Die ganzen Geschichten von Adam und Heva versteht man eigentlich nur, wenn man alle Quellen dazu kennt.
Hinter Adam, dessen Name „Mensch aus Erde“ (hebr. „adama“, = Erde, Ackerboden, hebr. „adam“ = Mensch) bedeutet, steht bereits ein viel älterer heidnischer Stammvater der Menschen. Und zwar unterscheidet die iranische Mythologie der Mandäer (Anhänger Manda d-Haijes) diesen Adam in Seele (Adam kasia = innerer Adam) und Leib (Adam pagria = Adam Körper). Der Körper des Adam wurde vom Schöpfergott Ptahil und seinen Helfern, den sieben Planeten und zwölf Tierkreiszeichen aus Lehm und anderen Elementen geschaffen, Ptahil verlieh Adam den Geist, Manda d-Haije (oder Hibil, Personifikation der erlösenden Erkenntnis) gab ihm die Seele. Adams Gemahlin ist hier Hawa, die gleichfalls von Ptahil geschaffen wurde. Adam wird in dieser Vorstellung von Ruha, einer Dämonin, die über die Welt der Finsternis herrscht, verführt. Ruha wird zuweilen mit Hawa gleichgesetzt.
Nach den Sagen der Perser, Türken, Araber nahm Gott den Staub, aus dem er Adam bildete, von der ganzen Erde zusammen, und es entstand ein Mannweib mit doppeltem Angesicht, so wie auch der Urmensch der Perser beschaffen ist, beide Geschlechter in sich vereinigend, bis Gott sie trennte (...) Adams Größe war unermeßlich, sein Haupt ragte bis zur Veste des Himmels; wenn er sich niederlegte, reichte er vom Aufgang bis zum Niedergang − sein Antlitz überstrahlte die glänzende Sonne, vor seiner Größe und Macht beugten sich selbst die Engel, und alle Geschöpfe der Erde hielten ihn für ihren Schöpfer und wollten ihn anbeten, doch Adam belehrte sie, daß er ein Geschöpf sei, wie sie, den Händen des Allmächtigen entsprungen; er beugte sich vor diesem und betete ihn an, und die Engel überzeugte der Herr selbst von seiner Schwäche − denn als Adam eingeschlafen war, nahm Gott die einzelnen Glieder von ihm und zerstückelte ihn gänzlich, so daß er seine riesige Größe verlor. Dem Erwachenden befahl er, diese Glieder auf der ganzen Erde zu zerstreuen, damit sie von ihm befruchtet würde. − So blieb dem unerreichbar Großen nur seine Weisheit, welche noch durch des Herrn Güte vermehrt ward − denn Gott schenkte ihm durch den Engel Rafiel ein Buch, welches jede Frage gelöst enthielt. Jetzt bildete Gott ihm ein Weib aus Erde, Lilith; allein von demselben Stoffe gebildet, wie Adam, wollte sie ihm nicht untertan sein, und sprach daher die Formel Schem-Hammeforasch (Name des Gesegneten), den Namen Gottes, und entfloh mittels dieses Zaubers in die Luft. Adam klagte sein Leid dem Schöpfer, welcher die Engel nach der Entflohenen aussandte, und, da sie nicht mit denselben zu ihrer Pflicht zurückkehren wollte, ihr die Strafe auferlegte daß täglich 300 von ihren Kindern sterben sollten. Gott bildete nun aus Adams Rippe ihm ein Weib, schön und mit einer Anmut übergossen, welche selbst die Engel zu Wünschen verleitete, und brachte sie zu Adam, sprach seinen Segen über das erste Paar und lud dasselbe zum Festmahl, an welchem die Chöre der Engel teilnahmen; aber ein Tisch von lauter Edelsteinen war mit von Engeln bereiteten Speisen bedeckt, an diesem saßen, hochgeehrt von Allen, Adam und Eva. Da beschloß der böse Neid seinen Fall. Der Seraph Sammael sah Adams Herrlichkeit mit Unwillen, und versuchte es, mit Hilfe anderer, ihn zu verführen; er selbst stieg vom Himmel herab, ritt auf einer Schlange, welche die Gestalt eines Kamels hatte, zur schönen Eva, und suchte sie zu bereden, eine Frucht des verbotenen Baumes zu essen; zum Beweise, daß nicht, wie ihr gedroht war, der Tod auf sie warte, legte er seine Hand an den Stamm. Eva folgte seinem Beispiel, doch kaum hatte sie dies getan, als sie auch schon den Todesengel auf sich zuschreiten sah. Liebe zu Adam bewog sie, nun auch ihren Gatten zu gleichem Unrecht zu bewegen, auf daß sie nicht durch den Tod von ihm getrennt würde. Der Herr verstieß nun Sammael aus dem Himmel; der Schlange nahm er die Beine, sie mußte auf dem Bauch kriechen und alle sieben Jahre ihre Haut mit großen Schmerzen abstreifen; Adam und Eva trieb er aus dem Paradiese auf die unterste der sieben Erden, woselbst Adam in tiefster Finsternis lebte und das wunderbare Buch der Weisheit verlor, welches wieder zum Himmel hinaufflog. Dann kam er auf die zweite Erde, Adamah, woselbst er (getrennt von Eva, welche dadurch besonders für ihre Absicht, Adam zu verführen, gestraft wurde) mit Lilith 130 Jahre lang lebte, und wider seinen Willen mit ihr in dieser ganzen Zeit Riesen und böse Geister erzeugte, was auch der Eva widerfuhr, die mit Sammael verbunden wurde. Nach dieser Zeit gebar Eva erst von Adam Kain, Abel und Seth, dann durfte er sich aus dem Orte der Verdammnis durch die übrigen Erden bis zur siebenten, Tebhel, erheben, welche wir bewohnen − allein − obgleich sein Zustand ein viel besserer war, als irgendeiner nach seinem Falle, so war er doch untröstlich über den Verlust seines kostbaren Schatzes, seines Buches; er ging daher in den Fluß Gihon, um sich zu ertränken, allein das Wasser machte nur seinen Leib unscheinbar und nahm ihm seinen Glanz. Gott sah seine Trauer, erbarmte sich seiner und ließ ihn das Buch wiederfinden, welches sich bis auf seine spätesten Nachkommen vererbte und zu Abraham gelangte. Die sämtlichen Geheimnisse der Kabbalah sind darin enthalten gewesen, und alles, was das menschliche Gedächtnis weiß, entstammt dieser Quelle; doch sie selbst, mit dem übrigen Unschätzbaren, mit dem eigentlichen Kern der Weisheit, ist versiegt. Das Buch ging verloren; indes behaupten die Inder, es zu besitzen in den heiligen Büchern, welche Brahma den Menschen vom Himmel gebracht. (zitiert aus Dr. Vollmer, Wörterbuch der Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874).
Man sieht, daß Adam danach eine Art Urriese Ymir war, der dann zerstückelt wurde wie Ymir auch. Eva oder Heva ist natürlich eine Göttin, Hera, deren Attribut u. a. auch der Apfel und die Schlange ist. Kain und Abel (Abelio, der Sonnengott) sind gleichfalls Gottheiten und wurden erst im Alten Testament zu Menschen.