Sag' mal, was juckt dich eigentlich?
Die intellektuelle Fahrlässigkeit, mit der hier Weltbilder aus dem Ärmel geschüttelt werden. Zum Beispiel:
Das Wichtige daran ist doch, dass es Unterschiede innerhalb der selben Serie gibt, Fahrzeuge (oder jedes Ding, das zumindest teilweise von Menschen gefertigt wird) also eine Individualität besitzen, auch wenn auf den ersten Blick eine solche nicht gegeben sein kann. Wie bei den Zebras: schauen alle gleich aus, und doch sind bei jedem die Streifen anders.
Aus der qualitativen Streuung einer seriellen Produktion auf Individualität der einzelnen Produkte dieser Serie zu schließen, halte ich für ein waghalsiges argumentatives Abenteuer und persönlich für einen intellektuellen Kurzschluss. Wobei ich ja durchaus die Anwendung astrologischer Verfahren auf alles Mögliche für denkbar halte - darum hatte ich ja auch Überlegungen angestellt, wie das sinnvoll bei Autos zu machen wäre und wo Ansatzpunkte für die Ankerung in Raum und Zeit gegeben sein könnten. Ich hatte auch um nachvollziehbare astrologische Beispiele gebeten ... gekommen sind nur Hypothesen. Die sind mir auch recht, aber da bleib ich dann doch lieber bei meinen. Ich kann meine ja auch nicht beweisen, sondern nur die Viabilität des Konstrukts aufzeigen.
Freilich gibt es Ansatzpunkte, um die Beziehungen eines Fahrzeughalters zu seinem Auto astrologisch zu untersuchen - etwa aus dem Repertoire der Stundenastrologie oder auch schlicht aus den astrologischen Daten des Autohalters. Was ich nicht sehe, ist der Vorteil, den mir alle möglichen Krücken wie fiktive Geburtsdaten für ein Auto oder seine Ausstattung mit Individualität und Seele bringen. Das ist für mich irgendwie auf der Ebene der umhäkelten Klopapierrolle im Heckfenster und der Ersatzobjekt-Liebesbeziehungen der Manta-Addicts und ihrer Nachfahren. Ich sehe darin interessante Projektionen in Objekte der Umwelt (wie's die Neandertaler und andere animistische Naturreligionen auch schon konnten), aber kaum einen fruchtbaren spirituellen Ansatz, der einer weltanschaulichen Evolution zu Beginn des 3. Jahrtausends entspräche. Aber vielleicht wird ja mein Mazda als Mercedes wiedergeboren und kracht mir dann voll in die Breitseite meines nächsten Autos, um meine Ignoranz zu strafen.
Ich hoffe, meine Erklärung über mein Gleichsetzen Ki = Seele und die paar Zitate haben Klarheit geschaffen. Wenn's nicht reicht, gibt's genug Literatur zum Forschen.
Die haben mir Deine Sichtweise verdeutlicht. Die Formel "Ki = Seele" ist für mich unzulässig. Ich halte nichts davon, Buddhismus, Taoismus, Sufi-Mystik und Animismus in einem postmodernen, synkretizistischen Suppentopf zu verrühren. Ich ziehe es vor, eben nicht mit lockerer Hand irgendwas gleichzusetzen, sondern lieber die Eigenständigkeit und die Unterschiede der in verschiedenen Gegenden der Welt entstandenen und in vielen Schichten überlieferten und der Evolution unterworfenen kosmischen Modelle und Religionen wahrzunehmen und zu achten - wie es ja auch in dem eh hinlänglich bekannten Elefanten-im-Finsteren-Gleichnis zum Ausdruck kommt. Der Elefant stünde schön blöd da (oder gar nicht), wenn Füße, Rüssel, Schwanz und Stoßzähne gleichzusetzen wären.
Was die Literatur zum Forschen anlangt, so empfehle ich beispielsweise Ken Wilber, "Eros, Kosmos, Logos", eine sehr differenzierte und kluge Arbeit zur Evolution jenseits des Boulevard-Streits von Darwin und Design. Der beschreibt auch die von mir weiter oben schon genannte Prae-Trans-Verwechslung, die Evolution am Ende der imperialen Weltreligionen als Rückkehr zu magisch-animistischen Modellen begreift, statt die Geschichte zu transzendieren und der Entwicklung des GEISTES zu folgen (Wilber schreibt den groß, um ihn von vordergründig-psychologischen Begriffen zu unterscheiden). Der Evolution ist das wurscht. Wenn weitere Literaturhinweise zum Forschen gewünscht sind: gern
Alles Liebe,
Jake