C
Condemn
Guest
Sicher... er ist intelligent. Aber das er ein Loser ist wird immer klarer.Ich finde nicht, dass er ein "kleiner Loser" ist. Ich finde ihn im Gegensatz zu den normalen "Massenmördern" (sprich die ganzen School Shooter) sogar hochinteressant und faszinierend.
Er hat seine Tat nicht aus einer generellen Wut, Unfähigkeit oder einer anderen persönlichen Emotion gemacht, so wie das oft der Fall ist. Er hat die Sache eiskalt kalkuliert und über Jahre geplant und perfekt ausgeführt. Er hat es aus persönlicher Überzeugung gemacht. Und: Er hat sich nicht umgebracht (so wie die meisten), sondern "sitzt das jetzt aus". Alleine die Art, wie er vorgegangen ist (zuerst die Bombe um die Aufmerksamkeit wegzulenken, dann das Shooting), ist sehr smart gewesen.
Lies das mal (sind nur Auszüge aus drei Artikeln).. ist wirklich hochinteressant, wie er seine gesamte Geschichte umschreiben will, und dann doch zugeben muss, dass er nen kleiner Spiele-Zocker ist, der sonst nix auf die Reihe bekam, aber in seinem Kopf hat er dann gleich mal ne ganze Welt entworfen... mit Tempelrittern, geheimen Treffen, Netzwerken, erfolgreichen Firmengründungen etc. Nichts davon hält einer Befragung stand und er muss es immer wieder zugeben. Meine Lieblingsstellen mache ich mal fett:
Er verbrachte jeden Tag zwischen 12 und 16 Stunden mit dem Computerspiel World of Warcraft. "Schlafen und spielen, schlafen und spielen", so spricht er selbst über sein Leben damals. Diese Zeit, in der nichts funktionierte, in der er nichts auf die Reihe bekam, beschreibt er als Sabbatical, als "Märtyrertum-Geschenk", das er zur Vorbereitung seines als Selbstmordattentat geplanten Anschlags nutzen wollte.
Überraschend war Breiviks Aussage, er stehe nicht hinter allen Inhalten des 1500 Seiten starken Manifestes, das er wenige Stunden vor seinen Taten per E-Mail verschickte. Er sei mit dem Dokument nicht ganz fertig geworden, es sei nur ein Entwurf. "Sie haben 77 Menschen getötet, ohne ganz sicher über das zu sein, was im Manifest stand?", fragte Staatsanwältin Inga Bejer Engh. Breivik antwortete, er stimme dem allermeisten zu.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828455,00.html
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Inga Bejer Engh wird den Tag für sich entscheiden können, weil der Angeklagte nicht mehr von Zellenkommandanten sprechen will, sondern von "Sofa-Generälen" und "Tastatur-Kriegern". Mit jeder Stunde, die das Kreuzverhör dauert, fällt die Welt der "Tempelritter" ein wenig mehr in sich zusammen.
Die Sache mit den Handschuhen etwa. Was davon stimmt, will sie wissen. Haben bei einer Inaugurationsfeier neun Kämpfer aus ganz Europa im Frühjahr 2002 Uniform und weiße Handschuhe getragen? "Nein, das habe ich etwas pompös ausgedrückt", sagt Breivik kleinlaut.
Sie will von Breivik wissen, was es mit zwei Trainingskursen auf sich habe, bei dem sich 2004 wichtige "Zellenkommandanten" aus ganz Europa im Baltikum getroffen haben sollen. Sie hält ihm die Flugdaten vor: "Das eine Mal waren Sie 25 Stunden im Land, das andere Mal 19 Stunden. Was konnten Sie in der kurzen Zeit in diesen Trainingskursen machen?"
Breivik hat dazu nicht viel zu sagen, "Kein Kommentar", sagt er, wohl wissend, in welche Ecke die Anklägerin ihn treiben will. Er hätte wohl die Reisen ins Baltikum nie erwähnen sollen, sagt er später. "Hatte ich also einen Punkt?", fragt Engh. "Ja", sagt Breivik kleinlaut.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828365,00.html
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Doch dann muss er zugeben, dass tatsächlich nur eine der Firmen Geld abwarf: Mit ihr verkaufte Breivik gefälschte Diplome. "Kann es sein, dass dies die einzige Firma ist, die erfolgreich war?", bohrt die Staatsanwältin nach. "Ja, das ist richtig", sagt ein sichtlich gequälter Breivik. "Es waren keine finanziellen Erfolge, ich habe aber viele Erfahrungen gemacht."
Nach seinem Abitur befragt, geriet Breivik ins Schwimmen. Er gab an, 15.000 Stunden mit einem Selbststudium zugebracht zu haben. "Welche Themen schließt das ein?", fragte ihn Staatsanwältin Engh.
"Um Ihnen ein Beispiel zu geben: technische Analyse von Aktienmärkten. In diesem Feld habe ich zehn Bücher gelesen."
"Können Sie Titel nennen?"
"Nein"
Keiner der Erfolge, für die sich Breivik in seinem über 1500 Seiten langen Manifest lobt, hält ihren Nachfragen stand. Seine Kandidatur für das Gemeindeparlament in Oslo, für die ihn die rechtskonservative Fortschrittspartei aufgestellt hatte: Breivik will auf dem guten Listenplatz 23 gestanden haben. Staatsanwältin Engh hält ein Blatt aus ihren Akten hoch. "Die Partei hat uns mitgeteilt, auf der Position 23 steht eine Lene Langemyr." Breivik strauchelt. In seinem Manifest habe er sich etwas "pompös" darstellen wollen.
Immer weiter gerät er in den Sog seines Selbstbetrugs. Die harten Kämpfe mit muslimischen Jugendlichen in seinem Viertel schrumpfen im Verlauf der Befragung zu gewöhnlichen Streitereien. Ob es dabei jemals um politische Dinge gegangen sei, will die gewandte Anklägerin wissen. "Nein", sagt er.
Das großartige Netzwerk von Tempelrittern setze sich vielmehr aus "einzelnen Zellen" zusammen. Drei dieser Zellen gebe es in Norwegen. "Ich bin Zellenkommandant der einen", sagt Breivik. Engh: "Also drei Ein-Mann-Zellen." Breivik: "Ja."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828145,00.html
Nein.. es funktioniert ja erkennbar nicht. Seine Tat hat viele Menschenleben gekostet... man kann also sagen: Das hat funktioniert. Aber es hilft ja nicht in der Sache. Man findet vielleicht viele Islamhasser, aber wohl nur sehr sehr wenige, die einen Sinn in dieser Tat sehen. Er hat ja keine Muslime getötet, sondern norwegische Kids.Diese Selbstdarstellung und Heroisierung benötigt er natürlich, um sein verqueres Weltbild so felsenfest aufrecht zu erhalten, aber es funktioniert. Er hat eine Überzeugung und ist bereit, für seine Überzeugung ALLES zu tun. Das imponiert mir mehr als all die Schlappschwänze, die sich die ganze Zeit in ihren Blogs oder Foren oder am Stammtisch darüber mockieren, was nicht alles scheiße und schlecht und übel ist in der Welt und hin und her aber niemals ihren Arsch hochkriegen um auch nur irgendwas zu verändern.
Und seine Maske fällt ja. Es bleibt ja nichts übrig. Ständig muss er zugeben, er habe das etwas "pompös ausgeschmückt". Nachdem die Tat passiert war dachte ich, dass er nen ganz klaren Plan hat und dass der Prozess der eigentliche Sinn für ihn sein wird... also die Tat nur der Aufhänger war um eine gigantische Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber das kriegt er nicht hin, weil er eben alles nur zusammenfantasiert hat und jetzt mit rotem Kopf vor Gericht sitzt wie ein kleiner Junge....
Jep... die Zaubergleichung dazu ist:Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich seine Methode oder seine Überzeugung gutheiße - lediglich die Art, wie er darangegangen ist. Ich will sagen, dass er weniger ein Loser ist als all die Millionen Leute da draußen, die den ganzen Tag GAR NIX machen als sich über die Lage zu beschweren.
Loser + Psycho + Ideologie = Macht keinen Sinn + brutal + aber es muss getan werden
Wenn Versager sich endlich mal mächtig fühlen wollen, dann kommt es oft zu kranken Taten. Würde die Ideologie fehlen wäre er vielleicht "normal" Amok gelaufen oder wäre ein Vergewaltiger oder was auch immer. Genauso könnte man bei nem Vergewaltiger sagen: "Okay... er hatte bei keiner Frau ne Chance, aber anstatt nur Pornos zu gucken hat er wenigstens was gemacht!"
Ja... Die Verschwörungstheorie über Massenvernichtungswaffen im Irak hat zu hunderttausenden unschuldiger Opfer geführt. Die Verschwörungstheorie über 9/11 und die Drahtzieher in Afghanistan ebenfalls. Es gibt kleine und große.Und an dieser Stelle möchte ich eines betonen: Hier sehe ich einen Grund, warum irrationale Weltbilder - und als solche ganz besonders Verschwörungstheorien! - so gefährlich sind. Weil unter 1000 Leuten sind 999 dabei, die halt nix anderes machen als sich irgendwie im Internet selbst darzustellen oder vll für sich persönlich n bissl Kohle abzweigen (der ganze Infowars Schwachsinn usw), aber es gibt EINEN, der diese Dinge (die ja alle kompletter Schwachsinn und praktisch frei erfunden sind) alle komplett ernst nimmt, und der die Eier und das Durchsetzungsvermögen hat, wirklich aktiv was zu bewirken. Wenn man aber auf paranoide Weise gegen einen Feind kämpft, der in dieser Art gar nicht existiert, bringt man damit womöglich sich, seine Mitmenschen und Dritte in Gefahr.
Und das nur, weil ein paar Wichtigtuer irgendwelche Schwachsinnigen Ideen im Internet posten, um entweder Kohle zu verdienen oder auf ihr Ego zu onanieren.