Ich finde das sehr interessant, was du hier schreibst, lieber Drebberwocky.
Trennst du zwischen Jesus und der Bibel?
Danke, liebe Wandersocke - und ja, ich trenne zwischen der Bibel und Jesus.
Für mich ist die Bibel einfach nur eine Sammlung von alten Schriften unterschiedlichster Autoren. Vor Jahren habe ich mich mal tief da reingekniet und kannte mich ganz gut damit aus, was von wem und wann im AT zu finden ist. Auch welche Teile in noch älteren Schriften wurzeln können und was weiß ich nicht noch alles. Und natürlich auch verschiedene Thesen von verschiedenen Forschern.
Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der mit Abstand größte Teil für mich komplett unwichtig ist und am besten keinen Speicherplatz in meinem Gehirn mehr belegt, wir wissen alle, was volle Speicher mit der Leistungsfähigkeit eines Computers machen.
Vom NT habe ich nur die vier Evangelien 'behalten' und vom AT die Genesis. Der Rest ist (für mich) Erzählungen aus alter Zeit, von denen im Grunde eh keiner weiß, wer sie genau geschrieben hat und was daran wirklich passiert ist - und wie. Wir wissen schließlich alle, was aus Geschichten werden kann, wenn sie von vielen weitergetragen werden können.
Ich finds total in Ordnung, wenn Menschen dran glauben, aber ich tu es halt nicht. Außerdem ist es eigentlich auch egal für mich, es ändert ja nix an meinem Leben.
Natürlich sind die einzigen Informationen über Jesus die in der Bibel dargelegten.
Ich hatte Ende der 90er die Idee, mich mal nur auf die überlieferten Zitate von ihm zu konzentrieren und alle weiteren Erklärungen dritter wegzulassen. Dabei war mir auch das sogenannte Thomas-Evangelium wichtig, schon weil das ja nur solche Zitate enthält. Ich dachte, dass die einfachen Menschen damals ja auch niemanden brauchten, der ihnen die Reden von Jesus "übersetzt", warum also sollte ich sie heute brauchen?
Dann habe ich seine Gebote in den von mir schon genannten Reim zusammengefasst und mich exakt daran gehalten. Also: Liebe Alles was Ist mit Allem was du Bist und beginne bei dir - im Jetzt und im Hier. Am Anfang war das echt schwer, aber im Laufe der Zeit wurde es leichter für mich. Interessanterweise habe ich - je weiter ich kam - auch das Thomas-Evangelium immer besser verstanden. Es hat mich einfach komplett umgekrempelt und heute kann ich sagen, dass seine Lehre zumindest bei mir echt funktioniert. Ich sehe die Welt aus ganz neuen Augen und das gefällt mir ausnehmend gut.
Natürlich sind die einzigen Informationen über Jesus die in der Bibel dargelegten. Aber wenn der "spirituelle" Jesus im Herzen ist, dann ist der Wortlaut der Bibel vielleicht gar nicht mehr so wichtig und ich kann "jesusgläubig" sein, ohne unbedingt "bibelgläubig" zu sein.
Absolut! Ich gehe sogar soweit, dass sich Moses und Jesus total widersprechen.
Ich kann nicht Gebote aufstellen und nicht-urteilen. Es funktioniert einfach nicht. Wenn ich alles in Liebe annehme, kann ich niemanden als Sünder verurteilen. Natürlich ernte ich diesbezüglich Widerspruch ohne Ende, aber für mich steht fest, dass ich nur einem Herren dienen und nur ein Pferd reiten kann und das ist in dieser Frage definitiv nicht Moses. Außerdem brauche ich diese ganzen Gebote nicht, wenn ich alles in Liebe annehme. Für mich gilt nur:
Liebe alles was ist mit allem was du bist und beginne bei dir - im Jetzt und im Hier.
Punkt.
Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine. Dieser Gedanke kam mir ganz unmittelbar, nachdem ich deinen Post gelesen habe.
Ich denke schon, deine Antwort hat mir ausnehmend gut gefallen. Und ich hoffe, dass du auch meine Antwort irgendwie verstanden hast. Falls Unklarheiten herrschen, frag einfach nach.