Wallhall schrieb:
Mich faszinieren einfach diese Gottestexte aus verschiedenen Kulturen. Manche sind für mich fast überladen mit Fülle (vorallem die islamischen).
Hi Wallhall,
Ja, das ist wohl richtig. Vielleicht liegt es daran, dass viele der Texte authentisch sind, während die christliche Tradition oft gefangen ist in der Sichtweise des im Dunkeln Hoffenden Sünders.
Ich fragte nach der quelle, weil, die Wahrheit für mich auch in eine Religion oder eine Kultur gehört. Es ist eine Art Übersetzungsarbeit. Gottes Worte und Verheissungen auch im Alltag zugänglich zu machen. Paradies und Gott sind ein Partner der Menschen aber bitte schön, welche Menschen drücken denn ihre geistige Erhabenheit heute am besten (ehrlichsten, liebevollsten) aus. Gibts da kulturelle Unterschiede, sind das immer nur einzelne Menschen welche ihre kulturelle Bindung ja dann sowieso schon lange hinter sich gelassen haben.
Ich denke, es ist etwas ambivalent. Natürlich ist z.B. die Liebe eine warme Kraft, welche unsere Körper und unsere Seelen erwärmt in dieser Welt, aber das, was die Faszination ausmacht, ist ja nicht wirklich physisch, sondern spirituell. Da das Physische immer stirbt, bleibt als Bedeutung nur die Realität des Spirituellen, die nur im Inneren wahrzunehmen ist; nicht aber im Außen der Religionen, in den Tempeln, in den Kirchen, in den sog. Heiligen Bergen oder Flüssen oder sog. Heiligen Büchern. Alle Texte soweit sie ursprünglich sind, haben diese innere - esoterische - Bedeutung immer betont und gemeint, und alles weltliche Getue oder weltliche Rituale sind ohne spirituelle Bedeutung: Es ist alles nur eitles Tun. Menschen wie Kabir, oder Jesus, oder Buddha, oder Rumi, oder Lao=Tsu, oder Sokrates oder Guru Nanak oder all die anderen Menschen, die Gott realisiert haben, werden von den Kulturen nicht verstanden, in denen sie leben; Religionen und Kulturen sind nur weltliche Machtzentren der Evolution und haben nur die Gesetze der Evolution verstanden. Herrschen, Hierarchie, Sozialisieren oder (sozial) töten.
Ich wende mein Augenmerk eben auf Gottesrealisationen im diesseitigen, aktuellen Leben, deshalb interessiert mich ein Kulturkreis. Es heisst ja Realisationen, also suche ich in der Realität Hinweise darauf. Sonst bleibts auf der Stufe der Verheissungen, welche weniger real sind. Aber vielleicht bin ich da auch zu extrem in meiner Bodenhaftung.
Das ist genau der (wunde) Punkt. Was ist denn real? Wirklich? Eine Kultur? Eine Nation? Eine (westliche) Hemisphäre? Der Aufklärung? Gibt es deutsche Luft? Englische Wolken? Arabische Zahlen? Russisches Gold? Italienische Himmel? Wirklich? Ist diese Welt wirklich? Wirklich? Licht? Farben? Zeit? Raum? Wirklich? Es gibt nur eine Realität, und das ist das eigene Selbst, das Gott ist. Aber es ist nicht beweisbar, nur erkennbar für den Erkenner, der erkennen will. Niemand kann Licht, Farben, Zeit, Raum als real nachweisen; es ist nur eine Konvention ohne Wirklichkeit. Es geht nicht um Verheissungen; es geht um das Erkennen dessen was real ist, und das kann keine Religion leisten, sondern nur ein bewusstes wahrnehmendes Individuum, dass sich selbst erkennt und sich nicht mit eigenen Verheissungen aus der Aufklärung betrügt und begnügt.
Natürlich sprechen die spirituellen Texte die Seele an, aber es geht nicht nur um die Poesie und die Tiefe der Emotion; es geht um die Wahrheit dessen, was gesagt wird und zu Erkennen und zu verstehen ist, wie alles andere, das zu verstehen ist. Dazu muss sich der Erkenner zu dem zu Erkennnenden bewegen; ohne dieses individuelle Hinbewegen gibt es keine Erkenntnis.
LG
Namo