Nochmal "Vater Unser" und "Versuchung"

LoneWolf

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Angeregt von dem Thread "Vater unser; ein überchristliches Schutzgebet" stelle ich jetzt eine Frage hier hin, die mir über Nacht in den Sinn gekommen ist.

Man kann jetzt also beten ... wie Überliefert und gedruckt ....

"..... und führe uns NICHT IN Versuchung" (bringt irgendwie ein wenig Furcht zum Ausdruck finde ich)

oder:

"..... und führe uns IN DER Versuchung " (Ich weiß, dass ich in der Versuchung lebe und bitte um Beistand. Scheint mir die bessere und realistischeste Variante zu sein)

oder wie es mich im Irrlicht eben mal überkam und ich ohne es wirklich zu wollen aus dem "UB" heraus sprach:

".... und führe mich IN Vesuchung" (um wichtige bzw. verdrängte Energien zu wecken bzw. heraufzubeschwören und mich so aus einem Irrlicht zu befreien. Das kann wohl nur UB passieren, denn wer erkennt sich bewusst in einem Irrlicht.)

Aber egal. Darum gehts mir gar nicht in meiner Frage. Mich würde Interessieren:

WAS IST VERSUCHUNG. In wenigen Begriffen, die ihrerseits als Meditationsgrundlage dienen können auf den Punkt gebracht und nicht in 1000fache persönliche Alltagsbegebenheiten und Gelegenheiten zerteilt. Was ist die Essenz der Versuchung.
 
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WAS IST VERSUCHUNG. In wenigen Begriffen, die ihrerseits als Meditationsgrundlage dienen können auf den Punkt gebracht und nicht in 1000fache persönliche Alltagsbegebenheiten und Gelegenheiten zerteilt. Was ist die Essenz der Versuchung.

Spontane Idee:

Ein Gedanke, der in weitere Gedanken/Worten/Taten mündet - welche ...hmmm.. kurzfristige Befriedigung von was auch immer geben, aber längerfristig in ein verstärktes Gefühl der Trennung führen..

Gruß von Rita
 
Bitten um Beistand ob in, während, den Ängsten davor, oder der Nachwehen, ist unerheblich.Bitte bleibt Bitte.

Nicht in bewirkt jedoch, dass unbewußt nicht gestrichen wird, das Ergebnis wäre dann vielleicht eine Heimsuchung, was auch immer ...


Choccolat - der Film, je nach Figur - Versuchung oder Lösung - je nachdem ...

LG
:)
 
Karthasix schrieb:
...
WAS IST VERSUCHUNG. In wenigen Begriffen, die ihrerseits als Meditationsgrundlage dienen können auf den Punkt gebracht und nicht in 1000fache persönliche Alltagsbegebenheiten und Gelegenheiten zerteilt. Was ist die Essenz der Versuchung.

Lieber Karthasix,
danke für diese spannende Frage!

Ich denke, dass das ein jeder für sich selbst definiert, denn gelesen oder gehört habe ich bisher nicht, dass es eine feststehende Definition dessen gibt.

Für mich bedeutet VERSUCHUNG:
Ich werde angeregt/verleitet/initiiert, etwas zu tun, wovon mein Erwachsenen-Ich bzw. mein UB überzeugt ist, dass es
- mir nicht gut tun würde,
- es dem widerspricht, was ich schon längst für mich rausgefunden habe, dass ich genau das NICHT tun sollte, auch wenn ich Lust dazu habe
- etwas, was eben meiner inneren Überzeugung zuwider läuft

Zuerst dachte ich immer, dass VERSUCHUNG ausschließlich auf sexuelles Begehren hinzielt.
Mittlerweile sehe ich das umfassender.

Versuchung kann uns in vielen Formen begegnen:
- Suchtverhalten (Alkohol, Nikotin, Spielsucht, PC-Sucht, Sex-Sucht, Telefon-Sucht, (Fr-)Ess-Sucht, ...
- oder man hat Lust, ein Gesetz zu übertreten
- man hat Lust, die antrainierte oder gesellschaftliche Norm des moralischen oder sittlichen Verhaltens zu brechen
- eben die Lust, etwas zu tun, was verboten ist und/oder mir nicht gut tut
- die Lust darauf, alles in Frage zu stellen und ALLES im Leben umzukrempeln, egal, ob mit oder ohne das Wissen um die folgenden Konsequenzen.

Bin neugierig auf weitere Antworten.
LG; Romaschka
 
Romaschka schrieb:
Lieber Karthasix,
danke für diese spannende Frage!

Ich denke, dass das ein jeder für sich selbst definiert, denn gelesen oder gehört habe ich bisher nicht, dass es eine feststehende Definition dessen gibt.

Dazu darf ich vielleicht später noch mal was schreiben. Es geht mir dabei nicht so sehr um Definitionen, eher um WAS IST WAS. Aber ich will keine Verwirrung stiften. Muß erst noch nachdenken drüber. Und eine freie Assoziation zu religiöser Tradition wird sich nicht vermeiden lassen.

Versuchung kann uns in vielen Formen begegnen:
- Suchtverhalten (Alkohol, Nikotin, Spielsucht, PC-Sucht, Sex-Sucht, Telefon-Sucht, (Fr-)Ess-Sucht, ...

Ja schon, aber das sind irgendwie alles Ergebnisse ... Produkte, wovon auch immer; Einer unbewussten Suche vielleicht, so einer Art unerklärlicher Unzufriedenheit .... das is nicht der Ursprung der Versuchung.


- oder man hat Lust, ein Gesetz zu übertreten
- man hat Lust, die antrainierte oder gesellschaftliche Norm des moralischen oder sittlichen Verhaltens zu brechen
- eben die Lust, etwas zu tun, was verboten ist und/oder mir nicht gut tut
- die Lust darauf, alles in Frage zu stellen und ALLES im Leben umzukrempeln, egal, ob mit oder ohne das Wissen um die folgenden Konsequenzen.

Da erkenn ich durchwegs auch einen natürlichen Prozess, der aber trotzdem noch nicht das gelbe vom Ei ist. Weil sich da was weiter entwickelt .... ich kenn das gut, mit Gesetze übertreten. Aber irgendwann kommt man (ich) dahin, dass man keine Lust mehr hat, Gesetze zu übertreten sondern sie einfach übertritt wenn man sie für überflüssig hält. Für einen selbst wohlgemerkt. Es ist immer mit Verantwortung zu handhaben und ich starte hier keinen Aufruf zu blindwütiger Anarchie :) Aber wenn wir von irdischen, menschgemachten Gesetzen oder 1000fachen Moralinterpretationen reden; die sind nun mal zu hinterfragen, denk ich mir.

Aber trotzdem sehe ich eine Verbindung zur kirchlichen Moraltheologie/Lehre und meiner persönlichen Wirklichkeit. Aber es geht mir nicht um die Lehrer dieser Moral und die vielfältige Interpretation der Lehre, die sie verkünden, sondern um das WAS IST WAS. Darum gehts mir. Aber darüber muss ich noch nachdenken. Was ist z.B. STOLZ. Was bedeutet dieses Wort wirklich (für mich selber) unabhängig von zahlreichen Auslegungen. Und welchen Beigeschmack hat er? Ist er nur gut und süß oder schmeckt er auch manchmal bitter .... Darüber muss ich mir noch ein paar Gedanken machen. Gelingt es mir, für diesen Begriff eine unumstößliche Erklärung und gegebenen Falls einen Ersatz zu finden, dann habe ich diese eine Runde mal gewonnen. Eine für mich selbst unumstößliche Erklärung, die ich nicht mehr weiter zu hinterfragen brauche. Und außer dem Stolz gibts dann noch ein paar andere, die ich zu den großen Versuchungen rechne.

Und hab ich sie mal erkannt, und den Schmerz und die Zerissenheit, die sie in mir erzeugen, dann bete ich: "... und führe mich AUS DER Versuchung.
 
Wir sind alle auf der Suche und damit das Finden nicht so einfach ist, bekommen wir immer wieder dieses "ver" serviert, also die Irrwege, die Sackgassen, die uns unsere Lebensaufgaben vergessen lassen.

Der Originaltext lautet übrigens: ...und führe uns AUS der Versuchung.

Schließlich sind wir immer wieder drin, gelle?!
 
Wohl mussten wir in Versuchung geführt werden und auch den Versuchungen erliegen. Wie wäre sonst Erkenntnis zu erlangen? Daher hat sich wohl auch diese verneinende Botschaft der christlichen Lehre so entwickelt wie sie sich entwickelt hat und von ihrem Ursprung soweit entfernt und hält heute noch fest an abschreckenden Symbolen. Dieser gepeinigte am Kreuz, der von den meisten alles andere als attraktiv und nachahmenswert empfunden wird. Der Jesus, der sich da gerade in den Christus verwandelt, blutüberströmt und mit seiner Dornenkrone und angestochener Seite. Da ergreift doch jeder die ... :escape:

10 Gebote, die in einer Weise gelehrt werden, dass sie eigentlich erst Anlass sind, sie zu übertreten. Neugier weckend und Spannung erzeugend. 7 Todsünden die für mich die Essenz aller Versuchungen sind aber allein durch die Überschrift den harmoniebedürftigen Menschen abschrecken, sich genauer damit zu befassen und diese in sich zu suchen und den roten Faden, der sie verbindet. Aber witzig angelegt ... die Gebote animieren mich gleichzeitig sie zu übertreten und diese Übertretung führt mich genau dahin, wohin ich mich freiwillig nie begeben würde. Genau in diese 7 Versuchungen hinein, in diese 7 Süchte ..... oder wie die Kirche eben sagt; Todsünden. Für mich sind es nur 7 Süchte sonst nichts. Und eine Achte kommt hinzu .... aus dem Gefühl der Ohnmacht sich selbst gegenüber entsteht ein Hunger nach Macht.

Im Buddhismus klingt das schöner. Die 4 edlen Wahrheiten, der edle 8fache Pfad.... hier kann man sich bewusst auf einen Weg machen. Aber in der Essenz führts aufs selbe hinaus. Eine Auseinandersetzung mit den kleineren und größeren Dämonen im eigenen Innen. Die Überwindung des Leidens ist aber das Ziel beider.
 
Und dann noch dieser Umstand, dass die recht weit verbreitete Ansicht kursiert, der Mensch braucht das, sonst is er kein Mensch mehr. Der Mensch braucht diese Süchte sonst gibt es keine Lebensdynamik auf dem Planeten. Das bekomm ich täglich zu hören wenn ich will ... Na, wenn das nicht ein Zeichen für recht höllische Zustände ist :firedevil
Is ja ganz nett hier, aber wenn mans mal kennt isses auch nur immer das selbe Spiel. Ebenso fad wie seinerzeit im Paradiesgarterl .... :engel: Allerdings hab ich schon ganz vergessen wies damals war, mit diesem Mädel da .... wie hieß sie doch gleich.:liebe1:
 
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Solange wir in "Versuchung" geraten ist etwas in uns, das uns glauben läßt, dass diese Welt noch etwas erstrebenswertes für uns bereithält.
Ist doch auch ein Aspekt oder?
:)

Gruß Willibald
 
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