Renate Ritter
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Bei Träumen, die in der Kindheit einsetzen und sich dann über Jahre wiederholen, denkt man zuerst an eine Erinnerung an so genannte frühere Leben. Was nicht zu dieser Theorie passt, ist das Einhorn.Ich habe schon sehr lange (ich habe gerade nachgerechnet seit mindestens 13/14 Jahren) immer den gleichen Traum. Ich träume auch was anderes, aber er begegnet mir immer wieder. Das erste Mal (bewusst) habe ich ihn im Kindergartenalter geträumt.
Es ist ein klassisches Symbol für das Selbst, heißt für den Teil deiner Psyche, der hinter dem wachbewussten Ich verborgen ist.
Ein Einhorn ist das Symbol für den natürlichen phallischen animalischen Drang, verbunden mit Unschuld.
Nun hat ein Kind im Kindergartenalter keinen phallischen Drang. Aber es hat seine angeborene Wildheit. Es will seine Empfindungen hemmungslos ausdrücken, will schreien, toben, auf Bäume klettern und sich selbst überall am Körper mit Lust berühren. Gerade Letzteres wird im Rahmen der guten, gut gemeinten Erziehung dem Kind verboten.
Du bist wahrscheinlich ein „Kind aus gutem Hause“ mit entsprechender guter Erziehung.
Als Kleinkind hast du diese Erziehung oder besser Dressurakte aber als Behinderung, Begrenzung deiner wirklichen Natur empfunden. Du durftest nicht wild sein.
Das ist es, was dich traumlogisch völlig stimmig im Kerker sitzen sieht. Viele Menschen empfinden das irdische Leben als Eingesperrtsein. Und ein Kind empfindet so was unmittelbar.
Das Einhorn ist deine innere wahre Natur. Es ist getrennt von dir ebenso eingesperrt wie du.
Du siehst, wie es weggeführt wird, wie es sich wehrt, wie es den Kampf verliert. Ja, wir sind getrennt von unserem inneren Selbst, wir haben es scheinbar verloren.
Das etwa war dein Lebensgefühl als kleines Kind.
Deine Eltern haben dich sicher geliebt, aber sie haben deinen kindlich überbordenden Selbstausdruck mit ihren Erwartungen, Anforderungen und klaren Verboten eng begrenzt.
Nachdem das Einhorn, also deine wahre Natur, weg ist, bist du dran. So wie man dich an die Leine nimmt und wegführt, so „gut geführt“ bist du wohl groß geworden.
Heute bist du eine angepasste junge Frau, auf die deine Eltern stolz sein können, nehme ich an. Du erfüllst die in dich gesetzten Erwartungen.
Vielleicht versuchst du eine kleine Übung:
Geh in deiner Fantasie in die Szene im Kerker mit dem Einhorn nebenan. Schlag oder brich eine Öffnung in die Wand. Lass das Einhorn zu dir kommen. Setz dich drauf und erlebe, wie eure vereinten Kräfte wachsen, so dass euch nichts mehr hindern kann. Sieh, wie es fliegen kann. Flieg mit ihm in die freie Natur, Wiese, Himmel, was immer du willst. Wiederhole diese Fantasiegeschichte, ändere sie ein bisschen ab. Es gibt nichts, das dich in deiner Fantasie bremsen könnte.