Aber vielleicht hast du ja Lust selbst noch etwas zu investigieren.
Teil 2/2:
Es geht weiter bei Ökotest. "
Zwar liegen die gefundenen Mengen alle unter den gesetzlichen Grenzwerten. Trotzdem: der Ökotest-Chefredakteur sagt: Gift ist Gift" Jürgen Stellpflug bekräftigt nochmal verbatim: "
Pestizide sind und bleiben Gift - in jeder Menge".
Dreimal darfst du raten, was Jürgen Stellpflug nicht ist: ein Fachmann. Er hat BWL und Politologie studiert, und das merkt man. Seine Aussage widerspricht dem absolut wesentlichsten Grundgedanken der Toxikologie, den schon vor 500 Jahren Paracelsus so schön pointiert hat: "
Allein die Dosis macht das Gift." Wer sagt "
Gift ist Gift, in jeder Menge" disqualifiziert sich inhaltlich schon auf dem Grundlagenniveau, denn der weiß offensichtlich nichtmal, was ein Gift ist.
0,62 Mikrogramm pro Liter hat Tobias Haucke, der Journalist. Kurzer reality check: Das sind 0,00062 Milligramm. Der tägliche Grenzwert liegt bei 0,5 Milligramm Glyphosat pro kg Körpergewicht. Angenommen, Haucke wiegt etwa 70 kg und hat ungefähr 5 Liter Blut, könnte er mehr als die 2.000-fache Menge Glyphosat im Blut haben und wäre immer noch
unter dem Grenzwert! Dieses frappante Größenverhältnis wird natürlich nicht thematisiert.
Christoph Then (kein Pharmakologe oder Toxikologe, sondern Tierarzt) sagt: von den 16 Experten im Gremium für Pestizide haben 7 "Verflechtungen mit der Industrie". "Eine echte Unabhängigkeit ist natürlich nicht gewährleistet". Hältst du das für seltsam, dass Leute, deren Beruf es ist, an Agrochemikalien zu forschen auch schon mal für Agrarunternehmen gerarbeitet haben? Und glaubst du, über die restlichen 11 Mitglieder fährt einfach die Eisenbahn drüber und die halten die Klappe wenn die angeblich parteiischen 7 den größten Schwachsinn verzapfen und eine für die gesamte EU supergefährliche Chemikalie einfach durchwinken? Es ist doch gerade sinnvoll, dass man bei einem beratenden Gremium Vertreter aller Interessen heranzieht und nicht - wie es etwa in dieser Doku passiert - nur einzelne Leute mit extremen Ansichten und Thesen herauspickt.
Dann kommt der namenlose Insider (Überraschung: kein Wissenschaftler) und eröffnet schockierendes: Die Studien kommen von den Antragstellern selbst! Das ist allerdings keine große Enthüllung, nicht einmal eine Überraschung. Wenn du ein brandneues Herbizid erforscht hast, hast du darauf ein Patent. Wer sollte denn bis zur Zulassung sonst an diesem neuen Produkt (dessen genaue chemische Struktur zu diesem Zeitpunkt oftmals noch geheim ist) schon geforscht haben?
Dann kommt noch Harald Ebner (auch kein Wissenschaftler) von den Grünen zu Wort, der sofort meint es gäbe "keine Ansätze, dass die Erkenntnisse durch die massenhafte Anwendung von Glyphosat von den zuständigen Behörden ernst genommen werden". Was für Erkenntnisse meint er? Wovon redet der Mann konkret? Ich mein es ist klar, dass die Grünen als Oppositionspartei auf so einem Thema gern rumreiten, lässt sich mit so Panikmache doch gut auf Stimmenfang gehen. Aber wo sind die Fakten für seine Bewertung? Außerdem kritisiert er, dass die Studien von der Industrie kommen. Nochmal: Von wem denn sonst? Will Harald Ebner nun durchsetzen, dass die Agrarindustrie staatliche Förderung bekommt, sodass die milliardenteuren Studien zu neuen Wirkstoffen immer von Universitäten oder staatlichen Behörden gemacht werden? Oder wie?
Um auf deine Frage zurückzukommen: "
Und das du den ZDF Bericht glaubst gar nicht erst anschauen zu müssen, disqualifiziert dich fast ein wenig. Meinst du nicht ??" - nein, denn ich kenn diese Panikmacherdokus schon zur Genüge. Wenn du eine Doku über ein Gesundheitsthema machst, muss am Schluss immer ein schlimmes Gefühl zurückbleiben, sonst fährst du keine Quote ein. Stell dir vor man macht eine Doku über Glyphosat und kommt zum Schluss "
die derzeitige Studienlage gibt keinen Anlass dazu, die Neuzulassung in Frage zu stellen" - da gähnt sich doch der auf der abendlichen Fernsehcouch herumfläzende Durchschnittsdeutsche in den Schlaf, das wär eine Katastrophe. Aber hau ein paar behinderte Kinder, eine weltweit verschwiegene Krebsgefahr und ominöse Verflechtungen von Industrie und Behörden rein und beende das mit ein paar vage-drohenden Worten und bäm, schon läuft die Empörung. Das ist der Grund, warum Gesundheitsdokus inhaltlich eigentlich immer völliger Schund sind. Um deine Frage zu beantworten: Nein, ich denk nicht, dass mich meine Vorverurteilung disqualifiziert hat. Ich finde, sie hat sich bestätigt.