Sonnentanz - Fakt und Fiktion

Traurig find ichs echt, dass sich beinahe alles nur um die ind. Form dreht und kaum einer mehr darauf Sinn legt, die eigene Ahnengeschichte zu ergründen sucht.
Soweit nach dem 2 WK überhaupt noch Unterlagen zu finden sind, oder meine Verwandtschaft nicht ständig unbekannt verzogen ist, hab ich eine Reihe christlicher Vorfahren. Meine Altvorderen waren Handwerker, Bauern, einfache Menschen. Mein handwerkliches Geschick ist wohl ein ererbtes Talent. Nix weltbewegendes.
 
Werbung:
Hi,
Es wird ja nicht zwangsweise ein Pflock durch den Muskel gezogen. "Gewöhnlich" ists ne Kralle, die durch die obere Muskelschicht gepierct wird. Davon abgesehen ist das bei verschiedenen Stämmen auch alles immer wieder anders....
Nun gabs und gibts ja "Sonnentänze" oder Tanzzeremonien zu Ehren des Sonn, nicht bloss bei den Indigenen Nordamerikas.
Wir "hier" hatten ebenfalls solche Zeremonien. Das Maibaumsetzen zB ist heute noch ein kläglicher Rest davon. Hier hat sich zwar keiner Stäbe, Krallen etc durchs Gewebe gezogen, dafür mehrere Tage um einen Feuerkreis getanzt; oder, mit Bändern und SChnüren um einen errichteten Pfahl, wobei farbige Bänder in Mustern "getanzt" wurden, die dann um den Baum gewickelt waren.
ODER: 5 Tage an einen Pfahl gebunden, ohne Essen usw. zum Erlangen von Visionen, Initiation, Schwertweihen um in den Kreis der Krieger zu kommen etcpp bis zur völligen Erschöpfung.
Solcherlei Bräuche lassen sich heute zwar nur noch ansatzweise rekonstruieren, weil schlichtweg schriftliche Überlieferungen fehlen; einige Funde und Überbleibsel von Zeichnungen und Ritzerein... oder auch aus den Schriften von Tacitus, Cesar, Tisius geht das hervor.
Traurig find ichs echt, dass sich beinahe alles nur um die ind. Form dreht und kaum einer mehr darauf Sinn legt, die eigene Ahnengeschichte zu ergründen sucht.

Hmmm, also eine Kralle habe ich noch nie erlebt - würde auch nicht wirklich Sinn machen - denn wie groß muss dann die Kralle sein, damit der Tänzer die Seile vom Baum befestigen kann?
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, ist dieser Tanz in erster Linie ein Tanz für das Leben, zur heißesten Jahreszeit im Jahr. Ein Tanz bei dem die Tänzer Krankheiten und Übel transformieren im Wissen dass sie selbst dabei sterben könnten.

Der Maibaum in seiner Tradition ist ein Fruchtbarkeitstanz - das ist ganze etwas anderes, auch eine Schwertweihe ist eine ganz andere Angelegenheit. Visionssuchen gibt und gab es überall auf der Welt. Ich bin sehr wohl jemand der sich sehr intensiv mit den hiesigen Geistern, Göttern und Traditionen beschäftigt - dennoch hat mich das Leben nach Nordamerika geführt und ich bin diesen Bund freiwillig eingegangen. Es würde mir jedoch im Traum niemals einfallen, hier in Vorarlberg die "weiße Büffelkalbfrau" oder Wanken Tanka zu einem meiner Rituale zu rufen.

Übrigens haben die Native in Nordamerika den Sonnentanz im Untergrund über die Jahrhunderte fortgeführt - auch in der Zeit als dieser offiziell verboten war. Es waren die Zero Chief´s die das Wissen darum am Leben erhalten haben.

Grüaßle,
Fay
 
Ich bin sehr wohl jemand der sich sehr intensiv mit den hiesigen Geistern, Göttern und Traditionen beschäftigt - dennoch hat mich das Leben nach Nordamerika geführt und ich bin diesen Bund freiwillig eingegangen. Es würde mir jedoch im Traum niemals einfallen, hier in Vorarlberg die "weiße Büffelkalbfrau" oder Wanken Tanka zu einem meiner Rituale zu rufen.

Hm, danke für die Perspektive, inspiriert mich irgendwie, die Sichtweise gerade mal von jemandem zu lesen, der sich den Weg über die Kontinente tatsächlich gemacht hat :)
Vielleicht hat es auch etwas mit Respekt zu tun, die Dinge nicht irgendetwas Anderem überzustülpen, wohin sie nicht gehören. Würde Sinn machen, eigentlich.
 
Einer der wichtigsten Sätze meiner Native Freunde war und ist für mich:
"Don´t copy our ceremonies you have your own roots - but we can remember you!"

Und ja, ich habe es da mit dir, es hat mit Respekt zu tun - für mich.
 
Hmmm, also eine Kralle habe ich noch nie erlebt - würde auch nicht wirklich Sinn machen - denn wie groß muss dann die Kralle sein, damit der Tänzer die Seile vom Baum befestigen kann?
Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, ist dieser Tanz in erster Linie ein Tanz für das Leben, zur heißesten Jahreszeit im Jahr. Ein Tanz bei dem die Tänzer Krankheiten und Übel transformieren im Wissen dass sie selbst dabei sterben könnten.
Was die Symbolik und den Hintergrund des Sonnentanzes bei den Indigenen in NA betrifft, ist mir durchaus im Klaren. Es sollte aber auch erwähnt sein, dass je nach Region & Stammeszugehörigkeit Unterschiede bestehen. Sowohl was den Grund des Tanzes ausmacht, als auch WIE er zelebriert wird.
Von "Red Horse" Johnson mit dem ich längere Zeit Kontakt hatte weiss ich, dass bei Seinem Stamm zB Adlerkrallen als Piercings verwendet wurden/werden, die nach dem Durchstechen umwickelt sind. Auch wird da nicht um bzw an einem Pfahl gebunden getanzt, sondern es sind Schädel oder Steine daran befestigt, die hinterhergezogen werden, bis die Piercings reissen.
Es gibt ja nun weit mehr als "bloss" dass, was die Lakota/Dakota (die in vielen Bereichen "offener" sind, auch weissen gegenüber) machen.
Wir müssen auch mit einbeziehen, dass es hier bei den Tänzen schlichtweg die gibt, die aufgeführt werden, wenn auch Touristen zugegen sind; und dann eben "stammesintern" ohne Öffentlichkeit.
Von den stets wiederkehrenden Problemen, die das BIA macht fang ich da garnicht erst an.


Was das Tanzthema bei "uns" betrifft, hätt ich weiter ausführen sollen. Mir gings darum aufzuzeigen, dass auch hierige (ob nun keltische Stämme, oder "germ." etc) ebensolche Baum- bzw Pfahltänze hatten und zelebrierten. Natürlich sind diese anders gewesen als auf Turtle Island; Symbolik ähnelt sich dennoch stark.
Der Maibaum war u.a. auch Fruchtbarkeitsfest, sicher. Das Bsp. diente lediglich zum Aufzeigen, dass es diese gab.
Darf aber nicht vergessen dass auch andere Zeremonien stattfanden. Im Berserkerkult bspw. wurden die ggf. "Auserwählten" an Pfähle gebunden oder eben auch Pflöcke durchs Fleisch gezogen, die dann herausgerissen wurden, um die "Kraft" und "Berserkerwut" zu beweisen. Dazu gab es u.a. Exerzitien an Eichen.
Lässt sich zwar nurnoch schwer rekonstruieren wie schonmal gesagt, durch exp. Archäologie und Völkerkunde schliesst aber einiges stark darauf.
Auch "Selbstopferungen" (wie Wodan, 9 Tage am Baum) gab es, und das ist nachgewiesen. Ebenso die Praktiken die von den Galdr und Sudfrauen ausgeführt waren.
Weiterhin schrieb ich SchwertWEIHE, nicht Schwerttänze. Das sind 2 Paar Stiefel.
(S)ein Schwert, und in die Reihe der Krieger aufgenommen zu werden mussten sich die Novizen (ja, falsches Wort) verdienen und beweisen, dass sie tauglich waren. Dazu gab es zB auch Pfahlriten; oder das Bereiten des Lebensbaumes Yggdrasir usw usf.

Ich pers. finde es eben kritisch, wenn hier Weisse (bin ja auch einer) die Feste und Riten/Bräuche anderer Kulturen nacheifern (und oftmals grad mal ne Karrikatur darstellen); damit kulturellen und traditionellen Raubbau betreiben; aber das, was Ihnen "in den Genen" ruht, nicht durch die Hilfe und den Ansporn eben derer, denen nachgeeifert wird nutzen; um wieder der EIGENEN Wurzeln anheim zu werden.
Damit meine ich Dich nicht persönlich Fay; es gibt aber nunmal mehr als genug "Weisswurst-Indianer" und "Mattel-Natives".
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mir gings darum aufzuzeigen, dass auch hierige (ob nun keltische Stämme, oder "germ." etc) ebensolche Baum- bzw Pfahltänze hatten und zelebrierten. Natürlich sind diese anders gewesen als auf Turtle Island; Symbolik ähnelt sich dennoch stark.

Da die selber nix aufgezeichnet haben, täte mich interessieren, woher das Wissen jetzt kommt, das die "ebensolche" Baum-/Pfahltänze hatten. Und woher man dann weiß, dass die Symbolik sich da stark ähnelt.
 
Da die selber nix aufgezeichnet haben, täte mich interessieren, woher das Wissen jetzt kommt, das die "ebensolche" Baum-/Pfahltänze hatten. Und woher man dann weiß, dass die Symbolik sich da stark ähnelt.
Wie ich weiter oben schonmal schrieb, kannst Du das in Tacitus, Cesar, Tinius zB ansatzweise herauslesen.
Initiationsriten am Pfahl (Symbolik als Lebensbaum/Weltenesche/Yggdrasir) lassen sich nachweisen; Selbst heute wird in Schweden bspw. noch auf die Historie beziehend, Pfähle errichtet.
Ein Freund dort oben hatte mir das auch mal geschrieben, dass in seinem Ort (bei Dalarnö) zB zu Midsonn ein riesiger "Stamm" errichtet wird, wo die Leute aus den Dörfern herum ankommen und das Fest feiern; Bünde geschlossen werden, Verträge usw usf.
Ja, ist alles sehr ländlich, muss dazugesagt werden.

Davon abgesehen, lies zB die Edda. Wenn man nur will und sich die Mühe macht selber zu forschen, findet "man" auch.
Hinzu, in den Mooren hat man ebenso Eichenmaste gefunden, die auf rituelle Nutzung hinweisen.
Ich sagte ja schon, das meiste geht auch auf experimentelle Archäologie zurück und konstruktive Völkerkunde.
 
Werbung:
Was die Symbolik und den Hintergrund des Sonnentanzes bei den Indigenen in NA betrifft, ist mir durchaus im Klaren. Es sollte aber auch erwähnt sein, dass je nach Region & Stammeszugehörigkeit Unterschiede bestehen. Sowohl was den Grund des Tanzes ausmacht, als auch WIE er zelebriert wird.
Von "Red Horse" Johnson mit dem ich längere Zeit Kontakt hatte weiss ich, dass bei Seinem Stamm zB Adlerkrallen als Piercings verwendet wurden/werden, die nach dem Durchstechen umwickelt sind. Auch wird da nicht um bzw an einem Pfahl gebunden getanzt, sondern es sind Schädel oder Steine daran befestigt, die hinterhergezogen werden, bis die Piercings reissen.
Es gibt ja nun weit mehr als "bloss" dass, was die Lakota/Dakota (die in vielen Bereichen "offener" sind, auch weissen gegenüber) machen.
Wir müssen auch mit einbeziehen, dass es hier bei den Tänzen schlichtweg die gibt, die aufgeführt werden, wenn auch Touristen zugegen sind; und dann eben "stammesintern" ohne Öffentlichkeit.
Von den stets wiederkehrenden Problemen, die das BIA macht fang ich da garnicht erst an.


Was das Tanzthema bei "uns" betrifft, hätt ich weiter ausführen sollen. Mir gings darum aufzuzeigen, dass auch hierige (ob nun keltische Stämme, oder "germ." etc) ebensolche Baum- bzw Pfahltänze hatten und zelebrierten. Natürlich sind diese anders gewesen als auf Turtle Island; Symbolik ähnelt sich dennoch stark.
Der Maibaum war u.a. auch Fruchtbarkeitsfest, sicher. Das Bsp. diente lediglich zum Aufzeigen, dass es diese gab.
Darf aber nicht vergessen dass auch andere Zeremonien stattfanden. Im Berserkerkult bspw. wurden die ggf. "Auserwählten" an Pfähle gebunden oder eben auch Pflöcke durchs Fleisch gezogen, die dann herausgerissen wurden, um die "Kraft" und "Berserkerwut" zu beweisen. Dazu gab es u.a. Exerzitien an Eichen.
Lässt sich zwar nurnoch schwer rekonstruieren wie schonmal gesagt, durch exp. Archäologie und Völkerkunde schliesst aber einiges stark darauf.
Auch "Selbstopferungen" (wie Wodan, 9 Tage am Baum) gab es, und das ist nachgewiesen. Ebenso die Praktiken die von den Galdr und Sudfrauen ausgeführt waren.
Weiterhin schrieb ich SchwertWEIHE, nicht Schwerttänze. Das sind 2 Paar Stiefel.
(S)ein Schwert, und in die Reihe der Krieger aufgenommen zu werden mussten sich die Novizen (ja, falsches Wort) verdienen und beweisen, dass sie tauglich waren. Dazu gab es zB auch Pfahlriten; oder das Bereiten des Lebensbaumes Yggdrasir usw usf.

Ich pers. finde es eben kritisch, wenn hier Weisse (bin ja auch einer) die Feste und Riten/Bräuche anderer Kulturen nacheifern (und oftmals grad mal ne Karrikatur darstellen); damit kulturellen und traditionellen Raubbau betreiben; aber das, was Ihnen "in den Genen" ruht, nicht durch die Hilfe und den Ansporn eben derer, denen nachgeeifert wird nutzen; um wieder der EIGENEN Wurzeln anheim zu werden.
Damit meine ich Dich nicht persönlich Fay; es gibt aber nunmal mehr als genug "Weisswurst-Indianer" und "Mattel-Natives".

Alles was du hier schreibst, ist mir bewusst - bis hin zu den Unterschieden bei den Tänzen.
Ich kenne auch die Version bei der Büffelschädel am Rücken befestig nachgezogen werden - allerdings auch da mit Sticks die selbst geschnitzt werden - ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen wie das mit Krallen funktionieren soll - ich will es allerdings nicht bestreiten, ich habe es nur noch nie gesehen.
Allerdings erzähle ich von den Riten die ich selbst erlebt habe - vor Ort.

Meine Native Freunde tanzen auch bei solchen Tänzen bei denen Europäer nichtmal zuschauen dürfen - also absolut intern.

Ich finde das gut, es wurde wie du sagst eh schon genug abgekupfert und kopiert.
Siehe Lebenstänze in Südfrankreich/Sonnentänze in Schweden - irgendwo bei München finden auch Sonnentänze statt wurde mir erzählt...

Und ja - ich kenne auch genügend "Weisswurst - Indianer" die ein recht lukratives Geschäft mit diesen Tänzen machen - waren selbst drüben, haben dort getanzt und dann "die Vision" bekommen das hier bei uns zu machen - selbstverständlich gegen fixe Unkostenbeiträge - was drüben auch nicht üblich ist.
Drüben werden nach eigenem ermessen Spenden an die Familien gegeben die einen Tanz organisieren...

Aber - es gibt so viele Wege zur "Erleuchtung" wie es Menschen auf dieser Welt gibt - jedem sein eigener Weg ;o)

Grüaßle,
Fay
 
Zurück
Oben