Unsere alten Sterbe- und Totenbettbräuche

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Waldkraut

Guest
Wer kennt sie noch oder hat eine Großmutter oder andere Angehörige und Bekannte die damit noch vertraut sind?

Leider verschwinden unsere eigenen Traditionen immer mehr und es werden zunehmend die fremden Kulturen in unsere Regionen getragen.
Mich interessieren die alten Bräuche und Traditionen unserer eigenen Kultur, denn ich finde es wichtig dass Traditionen gepflegt werden, denn sie wurden von unseren Vorfahren aus bestimmten Gründen praktiziert und sind in gewisser Weise auch unser Erbe.

Was ist bei euch davon für Wissen übrig geblieben und welche Traditionen habt ihr schon erlebt oder wisst welche heute noch praktiziert werden so wie früher?


* So war es früher z.B. üblich dass die Toten mindestens 2 Tage lang zu Hause geblieben sind, damit sich die Familie, Freunde und Nachbarn verabschieden konnten.

* die Fenster im Sterbezimmer wurden kurz nach dem Ableben weit geöffnet damit die Seele entweichen konnte.

* Die Augen und der Mund des Verstorbenen wurden geschlossen und das Gesicht mit einem Tuch abgedeckt, damit der Tote niemanden "nachholt"

* Das Sterbebett wurde mit Efeu, Buchsbaum und Nadelbaumzweigen (immergrünen Pflanzen) umlegt, als Zeichen für die Unsterblichkeit der Seele.

* Außerdem wurden Brennesseln und Rosmarin im Raum aufgehangen damit man den Leichenduft nicht so sehr bemerkt. Wer schon mal einen gerade erst Verstorbenen gesehen hat, hat vielleicht einen bestimmten Geruch bemerkt. Er hat nichts mit der Verwesung zu tun, jeder Mensch riecht direkt nach dem Ableben ein weinig anders.

* später legte man auch Zitronenfrüchte im Raum aus.

* was heute bei gläubigen Katholiken noch zu finden ist, ist das Kreuz bzw. den Rosenkranz in die Hände des Sterbenden zu legen.

* die letzte "Salbung" durch einen Priester wird auch stellenweise noch praktiziert.



Was kennt ihr noch für Bräuche?


LG
Waldkraut
 
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Ich komme aus Osten,teile meine Familie lebten an füßen der Karpaten...
dort waren einige bräuche üblich,ähnlich wie du schon geschrieben hast,zudem wurde Wasser aus Eimen ausgeschütet weil die Seele sich mit wasser verbindet,es wurde kein Brot gebacken....
Jeder konnte zu Toten kommen um ihm/sie um verabschieden und eventuel um Verzeihung zu Bitten..
Begräbnis wurde groß gefeiert,mit viel essen und immer ein platz am Tisch für den Verstobenen..Diese bekam auch Essen mit ins Grab,damit er nicht auf seine reise hungern muss..
Es wurden die lieblingslieder gesungen
Es stand nach dem Tod immer Kerze am Fenster,damit die Seele den Weg zurück leichter finden kann und damit der toter weißt das er immer willkommen ist..
 
Wer kennt sie noch oder hat eine Großmutter oder andere Angehörige und Bekannte die damit noch vertraut sind?

Leider verschwinden unsere eigenen Traditionen immer mehr und es werden zunehmend die fremden Kulturen in unsere Regionen getragen.
Mich interessieren die alten Bräuche und Traditionen unserer eigenen Kultur, denn ich finde es wichtig dass Traditionen gepflegt werden, denn sie wurden von unseren Vorfahren aus bestimmten Gründen praktiziert und sind in gewisser Weise auch unser Erbe.

Was ist bei euch davon für Wissen übrig geblieben und welche Traditionen habt ihr schon erlebt oder wisst welche heute noch praktiziert werden so wie früher?


* So war es früher z.B. üblich dass die Toten mindestens 2 Tage lang zu Hause geblieben sind, damit sich die Familie, Freunde und Nachbarn verabschieden konnten.

* die Fenster im Sterbezimmer wurden kurz nach dem Ableben weit geöffnet damit die Seele entweichen konnte.

* Die Augen und der Mund des Verstorbenen wurden geschlossen und das Gesicht mit einem Tuch abgedeckt, damit der Tote niemanden "nachholt"

* Das Sterbebett wurde mit Efeu, Buchsbaum und Nadelbaumzweigen (immergrünen Pflanzen) umlegt, als Zeichen für die Unsterblichkeit der Seele.

* Außerdem wurden Brennesseln und Rosmarin im Raum aufgehangen damit man den Leichenduft nicht so sehr bemerkt. Wer schon mal einen gerade erst Verstorbenen gesehen hat, hat vielleicht einen bestimmten Geruch bemerkt. Er hat nichts mit der Verwesung zu tun, jeder Mensch riecht direkt nach dem Ableben ein weinig anders.

* später legte man auch Zitronenfrüchte im Raum aus.

* was heute bei gläubigen Katholiken noch zu finden ist, ist das Kreuz bzw. den Rosenkranz in die Hände des Sterbenden zu legen.

* die letzte "Salbung" durch einen Priester wird auch stellenweise noch praktiziert.



Was kennt ihr noch für Bräuche?


LG
Waldkraut



Ich kenne diese Bräuche nur vom Hörensagen und finde es schon schön und interessant, wenn man es praktizieren kann. Leider wird heutzutage aber kaum noch zu Hause gestorben oder nicht? Die meisten Leute versterben im Krankenhaus. Da wird der Verstorbene ganz schnell in den Kühlraum und von da genauso schnell zur Pathologie gebracht ( wenn die Angehörigen kein Veto einlegen, was ihnen aber bewußt verschwiegen wird, dass sie das tun können ).

Ich habe jahrelang auf einer Krebsstation gearbeitet ( bin Krankenschwester ) und da haben wir die Verstorbenen immer schön hergerichtet, mit Blumen in den verschränkten Händen, damit sich die Angehörigen in Ruhe verabschieden konnten ( im Gegensatz zu anderen Stationen, wo man die Verstorbenen schneller wegbrachte ) und das hat mir gut gefallen. Wenigstens ein wenig Würde für den Verstorbenen.
 
@ Siriuskind,

Da ich selbst auch beruflich mit sterbenden und verstorbenen Menschen zu tun habe, möchte ich mich dafür einsetzen dass unsere Traditionen so weit es möglich ist wiederbelebt werden.

Es ist in einigen Altenheimen oder Hospizen üblich dass es einen "Traueraum" gibt in dem Verstorbene aufgebarrt werden.

Ja zumindest der Blumenstrauß in der Hand ist noch weiter üblich, aber ich finde es geht noch "feierlicher" den Übergang ins "Paradies" zu gestalten.
Es kommt immer häufiger vor dass Angehörige sich Gedanken machen wie sie den Abschied besonders gestalten können und manche greifen dann eben auf andere Kuturen zurück. Grund dafür ist einfach das fehlende Wissen über eigene Traditionen.
Deshalb sind solche Menschen wie du und ich, die vor Ort professionelle Hilfe leisten müssen, wichtig und wir sind diejenigen die Einfluß darauf haben wie sich das gestalten könnte, denn die Angehörigen suchen bei uns den Rat.
Ich denke dass die kommende Generation immer mehr andere Wünsche hat und der Trend ist nun mal zurück zu den alternativen Dingen.

Ich bin den Meinung dass das Thema Tod und Sterben wieder mehr in unser Denken und Tun einbezogen werden sollte, es ist ein Teil des Lebens.
Ein wichtiger Schritt hierfür ist es den Schleier des Vergessens weg zu ziehen und uns zu erinnern.


LG
Waldkraut
 
Das ist ja ewig schade dass nicht mehr zusammen gekommen ist.
Scheint immernoch so zu sein dass der Tod und ales was damit zu tun hat eher weniger "Interessant" ist.
Ich dachte das Bewußtsein hat sich zumindest bei spirituellen Menschen dahingehend etwas geöffnet.
Naja, hätte ja sein können.

LG
Waldkraut
 
Erst heute den Thread entdeckt:

Bei meiner Großmutter hat man noch den Spiegel mit einem schönen Tuch verhangen und die im Zimmer befindliche Uhr angehalten ...

Der Spiegel galt ja als "Pforte zum Teufel" (auch wegen Schönheitssucht, Schmucksucht als negatives Verhalten!) und somit wurde der Seele des Toten dieser mögliche Irrgang verschlossen ...

Die Uhr hielt man an, weil die "Zeit" ja dem Tod die Möglichkeit gibt, weitere Seelen zu sich zu holen und man das für das Umfeld des/der soeben Gestorbenen verhindern wollte ... ein Nebeneffekt war, dass alle Trauernden die Sterbezeit signalisiert bekamen ...

Andere Sterbebräuche sind auch noch im Internet dokumentiert zu finden, unter anderem Russische Bräuche ...

GLG cerambyx
 
Das ist ja ewig schade dass nicht mehr zusammen gekommen ist.
Scheint immernoch so zu sein dass der Tod und ales was damit zu tun hat eher weniger "Interessant" ist.
Ich dachte das Bewußtsein hat sich zumindest bei spirituellen Menschen dahingehend etwas geöffnet.
Naja, hätte ja sein können.

LG
Waldkraut

Hallo Waldkraut!

Nun, der Tod ist in unserer Gesellschaft weitgehend an den Rand gedrängt worden. "Schnelle und saubere Dienstleistung" verhindert vielfach die Bewußtwerdung für Kinder und Jugendliche - kaum jemand wird noch zuhause aufgebahrt! Die Erwachsenen haben dann andere Sorgen im Beruf und in der Familie - und auch hier wird der Verdrängungseffekt spürbar! Erst im späten Alter, wenn der Tod immer öfter in die Reihen gleichaltriger hineingreift, kommt man in diese "unangenehme Situation" des Bemerkens, der Betroffenheit, des Trauerns, des Unausweichlichen ... aber bis dahin ist die Verdrängung oft schon so perfekt, dass es in der Wahrnehmung auf einen "Termin" reduziert wird ... knappe Anreise, rasche Abreise tun dann ein Übriges ..

Auch spirituelle Menschen unterliegen diesem Verhalten, und wenn die Übung im Umgang mit dem Tod nicht vorhanden ist, fällt es gerade sensiblen Menschen sehr schwer, diese ungewohnte und somit unangenehme Situation "angehen" zu sollen ... dabei darf ja nicht vergessen werden, dass Spiritualität heutzutage oft erst im Erwachsenenalter wahrgenommen wird, erst nach einer Festigung im Charakter oder einschneidenden Erlebnissen entsteht ... und da ist die Prägung auf "Tod" schon lange versäumt und wird zu einer bewußt durchzuführenden Phase der Auseinandersetzung mit dem Thema ...

Aufmunternde Grüße
cerambyx
 
Als mein über alles geliebter Großvater starb, war ich knapp acht Jahre alt - also vor mehr als 50 Jahren....
Ich hab so gern in seinem Bett geschlafen - es war so warm, weil er einen großen Stein ins Backrohr des damals noch beheizten Herdes legte, der abends in ein Tuch gewickelt und zu den Füßen ins Bett gelegt wurde.

Als er im Sterben lag, kamen alles seine Kinder (er hatte 12) um sich zu verabschieden und ich kroch zu ihm ins Bett - hab mich wie immer an ihn gekuschelt - und er war so kalt....so legte ich ihm den Stein, der immer noch im Backrohr lag, an die Füße und er hat gelächelt (sprechen konnte er ja nicht mehr) - und dieses Lächeln hab ich mitgenommen - bis heute...

Drei Tage lag er dann in diesem Bett und dann wurde er in einen Sarg gelegt und auch da hinein wollte ich ihm den Stein mitgeben - meine Großmutter hats erlaubt - und so bin ich sicher, dass er auch heut noch warme Füße hat - mein über alles geliebter Großvater...

Ich finds sehr traurig, dass man heut nicht mehr die Möglichkeit hat, sich von unseren geliebten Menschen gebührlich zu verabschieden...

...es bleibt etwas Tröstliches zurück...
 
Hallo Waldkraut!

Nun, der Tod ist in unserer Gesellschaft weitgehend an den Rand gedrängt worden. "Schnelle und saubere Dienstleistung" verhindert vielfach die Bewußtwerdung für Kinder und Jugendliche - kaum jemand wird noch zuhause aufgebahrt! Die Erwachsenen haben dann andere Sorgen im Beruf und in der Familie - und auch hier wird der Verdrängungseffekt spürbar! Erst im späten Alter, wenn der Tod immer öfter in die Reihen gleichaltriger hineingreift, kommt man in diese "unangenehme Situation" des Bemerkens, der Betroffenheit, des Trauerns, des Unausweichlichen ... aber bis dahin ist die Verdrängung oft schon so perfekt, dass es in der Wahrnehmung auf einen "Termin" reduziert wird ... knappe Anreise, rasche Abreise tun dann ein Übriges ..

Auch spirituelle Menschen unterliegen diesem Verhalten, und wenn die Übung im Umgang mit dem Tod nicht vorhanden ist, fällt es gerade sensiblen Menschen sehr schwer, diese ungewohnte und somit unangenehme Situation "angehen" zu sollen ... dabei darf ja nicht vergessen werden, dass Spiritualität heutzutage oft erst im Erwachsenenalter wahrgenommen wird, erst nach einer Festigung im Charakter oder einschneidenden Erlebnissen entsteht ... und da ist die Prägung auf "Tod" schon lange versäumt und wird zu einer bewußt durchzuführenden Phase der Auseinandersetzung mit dem Thema ...

Aufmunternde Grüße
cerambyx



Ja, du hast recht.

Mein Vater liegt im Sterben und obwohl auch ich beruflich viel mit Tod und Sterben zu tun habe, ist es etwas anderes wenn es einen persönlich betrifft.

Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn jemand langsam stirbt, er für die Angehörigen und für sich selber Möglichkeiten eröffnet noch lebend Versöhnung zu erreichen.
Es ist eine so erstaunliche Erfahrung. Da kommt Dankbarkeit auf, obwohl in so einem Fall viel körperliche Anstrengung und Schmerz sind.....Nimmt wohl einiges ab, so dass seine Nachkommen nicht mehr so viel Leiden müssen..karmisch gesehen.

Ich weiß noch nicht wie es sein wird, wenn er gestorben ist. Noch ist er im Krankenhaus...200 km durch Pampa fahren.
Und wir haben ja alle sooooo viele wichtige Termine, Arbeit um Geld zu verdienen usw....

....
Mal sehn wie er sich entscheiden wird. Ob dann jemand dabei sind wird oder eben nicht.
Je nach dem können wir handeln.... oder eben auch nicht.
Kühlfach - Sarg -Grab.
oder was?

Mein Gefühl sagt mir ihn nach Hause zu nehmen....aber....durch meine Reiselust habe ich noch nicht ein wirkliches stationäres zu Hause, das diesen Namen verdient....

So Bräuche wie drei Tage zu Haus lassen stoßen vielen eher wegen der Hygiene auf.

Man trägt schwarz und nach der Beerdigung gibt es ein Fest...vielEssen und Trinken mit den Verwandten.

Mal sehen. Die Alten haben nicht mehr die Kraft Trauer anzuleiten, die Jungen könnens nicht mehr....

Oder?

Lg
Lumen
 
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@ evy52

Jetzt sind mir doch die Tränen gekommen, als ich Deine Geschichte las.
Ja, ich hab ganz einfach mitgefühlt, mit Dir als Kind.
Meinen lieber Opa starb sehr plötzlich, ich war 12 Jahre und in der Schule.
Nach der Schule war der erste Weg immer zu Opa, meistens stand er schon an der Tür und hat gewartet.
An diesem Tag stand meine Mutter vor dem Haus, sie sagte ich könne nicht zu Opa, Opa ist zum Vater und zu den Engeln gegangen.
Wie diesen Schmerz ertragen...nie mehr zu meinem geliebten Opa können, ihm meine kindlichen Sorgen erzählen... nie mehr seine liebe spüren...nie mehr seine Hilfe bei meinen Eltern zu haben, wenn ich mal wieder was angestellt hatte...nie mehr seine kleinen Leckereien, die er mit liebe für mich zubereitet hat kosten zu dürfen...nie mehr zu sehen wie er an seinem Tisch sitzt und seine Sonntags-Zigarre raucht...nie mehr mit ihm Holz hacken, Gras mähen und so vieles andere machen zu können.......eben alles.....

Ich bin in den Wald gelaufen, und habe bis in die späte Nacht dem Wald meinen Schmerz erzählt.
Ja, der Wald war immer mein Freund, er hat mir auch geholfen diesen Verlust zu verarbeiten.
2 Tage lag Opi in seinem Schlafzimmer auf dem Bett, einen Rosenkranz um seine Hände geschlungen, das Bett war mit Blumen geschmückt und daneben brannten 4 Kerzen.
Ich habe mit ihm geredet, und wusste er versteht mich. Meinen Schmerz hab ich im Wald gelassen, und von Opi hab ich mich in Liebe und Dankbarkeit verabschiedet.

Sorry, habe jetzt nichts von Brauchtum geschrieben, mehr von Erinnerungen.
 
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