Und jene, die sich als Opfer fühlen, darf man nicht einfach der Verleumdung bezichtigen!
Damit begehen wir eine Täter-Opfer-Umkehr.
Mir klar, dass es konkreten Anlass hat, aber war nicht falsch den Thread zu löschen, auch wenn da viele meiner Beiträge jetzt weg sind. Und der hier wird vermutlich wieder gelöscht, weil du erneut konkreten Bezug genommen hast... Insofern wird das dann möglicherweise wieder ein Beitrag für die Tonne von mir, da ich vermute, dass er sich auch so entwickelt.
Aber folgendes allgemein:
Wir wissen nicht a priori ob irgendwas falsch umgekehrt wurde. Das ist ja das Problem hier.
Die eigentliche und einzige Tat kann auch sein, dass jemand Opfer einer falschen Verdächtigung wurde, mit Absicht oder (dann ein Ermittlungsfehler und keine Straftat umgekehrt) weil das Opfer oder die Ermittler den vermeintlichen Täter nicht korrekt erkannt haben.
Anfangs sind quasi beide "unschuldig bis das Gegenteil bewiesen" wurde.
Definitiv muss man nicht dem vermeintlichen Opfer sofort glauben, weil das diesen Grundsatz verletzt.
Die korrekte Haltung ist erst einmal, es offen zu lassen, sich nicht zu entscheiden. Wenn sich dann Leute festlegen, wird man eben einen anderen hypothetischen Ablauf anführen, um vermeintliche Klarheiten, die keine sind, zu beseitigen. Bedeutet nicht, dass man damit dann beweisen will, dass wiederum das vermeintliche Opfer schuldig ist im Sinne von falscher Verdächtigung. Man zeigt nur auf, dass es andere denkbare Abläufe gab. Natürlich könnte jemand sich auch festlegen in die andere Richtung, was a priori auch falsch ist. Ist auch nicht jeder automatisch ein Lügner.
In persönlichen Beziehungen ist es aber Teil der Loyalität, dass a priori Familienmitglieder, Freunde oder Partner einen klaren Vertrauensvorschuss haben. Sofern es da keine eindeutigen Gegenbeweise gibt zumindest. Was das betrifft, ist eine andere Vorgehensweise also legitim. Aber Fremde kennen wir nicht. Gibt keinen Grund jeweils einer Version mehr zu trauen als der anderen.
Realistisch betrachtet wird es manchmal auch vor der Verurteilung klar sein, wenn genug bekannt wurde. Wenn ein Amokläufer bei der Tat erwischt wurde, mache ich jetzt auch keinen Aufstand. Und die Justiz wird ihn auch in Untersuchungshaft nehmen, was quasi letztlich einer Vermutung entspricht, dass da was passiert sei. Selbst da muss das Gerichtsverfahren aber korrekt laufen. Und kann dann falsch sein trotzdem. Siehe den Kachelmann-Fall, wo ich die Untersuchungshaft auch skandalös fand. Zurecht, der Tatverdacht war immer sehr zweifelhaft, und wurde dann ja auch klar, dass es ganz anders war. Motiv für die falsche Verdächtigung war Rache für Fremdgehen.
Und ist auch logisch. Stell dir vor, dass irgendwer einfach etwas über dich behaupten kann, und du bist dann mal einfach automatisch der Täter, und das soll fair und richtig sein? Nein, kann und darf nicht so laufen in einem Rechtsstaat. Das hat umgekehrt viel mehr mit Hexenverbrennung zu tun. Würde bedeuten, dass 2 Konfliktparteien jeweils so schnell wie möglich denunzieren sollten/müssten in diesem absurden Spiel, denn wer die erste Anschuldigung vorträgt ist damit ja dann das Opfer.
Und ein weiteres Problem ist, dass so eine Position falsche Verdächtigungen auch attraktiver macht, was sehr wahrscheinlich bis sicher dazu führt, dass es häufiger versucht wird. Wenn eben die Wahrscheinlichkeit, dass man großen Schaden anwendet hoch ist, und die Wahrscheinlichkeit, dass es Konsequenzen für eine Lüge gibt gering ist.
Was da unter "Vergewaltigungsmythos" verlinkt wurde, dem stimme ich zu (dass Vergewaltigungen nicht existieren können ist so unlogisch, wie dass 2+2 = 7). Aber das ist überhaupt nicht das Problem hier. Das Problem ist, dass es natürlich potentielle Motive gibt, jemandem solche Straftaten vorzuwerfen, auch wenn sie in Wirklichkeit gar nicht passiert sind.
Denkbare Motive sind Rache (nach Beziehungen vor allem), Leugnung von vermeintlicher Sünde (Mädchen erklärt Jungen zum Vergewaltiger, weil sie damit bei den Eltern und im Umfeld zumindest wahrscheinlicher verteidigt als verurteilt wird, oder Ehebrecherin will die eigene Verantwortung abschieben), Aufmerksamkeit (gegen einen Star für Fame zum Beispiel, oder um Mitleid zu erhalten), oder Konkurrenzdenken (einen Mitstreiter für einen Posten denunzieren und aus dem Rennen werfen zum Beispiel). Psychische Pathologien, oder falsche Erinnerungen durch Hypnose sind auch denkbar, wo es keine Tat gab, das vermeintliche Opfer aber nicht immer absichtlich gelogen hat (wobei jemand auch aufgrund einer solchen Störung absichtlich lügen könnte). Oder es gab zwar wie oben schon angeführt eine Straftat, aber der vermeintliche Täter ist nicht der richtige Täter. Gibt auch keinen logischen Grund, dass alles jeweils immer sofort auszuschließen.
Und wenn jetzt jemand argumentiert, dass ein echtes Opfer nun darunter leidet, wenn nicht jeder sofort 100% hinter ihm/ihr steht... Nun, ein Opfer einer falschen Verdächtigung leidet auch, wenn sich alle 100% auf ihn/sie stürzen, und ein Pranger errichtet wird. Das funktioniert damit auch nicht als Argument.