschwester oder einen Pfleger stundenweise. Mal sehen".
Sie möge vorsichtig sein, mit fremden Leuten in der Wohnung. Ich hatte in der letzten Reihe die Kombi für Diebstahl entdeckt (Fuchs 14 - Mäuse 23 senkrecht).
Ich bat sie, sie möge sich nicht ändern, sie möge immer nur sie selbst bleiben. Denn mit jeder Verleugnung ihres Selbsts trüge sie nur zu einer Selbstzerstörung bei. Dieses goldblonde Mädel mit den kornblumenblauen Augen, das in ihrem knapp sitzenden roten Sommerkleid so unglaublich begehrenswert aussh. Ein herzförmiges Sesichtchen, runde Schultern und eine stramme Brust und runde Hüften, die sie bei jedem Schritt zu schwingen verstand. Sie hat mich etwas gelehrt: immer ich selbst zu sein, herzlich und mit Freuden alles zu tun. We das kann - seufz - hat einen gerüttelt Maß Vorsprung.
Sie ging lachend und dankte mir für den schönen Nachmittag, den sie sehr genossen hatte. Dabei hätte ich ihr zu danken gehabt, was ich auch tat. Ich dankte ihr für die Frische und den wohltuenden Wirbelwind, den sie mitgebracht hatte.