Wie Shimon schon andeutete: Das Instrumentarium der Klassischen Astrologie dient primär der Prognose... die Frage, um die es hier geht, hat aber wohl einen anderen Fokus: Wie gehe ich mit einem Saturn in 7 oder 8 um? Wenn es um die Auswirkungen auf Beziehungen geht, habe ich - so ich das astrologisch beleuchten will - erst mal eine Grundsatzentscheidung zu treffen: Glaube ich, dass "die Sterne" darüber bestimmen, wie es mir in meinem Beziehungen ergeht und was mir da so alles an Gutem und Schlechtem widerfährt, dann kann ich ganz klassisch hergehen und den Saturn in 7 so deuten, wie's hier ja schon angeklungen ist.
Halte ich das astrologische Bild für ein Anlagenbild, das mir Einblicke in bestimmte Qualitäten ermöglicht, so kann ich mein Leben im Licht dieser Potenziale gestalten und ändern - mit all den mühsamen Prozessen, die mit solchen Änderungen einhergehen, und mit den plötzlichen Überraschungen und Lösungen, die sich gelegentlich einstellen (und wenn man genauer hinschaut, dann sieht man auch das, das Langsame und das Mühsame und das Schnelle, in Horoskopen, die in der Lage sind, das Anlagenbild quasi wie einen Film bewegter Zeitqualität zu lesen). Ich mag in diesem Zusammenhang das Schlagwort von der "Psychologischen Astrologie" immer weniger. Psychisch ist meine Reaktion auf die Astrologie, das, was ich daraus ableite, die Astrologie selber ist einfach astrologisch.
Ich neige zur zweiten Betrachtungsweise, die das Horoskop als nicht determiniertes Anlagenbild betrachtet. Und da ist nicht von vornherein ausgemacht, wie ein Saturn in 7 / 8 erlebt wird bzw. wie es sich damit lebt. Lassen wir mal außen vor, dass selbstverständlich Häuserherrscherbeziehungen (welche Häuserspitze

liegt im Steinbock?), Aspekte, andere interne Querbeziehungen eine Rolle spielen, schauen wir auf den "nackten Saturn in 7/8":
Saturn ist die Realitätsprüfung. Was es wiegt, das hat's. Und zwar Realitätsprüfung im doppelten Sinn: Ich prüfe nüchtern die Realität - ich werde von der Realität geprüft, und zwar "beinhart", ohne Ansehen der Person (auch das "objektive" 10. Haus, das den 4. Quadranten eröffnet, in dem sich's jenseits von Subjektivität abspielt...).
Und Haus 7 ist nicht das Haus von Beziehungen ... der ganze 3. Quadrant ist für Beziehungen zuständig (und nicht nur für "Beziehungen" im engeren Sinn als Partnerschaft, sondern auch für das "Ich und die anderen" in weiteren Belangen, für Beziehungen zu Dingen, Ideen etc.). Ganz verkürzt lässt sich Haus 7 als das Haus des Anbandelns beschreiben (was von alldem, was mir tagtäglich als Reiz begegnet, löst Resonanz aus? Die kardinale Funktion...) Haus 8 als Haus mit fixer Qualität macht verbindlich ... die Kraft des Unbewussten zum Beispiel, wenn es sich zu konkreten Strukturen (Trieben) verdichtet hat und die ideelle Gestalt dessen formt, was uns dann im Außen zur Begegnung wird: plutonische Magie der "Erschaffung" von Wirklichkeiten. Haus 9 ist Beziehungspflege, gemäß seinen Anlagen geht es um die Beziehungen zwischen Ich und Nicht-ich, also zum Fremden, zum Anderen.
Saturn in 7 ... Realitätsprüfung im Bereich des Anbandelns, der Resonanz. Sieht nicht unbedingt nach Romantik aus, eher nach nüchternem Realitätssinn. Wenn jedoch die Illusion überwiegt beim Anbandeln, dann führt Saturn auf den Boden der Realität zurück. Es bleibt nur das, was wirklich ist. Es ist, was es ist, sagt die Liebe (Erich Fried). Wen wundert's, dass das vergleichsweise viele Scheidungen nach sich zieht? Und dass es dort, wo's passt, das tragfähige Fundament ganz tiefer Beziehungen bilden kann? Saturn ist - klassisch - ja auch der Hüter der Schwelle. Der gibt's nicht billig, der ist mit rosarotem Beziehungskitsch nicht zufrieden zu stellen.
Saturn in 8 ... auch da wieder: das Potenzial, das eigene Unbewusste (und seine Ankoppelungen ans plutonische kollektive Unbewusste und ans Systemische, mit Lilith) mit nüchtern-realem Blick zu prüfen (was so gut geht wie Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht... Peter Orban weist darauf hin, dass plutonische Themen eher übers Indirekte zu erfassen sind ... etwa das Unbewusste auch dadurch, dass man es in den Folgen seines Wirkens zu entdecken sucht. Analytische Eigenarbeit - das wäre eine Herausforderung von Saturn in 8, zum Beispiel). 8 macht Beziehungen verbindlich, und mit Saturn in 8 erst recht - das konfrontiert mit den ganz realen Folgen unserer unbewussten Bindungen und Anhaftungen. Das konfrontiert mit der Realitätsprüfung durch die Kraft einer mehr oder weniger gut integrierten Sexualität, mit der Realitätsprüfung durch die Art und Weise, in der wir in Beziehungen andere/anderes (auch fremdes Geld) manipulativ für uns einspannen und benutzen, und zuletzt auch mit der Realitätsprüfung in Bezug auf die tiefste Anhaftung - jene ans Leben. Und in allem das Potenzial, daraus mit einem nüchternen, strukturierten Saturn jene Grundlagen zu schaffen, auf die sich dann mit 9/Jupiter Großes aufbauen lässt. Schmerzhaft ist dabei vielleicht der Preis des Loslassens von vielen Dingen - Saturn konzentriert auf das Wesentliche. Eine Voraussetzung, dass dann mit Jupiter Fülle und nicht nur Masse erwachsen kann!?
Alles Liebe,
Jake