Abschied vom Perfektionismus - Landen in der Leere!

tja.........war auch mein Thema


ich habe es so auf die Spitze getrieben oder immer noch:confused:
bis der Zusammenbruch kam und ich NICHTS mehr tun kann, ausser geschehen lassen und somit mein Handeln einfach geschieht, wie ferngesteuert, ich mich DEM hingebe.
Und wird jeglicher Perfektionismus hinfällig, man erkennt, dass man nicht die Handelnde ist, sondern ES durch einen handelt.
 
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Liebe Forumsmitglieder,
der Titel ist vielleicht nichts ganz verständlich, aber ich wollte Euch mal fragen, ob Ihr das kennt. Ich bin sehr perfektionistisch, und diese Eigenschaft ist eigentlich ziemlich lästig. Wenn ich z.B. im Beruf einen Bericht schreibe, muß dieser meinen hohen Ansprüchen genügen, also zB. sehr differenziert sein (ich arbeite im sozialen Bereich, wir schreiben z.B. Entwicklungsberichte über Menschen). Ich mache mir viele Gedanken, ob ich mit dieser Formulierung der komplexen Lebensrealität von Menschen gerecht werde. Die Folge: für das, was meine Kollegen in 3 Stunden schaffen, brauche ich 5.
Weil mich mein Perfektionismus so anstrengt, wollte/würde ich gerne etwas gelassener werden. Zumal ich vermute, dass die Berichte gar nicht so gründlich gelesen werden, die Differenzierung also oft gar keine Auswirkungen hat.
Aber irgendwie kommt mir alles viel oberflächlicher vor, seit ich versuche, mich von meinem Perfektionismus zu verabschieden. Es ist wie in ein Loch fallen. Es kann doch nicht so unbedeutend sein, ob ich mir viele Gedanken mache, oder einfach nur etwas hinschreibe. Habe ich mich wirklich die ganzen Jahre umsonst bemüht und angestrengt? Wäre es gar nicht notwendig gewesen, weil es letztendlich keinen großen Unterschied macht?
Ich versuche mir zu sagen, dass ich durch meinen Perfektionismus viel erreicht habe. Wenn ich ihn aufgebe, erreiche ich das alles dann nicht mehr? Verliere ich dann meinen Beruf? Oder ist das Gegenteil der Fall: war der Perfektionismus nur ein Hemmschuh, ohne großen Unterschied?
Ich dachte ich würde mich freier fühlen, weil es leichter wird. Aber ich bin vor allem verwirrt. Die Anstrengung der letzten Jahre kann doch nicht umsonst gewesen sein? Wenn ich mich nicht mehr anstrenge, fühlt sich mein Leben oberflächlich und leer an.
Klingt ziemlich verrückt, aber vielleicht kann es jemand von Euch verstehen.

Liebe Grüße

wonder
hm, vielleicht hast Du nur Perfekt-Sein geübt für eine ganz andere Sache oder Tätigkeit, die Du mal ausführen wirst. Sieh es mal so: wenn Dein Potential in Deiner jetzigen Tätigkeit noch gar nicht voll gefordert wird, dann bist Du vielleicht jetzt noch nicht an der richtigen Stelle.

Ich würde das weiter entwickeln, wie Du bist. Perfekte Menschen fehlen heute an allen Ecken und Enden, letztlich kann man sich nur auf diese verlassen. Daß man dabei auch über die eigene Unperfektheit stolpert, ist leider ein Nebeneffekt, aber genau der ermöglicht dann das Entspannen, so wie ich das erlebe. Zunächst mal ist an einem Perfektionswunsch sehr, sehr viel Gutes, nämlich Interesse an der Sache und der WILLE, die Sache so gut wie möchlich zu machen. Das ist schon mal viel, viel Wert, viele Menschen denken nie in die Richtung soviel zu geben, wie es für einen Perfektionisten selbstverständlich ist und blockieren damit die anderen, die es besser machen könnten, aber wegen der Dumpfbackigkeit der Umgebung es nicht hinbekommen. Es ist halt immer nur die Frage, ob man mit dem eigenen Hang zur Perfektion schon etwas gefunden hat, das von dieser Perfektion auch wirklich profitiert.Oder ob man Perlen vor die Säue wirft, wo man da ist.

Bezüglich der Konkretheit von Dokumentationen würde ich folgendes selber in mir bedenken: je schneller, rascher und kürzer ich dokumentiere, desto mehr Zeit steht mir für diejenigen zur Verfügung, wegen derer ich die Sache überhaupt mache. Was schreibt ihr denn um Himmels Willen 3 oder 5 Stunden über Leute auf, hör mal in der Zeit habe ich aber doch schon einen ganzen Stapel Formulare ausgefüllt und ein halbes Büchelchen voll. Wenn ihr viel Freitext schreibt: dann macht Euch doch mal ein Formular, der Eure schriftstellerischen Ergüsse klar begrenzt. Jeder muß erst lernen, mit der Zeit klar zu kommen und ein begrenzter Platz auf dem Papier hat schon viele veranlaßt, mal objektiv das Wesentliche zusammen zu fassen. Du machst Dir wahrscheinlich mehr Gedanken über die Betreuten als Deine Kolleginnen. Denk mal darüber nach warum das so ist. :) Du bist anders-- warum, wieso und worin genau? Das würde ich kennenlernen wollen in mir,was da so anders ist und offensichtlich irgend etwas besser kann.

:liebe1:
 
Aber ich bin vor allem verwirrt. Die Anstrengung der letzten Jahre kann doch nicht umsonst gewesen sein? Wenn ich mich nicht mehr anstrenge, fühlt sich mein Leben oberflächlich und leer an.
Klingt ziemlich verrückt, aber vielleicht kann es jemand von Euch verstehen.

Kenne ich sehr gut, wonder.

Bis mich mal jemand fragte, ob es auch leicht gehen darf. Ich habe vielleicht doof geguckt. Und dann begriffen, dass es ein Glaubenssatz ist, wenn alles anstrengend sein muss, um sich "erfüllt" anzufühlen.

Manchmal muss es scheinbar so "gewichtig" sein, um überhaupt etwas zu spüren, zu fühlen. Und dann verwirrt es, wenn aufgrund der fehlenden "Gewichtigkeit" scheinbar nichts gefühlt wird. Das ändert sich aber - Veränderungen in diesem Bereich geschehen nicht von nun auf jetzt. Gib' dir Zeit.

Leichter kann sehr erfüllend sein - und es lebt sich wirklich unbeschwerter. Deshalb kannst du trotzdem sorgfältig arbeiten - das ist kein Widerspruch.

Lieben Gruß
Rita
 
Hallochen Wonder,

wer hat Dich gezwungen Perfektionist zu sein? Wer will, dass Du immer nur wohlmöglich 120% gibst? Ist es Dir nicht selber schon lästig?

Es fällt Dir auf und Du willst es nicht mehr. Der erste Schritt ist getan. Und jetzt weiter arbeiten. Immer wieder fragen, warum muss ich so perfektionistisch sein, wer verlangt es von mir?

Wenn jedesmal die Antwort Du selber bist, dann könnte ich mir vorstellen, dass es für Dich einfacher wird.
Wir sind Menschen keine Maschinen, warum willst Du eine sein?
Böse Fragen, ich weiß. Aber alles liegt in Deinem Bewusstsein, Du musst nichts, aber Du zwingst Dich selbst.
Lebe einmal in den Tag hinein, ohne akribisch auf jedes Detail zu achten, das eben nicht perfekt ist. Versuch doch mal die Blume am Wegesrand zu finden, ohne vorher den Müll der davor liegt wegzuräumen. Sehe nur diese Blume sonst nichts.
Kannst es ja mal versuchen.
Ich weiß, wie schwierig das für Dich sein könnte. Hatte selber einen Perfektionisten als Mann. Es war irgendwann einfach nur noch grausam. Er hat meine Arbeit nur gesehen, wenn er mir sagen konnte, was alles nicht stimmte oder wie man es besser machen kann. Aber meine eigentliche Arbeit (das Gedicht, oder die Holzarbeit), die hat er nicht gesehen.

Ich habe die ganzen anderen Antworten nicht gelesen, um ganz unvorbereitet und spontan Dir eine Antwort geben zu können. Vielleicht ist es ja ein Hinweiß, worüber Du nachdenken kannst.

Ich wünsche Dir Licht in Dein Herz und Friede sei mit Dir

Liebe Grüße Orion7
 
ZitatTrixi Maus

"Bezüglich der Konkretheit von Dokumentationen würde ich folgendes selber in mir bedenken: je schneller, rascher und kürzer ich dokumentiere, desto mehr Zeit steht mir für diejenigen zur Verfügung, wegen derer ich die Sache überhaupt mache. Was schreibt ihr denn um Himmels Willen 3 oder 5 Stunden über Leute auf, hör mal in der Zeit habe ich aber doch schon einen ganzen Stapel Formulare ausgefüllt und ein halbes Büchelchen voll. Wenn ihr viel Freitext schreibt: dann macht Euch doch mal ein Formular, der Eure schriftstellerischen Ergüsse klar begrenzt. Jeder muß erst lernen, mit der Zeit klar zu kommen und ein begrenzter Platz auf dem Papier hat schon viele veranlaßt, mal objektiv das Wesentliche zusammen zu fassen. Du machst Dir wahrscheinlich mehr Gedanken über die Betreuten als Deine Kolleginnen. Denk mal darüber nach warum das so ist. :) Du bist anders-- warum, wieso und worin genau? Das würde ich kennenlernen wollen in mir,was da so anders ist und offensichtlich irgend etwas besser kann." (Zitat Ende)


Wir schreiben "Hilfepläne" über Menschen und müssen darin anhand von 7 Items ihre gesamte psycho-soziale Entwicklung, einschließlich ihrer Stärken und Schwächen beschreiben. Aufgrund unserer Stellungnahmen, also dieser Hilfepläne, entscheiden dann Sachbearbeiter in Behörden über die Zukunft dieser Menschen. Stell Dir mal vor, jemand würde Dein Leben in so einen Hilfeplan pressen, da geht zwangsläufig viel verloren. Und ich möchte, das soviel wie möglich erhalten bleibt.
Es stimmt, der begrenzte Platz könnte auch meinen Perfektionismus begrenzen. Funktioniert bei meinen Kollegen ja auch. Aber ich bin, wie Du schreibt, anders. Mir ist der Platz zu begrenzt, um ein ein menschliches Leben zu beschreiben. Die Lösung: Ich nehme (mit Schuldgefühlen wegen dem, der es Lesen muß), ein zusätzliches Blatt (grins).

Manchmal denke ich genau darin liegt mein Problem/mein Anderssein. Ich will immer das Besondere; kann Grenzen/Begrenzungen nur äußerst schwer akzeptieren. Es darf kein mittelmäßiger Hilfeplan werden, er muß die ganze Komplexität des Lebens dieses Menschen widerspiegeln. Koste es, was es wolle: für mich - und für andere! (das ich mit meinem Perktionismus auch anderen Menschen etwas zumute, ist mir erst sehr kurz bewußt und tut mir leid).
Ich habe große Angst vor Mittelmäßigkeit. Aber ich fürchte genau damit muss ich mich auseinandersetzen, wenn ich wirklich mit anderen in dieser Welt leben will. Ich bin einzigartig, genau wie alle anderen Menschen auch auf dieser Welt. Aber in dieser Einzigartigkeit bin ich nur eine von vielen, also nichts Besonderes. Auch die Welt, die täglichen Ereignisse in unserem Leben sind irgendwo ein Wunder, aber oft auch sehr banal.
Es fällt mir schwer, damit zu leben. Es ist mir irgendwie zu wenig!!!

Liebe Grüße

wonder
 
.... immer nur die Frage, ob man mit dem eigenen Hang zur Perfektion schon etwas gefunden hat, das von dieser Perfektion auch wirklich profitiert.Oder ob man Perlen vor die Säue wirft, wo man da ist.


Hm. Der Gedankenansatz spricht mich irgendwie sehr an. Denn ich denke mir tatsächlich sehr oft, dass es eigentlich befriedigend und schön sein müsste, wenn die Anerkennung proportional zum geleisteten Aufwand stiege ....

Orion7
Er hat meine Arbeit nur gesehen, wenn er mir sagen konnte, was alles nicht stimmte oder wie man es besser machen kann

So, denke ich mir, hat Saraswati das mit der "differenzierten Wahrnehmung" gemeint, oder??
Ich weiß nicht, ob es ein Segen ist oder ein Fluch, aber ich sehe zeitgleich mit allem, was "richtig" ist auch alles, was "falsch" ist. Ich glaube auch nicht, dass diese Form der Wahrnehmung änderbar ist. Aber ich könnte zB meine Betrachtungen für mich behalten, mir quasi ein kompatiblere Maske zulegen. Würde dem, was oft als Überheblichkeit empfunden wird, entgegenwirken.

wonder
Ich habe große Angst vor Mittelmäßigkeit. Aber ich fürchte genau damit muss ich mich auseinandersetzen, wenn ich wirklich mit anderen in dieser Welt leben will.

wonder, auch das verstehe ich mehr als gut. Mittelmäßigkeit fühlt sich schwammig an, so ohne Kontur. Ohne es Perfektionismus nennen zu wollen, ist es doch vollkommen legitim, sich mit einer besonderen Prägung einzubringen. Deinen Berichten verleihst du eben diese besondere Prägung, indem du sie tiefgründig und fundiert gestaltest. Hier braucht es dir sicher nicht Leid zu tun, deine Mitmenschen zu fordern.


wonder
Ich bin einzigartig, genau wie alle anderen Menschen auch auf dieser Welt. Aber in dieser Einzigartigkeit bin ich nur eine von vielen, also nichts Besonderes. Auch die Welt, die täglichen Ereignisse in unserem Leben sind irgendwo ein Wunder, aber oft auch sehr banal.
Es fällt mir schwer, damit zu leben. Es ist mir irgendwie zu wenig!!!

Sehr vieles IST auch banal und gibt wenig her, nicht mal unterhaltsame Unterhaltung. So viele small-talks ohne Inhalt und ohne Ziel, so viele leere Floskeln, von denen man sich innerlich distanziert. Und trotzdem schwimmt man bis zu einem gewissen Grad mit dem Strom, sprich mit der Konvention.
Die Kunst ist wahrscheinlich die Gratwanderung, immer bei sich selbst zu bleiben ohne gleichzeitig die anderen abzuwerten.

Schwer zu beschreiben, was ich meine. Aber ich kenne das Dilemma.

LG
Daisy
 
Manchmal muss es scheinbar so "gewichtig" sein, um überhaupt etwas zu spüren, zu fühlen. Und dann verwirrt es, wenn aufgrund der fehlenden "Gewichtigkeit" scheinbar nichts gefühlt wird.

Liebe Rita,

genauso so empfinde ich zur Zeit!:liebe1:
Ich freu mich so:jump5:,so gut hätte ich meine Gefühle gerad nicht auf den Punkt bringen können:danke:.

Wenn ich perfektionistisch bin, habe ich sehr starke Gefühle. Ich fühle die Anspannung wie ein Leistungssportler und die Angst zu versagen, ich glaube mein Körper wird von Adrenalin geradezu überschwemmt (zB. in einem Gespräch mit einem Sachbearbeiter, wenn ich für meinen Klienten etwas erreichen will). Ich bin die Situation vorher in der Phantasie zig mal durchgegangen (welches sind meine besten Argumente, was könnte mein Gegenüber einwenden, was könnte ich dann sagen usw...) Wenn´s gelaufen ist, fühle ich vielleicht noch den Stolz über das Erreichte, aber eigentlich fängt da schon die Erschöpfung, das Gefühl der Leere an.

Wenn ich mich aber nicht anstrenge, weil ich mir sage, sooo wichtig ist dieses einzelne Gespräch jetzt gar nicht, wird alles (scheinbar) sinnlos. Mir fehlen die "starken Gefühle", die mir das Gefühl gegeben haben, etwas besonders Schwieriges und Wichtiges zu tun.
Wenn es leicht wird (darf Arbeit überhaupt leicht sein?!), wird es unbedeutend, jeder könnte das.
Vielleicht ist das der Schritt, den ich lernen muß, bevor es auch für mich leicht(er) werden kann. Oh, Schreck ich bin ersetzbar!!! Jeder mit entsprechender Ausbildung könnte meinen Job machen!
Wie kann ich lernen damit umzugehen, nicht so Besonders, Wichtig und Außergewöhnlich (grins) zu sein? Werde ich es vielleicht sogar mal genießen können ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein?

Liebe Grüße
wonder
 
Zitat Orion
Aber alles liegt in Deinem Bewusstsein, Du musst nichts, aber Du zwingst Dich selbst
Da hast Du recht Orion. Es gab Gründe, die u.a. in meiner Sozialisation liegen, warum ich Perfektionistin geworden bin (werden mußte?), aber jetzt bin ich selbst meine größte Quälerin. Das zu sehen macht mich manchmal richtig wütend. Wenn ich doch wenigstens jemand anderem die Schuld für meine "Zwangsjacke" geben könnte....

Lebe einmal in den Tag hinein......

Ja, wenn ich die Wohnung geputzt hab, Sport gemacht hab und die Arbeit erledigt ist (grins).... Vorher werd ich unruhig, kann es nicht wirklich genießen...

Hatte selber einen Perfektionisten als Mann. Es war irgendwann einfach nur noch grausam

Ich kann´s mir vorstellen. Da ich allein lebe, kann ich zu Hause (zum Glück) "nur" mich selbst zwingen. Aber ich geh da echt hart mit mir um (s.o.).

Aber ich glaube ohne meinen Perfektionismus und dem, wozu er mich täglich antreibt, wäre mein Leben sehr leer.
Wenn ich nicht arbeiten würde und meinen anderen Leistungsanforderungen (s.o) nachkäme, ich glaube, ich wüßte gar nichts anzufangen mit meiner Zeit, bzw. würde in ein tiefes Loch fallen.
So ist der Perfektionismus für mich auch ein harter, aber wichtiger Schutz vor Langeweile, Leere, Einsamkeit und Traurigkeit.

Liebe Grüße
wonder
 
Wir schreiben "Hilfepläne" über Menschen und müssen darin anhand von 7 Items ihre gesamte psycho-soziale Entwicklung, einschließlich ihrer Stärken und Schwächen beschreiben. Aufgrund unserer Stellungnahmen, also dieser Hilfepläne, entscheiden dann Sachbearbeiter in Behörden über die Zukunft dieser Menschen. Stell Dir mal vor, jemand würde Dein Leben in so einen Hilfeplan pressen, da geht zwangsläufig viel verloren. ...
Mir ist der Platz zu begrenzt, um ein ein menschliches Leben zu beschreiben.

Uff, warum ist hier das Wort Verantwortung noch nicht gefallen?
Das ist doch ein Wahnsinn, einen Menschen zusammenfassend zu beschreiben, damit andre über dessen Zukunft bestimmen können. Da wird mir erst wieder klar, in welchen grundsätzlichen Abhängigkeiten viele Menschen noch leben.
Da kann man doch gar nicht genau genug sein, um sich nicht am Schicksal eines andren Menschen zu vergehen, oder?

wonder schrieb:
Aber ich glaube ohne meinen Perfektionismus und dem, wozu er mich täglich antreibt, wäre mein Leben sehr leer.
Wenn ich nicht arbeiten würde und meinen anderen Leistungsanforderungen (s.o) nachkäme, ich glaube, ich wüßte gar nichts anzufangen mit meiner Zeit, bzw. würde in ein tiefes Loch fallen.
So ist der Perfektionismus für mich auch ein harter, aber wichtiger Schutz vor Langeweile, Leere, Einsamkeit und Traurigkeit.
Das ist natürlich ein eindeutiges Argument, dein Lebensgefühl in dir anzusehen.
Diesen vier Zuständen würde ich mich mal mutig widmen, möglichst mit Begleitung, denn es sieht so aus, als würde es genau durch diese Täler führen, was dich daraus befreien wird...
Und dann wird das Leben heiter :)

K.S.
:liebe1:
 
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Und dann wird das Leben heiter :)

K.S.
:liebe1:
ja und Arbeit wird dann zur Freude. Man macht gerne was man dann macht. Und bedenkt das Notwenige, das man eben bedenken muß, um mit anderen Menschen gemeinsam etwas Gutes für Dritte zu bewirken. Wenn man für sich selber spürt, daß man das kann: Gutes für Dritte bewirken- dann wird die Sache ziemlich leicht.

Solange man "selber" nicht gut genug ist, oder solange der Mensch in der Behörde, dem ich etwas an den Kopf frickeln möchte, nicht gut genug ist, um für Dritte Gutes zu bewirken, solange habe ich Streß!! Und solange erreiche ich auch nicht alles, was ich mit meinem Mundwerk erreichen könnte.

Erst wenn ich innerlich weiß, daß Ich selber gut genug bin, der behördliche Partner gut genug ist und auch das System, in dem ich arbeite, gut genug ist um Gutes für Dritte zu tun, ist der Fall doch meist geritzt. Ich muß wissen: "es geht". Dann geht es.

Die Frage ist: darf ich mich trauen einfach so, ohne die Vorbereitung einer sprachlichen Überzeugungskampagne, die ich stundenlang mir im Geist als Wortschlange gestresst erarbeite, zu meinem Gesprächspartner zu gehen? Darf ich ihm meine Gedanken ungefiltert mitteilen, die ich um meinen Klienten habe?

Oder muß ich den Herrn auf der anderen Seite des Schreibtisches von etwas überzeugen? Habe ich überhaupt schon mal in der Praxis überprüft, ob diese ganze gedankliche Vorbereitung überhaupt nötig ist?? Wo ist der Anlaß dafür, daß ich gedanklich mein Leben vorab durchspielen muß, ganz allgemein??

Ich meine, das hat ziemlich ausschließlich mit beruflicher Erfahrung zu tun. Ich habe das auch so erlebt, daß ich mich einmal "aufgerieben" habe, und zwar gründlich. Bei mir war es so, daß ich nicht das Rädchen im Getriebe werden wollte, weil mir es persönlich nicht liegt, ein Rädchen im Getriebe zu sein. Denn das übliche Getriebe läuft maximal immer nur auf 66, 666666666 %.

Das muß man aber auch erst mal für sich entdecken und sich trauen, das anzunehmen, daß das nix für einen ist. Es ermöglicht dann sehr viele Gedanken, die man sonst nicht hätte, wenn man sich entschieden hat, kein Rädchen im Getriebe zu sein. Aber das ist nicht jedermannes Sache, das ist bei mir so gewesen. Ich bin eher jemand, der die große Stange dreht, die durch das zentrale Rädchen gesteckt ist und wegen derer sich überhaupt erst die ganze Sache dreht. Ein Visionär, der machen kann, weil er lebt. Das weiß ich aber auch noch gar nicht so lange. Hab ich neulich erst entdeckt, daß ich tatsächlich lebe und alles machen kann was ich will, weil es Zeit gibt. Viel viel Zeit. Und ich darf entscheiden, womit ich sie verbringe.

Letztlich ist wohl dieses Versorgtsein mit einer Vision die Lösung für mich gewesen, aus dieser 66,6%-Kiste auszusteigen, die mich früher ausgebrannt hat. Die Sache ist die: wenn ich nun mal eine eigene Kiste fahre (Vision), während andere alle hübsch langweilig und mehr oder minder uninteressiert aus Routine heraus immer die gleiche Sache machen, dann bin ich ja anders. Ich bin dann eben nicht einer, der sich irgendwo einbettet, sondern ich stelle die Bettchen bereit für die anderen. Und die Häuschen und die Autöchen mit denen sie zur Arbeit fahren. Weil die müssen das ja alles bezahlen und sich ihr Geld verdienen. Und daher tue ich Gutes, indem ich ermögliche, daß Leute ihr Geld verdienen. Und diese Leute, die geben dann hoffentlich 100% und sind zufrieden mit dem was sie machen und bleiben oder werden gesund.

Daß ich dann selber dabei Geld verdiene und gesund bleibe, das ist dann eine angenehme, selbstverständliche Nebensache, die sich daraus ergibt, daß auch ich nur noch 100% geben muß. Weil ich eben nicht mehr in einem System arbeite, in dem jeder maximal 66% gibt und durch das System gestreßt ist, sondern indem ich ein System schaffe, in dem jeder 100% geben kann, weil er eben nicht gestreßt ist. Weil er genau das tun soll in seiner Arbeitszeit, was er auch tun will.

Ich schrieb ja bereits oben: solange der Wille abgeschaltet ist in einem Menschen während der Arbeitszeit, ist er maximal als Sklavenarbeiter zu gebrauchen. Und leider haben wir uns angewöhnt, unseren Willen uns nicht mitzuteilen und uns nicht rund um unseren gemeinsamen Willen zu begegnen. Schon gar nicht, sobald Geld ins Spiel kommt, dabei ist Geld doch etwas Wunderbares, solange man es hat. Wir suchen ja in der realpraktischen Welt gar nicht nach Möglichkeiten, uns voll zu entfalten in betrieblichen Gemeinschaften. Das ist ein Fehler. Das mache ich anders.

Kann ich nur empfehlen. Alles anders machen als andere. Weil so wie es heute ist, ist allüberall Ägypten. Und die Sklaven bauen unsichtbare Pyramiden, die sich letztlich auf den Kontos weniger bemerkbar machen. Da mach ich nicht mit, das mache ich anders. Ich hab ja schließlich das ganze Leben dafür Zeit. So wie es ist, ist es mir nämlich schlichteweg zu dumm und zu unintelligent.

Was die Anwendung von Intelligenz angeht, bin ich noch immer sehr perfektionistisch. Und die Anwedung von Intelligenz ergibt sich eben nur in Gruppen und weniger im Einzelnen. Im Einzelnen ergeben sich ErFindungen aus intelligentem Denken "heraus" (und dann oft leider nicht in die Anwendung hinein), auch schön, aber ein anderes Thema. Man muß nur "entdecken", und dann geht's schon.

Hut ab, auf Wiedersehen.

lg,
Trixi Maus
 
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