Hi RegNiDoen,
für mich entsteht jetzt aus dem Lesen heraus die Zerrissenheit in Dir daraus, daß Du als Anwältin Mandanten "bewertest", was ja ganz normal und notwendig ist. Ich empfehle Dir, einmal gänzlich aus dieser Rolle heraus zu treten und als Mensch dem Menschen zu begegnen, der sich an Dich um Hilfe wendet. Das kannst Du ja mal nur für Dich machen und in Dich hineinfühlen/-horchen. Das problem ist doch: Du willst etwas anderes geben, als Du es in Deinem Beruf kannst. Laß Dich nicht so sehr beschränken, Du bist ein freies Wesen, das alle Möglichkeiten des helfens in jedem Augenblick zur Verfügung hat.
Ja, mein Beruf und ich, das ist ein spezielles Thema. Wenn man sich des Woher-Warum-Wohin des Bewertungsmechanismuses bewußt ist und dann in einem solchen Beruf arbeitet, ist das eine Herausforderung der besonderen Art (allerdings mache ich gar keine Strafsachen, - insofern geht es).
Was Deine Empfehlung betrifft, als Katarinamensch möchte ich, wenn ich in mich hineinfühle, mit all`dem nichts zu tun haben. Dann taucht aber sofort die Frage auf, womit ich denn etwas zu tun haben möchte. Das ist noch nicht ausgereift und deshalb ist es offensichtlich, noch bei dem zu bleiben, was ich im Moment tue. Außerdem gibt es natürlich auch die highlights, die mich dann wirklich freuen (wenn ich jemandem aus seiner Ohnmacht hinaushelfen konnte, wohl wissend, dass ich damit dann auch die andere Seite wieder zu spüren bekommen werde).
Diese "speziellen Fälle" aber, die nun sowohl aus dem privaten und beruflichen Umfeld kommen (3 innerhalb von 3 Wochen und alle nach dem identischen Muster) und die Anlass für diesen thread waren, machen mich im Moment völlig ratlos. Ich stelle fest, dass ich massiv abwehre und werte (obwohl ich "Superleuchte" immer dafür plädiere, die Werterei zu lassen und alles - also auch sog. psychisch Kranke - als perfekt zu betrachten). Mit meinem Wissen ist mir natürlich klar, dass dahinter eine Angst schlummert und dass es weniger wichtig ist, ob ich diese nun konfrontiere oder nicht, als vielmehr, welche innere Haltung ich dabei einnehme. Also diese Leute wegschicken kann genauso okay sein wie sie annehmen, - wenn ich damit im Frieden bin. Ich bin aber weder mit der einen noch mit der anderen Entscheidung im Frieden. Bei dem ersten habe ich es zwar so gemacht, - ihn weggeschickt und mir eingebildet, dass ich damit im Frieden bin. Das war aber nicht so, was ich an meiner Reaktion merkte als der mich 2 Wochen später wieder anrief und drängte und bettelte. Ich hatte und habe korrespondierend mit meiner massiven inneren Ablehnung ein extrem schlechtes Gewissen.
So weit , so gut. Das Thema ist klar. An diesem Punkt würde ich jemandem an meiner Stelle raten, schlechtes Gewissen schlechtes Gewissen sein zu lassen, vielleicht mit diesem eine nette kleine Unterhaltung zu führen und einfach das Offensichtliche zu tun. Egal, ob ich da jetzt um eine Lösung ringe und eine finde, das Leben geht ohnehin weiter und wird mir das Passende präsentieren. Und nun? Abwarten und Tee trinken? Und wenn der nächste anruft, wieder dasselbe Spiel? Ich meine, ich habe auch sog. psychisch gesunde Klienten, die mich irgendwie nerven (wie gesagt, ich habe die eine Seite in mir, die mit all`dem nichts zu tun haben möchte), aber damit kann ich mich arrangieren. Aber diese "Invasion der Durchgeknallten", die macht mir echt zu schaffen.
Katarina