Liebe Nica,
man kann nicht per se seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit Katastrophen auf andere übertragen. Es sind genetische Gründe, die hier in den Wesenszügen klare Grenzen ziehen. Ich kenne viele Fälle, in denen die Menschen jeden Tag versuchen sich eine positivere Lebenseinstellung einzureden und dennoch bleiben sie im Grunde Gefangene ihrer selbst.
Das sind dann die Leute, die dann in ihrem Umfeld eine übertriebene und aufgesetzte positive Lebenseinstellung zur Schau stellen. Diese Menschen wechseln dann einen Therapeuten nach dem anderen, ohne auch nur ein Stück weiterzukommen – weil die Betroffenen selbst die falschen Ziele verfolgen. Sie wollen aus sich einen anderen Menschen erschaffen, der sie nicht sind, und müssen nach einer gewissen Zeit erkennen, dass dies nicht möglich ist. Mit diesen Niederlagen setzten sie jedoch eine Spirale in Gang, in der das Selbstwertgefühl immer weiter herabgesetzt, bis es in der Mutlosigkeit erstarrt.
Für manche, mit einem negativen Vorzeichen wäre es deshalb klüger, sich so anzunehmen, wie er ist und zu lernen, mit diesem Wesenszug besser umzugehen. Ja, es gibt mit der Suggestion ein Regulativ, mit der man solche Dinge dämpfen kann – aber damit wird man nicht zu einem völlig anderen Menschen.
Ich möchte dazu noch anmerken, dass auch eine all zu positive Lebenseinstellung so ihre Tücken hat, an denen man scheitern kann. Unsere ständige Mühe sollte deshalb darin liegen, ein ausgeglichener Mensch zu sein. Manchen ist die Ausgeglichenheit mit in die Wiege gelegt und für andere wiederum bleibt es ein nie endender Kampf.
Aus all diesen Gründen halte ich die Engel für geniale Wesen, mit denen man sein eigenes Wesen leichter erkennen und ihm ein Regulativ anbieten kann. So gleichen die Engel einem Thermometer, an dem wir ständig den Zustand unseres augenblicklichen Seelenheils ablesen können. Etwas, das wir auch mit unseren Träumen erfahren können und deshalb ist es klug, die Engel auch als Hüter unserer Träume zu verstehen.
Wer also seinen Engeln nicht vertrauen kann, wird auch sich und seinen Nächsten nicht vertrauen können. Wer dieses Misstrauen in sich trägt, sollte aber nicht versuchen dieses Gefühl zu verleugnen, denn das kann nicht gelingen. Er sollte lieber darüber nachdenken, wie man dieses Gefühl immer wieder auf eine akzeptable Ebene bringen kann.
Wir tragen beide Gene in uns, die hier eine Rolle spielen, es ist also entscheidend, welcher Aspekt aktiviert wird und deshalb sind auch beide Wesenszüge gleichermaßen unter den Menschen verbreitet. Es geht da also um keine Minderheiten, sondern um unterschiedliche Gruppierungen, die man nicht aufkündigen und wechseln kann.
Darin liegt dann auch der Grund, warum ich mich gegen die Behauptung stelle, dass generell alle aus einer Katastrophe lernen könnten, denn damit setze ich für einen großen Teil der Menschen die falschen Signale.
Wie man auch hier im Forum lesen kann, stellt sich dann mancher die Frage, warum auch er nichts daraus lernen könne, wenn das doch anscheinend allen anderen gelingt. Wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass es unter den Lernenden nicht wenig gibt, die sich das nur einreden.
Du siehst nun hoffentlich, dass ich nicht Deine Strategie im Umgang mit den Katastrophen in Frage stellen, sondern das Thema ganz allgemein aufnehmen wollte.
Merlin