Genauso wenig wie die sich besaufen und dann den Eltern, dem Staat oder sonst wem das Geld aus der Tasche ziehen für die Krankheiten, Symptome etc. die nach langjährigem Alkoholkonsum (oder schon vorher) auftreten.
Ja, ich weiß, hier gehts wieder mal um Alk. Nur die Maschinerie in der wir leben birgt auch noch andere Gefahren, die entweder unmittelbar wirken oder auf lange Sicht krank machen. Ich mein hier unter anderem die Isolation von der Natur an sich und die Verformung des Geistes durch Werbung, Konsum und Medien, Trend und Meinungsmacher.
Nicht weil ich selber mit einer Alkoholgefährdung leben muss, will ich nicht eine einzelne Gruppe zum Sündenbock für den wirtschaftlichen Niedergang der Krankenkasse abstempeln. Fett essen macht auch krank. Zu viel Autofahren und zu wenig Bewegung macht auch krank. Monotone Fließbandarbeit macht mitunter auch krank. Ein zu lauter Arbeitsplatz macht auch krank, Mobbing am Arbeitsplatz macht auch krank, Gehäßigkeit macht auch krank, zu wenig Sport macht krank, zuviel Sport macht auch manchmal krank, zu großer Leistungsdruck macht auch nicht einen jeden gesund ......das is eine Endlosliste.
Wenn einer gern Bergsteigen geht und in Not gerät, wird er auch nicht übergelassen. Auch er hat sich selbst in Gefahr gebracht und trotzdem wird die Bergrettung ausrücken. Ja, klar, wenn er Geld hat, wird er einen Zahlschein bekommen, so wie ich früher, wenn mich die Rettung geholt hat. aber soweit sind wir zum Glück noch nicht, dass die Bergrettung zuerst fragt, ob er den Einsatz bezahlen kann.
Ich versteh schon; wenn ich etwas ungesundes mach, muss ich unterscheiden: Wo diene ich "dem Staat" damit und wo diene ich nicht dem Staat dabei. Wenn ich dem Staat damit diene, dann darf ich krankmachende Dinge betreiben, wenn nicht, dann darf ich nur gesunde Sachen machen. Um gesund zu bleiben und dem Staat dienen zu können. Alles klar.
So werden Süchtige zu wertlosen Individuen, weil sie am Ende, krank wie sie sind, dem Staat nicht mehr dienen können. Wertlos, ja, das hab ich gesagt. Aber das ist "nicht" meine Meinung. Ich habe hier nur eine Schwingung, die im Volk ist, laut ausgesprochen. Das ist eine weitverbreitete Wert-abschätzung, wenn auch nicht immer ausgesprochen. Eine Volksmeinung.
Aber ich seh auch, dass sich das Bild im Laufe der Jahre verändert hat und manchmal bemerke ich auch, dass auch Süchtige respektvoll und wie Menschen behandelt werden, wenn sie aus ihrer Sucht aussteigen wollen oder sich in ein Entzugsprogramm integrieren. Manchmal lese ich auch nicht von kranken Suchthaufen - sondern von Leuten mit Suchterfahrung. Was auch immer das ist, eine Suchterfahrung. Das kommt wohl auf die Sucht an.
Ich muss oft in die Apotheke und wann immer ich dahin komm, seh ich Leute, die sich ihre Substitution abholen, die sie ja meist gleich vor Ort einnehmen müssen. Auch diese Programme zahlt ja die Krankenkasse, wenn ich recht informiert bin. Oder gibt es Fonds dafür, ich weiß es nicht. auf jeden fall wird hier Geld locker gemacht, das der Süchtige selber nicht aufbringen kann. Weil er sich ja in den wenigsten Fällen etwas von materiellem Wert geschaffen hat, sondern von seiner kleinen Reise durchs Leben ja oft nur diese Erinnerung an einen inneren, menschlichen Abgrund mitbringt. Eine Erfahrung, die für den anständigen, braven Rest der Menschheit kaum von Wert sein kann.
Ich mein, ich sehs an mir selber. Ich habe nach einem Leben, das dem Alkohol geweiht war nur die Erinnerung und Erfahrung eines finsteren Abgrundes in mir und aus diesem Abgrund muss ich das Beste raus holen. Aber dass das, was ich da rausholen kann aus mir, für die Allgemeinheit und im besonderen für den Staat von Wert sein könnte, das kann ich mir nun wirklich nicht anmaßen. Ich muss mit dieser ALLGEMEINEN WERTLOSIGKEIT MEINER PERSON leben. Alle gutgemeinten Tröstungsversuche liebevoller Mitmenschen sind zum Scheitern verurteilt, denn ich weiß es besser. Ich weiß es immer besser, wenns um mich geht und meinen Wert.
Einen einzigen Vorteil seh ich, den so ein Patient - wie auch ich einer bin - hat. Da er sich von seinen Mitmenschen für sein Dasein und seine Leistungen keine Anerkennung erwarten kann, muss er lernen, ohne Anerkennung durch seine Brüder zu leben und seinen Selbstwert anderswoher zu beziehen. Darum komm ich auch an der Begegnung mit Religion bzw. Spiritualität nicht vorbei, beim Weg aus der Sucht.
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Aber ansonsten gehts ja hier speziell ums Komasaufen und ich kann mir kaum vorstellen, dass das den Eltern egal ist, wenn ihr Kind fast wegkippt. Das kann nur eine Minderheit sein. Mal abgesehen davon, dass ich andere Berichte gehört und gesehen habe im Fernsehen, wo die Alten vergehen vor Sorge.
Das kann ich gut verstehen. Ich würde auch vergehen vor Schreck, hätt ich ein Kind und müsst mitansehen, wie das in die Suchtschiene steigt oder in sonst irgend einem netten Seitenzweig vom menschlichen Dasein verschwindet. Durchdrehen würd ich wahrscheinlich.
Ja, ich sag auch: Saufen is Mist. Aber ewig diese Kosten-Nutzen Rechnerei schafft das Problem auch nicht aus der Welt. Das ist kein Finanz und Wirtschaftsproblem. Das ist zuerst menschliches Problem und hat einen Grund. Gelder werden immer für irgendwas investiert. Für umstrittene Millitäreinsätze und Waffenanschaffungen, also warum nicht auch in die Suchtforschung, weils das Thema nun eben mal gibt, in die Vorsorge, Aufklärung und um einem Süchtigen auf die Beine zu helfen, wenn er gefallen ist. Wenn er will. Wenn nicht, dann will er vielleicht lieber sterben. Alles is möglich.