buddhismus - 49 tage bardho

Für eine neuzeitliche Sterbekultur ist die Kenntnis des Bardo Thödol unerlässlich. Seine Essenz kann in den wesentlichen Zügen wie folgt zusammengefasst werden:

In den ersten ca. 3 Tagen (1.Bardo) ist der Verstorbene noch bewusst und weiss zunächst nicht, dass er gestorben ist. Er wähnt sich noch unter den Lebenden. Er kommt in den Genuss des klaren grossen Lichtes.

Danach wird dem Verstorbenen im 2. Bardo bewusst, dass er nicht mehr lebt, es ist eine Art Traumzustand. Es erscheinen ihm alle Gedankenformen und die Emotionen von Lust, Leid, Freude und Schmerz und alles Gewollte als ein äusseres Szenario, wie Bilder an der Wand, die je nach Karmazustand als brennendes Verlangen, als schmerzhaftes Vermissen, als interessiertes Betrachten, als wohltuendes Einfühlen oder als seliges Empfinden erlebt werden. Erhabene, gute Gefühle werden wohltuend erlebt. Wer im Leben seinen Nächsten geliebt hat, fühlt sich nun von allen geliebt.
Ein Christ erlebt jetzt alles christlich, ein Moslem islamisch, ein Jude jüdisch, ein Buddhist buddhistisch, ein Attheist attheistisch usw. Was der Mensch geglaubt hat, das erlebt er jetzt. In diesem 2. Bardo stimmt der Satz: wie gelebt, so gestorben.

Im 3. Bardo sieht sich der Verstorbene ‚von Angesicht zu Angesicht gesetzt’ mit seinem selbst geschaffenen Schicksal. Jeder Mensch hatte im Leben Dinge, die er angestrebt, Menschen, denen er nachgeeifert oder göttliche Wesen, die er angebetet hat. Sie haben sein Karma bestimmt und sind nun seine Gottheiten, die ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Von ihnen wird er nun in den ersten 7 Tagen dieses Bardo auf die selbst gewollte Ebene herunter- oder hinaufgezogen und von ihnen willkommen geheissen.

Vom 8. bis zum 14. Tag des 3. Bardo erscheinen die zornigen Gottheiten des eigenen Fehlverhaltens und suchen den Verstorbenen zu erschrecken. Während dieser Zeit werden die Schutzgottheiten, zu denen man im Leben Zuflucht genommen oder die man als Heilige geehrt oder als Gottheit angebetet hat, zu leitenden Wegbegleitern und schutzgewährenden Seelenführern. In dieser Zeit werden bestimmte Mantren zu schützendenWegbegleitern, wie z.B. ‚OM MANI PADME HUM’ oder das ‚GAYATRI-MANTRAM’.

Hiernach gelangt die Existenz des Verstorbenen in den Zwischenzustand, wo all die Lebenden wiedergesehen werden. Der erreichte Karmazustand befähigt den Verstorbenen, Mitgefühl mit den Lebenden zu haben und ihnen helfen zu wollen oder Rache zu empfinden und Lebende strafen zu wollen und anderes. Es wird nach Mitteln, Wegen und Wesen gesucht, die einem zur Erfüllung dieser Wünsche helfen können oder sich benutzen lassen. Glücklichsein oder sich Elendigfühlen hängen in diesem Zustand ganz vom eigenen Karma ab.

Nach diesem Zustand erscheint das Gericht, der Spiegel des eigenen Gewissens. Der Richter ist das Gewissen selbst in seiner Unparteilichkeit und Unbestechlichkeit. Der Verstorbene erkennt all sein Fehlverhalten und wird vertraut gemacht mit den Möglichkeiten seines Schicksalsausgleiches. All diese Möglichkeiten werden nun zusammengefasst für eine erneute Lebensphase.
 
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im jeden bardo gibt es die chance auf erleuchtung - die bardos sind genau so illusionär und leer wie alles andere.
das ist auch der inhalt des totenbuchs: der tote soll erkennen, dass das was er erlebt nicht von ihm getrennt ist - wer die dualität in diesem zustand durchschneidet ist sofort befreit von den zwängen der wiedergeburt.
letztendlich werden wir wiedergeboren, weil wir denken zu sein.
 
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