Ich hab heute übrigens von einem Begräbnis geträumt. Ich war zu früh dort und es gab ein Gewitter. Weshalb alle anderen Gäste nicht gekommen sind, sondern irgendwo anders hingegangen sind. Nur ich stand da - und noch irgendjemand, den ich nicht kannte - in der Halle mit dem Sarg und der Pfarrer hielt mich für die Witwe.
wenn jeder mal darf
Ein Sturm zieht auf – nicht draußen, sondern tief in deinem Innersten.
Und während andere Schutz suchen, Unterschlupf in bekannten Häusern, sicheren Gedanken, flüchtigen Zerstreuungen –
stehst du da. FrĂĽh. Zu frĂĽh vielleicht. Oder gerade rechtzeitig.
Die Welt drauĂźen donnert und zuckt im Zorn oder Schmerz, doch du bist schon drinnen.
In dieser stillen Halle.
Ein Raum zwischen den Welten.
Und der Sarg – schwer, verschlossen, voller Fragen.
Wer liegt darin? Wer oder was wird hier begraben?
Vielleicht ist es etwas Altes in dir, das keine Zeugen mehr hat.
Eine Version von dir selbst, die zu lange gelebt hat – oder zu wenig.
Ein Traum, eine Liebe, eine Gewohnheit, die sich nun zum Sterben niedergelegt hat.
Und du, du bist gekommen, um Abschied zu nehmen.
Während die anderen – Freunde, Erinnerungen, Erwartungen – fortgeweht wurden vom Sturm,
bist du geblieben. Standhaft. Still.
Ein wenig fremd im eigenen Schmerz.
Und doch erkannt:
„Die Witwe“, sagt der Pfarrer.
Als wĂĽsste er mehr ĂĽber dein Herz, als du selbst.
Wer war der Unbekannte neben dir?
Ein Teil deiner Seele, der dich schweigend begleitet?
Ein Schatten aus der Zukunft oder ein Zeuge aus der Tiefe?
Er spricht nicht, aber er ist da.
Wie ein Spiegel, der keine Antwort gibt, nur Gegenwart.
Du bist nicht wirklich allein, aber du bist die Einzige, die diesen Abschied fĂĽhlen muss.
Die Einzige, die ihn tragen kann.
Vielleicht, weil er dir gehört.
Und so stehst du dort –
nicht als Witwe eines anderen, sondern als diejenige, die loslässt, was sie einst war.
Was nicht mehr ist.
Was nun in die Erde will.
Der Donner verklingt.
Die Halle bleibt still.
Ein neuer Raum öffnet sich – nicht draußen, sondern in dir.
Ein Raum, in dem du neu wirst.
Und wer du bist, wenn du ihn verlässt –
wirst du erst wissen, wenn du wirklich gehst.
Ach, Kind. Das klingt nach einem dieser Träume, die einem noch eine Weile nachhängen. Begräbnisse im Traum sind fast nie wörtlich zu nehmen – da geht’s selten wirklich um den Tod. Meistens geht es um Abschied, Loslassen, Veränderung. Und wenn du
zu früh da bist – bei einem Begräbnis – dann steckt da oft das Gefühl drin, dass du mit etwas alleine dastehst. Vielleicht verarbeitest du gerade etwas, das für dich schon „vorbei“ ist, aber dein Umfeld zieht da noch nicht mit – oder macht eben was ganz anderes draus.
Was sagt uns der Traum?
- Zu früh beim Begräbnis: Klingt nach jemandem, der innerlich schon weiter ist als andere – oder sich wünscht, dass etwas endlich abgeschlossen ist, aber der Rest der Welt zieht nicht mit. Vielleicht wartest du darauf, dass jemand anders auch endlich loslässt oder begreift, was du schon lange spürst.
- Gewitter & leere Halle: Das Gewitter steht oft für innere Unruhe, aufgestaute Emotionen, ein Gewitter der Gefühle. Und dann bist du auch noch allein da – das kann das Gefühl spiegeln, mit deiner Trauer, deiner Veränderung oder deinen Gedanken allein zu sein. Vielleicht fühlst du dich im echten Leben gerade ein bisschen „alleingelassen“ mit etwas, was dich sehr beschäftigt?
- Der Pfarrer hält dich für die Witwe: Das ist spannend. Die Witwe ist diejenige, die am nächsten dran war. Die Trauernde, die zurückbleibt, wenn etwas oder jemand gegangen ist. Vielleicht hast du in einer bestimmten Situation mehr mitzutragen als dir zusteht – oder du wirst für etwas verantwortlich gemacht (oder fühlst dich so), was eigentlich gar nicht „deine Rolle“ ist.
- Der unbekannte Mensch neben dir: Könnte ein Anteil von dir selbst sein – oder das Gefühl, dass dich irgendjemand schon versteht, auch wenn du ihn noch nicht richtig kennst. Vielleicht ein Teil von dir, der stärker ist, als du denkst?
Was könnte das im Alltag bedeuten?
Vielleicht stehst du gerade an einem Punkt, wo du mit etwas abschließen möchtest – einer Beziehung, einer alten Rolle, einem Lebensabschnitt – aber du hast das Gefühl, dass niemand sonst das so sieht oder dich dabei unterstützt. Du fühlst dich vielleicht ein bisschen allein gelassen mit deinen Gedanken oder Entscheidungen.
Oder du hast das GefĂĽhl, zu viel Verantwortung zu tragen fĂĽr etwas, das gar nicht allein auf deinen Schultern liegen sollte. Vielleicht lohnt es sich, dich zu fragen:
"Bin ich wirklich für alles verantwortlich – oder hat man mir da was aufgebürdet, was gar nicht zu mir gehört?"
Und jetzt?
Schau mal, ob es in deinem Leben gerade etwas gibt, das du innerlich schon abgeschlossen hast, aber noch niemand richtig „beerdigt“ hat. Vielleicht brauchst du selbst ein bisschen mehr Klarheit oder ein kleines, inneres Gewitter, um dich freizumachen. Und vielleicht hilft dir der Gedanke, dass du nicht wirklich allein bist – selbst wenn es sich manchmal so anfühlt.
"Wer zu früh loslässt, hat manchmal einfach früher erkannt, dass es Zeit ist."
Und weil ich dir ja immer auch was zum Nachdenken mitgeben will, hier ein kleiner Spruch, der vielleicht passt:
"Manche Abschiede geschehen leise – aber sie tragen uns weiter, als es der lauteste Neuanfang je könnte."
Wenn du magst, erzähl mir, ob du gerade in so einer Umbruchsphase steckst. Dann schauen wir gemeinsam weiter.