Alltagskruste und Normbewusstsein

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Das Normbewusstsein baut sich meines Erkennens auf vielen Wiederholungen auf.
Dinge sind normal, wenn sie immer wieder passieren und vorhersehbar sind.
Also handelt es sich erstmal um eine Bewusstseinsblase, die auf Erinnerungen aufbaut.

Danach ordnen wir diese Erinnerungen, indem wir ihnen Werte geben. Das eine war gut, das andere schlecht. Diese Wertung muss nicht einmal ganz akkurat mit dem tatsächlichen Erleben übereinstimmen.
Und wir beginnen zu arbeiten, um das Gute herbeizuführen und das Schlechte zu verhindern. Damit setzen wir dann den Zaun - dieses will ich, jenes will ich nicht.

Untereinander kommunizieren wir diese Werte, und vergleichen. Übereinstimmungen machen wir zu den Säulen unseres Normbewusstseins, Widersprüche verbuchen wir als individuelle Werte, oder zweifeln sie sogar fort.
Da die Kommunikation viel an unserer Schale festigt, würde ich deshalb nicht unbedingt sagen, dass es komplett eigenpsychisch ist. Andere, begonnen bei den Eltern, prägen uns so sehr, dass man bei der Betrachtung der Alltagskruste fragen könnte: wie viel Ich bin ich noch?
Aber auf der anderen Seite sind diese Prägungen auch nur Bilder, tief verwurzelte zwar, aber dennoch nur Bilder, die wir uns selbst gemacht haben.
Mich interessiert auch unser Überwacher.
Wie du so schön sagst, Wie viel "ich" bin ich denn noch? ...bei all dem Kraftaufwand den wir betreiben um zu funktionieren. Wenn man gescheit genug ist, setzt man dem Karriereideal Grenzen, um sich nicht ganz zu verausgaben.
Am Morgen bin ich oft verwirrt. Da verwechsle ich gern das Müsliglas mit dem Kaffeehäferl das Glas steht dann unter der Kaffeemaschine und das Häferl ohne Milch in der Mikrowelle. Im Kopf toben Gedanken. Eine Unruhe... so viele Eindrücke. Rohstoffpreise, Covid, Ukraine und eigentlich total egal für mich selbst. Irhendwann kommt es dann ins Lot und funktioniert halt.

Ich bin mir nicht sicher ob der Zaun Alltag, Arbeit, Menschen und Liebe uns nicht noch verwirrter machen. Aber was genau ist der Zaun in mir? Klar Erinnerungen, Erfahrungen. Lernen aus Fehler. Es bleiben nur Bruchstücke. Wir reagieren sofort. Nicht weil wir wissen warum. Eher als Flucht-Folge Reflex. Ich denke mir das wir hier viel verborgene Kraft freilegen könnten wenn wir mittlerweile wieder Unnötiges aussortieren könnten. Emotional unnötiges.
 
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Nur dann, wenn wir die Dinge, die wir nicht ändern können, akzeptieren wie sie sind, sind diese auch kein zusätzlicher Ballast auf unserem Verantwortungsbewusstsein. Ebenso wie wir auch nur Veränderung bewirken können, wenn wir die Dinge, die wir ändern können, nicht verleugnen. Das ist der Punkt, wo andere gern mit den Augen rollen, wenn ich sage: Wer in die Kraft kommen will, muss sich in Vergebung üben. Weil Vergebung bedeutet erstens Hinschauen, zweitens Annehmen, was man sieht und drittens Loslassen, was nicht nötig ist.

Nun können wir über die weltweite Vernetzung derzeit die Globalisierung der Normen beobachten und das sorgt umso mehr für Verwirrung. Die heutige Esoterik im allgemeinen ist auch eins von vielen Phänomenen davon. Überall begegnet man "Sammlern", die glauben, mehr Wissen anzusammeln führe sie ihren tiefsten inneren Werten näher und öffnete den Weg zur Erlangung der Kräfte, die möglich sind.
Bei sich zu bleiben sehe ich da als die Methode, um sich nicht alle Kraft rauben zu lassen; nur weil etwas existiert, muss es nicht benutzt werden, und so muss auch nicht jede Theorie und Anschauung auf Teufel komm raus mit dem eigenen Weltbild verglichen, geschweige denn integriert werden. Aber auch das ist nur ein Status Quo und keine Lösung.

Ich weiß nun nicht, wie relevant diese meine Gedankengänge für dein Thema sind. Wenn ich über die Alltagskruste rede, zumindest meinem Verständnis davon, habe ich das Gefühl, unwillkürlich um den heißen Brei zu reden, weil ich noch nicht fähig bin, bis zum Kern der Sache zu blicken. Rein theoretisch betrachtet stoße ich an eine Grenze - den "Zaun" halt. Es ist ja auch in gewisser Weise ein Rätsel, warum wir dieses innere Wissen besitzen, dass da noch große verborgene Kräfte schlummern, selbst dann, wenn wir sie noch nie wirklich gelebt haben.
Rein praktisch hat sich für mich Vergebung bewährt, auch wenn ich nicht einmal wirklich verstehe, was Vergebung bedeutet. Mein innerstes Ich versteht es und das reicht bereits aus, um Dinge in Bewegung zu setzen und Änderungen zu bewirken, Kraft freizuschaufeln, auch wenn sich dieser Prozess noch unvollständig und klein anfühlt.

Ich denke mir, funktionieren zu müssen wäre ja an sich kein Problem, wenn wir keine Widerstände dagegen hätten. Aber wir versuchen mit unseren Zäunen unsere Freiheit - im tieferen Sinne definiert als Besitz - zu erhalten. Und deshalb verschieben wir Zwang immer gern nach außerhalb des Zauns, es sei denn, er kommt im Gewand der Erpressung; was werden wir nicht gerne zum Geben gezwungen, wenn wir dafür noch einen etwas stabileren Zaun bekommen. Deshalb müssen wir auch funktionieren, weil hinter dem Schleier unserer heutigen Normen immer noch ganz offen mit dem Recht des Stärkeren gedroht wird und ansonsten jemand kommen wird, der sagt, dein Zaun ist nix wert und was dein ist, ist jetzt mein.
Und da kann ich als einzige infragekommende Lösung, um sich von der Alltagskruste zu befreien, nur die Loslösung von ALLEN Verlustängsten sehen. Natürlich nicht von allen einzeln, sondern in Form eines absoluten mentalen Loslassens. Aber wie das gehen sollte, da bin ich dann überfragt.
 
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