Victim Blaming bzw. Täter-Opfer-Umkehr ...

Laguz

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wo sich Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschen
Hallo zusammen!

Das ist ein extrem wichtiges Thema, das man - besonders jetzt - nicht einfach abwürgen oder unter den Tisch fallen lassen sollte.
Eigentlich ist klar, dass es bei so vielen Verdachtsfällen Redebedarf gibt.
Und jene, die sich als Opfer fühlen, darf man nicht einfach der Verleumdung bezichtigen!
Damit begehen wir eine Täter-Opfer-Umkehr.

Was ist das überhaupt, eine Täter-Opfer-Umkehr bzw. was ist "Victim Blaming"?
Eigentlich wissen wir, was damit gemeint ist.

Hier ein Wikipedia-Artikel dazu:


Interessant ist aktuell in diesem Zusammenhang übrigens auch der Vergewaltigungsmythos:


Es gibt übrigens auch einen sehr guten FAZ-Postcast dazu mit aktuellem Bezug:



Ich hoffe, wir können das Thema dieses Mal mit etwas mehr Gelassenheit diskutieren.
Danke!

Viele Grüße,
Laguz
 
Zuletzt bearbeitet:
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Sehr gut.
Ich denke, es liegt auch an der schwierigen Beweislage, die Opfer müssen beweisen, dass sie Opfer sind.
Man kann nicht einfach in ein Polizeirevier marschieren und Person xy unterstellen, er habe einen vergewaltigt, woraufhin die Polizei dann sagt, prima danke, wir fahren gleich hin und verhaften ihn.
Das ist natürlich auch gut so.
Man muss Beweise erbringen, und das in einer Situation, wo zwei meistens allein waren miteinander.
Und das ist schlecht.

Das ist also per se eine Pattsituation, erst recht, wenn man nicht sofort in der Lage ist, zur Polizei zu gehen.
Und selbst wenn, wenn diejenige Verletzungen hat und sie sofort beim Arzt und der Polizei war, diese kommen auch bei einvernehmlichem Sex zustande,
und dann steht im Zweifel Aussage gegen Aussage.

Dazu kommt die Frauenfeindlichkeit in der (Männer-)gesellschaft, die Frauen schnell Berechnung unterstellt.
Wenn es also eine mal gemacht hat, ihn ( juristisch entschieden inzwischen )unschuldig anzuklagen wie Amber Heard oder die Freundin von Kachelmann, dann werden immer und immer wieder diese Fälle als Präzedenzfälle hervorgekramt- und nie die, in denen der Mann tatsächlich schuldig war.
Denn die erregen merkwürdigerweise gar kein Aufsehen und gar keine Empörung. Obwohl es ganz sicher viel mehr sind.
Man weist nicht auf Epstein und Weinstein hin, das lese ich kaum in den Kommentarspalten jetzt im aktuellen Bezug, und wenn, dann erkennbar oft von Frauen.
Ich habe selten gelesen "Warten wir mal ab, wir haben ja vllt was aus dem Weinstein-Prozess gelernt für den
aktuellen Fall!".
Finde ich sehr merkwürdig- ach, oder auch gar nicht eigentlich.
Eigentlich ist es nur ärgerlich.

Die Amber Heard Hasstiraden in den Kommentarspalten von ZON und SPOn werde ich nie vergessen.
Kein Wort darüber, wie oft Männer vor Gericht das Blaue vom Himmel herablogen, um nicht verurteilt zu werden.
Kann man gar nicht beziffern, wie oft im Vergleich, aber jeder weiß es, eigentlich.

Es ist ein bisschen schwierig, als Frau dann auch noch "sachlich" zu bleiben mitunter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben übrigens noch einen Fall Til. Nur mit einem l, in der Filmbranche.
Auch dort fragte man sich bereits in einer Comedy Nummer auf einem Filmfest mit allem, was Rang und Namen hat, wieso sind eigentlich die, die es aussprechen nun z. T. mehr Ziel der Angriffe als der Täter?
Die meisten trauen sich noch immer nicht, etwas zu sagen oder zu bestätigen, weil sie sofort Konsequenzen fürchten müssen.

Der Anwalt von Til mit einem l hat übrigens exakt denselben Text abgelassen wie der von dem mit zwei l.
Identisch.
Beide Tills schweigen.
 
Und jene, die sich als Opfer fühlen, darf man nicht einfach der Verleumdung bezichtigen!
Damit begehen wir eine Täter-Opfer-Umkehr.

Mir klar, dass es konkreten Anlass hat, aber war nicht falsch den Thread zu löschen, auch wenn da viele meiner Beiträge jetzt weg sind. Und der hier wird vermutlich wieder gelöscht, weil du erneut konkreten Bezug genommen hast... Insofern wird das dann möglicherweise wieder ein Beitrag für die Tonne von mir, da ich vermute, dass er sich auch so entwickelt.

Aber folgendes allgemein:

Wir wissen nicht a priori ob irgendwas falsch umgekehrt wurde. Das ist ja das Problem hier.

Die eigentliche und einzige Tat kann auch sein, dass jemand Opfer einer falschen Verdächtigung wurde, mit Absicht oder (dann ein Ermittlungsfehler und keine Straftat umgekehrt) weil das Opfer oder die Ermittler den vermeintlichen Täter nicht korrekt erkannt haben.

Anfangs sind quasi beide "unschuldig bis das Gegenteil bewiesen" wurde.
Definitiv muss man nicht dem vermeintlichen Opfer sofort glauben, weil das diesen Grundsatz verletzt.
Die korrekte Haltung ist erst einmal, es offen zu lassen, sich nicht zu entscheiden. Wenn sich dann Leute festlegen, wird man eben einen anderen hypothetischen Ablauf anführen, um vermeintliche Klarheiten, die keine sind, zu beseitigen. Bedeutet nicht, dass man damit dann beweisen will, dass wiederum das vermeintliche Opfer schuldig ist im Sinne von falscher Verdächtigung. Man zeigt nur auf, dass es andere denkbare Abläufe gab. Natürlich könnte jemand sich auch festlegen in die andere Richtung, was a priori auch falsch ist. Ist auch nicht jeder automatisch ein Lügner.

In persönlichen Beziehungen ist es aber Teil der Loyalität, dass a priori Familienmitglieder, Freunde oder Partner einen klaren Vertrauensvorschuss haben. Sofern es da keine eindeutigen Gegenbeweise gibt zumindest. Was das betrifft, ist eine andere Vorgehensweise also legitim. Aber Fremde kennen wir nicht. Gibt keinen Grund jeweils einer Version mehr zu trauen als der anderen.

Realistisch betrachtet wird es manchmal auch vor der Verurteilung klar sein, wenn genug bekannt wurde. Wenn ein Amokläufer bei der Tat erwischt wurde, mache ich jetzt auch keinen Aufstand. Und die Justiz wird ihn auch in Untersuchungshaft nehmen, was quasi letztlich einer Vermutung entspricht, dass da was passiert sei. Selbst da muss das Gerichtsverfahren aber korrekt laufen. Und kann dann falsch sein trotzdem. Siehe den Kachelmann-Fall, wo ich die Untersuchungshaft auch skandalös fand. Zurecht, der Tatverdacht war immer sehr zweifelhaft, und wurde dann ja auch klar, dass es ganz anders war. Motiv für die falsche Verdächtigung war Rache für Fremdgehen.

Und ist auch logisch. Stell dir vor, dass irgendwer einfach etwas über dich behaupten kann, und du bist dann mal einfach automatisch der Täter, und das soll fair und richtig sein? Nein, kann und darf nicht so laufen in einem Rechtsstaat. Das hat umgekehrt viel mehr mit Hexenverbrennung zu tun. Würde bedeuten, dass 2 Konfliktparteien jeweils so schnell wie möglich denunzieren sollten/müssten in diesem absurden Spiel, denn wer die erste Anschuldigung vorträgt ist damit ja dann das Opfer.

Und ein weiteres Problem ist, dass so eine Position falsche Verdächtigungen auch attraktiver macht, was sehr wahrscheinlich bis sicher dazu führt, dass es häufiger versucht wird. Wenn eben die Wahrscheinlichkeit, dass man großen Schaden anwendet hoch ist, und die Wahrscheinlichkeit, dass es Konsequenzen für eine Lüge gibt gering ist.

Was da unter "Vergewaltigungsmythos" verlinkt wurde, dem stimme ich zu (dass Vergewaltigungen nicht existieren können ist so unlogisch, wie dass 2+2 = 7). Aber das ist überhaupt nicht das Problem hier. Das Problem ist, dass es natürlich potentielle Motive gibt, jemandem solche Straftaten vorzuwerfen, auch wenn sie in Wirklichkeit gar nicht passiert sind.

Denkbare Motive sind Rache (nach Beziehungen vor allem), Leugnung von vermeintlicher Sünde (Mädchen erklärt Jungen zum Vergewaltiger, weil sie damit bei den Eltern und im Umfeld zumindest wahrscheinlicher verteidigt als verurteilt wird, oder Ehebrecherin will die eigene Verantwortung abschieben), Aufmerksamkeit (gegen einen Star für Fame zum Beispiel, oder um Mitleid zu erhalten), oder Konkurrenzdenken (einen Mitstreiter für einen Posten denunzieren und aus dem Rennen werfen zum Beispiel). Psychische Pathologien, oder falsche Erinnerungen durch Hypnose sind auch denkbar, wo es keine Tat gab, das vermeintliche Opfer aber nicht immer absichtlich gelogen hat (wobei jemand auch aufgrund einer solchen Störung absichtlich lügen könnte). Oder es gab zwar wie oben schon angeführt eine Straftat, aber der vermeintliche Täter ist nicht der richtige Täter. Gibt auch keinen logischen Grund, dass alles jeweils immer sofort auszuschließen.

Und wenn jetzt jemand argumentiert, dass ein echtes Opfer nun darunter leidet, wenn nicht jeder sofort 100% hinter ihm/ihr steht... Nun, ein Opfer einer falschen Verdächtigung leidet auch, wenn sich alle 100% auf ihn/sie stürzen, und ein Pranger errichtet wird. Das funktioniert damit auch nicht als Argument.
 
Um Ausgleich zu schaffen: auch Männer werden vergewaltigt und bei denen kommt zur schlechten Beweiskraft auch noch die Angst ausgelacht zu werden.

Opfer-Täter-Umkehr passiert immer da wo man urteilt ohne Wissen. Das ist vielleicht menschlich, aber generell muss da ein Umdenken stattfinden.
 
Eigentlich ist klar, dass es bei so vielen Verdachtsfällen Redebedarf gibt.
Und jene, die sich als Opfer fühlen, darf man nicht einfach der Verleumdung bezichtigen!
Damit begehen wir eine Täter-Opfer-Umkehr.
Wirklich? Leider kenne ich einige Personen, die von Straftaten betroffen waren - aber keine von ihnen verspürte Redebedarf vor der Presse oder social media.

In dem gelöschten Thread war ja mehrfach von einer Täter-Opfer-Umkehr die Rede, die gar nicht stattfand. Nämlich wenn es hieß, dass die Aussagen vor Gericht geprüft werden müssen. Da war die Empörung darüber groß, dass denjenigen, die sich als Opfer fühlen, nicht vorbehaltlos geglaubt wird...
 
Um Ausgleich zu schaffen: auch Männer werden vergewaltigt und bei denen kommt zur schlechten Beweiskraft auch noch die Angst ausgelacht zu werden.

Wobei ich nachvollziehen kann, dass es Frauen nervt, wenn eine Äquivalenz in Bezug auf gesellschaftliche Dimension impliziert wird. Ist sehr viel seltener, speziell die wirkliche Umkehr wo dann die Frau Täterin ist. Im Schnitt sind Frauen da vermutlich moralisch besser (was der Hauptgrund ist), und zusätzlich dürften Unterschiede in Körperkraft und darüber hinaus die biologisch-physikalische Umsetzbarkeit (zumindest im engen Sinne) die eine oder andere potentielle Täterin bereits im Vorfeld davon abhalten.
 
Wobei ich nachvollziehen kann, dass es Frauen nervt, wenn eine Äquivalenz in Bezug auf gesellschaftliche Dimension impliziert wird. Ist sehr viel seltener, speziell die wirkliche Umkehr wo dann die Frau Täterin ist. Im Schnitt sind Frauen da vermutlich moralisch besser (was der Hauptgrund ist), und zusätzlich dürften Unterschiede in Körperkraft und darüber hinaus die biologisch-physikalische Umsetzbarkeit (zumindest im engen Sinne) die eine oder andere potentielle Täterin bereits im Vorfeld davon abhalten.
Und schon wird relativiert.;)
Männer werden auch von Männern vergewaltigt.

Wenn es bei Frauen egal ist, ob sie Burka oder Minirock getragen haben ist die körperliche Kraft auch nicht relevant. Weshalb ein Opfer zum Opfer wurde sollte zweitrangig sein.
 
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