Samstag=Erdtag, u.a. prußisch, Erdgöttin Seminele?

Godwin

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Freundliche Grüße, an alle!

Nachdem ich mich hier im Forum "Treffpunkt" kurz vorgestellt habe, hier nun einfachmal mein 1. aktueller Beitrag, für euch, ohne Links, da solche mir baw. im Forum nicht erlaubt sind.

Nur nebenbei, ein vielleicht immerhin interessantes Zitat aus Wiki:
Der Name Samstag, althochdeutsch sambaztac, kommt von einer erschlossenen vulgärgriechischen Form *sambaton des griechischen Wortes sabbaton, das letztlich auf eine Gleichsetzung der Bezeichnung vom „Tag des Saturn“ in Anlehnung an den hebräischen Begriff Šabbatai („Stern (Saturn) des Šabbats“) zurückgeht.[1] Er verbreitete sich mit der Missionierung des süddeutschen Sprachraums donauaufwärts und herrscht heute noch in Süd- und Westdeutschland vor. Die romanischen Sprachen gehen einheitlich darauf zurück: franz. le samedi, ital. il sabato, span. el sábado.
Ob man dem obigen Zitat überhaupt auch nur annähernd inhaltlich zustimmen kann? :confused: Viel mehr erscheint, dass dies vielleicht Einige nur so oder ähnlich gern hätten. :) Zumindest aus meiner Sicht wäre die Antwort auf die Frage zum Zitat bisher eindeutich mit dem Wort NEIN zu beantworten.

Gut, Erdgöttin, Erde
Akan: u.a. Sama Belewa, Sama Bolowa, „alte Mutter Erde“
Russisch: semlja
Baltisch, allgemein: Žemyna
Prußisch: Semina, Semine (zärtlich Seminele genannt)
Litauisch: Seminas, Semas;
lettisch: Zemes māte
Serbisch: Zemlja
Türkisch: u.a. Zemin
Englisch: u.a. Soil
Slowakisch: Zem, Zemina
Slowenisch: Zemlja
Polnisch: Ziemia
Sorbisch: zemja (Ein weiträumig um das heutige deutsch/sorbische Gebiet bekanntes Fest: Zämpern)
Insbesondere Westslaven und auch Balten habe die Deutsche Sprache, Dialekte und Kultur in großen Teilen des heutigen Deutschland samt Bundesländer zuvor lange Zeit mit geprägt. Auch deshalb ist meinerseits durchaus anzunehmen, dass es von dort her noch mehr erhebliche oder auch detailliertere Überreinstimmungen mit Übergängen zum heutigen "Samstag" geben könnte. Nebenbei sind auch sonst nicht wenige kulturelle Verwandtschaften u.a. zwischen den Prußen und vielen Teilen deutschlandigen Kultes zu sehen.

Zur Natur-"Religion" der Prußen berichtet der Ordenschronist Peter von Dusburg: "sie verehrten alle Kreatur als Gott, nämlich die Sonne, den Mond und die Sterne, Vögel und Vierfüßler bis auf die Kröte. Sie hatten auch heilige Haine, Felder und Gewässer, so dass sie darin Holz zu hauen, Äcker zu bestellen und Fische zu fangen nicht wagten."

In der älteren weiblichen Religionsschicht werden besonders die Sonnengöttin Saule, ihre Tochter, die Erdgöttin Semine und die Schicksalsgöttin Laima verehrt. Aus dieser Zeit stammen die Sonnenwendfeste. Die Erdgöttin wird durch erdnahe Tiere wie Schlange und Kröte dargestellt. Bei Familienfeiern ging der Semina zu Ehren der erste Schnaps stets auf die Erde.

Universität Wien, DISSERTATION "Griechisch-römisches Religionsverständnis und
Mysterienkulte als Bausteine der christlichen Religion", Verfasser Max Ortner, Seite 261, ALTEUROPÄISCHER (PRÄINDOEUROPÄISCHER) KULTURKREIS UND DIE LATENZ WEIBLICHER GOTTHEITEN:
Viele archetypische Aspekte der obersten Göttin vom Typus Creatrix, in deren Macht Geburt, Leben, Tod und Glück lagen, finden sich als wesentliche Kennzeichen einer Reihe von weiblichen Gottheiten in Litauen und Lettland, wo sie in Brauchtum und Folklore bis weit in das 20. Jahrhundert hinein tradiert wurden: Die Erdgöttin „Ţemyna“ (lettisch: Zemes Mater) steht paradigmatisch hierfür und kann als die alteuropäische Fruchtbarkeitsgöttin gelten. Ihr wurden im Laufe von vielen Jahrhunderten auch indoeuropäische Züge und Funktionen aufgepfropft, sodass sie auch die indoeuropäische Fruchtbarkeitsgöttin wurde, die sich selbst erschaffen hatte und etwa der griechischen De Meter entspricht. Zugleich übernahm sie die Funktion der Frau des indoeuropäischen Donnergottes (baltisch: Perkunas). Dieser Donnergott schwängerte sie mit blitzenden „Klingen“, reinigt sie mit dem Donner, worauf sie der Welt Fruchtbarkeit schenkt. Dennoch lassen tradierte Gebete und Feste zu ihren Ehren auf eine im Grunde alteuropäische (präindoeuropäische) Fruchtbarkeitsgöttin schließen, die sich selbst erschaffen hat. Noch im 19. Jahrhundert opferten die litauischen Landbewohner nach der Geburt eines Kindes der Fruchtbarkeits- und Erdgöttin Ţemyna: Morgens und abends musste die Erde geküsst werden. Die der Erdgöttin zugedachten Gaben Bier, Brot, Getreide, Kräuter und eine Rebengarbe wurden vergraben, vor Felsen niedergelegt, an Bäumen befestigt oder ins Meer, in Flüsse, in Seen oder in Quellen geworfen. Laut Berichten aus dem 17. Jahrhundert feierte die litauische Landbevölkerung kein Fest, bei dem nicht auch die Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Ţemyna angerufen wurde. Hinsichtlich der baltischen Ethnien (inklusive der finno-ugrischen Esten) ist in Erinnerung zu rufen, dass diese Ethnien als die letzten und mit großer Verspätung christianisiert wurden. Obwohl diese Mission überwiegend gewaltsam und ideologisch verbrämt Ŕ mittels Kreuzzügen erfolgte, blieb in der Masse der Bevölkerung (Landbevölkerung) der christliche Glaube nur an der Oberfläche. Selbst in den preußischen (pruzzischen) Gebieten konnte die vorchristliche Religion bis zu ihrer endgültigen Ausrottung im 17. Jahrhundert bewahrt werden. Nach dem Festsetzen des Deutschen Ritterordens, einer Art völkerrechtlich legitimierten internationalen päpstlichen Truppe zur Bekämpfung der Muslime in Palästina und im Vorderen Orient und anschließend zur Unterwerfung und gewaltsamen Missionierung der Balten im 13. Jahrhundert, mussten sich die gewaltsam Unterworfenen zwar taufen lassen, konnten aber mit der christlichen Religion nichts anfangen. Den Litauern ist es gelungen, ein Großreich zu errichten, das sie davor bewahrte, durch Kreuzzüge und durch den Deutschen Ritterorden das Christentum gewaltsam aufgezwungen zu bekommen. Dies hatte zur Folge, dass Litauen erst 1386/87 das Christentum annahm.

Weiträumig, doch wirklich bis hier zu Lande ersichtlich: Der Wochentagsname "Samstag" kann ursprünglich kaum Anderes bedeuten als "Erdtag".

Also erscheint die Wochentagsnamenreihe "Erdtag (Samstag), Sonntag, Mondtag" als guter Kult, Götterkult.

Man könnte vielleicht sogar in der Reihe der Wochentagsnamen im übertragenen Sinne eine gute Anrede halten, z.B. beginnend ab Sonntag, mit:

Sonne, Mond, Du, Mitte, Donnerwetter, Liebe, Seminele! :)
Sonne, Mond, Tiu, Mitte, Donar, Geliebte, Zemja!
Sonne, Mond, Tiu, Mitte, Thor, Frîjô, Soil!
Sonne, Mond, Tiu, Mitte, Donner, Fruchtbare, Erde!
u.s.w.

Sollte ich mich etwa täuschen, was ist eure freie Meinung zum Thema?

Die ursprüngliche Bedeutung des Wochentagnamens "Mittwoch" ist meinerseits b.a.w. ebenfalls gut erkennbar, womit die ursprünglichen Bedeutungen aller sieben Wochentagsnamen nunmehr nachvollziehbar vollständig wären, worauf ich gern bald zurück kommen werde.

Godwin
 
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Freundliche Grüße an alle!

Falls dieses Thema vielleicht doch noch irgendwann auch hier auf Interesse stossen sollte, dazu noch ein Beitrag von mir:

Samstag wird u.a. auch aus dem hebräischen Wort "Shabbathai" abgeleitet, damit der Planet "Saturn" bezeichnet worden sei.

Sonnabend, "Sonne des Abends", bezeichnet wahrscheinlich ebenfalls den Planeten Saturn, weil jener auch so ganz ähnlich bei den Sumerern genannt wurde, nämlich "Sonne der Nacht". Planet "Saturn", also benannt nach dem römischen Gott des Ackerbaus, galt bei den Sumerern zudem als „Stern des Ninurta“. Der Gott Ninurta war verantwortlich für die Fruchtbarkeit der Herden und Felder. Äcker und Felder sind Erde und Herden stehen darauf. :)

Nach der nordischen Mythologie trägt die Erdgöttin den Namen Jörd (aisl. Jörð "Erda, Erde") und andere Namen: Namen: Fjörgyn, Fold, Grund, Hlóðyn, in Niederlande und Westdeutschland vormals noch Hludana. Erdgöttin "Hludana" wäre etwa noch aus dem volkstümlich ländlichen Namen Holledau heraus deutbar, samt dem Ausspruch „Mia san Holledauer“. Demnach könnte sogar Frau Holle ursprünglich der Erdgöttin entsprechen, auch indirekt bis entfernt verbunden, jedoch nicht mehr namensgebend mit Wochentag "Samstag" bzw. "Sonnabend, Sonne des Abends" (Planet Saturn). Tatsächlich sei laut "Wikipedia" die älteste schriftliche Erwähnung der Frau Holle in den Dekreten des Erzbischofs Burchard von Worms zwischen den Jahren 1008 und 1012 verfasst worden, Zitat:

„Die Indizien sprechen jedenfalls stark für die Annahme, dass Frau Holle keine Spukgestalt und kein Vegetationsdämon ist, sondern die regionale Verkörperung einer uralten weiblichen Erdgottheit, wie man sie fast überall auf der Welt unter den verschiedensten Namen verehrt hat

Ansonsten sind, dieses Thema betreffend, in mehreren anderen Internet-Foren bereits Beiträge geschrieben worden.

Godwin
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*staubabpust* <hust> der Thread is ja schon ein wenig älter...

Wollte nur anmerken, daß wir den "Mittwoch" der Kirche verdanken, die dem alten Wodan keinen Wochentag mehr gönnte. In Holland heißt er noch "Woensdag", in England "Wednesday"...

Und ich hab keine Ahnung, ob der Samstag wirklich nach der Göttin Seminele benannt wurde, aber die Idee gefällt mir so gut, daß ich sie übernehme :danke:
 
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Also erscheint die Wochentagsnamenreihe "Erdtag (Samstag), Sonntag, Mondtag" als guter Kult, Götterkult.

Diesen Ansatz und Gedanken finde ich sehr interessant! Danke! Werd´mich eventuell damit beschäftigen!

Wollte nur anmerken, daß wir den "Mittwoch" der Kirche verdanken, die dem alten Wodan keinen Wochentag mehr gönnte. In Holland heißt er noch "Woensdag", in England "Wednesday"...

Danke, du warst schneller! ;-)
 
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