Aktivität, Faulheit, Arbeit, Freiheit

Damour

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Hallo ihr Foris....

in Anlehnung an das Thema "Faulheit" würde ich gerne einen Thread anschließen,


Da im besagten
Thread Faulheit vor allem im Zusammenhang mit dem Nichtnachgehen einer Erwerbstätigkeit in Zusammenhang gebracht wurde, stellt sich mir die Frage, ob dies überhaupt aussagekräftig genug ist, um die Diskussion rund zu machen.

Was ist überhaupt aktiv und was faul?
Ist Faulsein auch eine Aktivität?
Ist der sogenannte Faule überhaupt faul, oder nur im Sinne untätig von Erwerbstätigkeit?

Was genau ist für Euch Arbeit?
Lediglich Erwebstätigkeit?

Oder sind Dinge, die Tätigkeit erfordern sei es Hobby, Beziehungsarbeit, Trauerarbeit) auch sogleich Arbeit?
Sind wir als Menschen somit nicht alle arbeitende Wesen?

Ist die Reduktion auf die erbrachte Erwerbstätigkeit nicht menschenunwürdig?

Was ist der Sinn von Arbeit?
Seht ihr Sinn in Eurer Arbeit?

Wie würdet ihr damit umgehen, wenn es ein Grundeinkommen gäbe?
"Faul" werden?
Oder euch eine "sinnvollere" Arbeit suchen?


Bedeutet Arbeitswelt = Unfreiheit?
Kann Arbeit sinnvoll sein und wenn ja, wie würde sich das für Euch gestalten?

Bremst Gleichberechtigung und Lohnanpassung Fortschritt aus?

Mit vielen Fragen ins Bett geht
und grüßt
Damour
 
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Da im besagten
Thread Faulheit vor allem im Zusammenhang mit dem Nichtnachgehen einer Erwerbstätigkeit in Zusammenhang gebracht wurde, stellt sich mir die Frage, ob dies überhaupt aussagekräftig genug ist, um die Diskussion rund zu machen.

Was ist überhaupt aktiv und was faul?
Es wurde in besagtem thread ja auch schon erwähnt, dass welche die arbeiten, fauler sein können als Arbeitslose. Ich hab mal mit wem zusammengearbeitet , der beherrschte es, sich überall zu drücken....und kam damit durch. Wenn man seine tatsächliche Arbeitszeit zusammenrechnete, kommen von den 8 Stunden viell. 2 heraus.
Ein Fauler ist in seinem Faulsein oft sehr aktiv, denn er muss ja ständig überlegen, wie er sich vor dem Arbeiten drücken kann. :D
Ist der sogenannte Faule überhaupt faul, oder nur im Sinne untätig von Erwerbstätigkeit?
Meiner Beobachtung nach, machen Faule eben nicht gern eine Arbeit, die sie nicht machen wollen. Bei Tätigkeiten, die ihnen Spaß machen, sind sie sehr aktiv. Wenn jemanden nichts mehr Spaß macht, derjenige also total interesselos ist und gar keiner Tätigkeit nachkommen möchte, dann ist das wahrscheinlich eine Krankheit.
Was genau ist für Euch Arbeit?
Lediglich Erwebstätigkeit?
Für viele bedeutet ja Arbeit, wenn man sich mind. 8 Stunden täglich abrackert. Davon halte ich mal gar nichts. Arbeit kann auch Spaß machen. Es gibt genug Nicht-Erwerbstätige, die absolut nicht faul sind.
Oder sind Dinge, die Tätigkeit erfordern sei es Hobby, Beziehungsarbeit, Trauerarbeit) auch sogleich Arbeit?
Sind wir als Menschen somit nicht alle arbeitende Wesen?
Alles was Spaß macht, wird nicht als Arbeit empfunden. Wenn ich 3 Stunden Tennis spiele, laufe oder sonst was sportliches freiwilllig mache, habe ich wahrscheinlich mehr Leistung gebracht, als einer, der im Büro sitzt. Oder jemand hat als Hobby das Schnitzen. Für jemanden, der das nicht will, ist es Arbeit. Für den, der´s gern macht, ist es Freude.
Ist die Reduktion auf die erbrachte Erwerbstätigkeit nicht menschenunwürdig?
Irgendwie schon. Ich finde trotzdem, dass jeder seinen Teil zur Gemeinschaft beitragen sollte. Aber ohne Zwang.
Was ist der Sinn von Arbeit?
Seht ihr Sinn in Eurer Arbeit?
Für die meisten ist der einzige Sinn, dass man überleben kann. In meiner Arbeit sehe ich Sinn wie Unsinn gleichermaßen.
Wie würdet ihr damit umgehen, wenn es ein Grundeinkommen gäbe?
"Faul" werden?
Oder euch eine "sinnvollere" Arbeit suchen?
Das Grundeinkommen hätte sicher mehr Vorteile als Nachteile. Der ganze Druck fällt weg und ich bin sicher, dass die meisten weiterarbeiten würden. Sogar die, die jetzt keiner Tätigkeit nachgehen möchten, würden dann- weil es ja freiwillig ist- auch was tun wollen. Und mehr Geld gibt´s ja auch. Die Krankenstände würden großteils wegfallen, sowie Krankheiten selbst, da der Stress und Druck ja wegfällt.
Klarerweise wird es auch welche geben, die das ausnutzen. Aber das tun diejenigen jetzt auch schon auf andere Art.
Bedeutet Arbeitswelt = Unfreiheit?
nicht unbedingt. Derzeit aber eher schon.
Kann Arbeit sinnvoll sein und wenn ja, wie würde sich das für Euch gestalten?
Klar kann Arbeit sinnvoll sein und ist es auch.
Bremst Gleichberechtigung und Lohnanpassung Fortschritt aus?
Wieso sollte das was ausbremsen?
 
Tja, viele Antworten würde ich ähnlich beanworten.

Das Problem ist, dass die Arbeit für viele Menschen keinen weiteren Sinn darstellt, als das bloße Arbeiten.

Der Druck steigt, die Anforderungen auch.

Ich denke, dass psychische Erkrankungen durch den Arbeitsprozess steigen, zeigt doch auf, dass etwas im Argen liegt.

Ja, man könnte wieder an die Selbstverantwortung eines jedes Einzelnen appellieren, aber das ist einfach gesagt, die Parzipitation der Arbeitnehmer ist viel zu gering und die Autonomie der Arbeitgebers zu hoch, um wirklich andere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Die Sinnentleerung der Arbeit, das Arbeiten an vielen Maschinen, die daraus resultierende Isolation...

Idealerweise müsste man einen Sinn sehen können und nicht nur das Ziel der Existenzsicherung.

Ich kann mich wahrscheinlich noch glücklich schätzen. In meinem Beruf kommuniziere ich sehr viel mit Menschen, es ist mehr als nur das bloße Tun zum Existenzsichern.
Die finanzielle Entlohnung ist dennoch gering. Das heißt, ich nehme viel Arbeitszeit in Kauf.

Sicher, ich könnte einen Beruf aufnehmen, der besser entlohnt wird, aber Arbeitszeit ist für mich auch Lebenszeit.

Das unfassbar witzige ist: die Menschen, die zu mir kommen, kommen quer aus allen Gesellschaftsschichten. Debatten über Preis-Leistung, oder besser gesagt, die, die am wenigsten bezahlen wollen sind die, die es sich am ehesten leisten können.
Das finde ich immer wieder faszinierend. Es muss teure Markenkleidung sein, aber den Preis wollen sie nicht bezahlen,
oder wenn s um meine Freiberuflichkeit geht, dann ist das auch irre.
Gestern hatte ich eine Debatte mit einer Bekannten(sie und Mann beide gutverdienend), in deren Ort ich demnächst einen Kurs anbiete.
Er ist ihr zu teuer, sie müsse dann ja schließlich auch dreimal soviel bezahlen, wie die Mitglieder des ansässigen Sportvereins (außer Acht lässt sie sowohl, dass diese Leute ja auch einen Jahresbeitrag zahlen und sich zudem aktiv am Vereins- und Sozialleben engagieren). Der Kursbeitrag ist immer noch immens günstig. Also für 1,50 die Std wäre es der Kurs wert, aber nicht für 4,50.

Will damit sagen, dass die Wertigkeit immer noch eine viel zu große Rolle spielt, wieso ist das so?
Damit werde ich mich wahrscheinlich nie arrangieren können, dass es da so große Unterschiede gibt.

Irgendwann ist hier mal so ein Bsp. gefallen (war noch ein anderer thread), das ich haarsträubend fand. Ging auch um Entlohnung, und dass ein Straßenarbeiter zurecht weniger verdiene als der Jurist, da der Jurist auch schnell in der Lage sei, wenn s drauf ankomme, einen auf Bauarbeiter zu machen.
Pfui- sag ich da nur. Wer sagt, dass das so stimmt? Ich kenne genügend "intellekt-geführte" Menschen, die würden zugrunde gehen, wenn sie körperlich so ran müssten, wie manch ein Arbeiter.

Und so ist es doch gut: die, die mit dem Kopf arbeiten, arbeiten damit, wenn s ihrem Wesen mehr entspricht und die, deren Fähigkeiten woanders liegen, eben in anderen Bereichen. Die Kluft ist so enorm, das ist doch nicht normal.
Welche angestellte Friseurin kommt heutzutage noch allein über die Runden?

Abgetrenntsein und Sinnentleerung der Arbeit sind so problematisch.

Das hat der Arbeitspsychologe schön beschrieben in dem Video(hat daway in Faulheit gepostet), dass die Menschen, die zum Bsp. unentgeltlich arbeiten, immer über den Sinn ihres Tuns sprechen und die Erwerbstätigen dies in 90% der Fälle eben nicht tun.
Sehen diese Freiwilligen keinen Sinn mehr in ihrem Arbeit, dann lassen sie es sein, oder suchen sich etwas anderes, wo sie wieder Sinn sehen. Diese Freiheit scheint ein Erwerbstätiger ja wohl so nicht für sich zu sehen.
 
Ich habe mir meine eigene Utopie geschaffen.

Nachdem ich meine Verpflichtungen erfüllt hatte (Kinder haben alle eine ordentliche Ausbildung, Ex-Frau ist versorgt), habe ich meine Arbeitszeit drastisch herunter gefahren. Bis auf 2-3 Tage im Monat als selbstständiger Berater im Logistiksektor. Von dem Einkommen kann ich heute locker leben (bleibt sogar noch ne Kleinigkeit für den Staat in Form von Steuern übrig). Und es fehlt an nichts.

Und so verfüge ich frei über meine Zeit.
 
Zu unterscheiden sind auch handwerkliche also körperliche Arbeit und geistige Arbeit.
Im Bergwerk,als Handwerker,Bauarbeiter,Gebäüdereiniger oder Metallarbeiter wird körperlich harte Arbeit geleistet die ab einem gewissen Alter aus körperlichen Gründen nicht mehr möglich ist.
Leider sind in diesem Sektor die Löhne meistens gering und die Arbeiter werden oft wie Sklaven durch Zeitarbeit ausgenutzt.
Es ist oft nicht möglich von einem solchen Einkommen sich selbst,geschweige den die Familie zu ernähren.
So sieht es auch in Deutschland aus.
Von Freiheit kann man da nicht sprechen.
Arbeiten um zu überleben kann nicht der Sinn des Lebens sein.
Daher die Unzufriedenheit und das Anwachsen psychischer Probleme wie Burnout und Depressionen durch den Druck in der Arbeitswelt.
 
Das unfassbar witzige ist: die Menschen, die zu mir kommen, kommen quer aus allen Gesellschaftsschichten. Debatten über Preis-Leistung, oder besser gesagt, die, die am wenigsten bezahlen wollen sind die, die es sich am ehesten leisten können.

Das ist sogar typisch für die!
Irgendwann ist hier mal so ein Bsp. gefallen (war noch ein anderer thread), das ich haarsträubend fand. Ging auch um Entlohnung, und dass ein Straßenarbeiter zurecht weniger verdiene als der Jurist, da der Jurist auch schnell in der Lage sei, wenn s drauf ankomme, einen auf Bauarbeiter zu machen.
So eine Einstellund ist dumm. Der Bauarbeiter leistet sicher mehr, weil er körperliche Anstrengungen hat. Womit ich aber nicht sagen will, dass Juristen unnötig sind.
Wer sagt, dass das so stimmt? Ich kenne genügend "intellekt-geführte" Menschen, die würden zugrunde gehen, wenn sie körperlich so ran müssten, wie manch ein Arbeiter.
Genau! Und die intellektuell-geführeten wären oft gar nicht in der Lage einen Nagel in die Wand zu schlagen, weil 2 linke Hände.
Aber trotzdem muss es beide geben, intellektuelle Tätigkeiten, sowie körperliche. Nach der Leistung nach, müssten die Bauarbeiter eigentlich mehr verdienen...naja..

patana schrieb:
Von Freiheit kann man da nicht sprechen.
Arbeiten um zu überleben kann nicht der Sinn des Lebens sein.
Daher die Unzufriedenheit und das Anwachsen psychischer Probleme wie Burnout und Depressionen durch den Druck in der Arbeitswelt.
Ja, aber ich denke nicht mehr lange....bald wird alles zusammenbrechen
 
Na ja, das mein ich ja, eine Anpassung der Löhne, denn ich meine ja auch, das jedes seinen Nutzen hat.

Ob Arbeit nun kreativer, geistiger, künstlerischer oder körperlicher Natur ist.
 
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Arbeit = Kraft x Weg

Arbeit = Masse x Beschleunigung (dieser Masse auf einer Strecke) x Weg

Nun wer also wirklich Arbeit leistet dem gelingt es über eine Wegstrecke seine eigene und die fremde Masse zu beschleunigen.

Für diese Beschleunigung benötigt man also genügend Aktivierungsenergie sei es körperlicher, mentaler oder finanzieller Art um die sogenannte Trägheit der Masse zu überwinden. Die Kunst liegt aber im Energieerhaltungssatz. Effektive Arbeit bedeutet dann nämlich auch, dass was zurück fliessen muss.

Faulsein ist biologisch betrachtet ein Zersetzungsprozess von organischer Masse, auch der eigenen Körpermasse.
So nebenbei ist interessant, dass Tabak und Zucker in zu großer Menge zu so einem Verfaulungsprozess führen können. Zudem führen sinnentleerte Tätigkeiten oft zum Faulen der Seele und damit auch zur Zerstörung des Körpers.
Von da aus betrachtet ist Faulsein dann ein arbeitsunabhängiger Prozess in dem Mensch selbstzerstörerisch handelt.
Alles was den eigenen Körper als auch die Seele erhält kann also kein Faulsein sein.

LG Siegmund
 
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