Glyphosat muss vom Tisch!

Es gibt auf Youtube Videos von Leuten, die ein Glas Glyphosat trinken. Kann man machen. Schmecken tuts vermutlich scheiße, ist ja auch nicht als Limo gedacht das Zeug.

Eine recht tölpelhafte Methode der Industrie, die mit solchen und ähnlichen "wissenschaftlichen Experimenten" die Unbedenklichkeit diverser chemischer Stoffe vorzutäuschen versucht. Schließlich kann man sich auch einen halben Liter reinsten Schlangengifts einverleiben und sich trotzdem bester Gesundheit erfreuen, da das Gift durch die Verdauungsenzyme kurzerhand unschädlich gemacht wird. Erst wenn es unverändert direkt in die Blutbahn gerät, entfaltet es sein grausig-tödliches Potenzial...
 
Werbung:
Eine recht tölpelhafte Methode der Industrie, die mit solchen und ähnlichen "wissenschaftlichen Experimenten" die Unbedenklichkeit diverser chemischer Stoffe vorzutäuschen versucht. Schließlich kann man sich auch einen halben Liter reinsten Schlangengifts einverleiben und sich trotzdem bester Gesundheit erfreuen, da das Gift durch die Verdauungsenzyme kurzerhand unschädlich gemacht wird. Erst wenn es unverändert direkt in die Blutbahn gerät, entfaltet es sein grausig-tödliches Potenzial...
Zum Glück kriegst du auch Glyphosat normalerweise nicht unverändert direkt per venösem Zugang in die Blutbahn gespritzt, sondern maximal als Überbleibsel in Mikrogrammmengen etwa in Brot o.ä.
 
Ich hab zu Glyphosat und seiner Neuzulassung ungefähr jede Studie, jeden Review und jede Erklärung, und angefangen von Séralini bis Portier alles gelesen, was es gibt. Ich glaub nicht, dass mir zwei Youtube-Filmchen große Erkenntnisse bringen werden.
Veröffentlicht von ?? :)
Es gibt auch Leute die der Werbung glauben.
Aber das kann jemandem wie dir natürlich nicht passieren, gell ?
 
Veröffentlicht von ?? :)
Es gibt auch Leute die der Werbung glauben.
Aber das kann jemandem wie dir natürlich nicht passieren, gell ?
Es gibt auch Leute, die einfach Youtube-Filmchen alles glauben. Ich nehm mal dich als Beispiel her.

Monsanto Lobbyist:
Du glaubst, dass das ein Monsanto-Lobbyist ist. Warum? Weil es im Videotitel steht. Das Problem hier: Das Video ist ein Fake. Der Typ ist kein Monsanto-Lobbyist, sondern ehemaliger Präsident von Greenpeace, Patrick Moore.

Und zu veröffentlicht: Veröffentlicht von allen Leuten, die halt zu Glyphosat Sachen veröffentlicht haben. Universitäten, NGOs, IARC, Zulassungsbehörden, Industrie, etc.
 
Du glaubst, dass das ein Monsanto-Lobbyist ist. Warum? Weil es im Videotitel steht. Das Problem hier: Das Video ist ein Fake. Der Typ ist kein Monsanto-Lobbyist, sondern ehemaliger Präsident von Greenpeace, Patrick Moore.
Mehr oder weniger richtig.
Es gibt noch weit mehr zu der Story zu sagen. Viel mehr !
Mit "Das Video ist ein Fake" ist es leider nicht getan, wenn man ernsthaft recherchiert.
War aber eine Art Test. Deswegen 2 Links.
Zu Moore und Greenpeace schreibe ich noch mehr, falls nötig.
Aber vielleicht hast du ja Lust selbst noch etwas zu investigieren.

Und zu veröffentlicht: Veröffentlicht von allen Leuten, die halt zu Glyphosat Sachen veröffentlicht haben. Universitäten, NGOs, IARC, Zulassungsbehörden, Industrie, etc.
Aha.
Dazu kann ich nur kritisches Denken nahe legen, und tief zu graben.

Und das du den ZDF Bericht glaubst gar nicht erst anschauen zu müssen, disqualifiziert dich fast ein wenig. Meinst du nicht ??
 
Aha.
Dazu kann ich nur kritisches Denken nahe legen, und tief zu graben.

Und das du den ZDF Bericht glaubst gar nicht erst anschauen zu müssen, disqualifiziert dich fast ein wenig. Meinst du nicht ??
Schau dir mal die Doku an.
Erstmal wird suggeriert, die Missbildungen in Argentinien hätten mit Glyphosat zu tun. Das finde ich etwas seltsam; denn in Argentinien wird ja jetzt nicht bedeutend mehr Glyphosat verwendet als sonstwo. In gewissen amerikanischen Staaten wie Iowa, Illinois, Indiana, Missouri wird sehr viel Glyphosat verwendet (mehr als in Argentinien), weil die dort auch mit GMOs arbeiten. Dort gibt es aber keine gehäuften Missbildungen. Warum? Glyphosat wird auch in Deutschland überall angewendet. Gibt es bei uns ähnliche Daten? Nein? Findest du das nicht seltsam?

Später kommt dann Frau Ferreyro zur Sprache. Sie erklärt, die schwarzen Punkte auf einer Karte seien Krebsfälle in der Umgebung, aus dem Jahre 2002. Der Interviewer fragt, wie denn die Karte heute aussehen würde. Sie sagt: "Wir haben aufgehört zu zählen." - "Viel mehr Kranke?" -" VIEL mehr!". Das ist ja recht interessant - aber nur eine Minute vorher wurde erklärt, die Gruppe "Madres de Ituzaingo" hätte ein Verbot vom großflächigen Versprühen von Glyphosat in der Nähe von Wohngebieten erreicht. Tatsächlich ist das passiert, und zwar im Jahre 2009. Die Doku ist aus 2013. Wenn die Glyphosatbelastung schon vor mehreren Jahren gesunken ist, warum steigen dann die Krebszahlen noch weiter? Laut der Dame kamen sogar noch weitere Sachen dazu, etwa Missbildungen. Findest du das nicht seltsam? Guckst du dir das an und sagst "ahja, klar"?

Andrés Carrasco sagt im Video "Man kann ab einer gewissen, sehr niedrigen Dosis beobachten, dass Glyphosat zu Veränderungen der Embryonen von Wirbeltieren führen kann. Es kann zu Fehlbildungen während der embryonalen Entwicklung kommen. Aber es kann auch das Auftreten von Krebserkrankungen fördern." - dann wird zwar angedeutet, seine Forschung werde zwar wegen ihrer mangelhaften wissenschaftlichen Methodik kritisiert, aber das sei nur von der Agrarindustrie, der er ein "Dorn im Auge" ist. Das ist das grundsätzliche Problem an solchen Dokus: die Leute, die die gewünschte Meinung vertreten, können noch so viele methodische Fehler machen und noch so schludrig arbeiten und es ist in Ordnung. Wenn das dann aber kritisiert wird, ist das sofort Anzeichen von irgendwelchen Industrieinteressen, die angeblich vertreten werden. Bei so einem Mindset ist eine fruchtvolle Diskussion schon a priori ausgeschlossen. Es gibt unfassbar viele unabhängige Studien und Untersuchungen, und keine konnten Carrascos Ergebnisse von Krankheitsfällen bei "sehr niedrigen Dosen" reproduzieren. Selbst die stark umstrittenen Studien, die eine erhöhte Inzidenz von Non-Hodgkin-Lymphomen in Tiermodellen festgestellt haben, arbeiteten mit dauerhaften, unfassbar hohen Dosen von über 1000 mg/kg Körpergewicht! Das wären bei einem normalen Menschen ein Wasserglas Roundup jeden Tag.
Ich mein er sagt selbst im Video über den Zusammenhang von Glyphosat und den genannten Krankheiten: "Ich brauche keine Gewissheit! Es geht nicht um wissenschaftliche Gewissheiten!" - was soll man von einem Wissenschaftler halten, der sagt es geht ihm nicht um wissenschaftliche Gewissheit? Genau darum geht es.
 
Werbung:
Aber vielleicht hast du ja Lust selbst noch etwas zu investigieren.
Teil 2/2:
Es geht weiter bei Ökotest. "Zwar liegen die gefundenen Mengen alle unter den gesetzlichen Grenzwerten. Trotzdem: der Ökotest-Chefredakteur sagt: Gift ist Gift" Jürgen Stellpflug bekräftigt nochmal verbatim: "Pestizide sind und bleiben Gift - in jeder Menge".

Dreimal darfst du raten, was Jürgen Stellpflug nicht ist: ein Fachmann. Er hat BWL und Politologie studiert, und das merkt man. Seine Aussage widerspricht dem absolut wesentlichsten Grundgedanken der Toxikologie, den schon vor 500 Jahren Paracelsus so schön pointiert hat: "Allein die Dosis macht das Gift." Wer sagt "Gift ist Gift, in jeder Menge" disqualifiziert sich inhaltlich schon auf dem Grundlagenniveau, denn der weiß offensichtlich nichtmal, was ein Gift ist.

0,62 Mikrogramm pro Liter hat Tobias Haucke, der Journalist. Kurzer reality check: Das sind 0,00062 Milligramm. Der tägliche Grenzwert liegt bei 0,5 Milligramm Glyphosat pro kg Körpergewicht. Angenommen, Haucke wiegt etwa 70 kg und hat ungefähr 5 Liter Blut, könnte er mehr als die 2.000-fache Menge Glyphosat im Blut haben und wäre immer noch unter dem Grenzwert! Dieses frappante Größenverhältnis wird natürlich nicht thematisiert.

Christoph Then (kein Pharmakologe oder Toxikologe, sondern Tierarzt) sagt: von den 16 Experten im Gremium für Pestizide haben 7 "Verflechtungen mit der Industrie". "Eine echte Unabhängigkeit ist natürlich nicht gewährleistet". Hältst du das für seltsam, dass Leute, deren Beruf es ist, an Agrochemikalien zu forschen auch schon mal für Agrarunternehmen gerarbeitet haben? Und glaubst du, über die restlichen 11 Mitglieder fährt einfach die Eisenbahn drüber und die halten die Klappe wenn die angeblich parteiischen 7 den größten Schwachsinn verzapfen und eine für die gesamte EU supergefährliche Chemikalie einfach durchwinken? Es ist doch gerade sinnvoll, dass man bei einem beratenden Gremium Vertreter aller Interessen heranzieht und nicht - wie es etwa in dieser Doku passiert - nur einzelne Leute mit extremen Ansichten und Thesen herauspickt.

Dann kommt der namenlose Insider (Überraschung: kein Wissenschaftler) und eröffnet schockierendes: Die Studien kommen von den Antragstellern selbst! Das ist allerdings keine große Enthüllung, nicht einmal eine Überraschung. Wenn du ein brandneues Herbizid erforscht hast, hast du darauf ein Patent. Wer sollte denn bis zur Zulassung sonst an diesem neuen Produkt (dessen genaue chemische Struktur zu diesem Zeitpunkt oftmals noch geheim ist) schon geforscht haben?

Dann kommt noch Harald Ebner (auch kein Wissenschaftler) von den Grünen zu Wort, der sofort meint es gäbe "keine Ansätze, dass die Erkenntnisse durch die massenhafte Anwendung von Glyphosat von den zuständigen Behörden ernst genommen werden". Was für Erkenntnisse meint er? Wovon redet der Mann konkret? Ich mein es ist klar, dass die Grünen als Oppositionspartei auf so einem Thema gern rumreiten, lässt sich mit so Panikmache doch gut auf Stimmenfang gehen. Aber wo sind die Fakten für seine Bewertung? Außerdem kritisiert er, dass die Studien von der Industrie kommen. Nochmal: Von wem denn sonst? Will Harald Ebner nun durchsetzen, dass die Agrarindustrie staatliche Förderung bekommt, sodass die milliardenteuren Studien zu neuen Wirkstoffen immer von Universitäten oder staatlichen Behörden gemacht werden? Oder wie?



Um auf deine Frage zurückzukommen: "Und das du den ZDF Bericht glaubst gar nicht erst anschauen zu müssen, disqualifiziert dich fast ein wenig. Meinst du nicht ??" - nein, denn ich kenn diese Panikmacherdokus schon zur Genüge. Wenn du eine Doku über ein Gesundheitsthema machst, muss am Schluss immer ein schlimmes Gefühl zurückbleiben, sonst fährst du keine Quote ein. Stell dir vor man macht eine Doku über Glyphosat und kommt zum Schluss "die derzeitige Studienlage gibt keinen Anlass dazu, die Neuzulassung in Frage zu stellen" - da gähnt sich doch der auf der abendlichen Fernsehcouch herumfläzende Durchschnittsdeutsche in den Schlaf, das wär eine Katastrophe. Aber hau ein paar behinderte Kinder, eine weltweit verschwiegene Krebsgefahr und ominöse Verflechtungen von Industrie und Behörden rein und beende das mit ein paar vage-drohenden Worten und bäm, schon läuft die Empörung. Das ist der Grund, warum Gesundheitsdokus inhaltlich eigentlich immer völliger Schund sind. Um deine Frage zu beantworten: Nein, ich denk nicht, dass mich meine Vorverurteilung disqualifiziert hat. Ich finde, sie hat sich bestätigt.
 
Zurück
Oben