Auf der Suche nach dem verlorenen Glück

Ach,

ich finde das Buch schon gut - für die ersten 8-12 Monate. Also für die Zeit in denen Babys noch viel Körperkontakt brauchen.
Da erleichert neben dem positiven Effekt für's Kind - Nähe spüren- die Art der Herangehensweise , z.B. die Art des täglichen und nächtlichen Stillen, den Alltag ungemein!
Man braucht nicht Nachts aufzustehen, nicht Nachts wickeln, man braucht keine Fläschchen zu machen, da man halt stillt...

Erst zum Ende der Zeit und danach, wird es in unserem Kulturkreis schwierig. Dann deckt sich der Buchinhalt nicht mehr mit dem was hier ist. Sobald das Kind sich allein fortbewegen kann, und sei es nur zu krabbeln und sich hochzuziehen, braucht es Grenzen.

Und das fiel mir bisweilen richtig schwer!
Ich weiß noch, wie ich vergeblich versuchte meinem Ältesten mit 12 Monaten beizubringen, dass ich es überhaupt nicht schätzte, wenn er meine blühenden Blattkakteen, die in schweren Töpfen auf dem Balkonboden standen, immer wieder austopfte. Und damit höchst glücklich, die Teile an den Wurzeln gepackt, in der Küche aufkreuzte.
"Nein! Das darfst du nicht, Max! Die Blümchen müssen in der Erde bleiben, damit sie wachsen und blühen können! Du darfst sie nicht austopfen! Nein, nein, Max!"
Wieder eingepflanzt, die Zimmer gesaugt, rumgedreht zum Brei kochen - Zack, taucht der Max wieder auf, eine Erdspur hinter sich herziehend, zeigt mir freudig die Kakteen, an dünnen Wurzeln bammelnd, und kräht dazu glücklich: "Nein, nein, Max!"

Genauso mit dem Fernseher, den durfte er selbst nicht anmachen. Er wartet also bis ich gucke, tappelt zum Fernseher, grinst mich an, erklärt schelmisch: "Nein, nein, Max!"- und drückt auf den Anknopf!

Das war nicht bös, er wusst's halt nicht besser! Er dachte, wenn er "Nein, nein, Max" dabei sagt, sei das der Sesam-öffne-Dich, etwas was er nicht sollte, doch zu tun.

Natürlich habe ich diese Situationen klären können, aber ich war tatsächlich, geübt durch Jean Liedloff, mit meinen Kindern viel zu weich!

Und das tut ihnen nicht gut! Denn sie haben nicht das klare Wissen über Dinge, was das große innere Buch-Verständnis für sie voraussetzt.

Da geht das Buch nicht nur nicht mehr auf, es verblendet sogar.

Ich weiß gar nicht mehr, ob es dieses Buch war, was empfiehlt zu stillen, bis die Kinder von selbst aufhören wollen an der Brust zu trinken.
Das führt dann zu diesen absurden Geschichten, dass ein vierjähriges Kindergartenkind, der Mama beim Abholen eigenhändig die Bluse aufknöpft, um einen kräftigen Schluck aus der Milchbar zu nehmen.
Diese Frauen, so stark sie nach außen auch schienen, habe ich bedauert.

Ich habe gestillt bis beide etwa 7-8 Monate alt waren und dann langsam reduziert. Ich finde, wenn ein Kind Zähne hat, ist es biologisch so weit, langsam feste Nahrung essen zu können.
Man sollte ihnen das nicht durch ein erweitertes Stillangebot abnehmen.
Und der Weg zur festen Kost sind in unserem Kulturkreis die Breie.

Im Urwald dagegen, ist vermutlich die Kindersterblichkeit geringer, je später sie beginnen dortige Erwachsenenkost zu essen, je später sie komplett entwöhnt werden.

*****

Was ich sehr gut und interessant finde, ist Ruschkas Ansatz ALLE Erziehungsbücher in die Ecke zu packen und sich komplett - in Interaktion mit dem Kind - auf den eigenen Instinkt zu verlassen. Genau das ist eigentlich richtig!
Und genau dies zu wissen und zu können, würde ich JEDER Mutter wünschen!

Aber schon unsere Mütter waren diesbezüglich gesellschaftlich verblödet:
Bis Mitte der 60iger Jahre herrschte das ( Kinderärztlich belegte) Vorurteil, Babys dürften nur alle vier Stunden gestillt werden.

Bei meinem Exmann, geboren 1952, hat die exakte Ausführung dieser Regel dazu geführt, dass er fast verhungerte.
Die Eltern waren gebildet, Vater Grundschulrektor, mein Liebster war das zweite von insgesamt 4 Kindern- und doch! Denn er war der Regel völlig unpassend bereits 1952 als 5200 Gramm-Baby auf die Welt gekommen und hatte entsprechend Kohldampf!

Die abgemessenen 6 Stillmahlzeiten- öfter anlegen, dass bei der Mutter mehr Milch einschießen könnte, war untersagt!- ergaben zu wenig Milch für den kleinen Mann. Unterernährt und abgemagert, überdies absolut rachitisch mit massiv eingefallenem Brustkorb, kam er dann mit vier Monaten in die Klinik, damit er aufgepäppelt würde.

Der Mutter war's aber eine Lehre. Vielleicht konnte sie sich auch erst dadurch, dem wisenschaftsgläubigen Vater Schulrektor gegenüber durchsetzten. Die nachfolgenden Kinder wurden ad libitum gestillt, durften auch, wenn sie das wünschten, was beim dritten bis zu seinem siebten Jahr ging, mit im elterlichen Bett schlafen.

Will damit sagen: Unsere Eltern sind uns beim Babyaufziehen selbst kein gutes Vorbild gewesen. Wir konnten uns nicht auf ihr Wissen berufen. Sie waren selbst Expertenmeinungshörig.
Und wenn wir uns unsere Kindheiten anschauen, wie oft waren wir unglücklich, weil wir uns nicht angenommen fühlten?

Und wenn ich jetzt, häufig durch die Medien gehend, die Verachtung lese, mit denen Eltern ihre Kinder bis zu deren Sterben misshandeln, dann denke ich: Ja. Es wäre verdammt schön, wenn jeder heute soviel inneres Gespür mitbrächte, seine Kinder richtig aufwachsen zu lassen!

Aber hier liegt seit mehreren Generationen schon etwas im Argen!
Weder unsrere Mütter, noch wir, noch die heutigen Mütter haben starke Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.

Für den, der halbwegs klug ist, bleibt da doch nur der Griff zum Buch, oder?
Und der, respektive die, die noch klüger ist, liest sich alles an, behält für sich das Beste und schmeisst gedanklich den Rest weg.

Aber wer ist schon so klug?

Ich fürchte, es wird genau auf die entgegengesetzte Richtung hinauslaufen.
Nämlich dass immer mehr Frauen/ Eltern , Hilfe von extra dafür eingesetzen öffentlichen/ bzw. caritiven Diensten benötigen, ihre Kinder angemessen zu erziehen.
Oder das Fernsehen hilft aus?

Dagegen war unser Buchlesen jetzt oder vor 20 Jahren noch harmlos.
Die Verunsicherung ist nicht geringer geworden, sie ist im Gegenteil noch weiter fortgeschritten.

Das ist meine Antwort auf Deine Frage, Ruschka.

Schade finde ich das.
Liebe Grüße,
Geli :flower2:
 
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Ruschka:
Auch mein Sohn besuchte die Waldorfschule, allerdings nur so lange, bis ich erkannte, dass von der eigentlichen Idee nicht viel übrig geblieben war.
Ich nahm ihn herunter und war total erschreckt, als mir die Schulleiterin erklärte auf welchem Lernniveau er stand.


upps...

ich war wie ich bereits schrieb auf mehreren Waldorfschulen
vielleicht sind sie auch verschieden?

1993 hatten wir ein Schülertreffen in München
da trafen wir uns ... alles Schüler aus der
Waldorfschule São Paulo... die ich zwei Jahre
besuchte...

da war ein Manager von Phillip Morris
ein weiterer von La Roche
ein Schiffsingenieuer
zwei Chefsekretärinnen
eine Reikimeisterin

na und mich mit den
vielen Berufungen: Malerei
Reiseleiterin... Restaurantfachfrau
Schriftstellerin...


somit nehme ich mal an
dass man gerade dort nicht verblödet

meine Tochter Sofia besuchte auch
die Waldorfschule in São Paulo
und später in Köln

sie wurde Stewardess
die Aufnahmeprüfungen waren
nicht so ganz einfach
Sofia flog sechs Jahre
bei der Lufthansa



Ali:liebe1: :liebe1: :liebe1:
 
Hallo Ihr Lieben,

na, zu der Waldorfschule, die mein Sohn besuchte:escape: sie hatte wirklich einen sehr schlechten Ruf ( dies bekam ich ja am eigenen Kind zu spüren)
Diese Brutalität, die dort herrschte bekam ich erst viel zu spät heraus.
Mein Sohn ( er ist jetzt 26 Jahre) weigert sich noch heute darüber zu reden:confused:
Darüber könnte ich wohl selbst ein Buch schreiben:confused:

Ich kann Gelis Aussage nicht bestätigen, denn meine Mutter vermittelte mir stets, dass es im Leben Regeln gibt. Da mein Vater schon früh starb wuchs ich ganz normal auf ( ohne Bücher)
Meine Mutter konnte auf einer liebevollen Weise mir klar machen, was sie erwartete und wußte mich genau einzuschätzen.
Ich kann heute sagen, ich verlebte eine wundervolle Kind- und Jugendzeit.

Noch gut erinnern kann ich mich an das Gespräch mit meiner Mutter kurz vor der geburt meines Kindes.
Da ich ja berufsbedingt viele Kinder kennen gelernt hatte, so hielt ich meiner Mutter einen Vortrag, was mein Kind mal alles nicht dürfen sollte und was ich auf jeden Fall in der Erziehung vermeiden wollte.
Meine Mutter hörte sich alles an, lächelte und meinte nur, ich sollte doch nach meinem Gefühl handeln, dies würde ich aber noch selbst herausfinden.

Da unser Sohn nach der Geburt 2 Monate im Krankenhaus lag, stellten sich kaum Mutterinstinkte ein. Ich bin überzeugt, damals hätte man mir jedes Kind mitgeben können.
Da für mich, als Erzieherin, Kleinkinderziehung total unwichtig waren, und ich ja 2 Monate kaum Kontakt zu meinem Kind hatte,war ich sehr verunsichert.

Mein Kind, dies hatte ich mir schon lange überlegt, sollte keinesfalls nach pädagogischen oder psychologischen Kriterien aufwachsen. Er sollte nicht in eine Situation gezwungen werden, sondern durch eigene Erfahrungen lernen.
Es gab aber auch immer Situationen, in denen ich mich selbst erwischte als Erzieherin zu reagieren und nicht als Mutter.
Ich lief auch oft auf, war drauf und dran in den Keller zu stiefeln um die Bücher der Entwicklungspsychologie raus zu holen, um nachzulesen, ob mein Sohn in seiner Entwicklung seinem Alter entsprechend einzustufen sei.
Doch getan habe ich es nie.

Ich wußte ja, wie wichtig das Spiel ist, die Sprache und auf den Wissensdrang einzugehen.
Es gab aber auch Momente, wo ich die Erzieherin spielte, bis mein Sohn mich ansah und dann meinte, sei lieber meine Mama.

Kinder, mit denen ich heute arbeite, haben sehr viele Defizite, die serschreckt mich. Ihnen fehlt es häufig an Phantasie, an Motorik oder Sprache.

Kinder sind ein kostbares Geschenk und so sollten sie auch behandelt werden.
Je natürlicher ein Kind aufwächst, je mehr Fragen es später stellt, wenn es lernt, dass auch Erwachsene Fehler machen, dass es mehr gibt zu entdecken als Computerspiele, das Geschichten und Bücher etwas wunderbares sind;
dazu braucht niemand ein Buch !

Ich glaube, spätestens wenn das Kind ins Trotzalter kommt, landet Euer Buch in die nächste Ecke.

Alles Liebe
Ruschka
 
Liebe Userinnen hier, liebe Ruschka, liebe Ali, :)

ich möchte relativieren. All das persönliche Wissen Einzelner lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Darum ist es ja auch anregend, in einem Thread wie diesem hier, verschiedenen Sichtweisen zu begegnen.


Ich stimme Ruschka zu, spätestens bei der ersten Trotzphase des Kleinen, hier, in Deutschland, ist das Buch nicht mehr recht relevant.

Es ist schön zu lesen, Ruschka, dass Deine Mutter ein gutes , ungetrübtes Empfinden zu ihrer Art der Kindererziehung hatte.
Nichtsdestotrotz waren in den 50iger, bis Mitte/ Ende der 60iger Jahren, restriktive Kindererziehung in Deutschland Mode. Vielleicht warst Du da eine rühmliche Ausnahme?

Ich bin begeistert, was Du, Ali über die Leute auf der Waldorfschule in Sao Paulo schreibst!
Es deckt sich aber nicht mit mit meiner Wirklichkeit. Die Waldorfschulen hier im Ruhrgebiet sind so Klasse nicht.
Meine Kinder waren nie dort, was kommt, weil im direkten Familienkreis/ Freundeskreis viele Kinder dorthin gegeben wurden. Die ältesten waren aber viel älter als meine Kinder, sagen wir mal, als meine 1983/84 geboren wurden, waren sie schon 10, 11 Jahre.
Da fühlte sich die Waldorfschule im Ruhrgebiet auch noch gut an!
Aber als ich diesem Beispiel folgen wollte, als meine soweit waren, rieten mir alle ab.
Sie hatten inzwischen ihre wieder von den Waldorfschulen heruntergenommen, oder waren dabei.

Mein Patenkind, Sarah, die bis zur 12. Klasse auf einer Ruhrgebiets-Waldorfschule war, und quasi nur die letzte Abiklasse in einem normalen Gymnasium gemacht hat, ist trotzdem mit einem sauguten Abinotenschnitt Ärztin geworden! Also, dieses intelligene Kind hat sich überall die geistige Nahrung gesucht, die es brauchte!

Ihr jüngerer Bruder wurde vorher von der Waldorfschule genommen, da war er 15.

Er musste ziemlich kämpfen, um von der Ruhrgebiets-Waldorfpädagogik ins normale Gymnasium einsteigen zu können. Er machte ein schlechtes Abi und quält sich heute noch mit geistigen und durchhaltenden Erfordernissen, die an ihn gestellt werden.
Vielleicht hätte man in besser länger dort lassen sollen????
Das ist ja auch mal ne' Frage wert!

Das dritte Kind meiner Familie scheiterte sowohl auf der Waldorfschule wie auf der normalen Schule. Sie kam überhaupt nicht klar.
Sie hatte offenbar von der Geburt her einen leichten Hirndefekt, sie arbeitet heute als Floristin. Falls sie überhaupt arbeitet.

Das vierte Kind, Agnes, besuchte nur den Waldorfkindergarten und die Waldorfgrundschule.
Danach das normale Gymnasium. Sie studiert jetzt Medizin und wird, wie ihre ältere Schwester, Sarah, auch Ärztin.

Also, man kann es anschauen wie man will: Es gibt Gutes und es gibt Schlechtes! Und all das ist noch individuell gefärbt.

In diesem Sinne grüße ich Euch und schätze Eure Meinungen!

Alles Liebe,
und dem kleinen neuen Enkel-Erdenkind von Ali insbesondere
alles Gute!
Und Ali! Und Ruschka!
Und Abwägenkönnen!

Liebe Grüße,
Geli :flower2:
 
l

das Kontinuum kann sich nicht in die falsche Richtung entwickeln...
das Kontinuum ist ein Buddhafeld... jenes Paradies
auf welches man später als Erwachsener sogar
immer wieder zurückgreifen kann...

Hallo Alile ;)

Ich erinnere mich:

Da sassen ein paar Manager in weissen Hemden und verkravattet von Baufirmen aus Brasilien an einem grossen Tisch und gaben Reportern über ein Projekt Antworten.

Diese Projekt wurde umstritten, da es für die Einheimischen wieder mal katastrophal war.

Ganz unerwartet tauchte dort eine Uralte Indianerin auf...ging hin zu dem Tisch, streckte die Hände nach den Männern und weinte.

Sie sagte, sie habe solches Mitleid mit ihnen, weil ihre Mütter sie nicht lange genug am Herzen getragen hatten.

Dann drehte sie sich um und ging.


Alles Liebe, :liebe1:

Caya
 
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Hallo Alile ;)

Ich erinnere mich:

Da sassen ein paar Manager in weissen Hemden und verkravattet von Baufirmen aus Brasilien an einem grossen Tisch und gaben Reportern über ein Projekt Antworten.

Diese Projekt wurde umstritten, da es für die Einheimischen wieder mal katastrophal war.

Ganz unerwartet tauchte dort eine Uralte Indianerin auf...ging hin zu dem Tisch, streckte die Hände nach den Männern und weinte.

Sie sagte, sie habe solches Mitleid mit ihnen, weil ihre Mütter sie nicht lange genug am Herzen getragen hatten.

Dann drehte sie sich um und ging.


Alles Liebe, :liebe1:

Caya

ergreifend beschrieben

meine liebe Caya:liebe1:


das Kontinuum
ist die wahre Wirklichkeit


war übrigens beim Arzt
habe ausser Eisenmangel
nichts...

na hoppla...
ich bin doch kein Hypochonder:clown:


also gestern habe ich erst mal
meinen ganzen Schmerz rausgekotzt
den ich verdrängt hatte


vielleicht gehts ja jetzt s Bergerl wieder auffi:morgen:



Ali:liebe1: :liebe1: :liebe1:
 
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