Ich arbeite am selben arbeitsplatz, die selben Aufgaben etc. Nur von 20h jetzt 38.5. Hab einfach das gefühl es nicht hinzukriegen.
Meine Wohnung ist grad eine ziemlich große Baustelle. Renoviere gerade. Aber das nehme ich als sehr positiv auf weil ich mich schon freue wenn alles fertig ist!
Ich glaub es ist nur die Arbeit und vielleicht einfach ein generelles Tief. Jahreszeitlich bedingt vielleicht weil der graue Herbst nicht so meins ist....
Nun ja, doppelte Arbeitszeit - und wie sieht es aus mit dem Abschalten? Ich meine: wenn ich um 16 Uhr nach 8 Stunden Arbeit fertig damit bin, dann brauche ich erst mal so etwas wie ein Ritual, das mir sagt: "ich habe fertig". Und dann vielleicht noch ein zweites Ritual, mit dem ich mir wieder etwas Energie zusammensammele. (Das kann durchaus auch ein Sich-Hinlegen für 30 Minuten und eine Tasse Kaffee sein.)
Oder wenn ich etwas direkt hinten dranhänge, dann versuche ich, meine Wahrnehmung von der Arbeit wegzulenken und auf das Äussere. Also nehme ich z.B. das Rauschen der Bäume wahr, höre mich da hinein, nehme wahr, was ich in der Natur oder in der Stadt sehe, lenke also meinen Fokus immer wieder auf etwas Anderes. Ganz bewußt. Weil ich sonst nämlich dazu neige, immer wieder die Energie weiter zu leben, mit der ich mich in den ersten 8 Stunden des Tages aufgeladen habe. Und dann bin ich zu schnell, und nach einer Weile dann lustlos, energielos, weil ich meine Anspannung nach dem Arbeiten nicht gewechselt habe.
Was mir auch hilft ist ein Kleidungswechsel: Arbeitskleidung und Freizeitkleidung. Wenn ich z.B. einen Anzug anziehen muß, dann kann ich diesen und alles, was ich in ihm heute getan habe, abends ausziehen, die Beine hochlegen und im Bademantel gemütlich den Abend verbringen. Hatte ich dagegen einen Jeanstag, dann lasse ich meine Klamotten bis abends meist an. Weil der Tag dann auch ruhiger war, nicht so belastend. Aber: an manchen Tagen ziehe ich mich trotzdem um, z.B. wenn ich in meiner Kleidung belastende Situationen heute erlebt habe. Ich wechsele dann die Kleidung und lege bewußt die Rolle ab, die ich ausgehalten habe und die durch meine Kleidung repräsentiert war.
Und: je nach Art der Tätigkeit erlebt man durch die Arbeit gesundheitliche Einschränkungen. Wenn man z.B. 40 Stunden in der Woche auf einem Stuhl in einem Büro hocken muß, ist dies unweigerlich und auf jeden Fall so. Der Rücken und der gesamte Bewegungsapparat leiden insbesondere bei der Computerarbeit heutzutage. Die Körperwahrnehmung schwindet, die Atmung wird flach, die Büro-Ernährung tut das Übrige hinzu und schon ist der gesamte Bioorganismus veranlagt, zur Müllkippe zu werden.
Daher: Sport. Sozusagen. Was der Mensch drei- bis viermal pro Woche braucht ist ein Antreiben seiner Organe hin zu einem leichten Schwitzen über einen längeren Zeitraum. Ansonsten wird ein menschlicher Körper schal über die Jahre, die Giftstoffe sammeln sich an, man wird träge, zu fett, unbeweglich, unharmonisch und häßlich anzuschaun. Sind wir ehrlich. Was dagegen hilft ist Sport allein. Man muß die Organe in Schwung bringen, sonst bringen sie ab einem Alter von spätestens 30 automatisch täglich weniger Leistung. Man kann dann zusehen, wie man erst depressiv wird und dann organisch krank. Ganz einfach nur, weil man die Organe nicht verwendet so, wie sie es brauchen.
Tja, und das muß man alles erst (wieder) lernen, wenn man viel Zeit für sich selber hatte und nun weniger. Man muß in kürzerer Zeit diejenige Befriedigung und Befreiung finden, die man zuvor in längerer Zeit vielleicht noch gar nicht erreicht hatte. Denn man hat ja eine ganz andere berufliche Belastung jetzt.
Beispiel: wenn ich zuvor viel Zeit hatte, herum zu sitzen, zu lesen, zu sinnieren, mein Gefühl und mein Sein zu erforschen, und gehe jetzt wieder voll in den Job, dann werde ich nicht mehr dazu kommen, Obiges zu tun. Das Problem ist aber, daß mein Gehirn und der gesamte an ihm hängende Organismus ja gewohnt ist, täglich diese Arbeit an mir selber auszuführen. Das Gehirn und damit das gesamte System der Hormone und Organfunktionen wird daher sozusagen nicht mehr "befriedigt".
Die Krux ist, daß die Zeit nicht mehr wird. Daher muß man "Umlernen", neue Techniken finden, um mit dem eigenen Inneren usw. umzugehen. Und in der Tat fällt in einem durch Sport glücklichen Körper ganz viel Grübelei einfach so weg. Ungefragt, einfach nur durch Sport geht ganz viel in einem weg, was vorher da war und das man meinte zu sein: die ganzen Probleme, die ganze Grübelei, das es-sich-nicht-zutrauen und so weiter: alles futsch durch Sport.
"Ausgebrannt" - nun kann man denken: wo kein Feuer, da auch kein Sport. Aber das Gegenteil ist der Fall. Denn durch Sport, durch Bewegung entsteht Feuer in uns. Durch Stimulation also wird unser Organismus aktiv und durch Stimulation erhalten wir unser Feuer wieder. Und nicht etwa durch Pausieren und ein Zurückfallen in Altes. Das muß man begreifen, denke ich, dann kann man Wege finden, sich gesund so zu betätigen, daß das Feuer stets auf einer kleinen Flamme brennt. Mehr muß ja nicht sein: die Heizung muß nur anspringen können, sie muß nicht laufend auf Hochtouren laufen. Aber wenn die Zündflamme abgeschaltet ist und nicht durch Stimulation ein Feuer entsteht, dann fühlt man sich "ausgebrannt".
Und zur Baustelle fällt mir ein: bei aller Freude ist die auch eine Belastung. Daher würde ich mich mal kontrollieren: mache ich genug Pause, tue ich oft und lange genug "nichts"? Das wäre ja dann Pause. Viele Menschen verwechseln Ablenkung und Etwas-Anderes-Tuen mit Pause, aber Du solltest Pause machen lernen, wenn Du 40 Stunden und mehr arbeitest.
lg,
Trixi Maus