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Sayalla
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Die Neigung, zu dogmatisieren
... stellt sich ein, wenn man nichts offen lassen kann.
Sayalla
... stellt sich ein, wenn man nichts offen lassen kann.
Sayalla
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Halllooo!
Wieso eigentlich?
Ich fixiere mich auf irgendeine Meinung, die mir durch intensivstes Nachdenken, durch intensivstes Verabscheuen anderer Dogmen oder auch einfach nur durch Fremdsuggestion, durch Überzeugung so was von wasserdicht, so was von richtig und absolut logisch erscheint, daß ich gar nicht anders kann, als sie in die Welt hinauszuposauenen. Aber das reicht nicht. Es sollen auch noch alle anderen von dieser absoluten WEltsicht, die die einzig Schlüssige nur sein kann, überzeugt sein. Die Welt soll von meinem Dogma beherrscht sein und erst, wenn sie nach seinen Regeln tickt, erst wenn alle Gegenstimmen ausgemerzt sind, ist mein Lebenssin erfüllt. Ich bin sogar bereit, dafür zu sterben oder andere dafür sterben zu lassen. Ja, selbst wenn ich dafür eingesperrt oder hingerichtet werde, mein Dogma hat noch Bestand über den Tod hinaus.
Wieso eigentlich?
Liebe Grüße,
Bibo
Die Neigung, zu dogmatisieren
... stellt sich ein, wenn man nichts offen lassen kann.
Sayalla
Interessantes Thema...
Wenn man sich genauer anschaut wie wir denken, mal wirklich nüchtern und logisch dem auf den Grund geht, was man zu wissen glaubt, wird man feststellen das letztlich absolut alles relativ ist und man immer nur mit Überzeugungen hantiert. Das Interessante dabei ist: In dem Moment eines Gedankens, jeweils im "Jetzt", sind es sozusagen Wahrheiten und wir denken jeden Gedanken absolut... Auf Zeit gesehen relativieren sich die Gedanken sozusagen gegenseitig. Mal mehr mal weniger versteht sich.
Das ist der eine Aspekt, sozusagen die reine "Verstandes-Technik" was Wahrheiten vs. Überzeugungen betrifft. Und Überzeugungen sind ja noch nicht unbedingt dogmatisch in dem Sinne wie Du es oben beschreibst.
Warum Menschen dazu neigen, das wovon sie extrem überzeugt sind, auch auf eine Art nach außen zu bringen das es andere extrem überzeugen soll, hat mit der krassen Bewertung zu tun die diese Art zu denken mit einschließt. Es sind ja nicht nur Überzeugungen, sondern bei Dogmen geht es um richtig und falsch, um gut und böse usw. Das Interessante ist, das Dogmatiker v.a. predigen was alles Schlecht ist. Sie sind viel öfter Kritiker dessen was sie für falsch halten, als das sie wirklich das lehren was sie für richtig halten. Es ist vielmehr "dagegen" als "dafür"... Und das ist in allen Bereichen der Fall. Die Kirchen erzählen ihren Anhängern ja auch am liebsten was alles verboten und schlecht ist, was man nicht darf und was man tun muss, um nicht in die Hölle zu kommen. In der Politik hat keine Partei wirklich Lösungen anzubieten, aber was die anderen alle falsch machen, das wissen sie genau. Selbst die Wissenschaft ist mit Dogmatikern durchsetzt.. Ein gutes Beispiel sind die Skeptiker (GWUP). Die ziehen Dogmatiker magnetisch an, und ergänzen auf die Art perfekt, worüber sie vermeintliche Aufklärung betreiben.
Übrigens gibt es etwas, wovon ich absolut überzeugt bin: Dogmatismus führt sehr direkt zum Leid. Hinterfragen was man so alles zu wissen glaubt, und gerade das was sicher erscheint und woran man festhalten will, führt hinaus.
VG,
C.
dogmatismus entsteht u.a. dann, wenn man anderen nicht zugesteht, ihre eigenen erfahrungen und und darauf beruhenden erkenntnisse zu sammlen, und man daher selbst nicht an den erfahrungen und erkenntnissen anderer teilhaben will - nicht selten aus purer eitelkeit.
so ist es dann oft einfach auch der stolz auf eine gewonnene (vermeintliche) erkenntnis, der einen viel zu lange an etwas unhaltbarem festhalten lässt.
abgeschlossene denksysteme können darüber hinaus durchaus für eine gewisse zeit sicherheit verleihen. die mag noch so trügerisch sein, aber sie ist in gewisser weise bequem. und für seine eigene vermeintliche sicherheit und bequemlichkeit ist so mancher bereit, sehr viel leid bei sich und anderen zu verursachen.
bin übrigens leicht verwundert über die resistenz mancher hier gegen die im zusammenhang mit dem threadtitel eigentlich naheliegende erkenntnis (sic!), dass bibo im eingangsbeitrag nicht seine eigene denkweise, sondern die eines dogmatikers in der ich-form beschrieben hat. wobei man da ja eigentlich nimmer von einer denkweise reden kann, sondern eher von einem psychischen zustand.
Ich danke Dir! Und danke auch für die erklärenden Worte im letzten Abschnitt. Ich bin kein Extremist oder sowas, aber ich habe - wie ja im Thread-Titel schon angeführt - diese Neigung in mir aufgespürt und es geht mir darum, mich mehr da hineinzuversetzen, um zu verstehen, was dahintner ist.Wie soll ich etwas authentisches über ein Thema sagen, wenn ich es nicth aus eigener Sichtweise betrachte? Also versetze ich mich in diese extreme Qualität hinein. Und die hat schon so etwas Gewalttätiges, über Leichen gehendes, das kann man bei sich selbst als Thema oder Impuls am besten spüren, wenn man dogmatisiert, selbst wenn es nicht extrem ist - wie etwa im ganz normalen Streit mit dem Partner in irgendeiner Alltagssituation.
Eitelkeit als Begründung für Dogmatismus finde ich sehr zutreffend und weiterführend. Ich verteidige ja nicht eine Sichtweise sondern die Sichtweise deutet auf mich hin und so vertritt sie mich selbst. Im Dogmatisieren fällt also die Unterscheidung zwischen mir und dem Dogma weg, ich bin ganz eins damit und somit bedroht mich auch alles, fühle ich mich von allem angegriffen, das dem Dogma entgegensteht.Diese Identifikaton kann sogar noch über mich, als Person hinausgehen und z.B: einem Glaubenssystem verpflichtet sein. Es geht also um Selbstbehauptung, Selbstverteidigung, Selbsterhaltung udn im Falle von Überidentifikation um Systemerhaltung. Warum aber das? Wodurch bin ich eigentlich bedroht, was will ich genau erhalten? Und wodurch wird mein Stolz begründet, meine Anmaßung über andere Ansichten zu stehen? Was gibt mir überhaupt diese felsenfeste Überzeugung der absoluten Richtigkeit meines Dogmas? Ich erhebe mich damit ja über andere, doch das aus einer Bedrohung heraus - wie Condemn auch schon beschrieb: Mein Dogma besteht ja oftmals nur daraus andere, bedrohliche Sichtweisen abzulehnen oder abwehrend darauf zu reagieren, als daß ich aus eigenständigem Denken heraus etwas Neues schaffe.
Nunja, ich denke, es wird etwas mit dem Prinzip der Aktion-Reaktion zu tun haben: immer, wenn wir uns von Dogmen bedroht fühlen und uns dagegen wehren, werden wir selbst dogmatisch und somit eigentlich zu dem, gegen das wir uns wehren.
Bibo