Arbeiten mit den egun

P

Palo

Guest
Nachdem das Wort Nekromantie ja hier schon aufgetaucht ist, erlaube ich es mir mal kurz auf die Divination mit den egun (den Ahnen) einzugehen und vorzustellen, so wie ich sie innerhalb der Regla Ocha (Santeria) gelernt habe.

Die einfachste Form des Orakels ist die, die auf eine Frage die Antwort ja oder nein erhalten will.
Eine gute Möglichkeit Obi zu befragen ist z.B die Frage nach, ob das Ebo (Opfer) angenommen wurde.
Törichte Fragen wie, hat der nächste Partner eine blonde oder braune Haarfarbe sind wohl eher etwas, was man getrost auf sich zukommen lassen sollte und keinesfalls etwas, um das Orakel zu befragen.
Auch Fragen nach dem eigenen Tod oder dem Tod von Menschen sind prinzipiell nicht zu stellen!

Die Kokosmilch verwendet man um Ori (den Kopf) zu erfrischen.
Mit einer kreideartigen Substanz, dem efun werden sich vorab die Hände gereinigt und omi (Wasser) und Kerzen plaziert.
Die Kokosnuss wird geknackt und in 4 einigermaßen gleichgroße Stücke geteilt.
Ein weiteres 5. Stückchen wird für die Anrufung der egun (Ahnen/Geister) benötigt.
Die Namen der Ahnen werden der Reihe nach aufgeführt und zwar in der Reihenfolge des ältesten verstorbenen Ahnen, an den man sich erinnert, bis hin zum Jüngsten. Bei weiblichen Ahnen wird der Mädchenname ebenfalls genannt.

Auch wenn es prinizipiell Nicht Eingeweihten erlaubt ist, Obi zu befragen, sehe ich davon ab, die genaue Abfolge zur Aktivierung des Orakels hier anzuführen, da ich denke, man sollte auch hier, wie Stephan mein Bruder ja immer wieder gerne erwähnt, folgendes beachten: "Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie bitte Ihre Iyalorisha, Ihren Babalorisha oder Ihren diensthabenden Awo."
Obi zu befragen ist keine witzige Angelegenheit, sondern man nimmt Kontakt zu den Geistern, die man ruft, auf. Es kann auch vorkommen, dass sich etwas dazwischenmogelt, weil es einen Grund gibt und eventuell man auch hier nachfragen sollte, das sind allerdings Energien, die man recht gut erkennen kann.

Ist das Obi aktiviert, so kann man mit der Befragung beginnen. Hat man alle Fragen gestellt und Antworten erhalten, befragt man erneut, ob das Orakel geschlossen werden kann. Ist die Antwort nein, sollte man auch hier nachfragen, denn scheinbar gibt es noch was zu klären.

Abfolge:

Wirft man nun diese 4 Teile, erhält man 5 Möglichkeiten, wenn man von der Reihenfolge und der Frage, ob die "männlichen" oder die "weiblichen" Oberflächen bei den mit der Innenseite nach oben liegenden Teile zu sehen sind, absieht:

Alle oben (weiß): Alafia

Alle unten (dunkel): Oyeku

2 weiß/ 2 dunkel: Ejife

3 weiß/ 1 dunkel: Etawa

1 weiß/ 3 dunkel: Okana



Alafia bedeutet ja

Oyeku ist ein klares nein

Ejife ist ein absolutes ja

Etawa als Antwort bedeutet vielleicht und man sollte nachfragen. Sollte die Antwort wieder Etawa sein, ist die Antwort ein ja

Okana ist ebenfalls nein

Landet eines oder mehrere Stückchen auf der Kante, muss erneut gefragt werden, ebenso verfahre ich, wenn die Stückchen mal übereinander liegen.

Auf den korrekten Abschluss sei hingewiesen, da es nicht selten vorkommt, dass etwas noch anwesend ist und bleibt.

Maferefun egun!
Palo
 
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Palo schrieb:
Nachdem das Wort Nekromantie ja hier schon aufgetaucht ist, erlaube ich es mir mal kurz auf die Divination mit den egun (den Ahnen) einzugehen und vorzustellen, so wie ich sie innerhalb der Regla Ocha (Santeria) gelernt habe.

was für eine Sprache ist denn das!? (egun, Ejife, Etawa, omi, ori, ...)
und was ist diese(s) Regla Ocha (Santeria)!?
 
PurpleHaze schrieb:
was für eine Sprache ist denn das!? (egun, Ejife, Etawa, omi, ori, ...)
Dies ist Yoruba, die Yoruba sind ein Volksstamm in Westafrika.
und was ist diese(s) Regla Ocha (Santeria)!?
Was die Santeria ist, lässt sich nicht in 2 Sätzen erklären. Ich füge daher der Einfachheit halber mal 2 Links mit bei:
http://www.varunaholzapfel.de/santeria.html
http://www.ochemusic.de/artsant.htm

Kurz und knapp, Santeria ist ähnlich wie auch Voodoo eine Religion, deren Ursprünge in Westafrika liegen.
Aufgenommen wird man in die Santeria mittels einer Initiation, die mit einer Taufe gleichzusetzen ist. Somit wird man Mitglied (Ahijado oder auch Godchild genannt) der Gemeinschaft und steht von nun an unter ihrem Schutz. Man gehört einem ile (Haus) an, dem entweder die madrina oder der padrino versteht. Sie sind die spirituellen Paten, die den Schützling von nun an begleiten und ausbilden, ebenfalls dafür Sorge tragen, dass ihm/ihr während der Zeit des Lernens kein Leid geschieht.
Die Entitäten heißen im Voodoo loa und sind reine Energiewesen, die niemals inkarniert waren, die orisha hingegen sind eine Art von vergöttlichten Ahnen und einer kosmischen Urkraft.
Geschichten über die orisha werden als Pataki bezeichnet. Diese Patakis sind kurzweilige Geschichten, die u.a. über das Leben als Mensch bis hin zur Geburt des orisha erzählen.
Die orisha haben wie wir Menschen ihre Stärken und Schwächen und werden in einzelne caminos (Pfade) unterteilt.
Die loa hingegen werden in die ruhigen gemäßigten Rada und die heißblütigen Petwo Loa untergliedert.
Im Voodoo wie auch in der Santeria geht man davon aus, dass es einen Schöpfergott gibt. Allerdings gibt es weder im Voodoo noch in der Santeria eine Form der Erlösung wie man sie im Christentum kennt.
Santeria ist sehr liberal. Es steht jedem Gläubigen frei, weiterhin an katholischen Gottesdienst teilzunehmen, oder sich dem Christentum verbunden zu fühlen.

Grüßlies
Palo
 
Hallo Palo!
Das ist wirklich sehr interessant was du schreibst.
Leider bin ich in Divinationstechniken nicht sehr geübt und scheinbar auch nicht sehr talentiert, aber trotzdem beschreibst du ein interessantes Ritual.

Wo kann man sich über diese Art der Rituale denn näher informieren? Auch die Hintergrundgeschichte wäre sehr interessant! ;)

Gruß,
Cipher
 
:danke: für deine ausführliche Antwort!

Ist zwar nicht mein Ding, aber ich akzeptiere deinen Glauben! ;)

PS: Dazu braucht man doch nicht unbedingt Kokosnüsse...

mlg -HaZe
 
Hallo Cipher,
Cipher schrieb:
Das ist wirklich sehr interessant was du schreibst.
Merci :)
Leider bin ich in Divinationstechniken nicht sehr geübt und scheinbar auch nicht sehr talentiert, aber trotzdem beschreibst du ein interessantes Ritual.
Nun es gibt ja zig verschiedene Arten von Divinationsmethoden, dies ist nur eine von vielen.
Wo kann man sich über diese Art der Rituale denn näher informieren? Auch die Hintergrundgeschichte wäre sehr interessant!
Nun das Ritual an sich habe ich ja aufgeführt, ich habe nur davon abgesehen die genauen Ablauf für die Aktivierung zu notieren.
Ob es für dich sinnvoll ist, obi zu befragen, oder es dir überhaupt erlaubt ist, selbiges zu tun, kann ich dir nicht beantworten und möchte dies auch nicht. Ich denke dies sind dann Dinge, die du im Gespräch mit einer santera/santero persönlich klären solltest.

Die Hintergrundgeschichte muss ich selber nachschauen, denn es gibt viele Geschichten und ich kann das im Moment nicht wirklich beantworten. Werde aber mal schauen oder nachfragen und es dann gerne nachreichen.

Grüßlies
Palo
 
PurpleHaze schrieb:
Dazu braucht man doch nicht unbedingt Kokosnüsse...

*gg* Ein Apfel heißt und schmeckt wie ein Apfel, wenn es ein Apfel ist, ansonsten hieß das Ding Banane, Mandarine oder sonstwie.
Du kannst natürlich auch Glühwürmchen, Gummibärchen, Teddies oder was dir einfällt versuchen zu befragen, hat dann aber nichts aber auch rein gar nichts mehr mit dem obi Orakel zu tun.

Du wirst auch sicher Antworten erhalten, alleine schon aus dem Grund, weil sie auf eine Seite fallen, haben aber nichts mit Arbeiten mit egun zu tun, so wie ich es hier vorgestellt habe.
Antworten die man erhält sind in aller Regel prüfbar oder treten in allernächster Zeit ein und das ist der Unterschied.

Grüße
Palo
 
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Hallo Cipher,

ich habe mal die alten Beiträge aus dem orishanet durchforstet, wo es mal zu einer ähnlichen Frage, nach dem woher gekommen ist. Ich kopiere die Texte mal hier rein, da man im orishanet angemeldet sein muss und somit eine Verlinkung in dem Fall nichts bringen würde.

Original Stella:
Die Kolanuss (Ozioma Nwachukwu)
Die Kolanuss (auf Igbo Oji) wächst auf dem Kolanussbaum (Cola acuminata Sterculiaceae) in einer bohnenartigen Schale. In dieser Schale befinden sich 4 bis 5 Kolanüsse. Die Nuss ist trocken, schmeckt bitter und hat rote, gelbe oder leicht grüne Farbe. Sie enthält Nikotin, und sollte gut für den Magen und für die Verdauung sein.
Die Kolanuss ist eines der heiligsten Symbole in der Igbo-Kultur, denn sie steht für das Leben und für die Gemeinschaft schlechthin. Die Igbo glauben, dass in der Kolanuss Gott, die Götter, die Ahnen und die Menschen, sowie die Tiere, Pflanzen und Dinge symbolisch präsent sind. Sie ist daher sozusagen ein Mikrokosmos. Wer die Kolanuss in seinen Händen hält, hält das Leben in seinen Händen und muss daher der Kolanuss die gebührende Ehre und Respekt erweisen.
Die Kolanuss kommt vor allem beim Morgengebet der Familie zum Einsatz. Dort beginnt der Familienvater oder der Älteste das Gebet, indem er sie segnet und mit allen teilt. Die Kolanuss wird auch bei Versöhnungsriten, bei der Namengebung von Kindern, Einrichtungen und Sachen, bei Weihehandlungen, bei der Eheschliessung, bei Bundesschlüssen, Beeidigungen oder Zeugenaussagen und als Empfangsgabe für Gäste und Begrüssungsgabe bei Versammlungen gebraucht.
Kommt ein Gast zu Besuch, dann wird ihm nach dem Wort- und Handgruss und dem Platznehmen die Kolanuss präsentiert. Sie ist ein Symbol des herzlichen Willkommens und eines offenen wohlwollenden Herzens gegenüber dem Gast. Die Kolanuss darf nicht zurückgewiesen werden. Sie wird bei Versammlungen von Männern und Frauen nur den Männern in die Hand gegeben (patriarchalisches Verständnis der Lebensweitergabe!). Nun darf der Gast (die Gäste) über die Kolanus Gebete sprechen, anschliessend wird sie zerkleinert und allen zum Essen angeboten. Die Teilnahme am Essen ist ein Bekenntnis zur anwesenden Gemeinschaft, zum guten Willen und wahrhaftigen und gerechten Umgang miteinander. Nach dieser Zeremonie wird dann der Grund für den Besuch oder die Versammlung besprochen.
Bevor die Kolanuss gebrochen und geteilt wird, darf sie den verschiedenen anwesenden Männern oder Vertretern der verschiedenen Familien oder Dörfern übergeben werden. Dies verläuft nach einer bestimmten Regel: Innerhalb der Familie nach dem Alter der anwesenden Männer. Bei verschiedenen Familien nach dem Verwandtschaftsgrad. Bei verschiedenen Dörfern entweder nach der räumlichen Distanz der Dörfer zueinander oder auch nach Verwandtschafts- bzw. Geschäftsbeziehungen zwischen den Dörfern. Dadurch wird die Linie der Lebensweitergabe zum Ausdruck gebracht. Die Menschen fühlen sich höchst beleidigt, wenn man sie bei der Weitergabe übergeht. Empfängt man die Kolanuss in seinen Händen, grüsst man zuerst den Gastgeber und dann die Person, von der man die sie übergeben bekommen hat. Es folgt ein Dankgebet an Gott und die Ahnen, die das Leben gegeben und vermittelt haben. Dann folgt ein Hinweis auf oder ein Gebet für die Beziehung zum Gastgeber und den Anwesenden. Danach kann die Person auch darauf hinweisen, warum sie gekommen ist und ein Gebet dazu sprechen. Sie kann auch ein Lied anstimmen oder einen Tanz, einen Scherz oder ein kurze Rede über ein sie interessierendes Thema anfügen, bevor sie die Kolanuss weiter gibt. Zum Scluss wird sie dem Gastgeber zurückgegeben. Der bestimmt dann, wer sie zerteilen und verteilen darf. Die verschiedenen Menschen, die gesprochen oder gebetet haben, dürfen auch jeweils eine Kolanuss mit nach Hause nehmen, um dort von der Begegnung zu erzählen.
Bei der Kolanusszeremonie werden oft verschiedene Sprichwörter und Spruchweisheiten ausgesprochen, wie z.B.:
"Wer die Kolanuss bringt, bringt auch das Leben." (Onye wetara Oji, wetara ndu.)
"Es ist nicht die Kolanuss, die man miteinander teilt, sondern das Herz." (O bughi oji enyere ka ana ata, kama obu ihu ejiri nye ja.)
"Ist die Kolanuss da, dann sind auch die Ahnen und die Geister da." (Ejide Oji na aka, ndi mmo eche nti.)
"Man teilt die Kolanuss nicht miteinander, um satt zu werden, sondern um das Herz zu ölen." (A dighi ata Oji nihe na ona eju afor, kama nihi iru oma ona egosi.)
"Die Kolanuss verhilft zu Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit." (Atasia Oji, ezi okwu agba onu.)
Wenn die Menschen miteinander Kola essen, dann sind sie auf eine besondere Weise miteinander verbunden. Sie teilen das Leben miteinander. Sie dürfen einander nicht mehr Böses antun, sondern sind zu gegenseitigem Dienst und Sorge verpflichtet. Feinde oder Menschen, die im Streit mit der Gemeinschaft liegen, dürfen nicht von derselben Kolanuss essen. Die Weigerung, die Kolanuss von einem Menschen oder von einer Gruppe anzunehmen, ist gleichbedeutend mit dem Bruch der Beziehung zu diesen. Erst nach einer Versöhnung ist die Zeremonie wieder möglich. So bleibt die Kolanuss ein Symbol, das Gemeinschaft stiftet, stärkt und erhält.


Original Thomas Altmann:
Es gibt verschiedene Arten der Kolanuss. Die Kolanuss, die im Yorubaland in Afrika als Orakelmedium verwandt wird, ist Cola acuminata, auf Yoruba Obi Abata. Außerdem gibt es noch die Bitterkolanuß (Garcinia Gnetoides), auf Yoruba Orógbó genannt, und die Weiße Kolanuß (Cola macrocarpa), auf Yoruba Obi Ifin. Orógbó wird im kultischen Kontext als Opfergabe und Orakelmedium für Sàngó (Shangó, Changó) verwandt, Obi Ifin als Opfergabe für Obatala. Die unter dem lateinischen Namen Cola nitida geführte Kolanuß wird kultisch nicht gebraucht.

Obi ist auf Yoruba ganz allgemein der Name für die Kolanuss. Die Kokosnuss, die in Cuba die Kolanuss als Divinationsmedium ersetzt, heißt auf Yoruba eigentlich àgbon. Mittlerweile sagt man auf Cuba immer Obí, wenn man die Kokosnuss meint. Die Kolanuss, die meines Wissens auf Cuba nicht wächst, sondern importiert wird, heißt im Unterschied dazu Obí-Kolá oder kurz Kolá.

Auf Cuba spielt die Kolanuss auch bei Einweihungszeremonien eine wichtige Rolle. Sie gehört zu den sogenannten 4 Aches de la cabeza: Obí, Osu (Osun), Erú (-Tuché), Kolá. (Kokosnuß, Rotholzmehl, Guineapfeffer, Kolanuß). Ich fühle aber mich nicht berufen, diese Anwendung zu detaillieren.

LG
Palo
 
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