Erinnerungen eines Sadhus

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opti

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Aus dem Vorwort der Übersetzerin:

Der Engländer Alan Chadwick, der sich später „Sadhu Arunachala“ nannte, diente im 1. Weltkrieg als Major in der britischen Armee. Durch Paul Bruntons berühmtes Buch „A Search in Secret India“ hörte er zum ersten Mal von Ramana Maharshi. Er erkannte in ihm seinen seit langem gesuchten spirituellen Meister. 1935 reiste er zu ihm nach Tiruvannamalai in Südindien, ohne zu ahnen, dass er nie wieder in seine Heimat zurückkehren würde.

Gleich nach seiner Ankunft im Ashram fand er zu einer Vertrautheit mit dem Maharshi, die in ihrer Art einmalig war. Sri Ramana verhielt sich ihm gegenüber ausgesprochen offen und interessiert. Sie führten lange Gespräche miteinander, was sehr ungewöhnlich war, da der Maharshi normalerweise wenig mit den Besuchern sprach. Auch war es nicht üblich, dass ein Besucher für längere Zeit im Ashram wohnen durfte, doch Chadwick wurde ganz selbstverständlich Dauergast. Man baute für ihn das erste private Häuschen auf dem Ashramgelände. Den Grund für diese bevorzugte Behandlung kann man in einem Ausspruch Sri Ramanas finden, der über Alan Chadwick folgendes sagte: „Chadwick war schon früher [in einem früheren Leben] bei uns. Er war einer von uns. Er trug den Wunsch in sich, im Westen geboren zu werden, und das hat sich erfüllt.“ Nachdem Ramana Maharshi 1950 gestorben war, verließ er Ramanashram nicht wie so viele andere, sondern blieb bis zu seinem Tode dort. Er starb kurz vor dem Osterfest 1962. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, es sind noch fünf Tage, aber es ist schon Ostern.“ Man begrub ihn mit allen Ehren wie einen Hindu-Sadhu im Ashram.

Major Chadwicks Büchlein muss deshalb für alle, die sich mit Ramana Maharshi befassen, von Interesse sein. Es vermittelt dem Leser einen intimen Blick in das Leben des Maharshi und in die vielfältigen Geschehnisse im Ashram jener Tage.

Quelle: Ramana Maharshi: Erinnerungen eines Sadhus (89 Seiten)
 
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Ich habe gerade angefangen, in dem Buch von Alan Chadwik zu lesen. Auf Seite 14 stieß ich auf folgenden Hinweis:

Nachdem ich ein oder zwei Tage hier war, bat Bhagavan (Ramana Maharshi) jemanden, mir ein Exemplar von „Who am I?“ zu geben und wies mich an, es zu lesen. Es enthält die Essenz seiner Lehre. Obwohl er erst 21 Jahre alt war, als er dies lehrte, veränderte sich nie etwas daran. Bhagavan mochte über alle möglichen philosophischen Richtungen sprechen und ihre Systeme erklären, wenn er danach gefragt wurde, aber seine Lehre und Anweisung für Sadhana (für die spirituelle Praxis) sind vollständig in „Who am I?“ enthalten. Alles andere war für ihn nur Füllwerk oder eine Weiterentwicklung für jene, die mit der Einfachheit und unkomplizierten Erklärung dieses kleinen Buches nicht zufrieden waren.

Quelle: Erinnerungen eines Sadhus

Ich schaute mich im Internet um, ob es das Büchlein "Who am I?", zu Deutsch, "Wer bin ich?", auch im Internet gibt. Ich habe es tatsächlich gefunden:

Ramana Maharshi: Wer bin ich?

Obwohl ich sagen muss, dass mir die Theorien Ramana Maharshis, die den Vorstellungen des Advaita Vedanta entsprechen, und auf denen er seine Lehre aufbaut, nicht besonders gefallen. Jedenfalls kann ich mit seiner Dualismusvorstellung und der Vorstellung, dass das "Ich" eigentlich nicht existiert, sondern alles eigentlich Ausdruck des "Selbst", des Göttlichen, ist, nicht viel anfangen. Mich interessiert ohnehin eher, wie sein Leben real aussah.
 
Ramana hatte teilweise sehr mekrwürdige Ansichten. Einerseits leugnete er das "Ich", für ihn war dieses "Ich" nur Ausdruck des göttlichen "Selbst" und andererseits konnte er sich nicht einmal von den Kastenregeln distanzieren. Das spricht nicht gerade für einen fortschrittlichen Geist. Es spricht sogar eher für eine recht eigenwillige Weltanschauung. Im Buch "Erinnerungen eines Sadhus schreibt der Autor, Alan W. Chadwick, auf Seite 27:

Die Leute beklagten sich oft, dass die Kastenregeln im Speisesaal befolgt wurden. Warum ließ Bhagavan (Ramana Maharshi) das zu, wenn er doch selbst jenseits aller Kastengesetze stand?

Der Speisesaal wurde durch einen Wandschirm, der fast die ganze Breite des Raumes ausmaß, in zwei Bereiche geteilt. Bhagavan saß in seiner Öffnung im rechten Winkel zu ihm und war so von beiden Seiten aus sichtbar. Auf der einen Seite saßen die Brahmanen (Priester), auf der anderen die Übrigen.

Viele Leute beschwerten sich darüber und beklagten sich über Bhagavan, dass er so etwas erlaubte. Stand er denn nicht jenseits aller Kastengesetze? Natürlich war das so. Deshalb nahm er seine Mahlzeit ja auch mit beiden Seiten zusammen ein.

„Warum lässt er das zu?“, fragten die Leute. Er ließ es aber nicht nur zu, sondern er bestand sogar darauf.

Es kamen Brahmanen in den Ashram, die damit argumentierten, dass bei Bhagavan sowieso alle gleich seien und sich auf die Nicht-Brahmanenseite des Wandschirms setzten. Bhagavan missbilligte das, indem er sie fragte: „Esst ihr auch zu Hause mit Nicht-Brahmanen?“

„Nein, aber bei Bhagavan ist es etwas anderes“, lautete gewöhnlich die Antwort.

„So wollt ihr Bhagavan als Ausrede dafür benutzen, eure Kastenregeln zu brechen? Wenn ihr auch außerhalb des Ashrams die Regeln nicht beachtet, ist nichts dagegen einzuwenden, es auch hier bleiben zu lassen. Aber ihr könnt euch nicht einfach herausreden und hier etwas tun, das ihr zu Hause für falsch haltet.“

Quelle: Erinnerungen eines Sadhus

Und dann ist mir noch eine Besonderheit von Ramana Maharsh aufgefallen. Alan W. Chadwick schreibt: "Er kaute regelmäßig nach dem Essen Betel, bevor er zu seinen Spaziergängen auf den Berg aufbrach." Um zu erfahren, was Betel eigentlich für eine Wirkung hat forschte ich im Internet. Bei neuro24.de fand ich:

"Betel Nuss kauen soll ein Wohlbefinden, eine Euphoria, Schweißausbrüche, Speichelfluss, Herzklopfen, Wachheit und Überwachheit erzeugen. Die Nutzung von Betel als Droge ist alt, die Nuss wurde bereits vor 13.000 Jahren auf der Insel Timor und vor 10.700 Jahren in Thailand gekaut. Die Betelnuss wird mit 1/2g gebranntem Kalk in den Mund gesteckt, typisch ist ein rotgefärbter Speichel. Betel ist auf den Phillipinen Pakistan, Indien, Südostasien, in Südchina verbreitet und gehört zu den am häufigsten genutzten Drogen überhaupt. Betel wirkt überwiegend auf das zentrale und autonome Nervensystem. Die Herzfrequenz steigt bereits nach 2 Minuten an, maximaler Effekt innerhalb von 4± 6 Minuten, Dauer durchschnittlich 16.8 Minuten."

Auch wenn Ramana dies offensichtlich im hohen Alter aufgab, so hätte ich dieses nicht unbedingt von ihm erwartet.
 
Und warum nicht?

Seltsame Ansicht ;)

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Wieso muss jemand, der angeblich ohnehin in Seligkeit schwebt, auch noch durch Drogen (Betelnüsse sind eine Art Droge) nehmen? Im Buch steht zwar, dass Ramana Maharshi die Betelnüsse angeblich wegen der Verdauung nahm. Aber da habe ich so meine Zweifel, denn der Sadhu der das Buch schrieb, scheint gegenüber Ramana Maharshi jede kritische Distanz vermissen zu lassen. Dies ist jedenfalls mein Eindruck. Vielleicht nahm Ramana Maharshi die Betelnüsse auch aus Gewohnheit. Ich stelle mir auch die Frage, wie lange er die Betelnüsse nahm und welche Rolle dabei seine Erkrankung (Krebs) spielte. Einerseits ignoriert er das "Ich" und meint, alle Dinge seien im Grunde genommen Ausdruck des göttlichen "Selbst", andererseits aber wimmert er nachts vor Schmerzen. Betelnüssen wird ja nachgesagt, dass sie Schmerzen lindern. Mir erscheinen die Vorstellungen der Advaita-Theorie ohnehin etwas absurd. Ich denke, sie sind Ausdruck der Unwissenheit, weil die Menschen der damaligen Zeit keine Möglichkeit hatten, sich die Dinge anders zu erklären, als sie religiös zu interpretieren.
 
opti, sieh es wie es ist: diese Gurus sind alle ihr Leben lang voll mit Drogen und sind selten ein gutes Vorbild für heutige Menschen.

:blume:
 
opti, sieh es wie es ist: diese Gurus sind alle ihr Leben lang voll mit Drogen und sind selten ein gutes Vorbild für heutige Menschen.

:blume:

Auch unter den Gurus (übersetzt: Lichtträger) gibt es gute und weniger gute.

Eigentlich braucht man in unserem Lande keinen "Guru" aus dem Ausland. Die Bibel und ein christlicher Pfarrer geben dgl. her. Ist auch vernünftiger, weil der Mensch dabei nicht so arg durch zusätzliche Illusionen "getäuscht" wird.
 
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