Hallo Drycan,
ich will Deine Verwirrung gerne ein bisschen klären. Und zwar ganz von der Praxisseite her, jenseits von irgendwelchen Schulen, Dogmen und Systemen.
Bei mir ist die Kundalini spontan erwacht, als ich 25 Jahre alt war. Das ist jetzt ziemlich genau 40 Jahre her.
Zu Anfang hatte ich keine Ahnung was da mit mir abging. Heute weiss ich im Rückblick, das ich wohl einfach bereit dafür war. Irgendwann begegnete ich dem Begriff Kundalini und ein paar sehr theoretischen, recht oberflächlichen Beschreibungen, die mir eine erste Ahnung gaben, was da in mir erwacht war. Anfang der 80er gab es kaum ein vernünftiges Buch zu dem Thema und so bin ich nach Bauchgefühl, ganz ohne irgendeinen Lehrer oder inspirierenden Text zu dem Thema vorgegangen.
Rückblickend weiss ich heute, das ich wohl alles richtig gemacht habe, sonst hätte das ganz ohne Anleitung auch böse ausgehen können.
Sehr bald hatte ich eine eigene, im Rückblick höchst wirksame Übung entwickelt, um die Kundalini emporsteigen zu lassen und zu lenken. Ich sage nur soviel, dass ich dazu eine bestimmte Visualisierung zusammen mit bestimmter Musik verwendet habe. Ich habe einfach getan, was sich richtig anfühlte und es hat sofort funktioniert. Da diese spezielle Übung (zumindest bei mir) so durchschlagend war, habe ich sie in meinem Leben erst 2x weiter gegeben. Einmal an einen erfahrenen Schamanen, der mit der Transformation seiner sexuellen Kraft Probleme hatte und einmal an einen Menschen, bei dem die Kundalini vorzeitig erwacht war und ihn ziemlich gepeinigte, um ihm ein Instrument zur Lenkung an die Hand zu geben.
Ich bin auch mit vielen Nebeneffekten dieser Praxis vertraut, die ich noch in keinem Buch gefunden habe.
Aber ich will hier keine Endlostexte schreiben, darum fragt mich einfach, was euch zu dem Thema umtreibt.
Nur so viel: wenn ihr euch fragt, ob ihr reif für diesen Weg seit, fragt euch, ob ihr eine längere Zeit enthaltsam leben könnt, ohne ständig an das Thema Sexualität denken zu müssen, feuchte Träume zu haben oder sonst wie neben der Spur zu laufen. Herumspielen sollte man mit diesem Thema nicht, denn ist die Kundalini erwacht, gibt es in der Regel kein Zurück mehr und man muss mit den Konsequenzen leben. Ich vergleiche Kundalini gerne mit einem mächtigen Drachen, der von der Kette gelassen wird. Er kann unsagbar hilfreich , aber auch unsagbar zerstörerisch sein, speziell wenn man, statt innere Grenzen zu weiten, sein Ego damit aufbläht, was eine wesentliche Gefahr dieses Weges darstellt. Auf jeden Fall ist darum eine parallele Entwicklung hin zu altruistischem Denken und Handeln unerlässlich. Ein Thema, mit dem sich die spirituellen Übungen des tibetischen Buddhismus, speziell des Vajrayana in vielfältiger Weise befassen.
Ich freue mich auf eure Fragen
Tashi delek (Glück und Segen)
Döndrub