Der Grund warum sich so viele an all den Bibelzitaten reiben, ist meiner Meinung nach ganz einfach der, dass aus jeder Seite, jedem Absatz und jedem Wort meist nichts weiter scheint als oberflächliches, intellektuelles Herumgespiele.
Ein hartes Urteil, fürwahr, aber ich will es gerne erläutern:
Die Esoterik generell und Religion im Speziellen sind ihrem Grunde nach höchst eigene, indivduelle oder auch subjektive Phänomene, die ihre ganze Kraft nur aus dem einzelnen Menschen heraus gewinnen, nur so Halt finden und austrahlen können.
Dies zieht sich quer durch alle Religionen und auch ihre Stifter. Alle mussten ihre eigenen Erfahrungen machen, mussten mit eigenen Worten das nochmal sagen, was andere schon vor ihnen ähnlich, aber doch nicht gleich, erlebt hatten.
Sei es Jesus, sei es Buddha, sei es Mohammed, sei es Mose, seien es aber auch all die Menschen, Heilige genannt, innerhalb der jeweiligen Religion.
Es kann gar nicht anders gehen.
Es geht darum, zuächst die je eigene Wahrheit wirklich zu ent-decken, zu erfahren und zu ent-wickeln. Es geht darum nicht bloß Glaube sondern Gewissheit zu erlangen und zwar für sich selbst.
Erst wenn man selbst dieses Wissen hat, und dies ist gelebtes, echtes Wissen, erst dann kann man vielleicht damit beginnen anderen davon zu erzählen.
Aber dann hängt es nicht mehr an bestimmten Worten oder Gesten.
Für dich selbst strahlt es dann wirklich aus jeder Bewegung, dann trinkst du es mit jedem Schluck, isst es mit jedem Bissen, sprichst es mit jedem Wort.
Dann könntest du tausend Jahre sprechen, immer anders, und doch immer auf das gleich verweisend.
Dann werden dir die einzelnen Phrasen gleichgültig, dann siehst du das andere in dir, dann brauchst du nicht mehr streiten oder beharren.
Was aber ist dieses Bibelzitieren? Es ist völlig tot, erstorben, ohne Leben.
Man könnte genau so gut einen Computer damit füttern und je nach Eingabe "Leid" oder "Schuld" die passenden Passagen ausgespuckt bekommen. Es ist bloß ein gedankliches Herumspielen, ein ewiges Festhalten an einzelnen Worten und Geboten.
Und wie sehr es doch an der Oberfläche ist! Wer an Zitaten und am Glauben an Gesagtes hängenbleibt hat noch nicht einmal die Spitze des Eisberges aller möglichen religiösen Erfahrung ausgelotet.
Er ist wie ein Kind, dass sich festklammert und nicht traut ein paar Schritte ohne die stützenden Hände seines Vaters zu tun.
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass dies in irgendeiner Weise befriedigend ist, und hier will ich gern von mir selbst erzählen:
Natürlich suchte auch nicht Halt, nach Hoffnung und Antworten und auch ich las unzählige Bücher und Lehren, aber keine hat mich auch nur annähernd zufriedengestellt.
Allein schon wegen dem Leid!
Wie sehr doch jedes Wort in seinem Angesicht zum bloßen Laut wird. Was könnte mir die Bibel in schwerer Stunde wirklich helfen? All das beten? Und vor allem: nie Gewissheit.
Ich wollte immer Wissen.
Ich wollte die Antworten auf die Fragen nach dem Leben so klar, wie die Antwort auf die Frage, was zwei plus zwei ergibt.
Und wenn man selbst sucht wird man diese Antworten auch finden, nur noch klarer! Noch stärker! Noch unbezweifelbarer!
Meister Eckhart schreibt: "Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten Gott; denn wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch der Gott."
Statt dessen sollte man sich auf die Suche nach einem wesenhaften Gott machen.
Wie einfach es doch ist irgendwelche Schriften zu lesen und zu sagen: "ja, daran glaube ich jetzt, das ist mein Halt" - dafür ist gar nichts nötig, dafür muss man gar nichts tun.
Glaubt ihr ehrlich es ist so einfach?
Nein, ihr glaubt es selbst nicht, stattdessen geißelt ihr euch, stattdessen beschuldigt ihr euch und zürnt euch selbst...
Mir war dies immer völlig unverständlich. Weil irgendwer sagt, dies sei wahr! Doch was nützt dies mir? Hier und jetzt? Ich will jetzt, dass all die existentiellen Fragen endlich verschwinden, ich will jetzt Wissen und jetzt endlich Erlösung.
Und sie ist da!
Vor lauter Geboten könnt ihr sie bloß nicht sehen.
Wie oft habe ich schon in Gesichter all der "Gläubigen" gesehen. Allzuoft paarten sich gezwungenes Lächeln mit fanatischem Glanz, gefolgt von brav gelernten Zitaten.
Das ist dann die Masse der Christen. Das ist die Schar der Gläubigen. Das sind jene die in Tempeln beten, und jene die es immer tun werden.
Die ewigen Jünger, die ewigen Schüler, die ewigen Govindas.
Eine Lehre will keine erwachten Aspiranten, eine Lehre will immer nur mehr und mehr Schüler und je mehr es werden, desto weniger werden Erkenntnis finden.
Ich merke es doch an mir selbst!
Viele meine Beiträge sind nicht mehr als Jonglieren mit irgendwelchen Meinungen, die nicht von mir kommen, wie mir immer wieder auffällt.
Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, wie ich eine Aussage verteitige, die ich irgendwann mal in der Zeitung gelesen habe.
Oder auch die rein "intellektuellen" Beiträge.
Ein geschultes Auge sieht es sofort:
Der will nichts hören, will bloß reproduzieren, das auskotzen was er selbst noch nicht richtig verdaut hat. Da gibt es nichts zu holen. Da sind nur tote Mauern aus Gedankengestein, und kleine, kümmerliche, dahinter kauernde Gestalten, die sich nicht trauen dieses Gefängnis endlich zu sprengen und sich der Wahrheit zu ergeben, die sie frei machen könnte.
Aber dort, wo man von sich selbst zu erzählen beginnt, und zwar nicht von dem was man glaubt! Oh nein, sondern von dem was man erfahren hat, ganz konkret, in eigenen Worten, dort erst beginnt es.
Mir persönlich haben die Einträge von GLR und fckw sehr viel gegeben, dort habe ich mich echt selbst gesehen, da habe ich echt mitgefühlt, echt mitgelitten, dort gab es wirklich was zu holen!
Wenn fckw von seinen Betrachtungen des Mondkreises spricht schöpfe ich daraus mehr als aus tausend Bibeln.
Weil es echt ist.
Weil es jetzt ist.
Weil es in meiner Sprache geschrieben ist.
Weil mir soetwas viel näher ist, als irgendein zweitausend Jahre altes Geschreibsel.
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So, das musste ich mir mal von der Seele schreiben.
liebe Grüße