Zeit ist eine Systematik, derer wir uns bedienen, um Erlebnisse einzusortieren.
Sie ist wie ein Karteikasten und wie wir die Kärtchen einstecken ist Vergangenheit, Jetzt und Zukunft.
Zeit existiert auf vielen Ebenen und in vielen Varianten, sie ist real.
Eine andere Geschichte der Zeit:
Wir waren in einem Zustand, in dem es keine Zeit gab, wir lebten ewig, alles, was wir erschufen währte ewig.
Es ist wie in der Bibel steht: Und Gott schuf die Welt und siehe, es war gut [vollkommen]. Und nichts änderte sich.
So lebten wir im Paradies.
Manchen und mit ihnen Gott wurde langweilig. Alles was wir erschufen existierte fortan ohne Veränderung. Alles stand dumm rum und ja, man konnte sich an allem erfreuen, aber es gab keine besondere Interaktion zwischen den Wesenheiten und eben keine Veränderung.
Ein wesentlicher Schritt in die Richtung Zeit-Systematik war, dass wir Wachstum erfanden: Bäume die wuchsen, Tiere die wuchsen, wir die wuchsen. Wachstum war Veränderung, damit war ein Vorher-Nachher-Effekt erkennbar.
Doch immernoch lebten wir ewig, alles und alles.
Es wurde immer voller, insbesondere wegen des - unendlichen und ewigen - Wachstums. Wir erstickten. Eine Lösung musste her. Wenn etwas immer größer, weiter werden konnte, so musste auch der umgekehrte Prozeß erfunden werden: etwas wird kleiner, weniger.
So wurde in einem ewigen Prozeß das selbstregulierende System erfunden, in dem es Aufbau und Abbau gibt, Veränderung. Solche Dinge wie Zeugung, Essen etc. gab es aber in diesem Zustand noch gar nicht. Die Verfeinerung dieses Systems gelang dann in wesentlichen Schritten durch die Zeugungsfähigkeit und dann auch durch das System des Fressens und Gefressen-werdens. Damit wurde aus einem starren ewigen System ein sich selbst regulierendes System mit Auf- und Abbau.
Die Systematik einer Zeit war noch irrelevant für die Beobachtung dieses Systems und das Leben in diesem System. Alles währte immer noch ewig. Die Erfahrungen, die in diesem System gemacht werden konnten würden uns heute extrem langweilig vorkommen [unter anderem, da wir sie ja bereits gemacht haben - aber auch, weil es von unserem heutigen Standpunkt aus alles EWIG dauerte - ooooaaaaaaah neeeeeeee!].
Wir suchten danach, Erfahrungen zu verdichten, Erlebbares zusammen zu fassen, schneller zu lernen. So nahmen wir die Möglichkeit, die wir erfuhren durch das Fressen und Gefressen-werden, diesen bisher ewigen physischen Körper wieder los zu werden und bauten diese Erfahrung als Prozeß in unsere Körper ein - fortan gab es Tod und Geburt. Zugleich ein weiterer Stein im Haus der Zeit. Aber - im Vergleich zu heute lebten wir noch 100.000 und 10.000 Jahre und es war uns schon eine Großleistung unseren auf ewig gebauten Körper auf 100.000 und 10.000 Jahre Lebensdauer zu reduzieren - und bitte: wir sahen 100.000 Jahre aus wie 18 oder 22 - es gab kein Altern. Auch unsere Zellen lebten ewig und zu sterben war eine Art Meditation, sich aufzulösen. Wir alle taten das und konnten das.
So lernten wir lernen.
Und um das Lernen noch zu verfeinern, verkürzten wir die Lebensdauer weiter und weiter - somit wuchs das Empfinden von Zeit. Wer 100.000 Jahre lebt, hat keine direkte Empfindung dessen, was wir heute mit Zeit beschreiben. Wer aber nur 20 oder 80 Jahre lebt hat eine direkte Empfindung zu dieser Zeitspanne.
Um Werden und Vergehen in einer anderen Form zu erleben entschieden wir uns, mit dem Prozeß von Geburt und Tod auch noch eine Art Vergessen einzuführen, nämlich die Differenzierung, zu wissen, dass wir Geist sind und eine Seele haben, das wollten wir vergessen, um zu sehen, wie es sich ohne diese Einheit lebt. Es war unsere bewußte Entscheidung, denn wir wollten uns anders kennen lernen, als bisher.
In diesem anderen Lernen, so wie wir es jetzt tun, wird Zeit eine Systematik, derer wir uns bedienen, um uns zu treffen: Öffnungzeiten erlauben uns, unseren Einkauf so zu planen, dass der Laden auch offen hat. Wir machen Termine aus, damit wir zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind. Wir beobachten die Natur und bauen einen Kalender um etwas planen zu können.
So wurde Zeit etwas sehr reales und Zeit ist real, weil wir sie erschaffen haben.
Heute sind wir im Maximum der Erfahrung der Zeit.
Zeit wurde auch notwendig, weil wir in unserem lebendigen System plötzlich psychologische Artefakte abspeicherten, auch unverarbeitete Ereignisse genannt, wir erfanden Leid und Trauer, Krankheiten und Siechtum, etc.
So kann die Zeit erst von uns weichen, wenn wir unsere Speicher geleert haben.
Man kann also so tun, als ob man im ewigen Jetzt lebt, doch es kann eine Lüge sein, die daran ersichtlich wird, wenn der oder die, die das sagen nicht aussehen wie 18 oder 22. Wenn alle Zellen von Erinnerungen geleert sind - was möglich ist - dann sind wir wieder in der [echten] ewigen Jugend angelangt, die in Wirklichkeit das ewige Erwachsen-Sein ist.
Bewegung ist auch nicht scheinbar, sondern real, weil sie von uns erschaffen wurde.
Wir wollten ein sich selbst regulierendes, wachsendes, sich erweiterndes System in dem es Bewegung gibt.
Dass es keine Bewegung gäbe ist nur von einem Punkt aus erlebbar, an dem wir nicht leben können, sondern nur sind.
Daher haben es Philosophen so schwer mit ihren Ehefrauen: in der Philosphie ist alles einfach: es gibt keine Zeit, nur das ewige Jetzt - in der Realität [die keine Illusion ist] kocht der Wassertopf über und das Essen brennt an, Du verlierst Deine Freunde, weil Du die Termine mit ihnen nicht einhältst.
Wenn ich Dir eine runterhaue, dann dauert es, bis es wieder verheilt ist. Zeit wurde also durch unseren Wunsch zu erleben real. Da sind wir nun.
Zeit - Nicht-Zeit ist also - wie alles - das Leben in einem polaren Sein, also zwischen den Polen Zeit - Ewig oder Veränderung - Unverändert.
Beide Pole sind Illusion - das Leben spielt sich nur zwischen den Polen ab.
Wer ewig sagen kann ist schon in der Zeit. Wer nicht mehr weiß, dass er ewig lebt, ist wo anders. Von den Polen aus gesehen, wohin ich mich theoretisch denken kann (was hier z.B. Venja oder Sternenatemzug tun), ist allerdings das Leben eine Illusion, aber das ist eine [die größte] Illusion.
Leben ist immer paradox.
Leben ist Geworden-Sein.
Da sind wir.
Mitten in der Zeit - ja, Hoch-Zeit. Wir sind im Zeit-Hoch, in der maximalen Beschleunigung, die wir uns denken wollten und konnten. Beschleunigung - ohne Zeit wäre sie unmöglich.