Thomas Evangelium

Das Thomas Evangelium gehört wohl zu den hochwertigsten christlichen Schriften. Dadurch dass es nicht in die offizielle Bibel Einlass gefunden hat, ist es wahrscheinlich weitgehend von umfassenden "Überarbeitungen" verschont geblieben - ein glücklicher Umstand also.

Das sind die geheimen Worte, die Jesus der Allgegenwärtige sprach und die Didymos Judas Thomas aufgeschrieben hat.

1. Und er sprach: Wer die Bedeutung dieser Worte erkennt, der wird den Tod nicht schmecken.

Welchen Tod kann Jesus hier gemeint haben? Natürlich müssen wir alle irgend wann unseren physischen Körper ablegen. Worauf Jesus aber hinaus wollte, ist womöglich die Unsterblichkeit der Seele. Diese Unsterblichkeit können wir solange nicht erfahren bis unsere Seele den Kreislauf der Geburten und Tode nicht durchbricht. Solange dies nicht geschieht müssen wir immer und immer wieder den bitteren Geschmack des physischen Todes schmecken, sei es in dieser oder in jener Form. So lautet das Gesetz! Äonen von Zeitaltern befinden wir uns schon in diesem äußeren Reich! JEDOCH das äußere Leben ist keine Endlosschleife. Jeder Mensch wird ausnahmslos, früher oder später Befreiung erlangen. Und hier kommen die Gottmenschen ins Spiel die zu allen Zeitaltern auf die Erde inkarnieren, um hier alle jene, die ein Verlangen nach Gott haben, auf den Heimweg zu stellen. Ist man so weit, dass man deren Worte und Ausstrahlung aufnehmen kann (vgl. Empfänglichkeit), dann beginnt der Heimweg ... dann wird der Kreislauf der Geburten und Tode durchbrochen.

P.S.1: Die meisten Leute mit denen ich rede wollen aber gar nicht nachhause zu ihrer göttlichen Heimstatt. Sie wollen lieber ein Maximum an weltlichem Vergnügen erleben ... und HIER Glückseligkeit erlangen ... was aber nicht möglich ist und der Natur der äußeren Welt wiederspricht. Hier kann man nur endliches Glück erfahren, aber nicht Glückseligkeit.

P.S.2: Jesus Worte waren wohl damals für einen bestimmten Kreis der Schülerschaft gedacht, weswegen Thomas von "geheimen Worten" spricht. Außenstehende hätten damit sehr wenig anfangen können. Für sie hätte Jesus wahrscheinlich wieder andere Worte gewählt. Zu meinen, es handle sich um eine Art Geheimlehre ist natürlich völliger Irrsinn, weil ein Gottmensch für ALLE Menschen da ist, die dafür offen sind. Wir selbst sind es, die uns dazu den Zugang verwehren.
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Kommentare

Die Welt ist nicht unser Zuhause! Wir haben keinen dauerhaften Platz ... es sei den jener, von dem wir einst ausgegangen sind. Alles andere sind nur Herbergen, die wir im Lauf unseres Lebens in Anspruch nehmen.
 
87.
Jesus sprach:
Elend ist das Gemüt, das vom Körper abhängig ist, und elend ist die Seele, die von diesen beiden abhängt.
Hier haben wir im koptischen Original wieder ein Wortspiel mit dem Begriff "Körper". Er muss zwei verschiedene Bedeutungen haben, denn es macht keinen Sinn zu übersetzen: "Elend ist der Körper, der vom Körper abhängt ..."

Um das zu verstehen stellt man am besten die Frage: Woraus besteht der Mensch? In den esoterischen Lehren erfahren wir, dass der Mensch neben dem physischen Körper auch noch einen Mentalkörper, einen Astralkörper, einen Kausalkörper usw. besitzt. All das sind aber nur Schichten und Werkzeuge, damit die Seele mit den verschiedenen materiell-dominierten Seinsebenen interagieren kann. So wird etwa der Astralkörper zur Interaktion in der Astralebene benötigt, in der ebenso Materie vorherrschend ist. Das Gemüt (= Persönlichkeit und das Ego des Menschen) ist noch "weiter oben", in der Kausalebene bzw. im Kausalkörper des Menschen angesiedelt. Es steht deutlich über dem Körper und ist seinem Wesen nach viel weiter entwickelt.

Jesus sagt "elend" und meint damit auch "bemitleidenswert" ist es, wenn das Gemüt, welches entwicklungsmäßig ja über dem Körper stünde, vom physischen Körper dominiert wird ... weil eigentlich müsste es ja genaus anders herum sein! Hier könnte man z.B. den Sexualtrieb hernehmen, wenn er vom Körper ausgeht ... und die "niederen Triebe" des Körpers ... z.B auch nach Nahrung und dass man deswegen vielleicht jemanden töten würde ... die Lust nach Gaumenfreuden ... Tierfleisch usw. Es ist traurig, wenn der Mensch davon gesteuert wird, denn dann unterscheidet er sich kaum vom Tier.
 
Weit über physischem Körper und Gemüt steht aber die Seele, die ein Teil des Ozeans der Allbewusstheit, also des Göttlichen darstellt. Bemitleidenswert ist die Seele, die im Körper gefangen ist. Wärend Körper und Gemüt den Freunden und Verlockungen der äußeren Welt hinterherlaufen, wird die Seele im Schlepptau mitgezerrt ... mitgehangen, mitgefangen. Was kann sie schon tun? Die Ablenkungen und niederen Verlangen sind sehr stark. Der Seele bleibt nichts anderes übrig, als all diese Dinge im Herrschaftsgebiet Kals (= Herrscher über Körper & Gemüt) über sich ergehen zu lassen. Ihr einziges Verlangen ist aber die Wiedervereinigung mit ihrem göttlichen Ursprung.

Was ist also die erste Stufe des wahren Fortschritts? Sie besteht darin, die niederen, körperlichen Verlangen zu transformieren und sie durch höher wertigere zu ersetzen. Wir müssen uns das Gemüt (Ego, Persönlichkeit) zum Freund machen ... und es dazu überreden, das Körperbewusstsein zu übersteigen, um über die verschiedenen inneren Seinsebenen (Wirkklichkeitsbereiche) in seine Heimstatt (= Kausalebene) zu gelangen, wo ein bereits unbeschreibliches Maß an Glückseligkeit vorherrschen soll. Für die Seele ist die Reise aber noch nicht zu Ende. Sie streift den Kausalkörper ab und geht noch weiter "nach oben". Spätestens dann ist die Seele frei ... vom Gemüt als auch von Körper (den sie ja schon früher ablegt hat). Dann ist die Seele wohl nicht mehr "elend" und "bemitleidenswert" ... sondern ziemlich beneidenswert :-)
 
und weils grad so gut läuft noch einen ... :)

88.
Jesus sprach:
Die Engel werden mitsamt den Propheten zu euch kommen, und sie werden euch geben was euer ist. Und ihr selbst, gebt ihnen, was ihnen gehört und fragt euch selbst [schon jetzt]: An welchem Tag werden sie kommen, um zu nehmen was ihnen gehört?
Wow ... diese Passage zeigt, dass alles ein Nehmen und Geben ist. Alles ist Ursache und Wirkung. Auch die Engel und Propheten (= Avatare, inkarnierte Gottheiten?) halten sich an diese Gesetze bzw. sind dararn gebunden, ob sie nun wollen oder nicht ... so erhaben, und voll göttlichen Bewusstseins sie auch sind ... so bleiben doch feine Spuren von Ursache-Wirkungszusammenhängen zurück. Nur die göttliche Gnade liegt darüber. Gottes Geschenke sind frei erhältlich (über einen Gottmenschen) ... man muss sie mit einem innigen Verlangen anfordern ... und da sein und sie annehmen. :D
 
89.
Jesus sprach:
Warum wascht ihr die Außenseite des Bechers? Versteht ihr nicht, dass wer auch immer die Innenseite erschuf auch die Außenseite erschaffen hat?
Wir legen sehr viel Wert auf Äußerlichkeiten. Wir waschen unseren Körper und wir bekleiden ihn mit den schönsten Farben und Schnitten. Das ist alles schön und gut, aber ist es nicht ebenso wichtig, dass das Innere des Bechers rein gehalten wird?

Wir vernachlässigen die Innenseite, unsere Seele, sehr stark ... die zuerst da war, und sind fast ausschließlich mit Äußerlichkeiten (weltliche Bedürfnisse) beschäftigt. Der Körper ist aber nur ein Kleidungsstück das von der Seele getragen wird.

Es ist eine wunderbare Allegorie, die Jesus hier aufzeigt: Wir verbringen viel Zeit damit die Außenseite des Bechers zu waschen ... oder anders ausgedrückt: Wir verschwenden das kostbare Geschenk der Zeit damit, anstatt uns auf die Suche nach Gott zu begeben ... in die Kraft unserer Seele zu gelangen ... die einzig wichtigen Dinge.
 
90.
Jesus sprach:
Kommt zu mir, denn mein Joch ist leicht, und meine Herrschaft ist von sanftem Wesen, und ihr werdet Ruhe für euch finden.

Was ist denn ein Joch? Es ist das Zuggeschirr mit dem zwei Ochsen vor einen Wagen oder einen Pflug gespannt wurden. In Mattäus 11 heißt es noch ausführlicher:

Matthäus 11 schrieb:
Kommt zu mir, die ihr abgemüht und beladen seid, ich werde euch ruhen lassen. 29. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und mein Herz ist demütig und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen. 30. denn mein Joch ist mild und meine Last ist leicht.

Was immer euch belastet, kommt damit zu mir und ich werde euch damit helfen ... ohne das Geringste dafür zu fordern.
 
91.
Sie sagten zu ihm:
Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben können.
Er sprach zu ihnen:
Ihr deutet das Aussehen des Himmels und der Erde, und den, der in eurer Gegenwart ist, habt ihr nicht erkannt, denn ihr wisst nicht, wie ihr ihn deuten sollt.

An Jesus glauben? Als ob das so einfach mittels Worten zu vermitteln wäre. Glaube erfordert Erkenntnis, ein persönliches Erfahren.

Diese Aussage ist leider aus dem Zusammenhang gerissen, wie viele Verse des Thomas-Evangeliums. Die Leute werden damals alle Variationen der Wahrsagerei und Deutung gekannt haben ... und es mag hellsichtige Menschen gegeben haben, die in andere hineinsehen konnten, wie heute ... aber aus Jesus wurde niemand "schlau". Niemand konnte ihn durchschauen, denn nur ein Meister kann einen Meister erkennen. Es gibt natürlich verschiedene Stufen der Meisterschaft ... aber um das Untere zu erkennen, muss man selbst eine Stufe höher gestiegen sein. Anders ist es nicht möglich ... es sei denn:

In Mätthäus heißt es:
Matthäus schrieb:
Niemand kennt den Sohn, ausser der Vater und wem es der Vater offenbaren will

Nur Gott durchschaut einen vollkommenen Meister ... und das Göttliche teilt sich einem Menschen mit, wie es Ihm gefällt. Es gibt dennoch die Möglichkeit in etwa zu erfassen, wer Jesus ist ... und das ist dann, wenn es nämlich der Vater so will. Es ist ein Erkennen, in welcher Form auch immer ... sehr oft auf der Ebene der Seele ... unbeschreibliches ... mit gewaltiger Kraft ... mit tiefgehender Liebe, wie man das niemals im Leben erlebt hat ... erfahrbar ... auch körperlich.
 
92.
Jesus sprach:
Suchet, und ihr werdet finden. Ihr aber habt mich dieser Tage Sachen gefragt und ich habe es euch nicht verraten; nun aber fände ich Gefallen daran, es euch mitzuteilen; ihr aber verlangt nicht mehr danach.
Es geht hier wohl um die Ausdauer ... die in allen Bereichen große Bedeutung, hat. Denn wer etwas wirklich will, der hält an dieser Sache unbeirrlich fest, oder? Und das gilt für das Spirituelle genauso, wie für das Weltliche.
 
Durchhaltevermögen ... besingt auch Plumb mit "Hang on!" ... "Halte durch!"

[YOUTUBE]mA4e0je4jWI[/YOUTUBE]
 
93.
Jesus sprach:
Gebt das Heilige nicht den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen und werft eure Perlen nicht vor die Schweine, damit sie sie nicht [beschmutzen].

Diese Redewendung mit den Perlen

Wir kennen das aus dem Matthäus-Evangelium

Mat. 7 schrieb:
„Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.“

Diese Redewendung mit den Perlen dürfte ein Übersetzungsfehler sein. In Wirklichkeit dürfte es sich um einen Brauch der byzantischen Kirche gehandelt haben, wo man heiliges Brot in Brotkrümel zerlegte. Diese heiligen Brotkrümel sollte man nicht vor die Schweine werfen ... Perlen sind ziemlich hart und lassen sich nicht so schnell zertreten, aber bei diesen Brotkrümeln sieht es schon ganz anders aus.

An der spirituellen Bedeutung dieser Passage ändert es freilich wenig. Jeder von uns mag schon einmal diese Erfahrung gemacht haben ... dass es keinen Sinn macht jemandem "das Wahre" und tiefe Empfinden aufzudrängen, wenn er/sie es sowieso nur geringschätzt oder sich darüber sogar lustig macht. Es zieht einen womöglich sogar selbst in die Tiefe.

Auch wäre es nicht gut, die höchste Wahrheit um jeden Preis zu verkünden! Wer so sehr darauf pocht diese "Wahrheit" zu verbreiten, der steht viel wahrscheinlicher unter dem Einfluss seiner eigenen Rechthaberei und Selbstsucht. Denn jene, die die Wahrheit kennen respektieren den freien Willen des Menschen. Und jene, die die notwendige Vorarbeit geleistet haben stehen der Wahrheit sowieso von sich selbst aus sehr sehr offen gegenüber, und es bedarf in der Regel keiner allzu größeren Kraftanstrengung mehr ...
 
Es ist Zeit mal wieder hier anzuknüpfen ... denn ein paar Verse gehen noch ab, wie:

94.
Jesus sprach:
Wer suchet, der findet, und der, der [an das Innere] anklopft, dem wird geöffnet werden.
Ein relativ bekanntes Sprichtwort. Es gibt ja die nicht ganz unberechtigte Ansicht, dass gar kein Tun unsererseits vonnöten ist, um "Erleuchtung" zu erlangen. Hier spricht Jesus ganz klar vom Gegenteil. Ohne eine eigene Anstrengung, ohne ein eigenes Verlangen wird es nicht gehen.

Oft gründet die Ansicht "nichts tun zu müssen" nämlich auf der Bequemlichkeit unseres Egos, welches es nicht für notwendig erachtet, sich zu verändern.

Das Anklopfen ist ein kleiner Beitrag unsererseits. Um alles Weitere müssen wir uns nicht kümmern ... das Öffnen, der Wesentliche Teil also, geschieht von selbst, ganz ohne unser Zutun. Aber das Anklopfen ist unser Part.

Natürlich kann man alles übertreiben ... auch das Anklopfen :) und so sagte etwa Hermann Hesse:

Hermann Hesse schrieb:
Das Suchen hindert nur das Finden. Frei sein, allem offen stehen, darauf kommt es an.

Es gibt für alles die rechte Zeit und so sind manche Dinge gerade völlig unpassend für uns, auch wenn wir sie uns wünschen. Es ist alles nicht so einfach ... aber wir sollen uns anstrengen. Führt unsere Anstrengung zu keinem Ergebnis, dann müssen wir uns damit abfinden und das Beste daraus machen ... und die Sache so annehmen, wie sie ist. Und dennoch weiter an uns arbeiten ... und voranschreiten. Oft einfacher gesagt als getan.
 
95.
Jesus sprach:
Wenn ihr Geld habt, verleiht es nicht gegen Zinsen, sondern gebt [es] dem, von dem ihr es nicht zurückbekommen werdet.

Was ist der Weg eines Heiligen? Geben, Geben und nochmals Geben. Und auch wir sollen so gut es uns möglich ist Geben, ohne etwas dafür zu verlangen. Das macht das Wesen von selbstlosem Dienst aus (vgl. Karma Yoga). Wer dem Göttlichen näher kommen möchte, der kennt nur zwei Wege dieses Ziel zu erreichen: Der eine besteht darin, sich ins Göttliche zu versenken und der andere darin, dem "äußeren Leben" zu dienen und nichts als Lohn oder Gegenleistung dafür zu erwarten.

Jesus sagt an anderer Stelle ... dass, die die etwas erwarten (Ansehen, finanzielle Gegenleistung oder was auch immer), ihren Lohn schon erhalten haben! Wer nichts erwartet und es des Dienens selbst wegen tut (und weil es ihn selbst erfreut), der erhält eine ganz andersartige Belohnung. Er/sie stärkt dadurch die Reinheit seines eigenen Wesens.
 
96.
Jesus sprach:
Das Königreich des Vaters gleicht einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, verbarg ihn im Teig und machte davon große Brote. Wer Ohren hat, der höre.

Vermutlich meint hier Jesus mit 'Königreich' das gesamte äußere Universum. Es kann nur dadurch bestehen indem das Göttliche sich selbst in alles hinein gibt ... das ist der Sauerteig ... das sind die Seelen. Alles ist beseelt ... es gibt keinen einzigen Ort in dem nicht ein minimaler Ausdruck von Seele vorhanden wäre ... erst dadurch wird alles groß, dadurch geht es erst auf. Ohne die Seelen kann nichts wachsen oder sein.
 
97.
Jesus sprach:
Das Königreich des Vaters gleicht einer Frau, die einen Krug voller Mehl trug. Sie ging auf einem weit entfernten Weg. Da brach der Henkel des Kruges und das Mehl verstreute sich hinter ihr auf den Weg. Sie wusste es nicht, sie hatte das Unheil nicht wahrgenommen. Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug auf den Boden und fand ihn leer.

Als Gott die Seelen ins äußere Universum aussandte, um Leben in diese Welten zu bringen, da sollten sie nach ihrem Ausflug unmittelbar wieder zu Gott zurückkehren. Aber aufgrund eines äußeren Vorfalls (ich würde es jetzt nicht unbedingt Unglück nennen) konnten die Seelen diesem ursprünglich zugedachten Weg nicht folgen. Der Krug brach, und das Mehl verstreute sich auf dem Boden. Und genau so sind wir Seelen am Boden der materiellen Welten verstreut und wir wandern seit langer, langer Zeit im Rad der Wiedergeburten ... und es ist für das Göttliche eine beinahe unmögliche Aufgabe uns wieder 'aufzusammeln'. Aber es gibt immer einen Weg!
 
98.
Jesus sprach:
Das Königreich des Vaters gleicht einem Mann, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem eigenen Haus und durchstach die Wand, um herauszufinden, ob seine Hand einwärts stark genug wäre. Dann tötete er den Mächtigen.

Klingt ja heftig. Ich glaube es geht wieder um das äußere Königreich, also das äußere Universum mit seiner Brutalität (Natur, Ego). Jesus begründet nicht, warum diese üblen Taten begangen werden. Er geht nur darauf ein, dass sie vorsätzlich passieren. Dadurch entsteht Leid. Womöglich bedeutet es auch etwas ganz anderes ... wer ist dieser Mächtige? Warum gerade ein Mächtiger? Aus Neid? Um selbst die Macht zu übernehmen? Klingt für mich stark nach Ego ... Innen ist/war zwar der Sauerteig/die Seele, aber das Außen wird vom Ego dominiert.
 
99.
Die Jünger sagten zu ihm:
Deine Brüder und deine Mutter sind draußen.
Er sprach zu ihnen:
Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter; sie sind es, die in das Königreich meines Vaters eingehen werden.
Wieder eine ganz andere Thematik. Für mich einer der beeindruckendsten Verse. Man muss sich nur vorstellen, dass die damaligen Familienbände noch viel stärker ausgeprägt waren als heute. Und als bei dieser Versammlung so viele Leute kamen, dass nicht einmal Maria und die Brüder von Josef Einlass in den Saal fanden, da teilten die Apostel das Jesus mit .... und mit seiner Antwort dürfte wohl niemand gerechnet haben:

Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter; sie sind es, die in das Königreich meines Vaters eingehen werden.


So etwas wie "Familie" ist im Grunde illusorischer Natur. Alle Menschen, die sich auf das Göttliche ausrichten sind sich viel viel näher ... als irgend welche karmischen Verbindungen.

Was ist aber der Wille des Vaters? Wenn jemand sagt "Dein Wille geschehe, oh Herr" ... dann legt er einen Teil seines Egos ab. Er/sie verzichtet auf die Erfüllung seiner eigenen Wünsche und Verlangen. Dafür gibt Gott ihm/ihr aber alles über was Er selbst verfügt. Dies kann selbstverständlich nur dann zum Erfolg führen, wenn es wahrhaftig (zu sich selbst) ist. Folglich wird man diese Wünsche zuerst ausleben müssen bis man sie irgendwann satt hat ... und weil wir spüren dass sie vergänglich sind und alles äußere Glück vergänglich ist ... verstehen wir zunehmends, dass nur Seine Zuwendung uns dauerhaft glücklich machen kann. Das ist der Punkt, wo wir zunehmend offen werden für das Prinzip: "Süß ist dein Wille!" Das bringt einen mächtigen spirituellen Impuls ... und eine tiefe, bisher ungekannte Befriedigung.
 
100.
Sie zeigten Jesus ein Goldstück und sagten:
Die Leute Cäsars verlangen Steuern von uns.
Er sprach zu ihnen:
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und gebt Gott, was Gottes ist. Und was mein ist, das gebt mir.
Hehe. Das wäre als würde heute jemand einen Meister fragen, ob es denn ok wäre den Staat ein bißchen zu bescheißen, weil es ja schon so viele Steuern gibt. Überall ist was an den Staat zu bezahlen und es kann ja nicht so viel ausmachen da und dort ein bißchen was zu hinterziehen. Und was würde Jesus dazu sagen?

Gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist! :)

Das alles ist relativ unbedeutend, eben weltlich ... und wie übel die Regelungen auch sein mögen, eine Nichteinhaltung (während andere das tun) führt zu karmischen Folgen. Worauf es ankommt ist, dass wir Gott und Jesus etwas geben. Was kann das denn sein? Was haben wir denn schon, was wir den beiden geben könnten? Es heißt, dass das Kostbarste was Gott uns gegeben hat Zeit ist. Ich denke, dass Gott möchte, dass wir Ihm Zeit schenken ... indem wir an Ihn denken ... uns in Ihn vertiefen (Meditation) oder anderen Lebewesen selbstlos dienen.
 
101.
Jesus sprach
Wer seinen Vater und seine Mutter nicht haßt, wie ich das tue, der kann nicht mein Schüler werden. Und wer seinen Vater uns seine Mutter nicht liebt, wie ich das tue, der kann nicht mein Schüler werden. Denn meine Mutter ... meine wahre Mutter aber gab mir das Leben.

Vater und Mutter stehen symbolisch für weltliche Abhängigkeit und Verhaftung. Das Kind kann ja zuerst gar nicht anders und ist in hohem Maße von Vater und Mutter abhängig. Später wird Kind sich aber von den Eltern distanzieren müssen, um überhaupt Selbständigkeit entwickeln zu können. Das Kind muss sich aus seiner Kindesrolle heraus entwickeln und zu sich selbst finden.

Genauso müssen wir die Verhaftungen und Abhängigkeiten dieser Welt überwinden, um zu uns selbst zu finden und zu Gott zurückkehren zu können. Ohne eine gewisse Loslösung wird das nämlich nicht möglich sein. Auch Buddha sagte:

Rotte die Selbstsucht und alles, was selbstsüchtig macht, aus. Habe weder Weib, Kind noch Familie. Sei nicht von dieser Welt. Werde vollkommen selbstlos.

Wir binden uns aus Egoismus an andere Menschen ... weil die uns etwas geben, worauf wir meinen angewiesen zu sein: körperliche Nähe, Anerkennung, Stärke, Macht, Ansehen, Absicherung usw. Die Motive warum Menschen zusammenleben sind oft ziemlich selbstsüchtig. Wir wollen dies und jenes haben ... und sobald der Partner uns das aber nicht mehr geben kann, kommt es zu Problemen.

Liebe und Abhängigkeit sind zwei verschiedene Extreme derselben Skala.
 
Sehr gute Kurzdoku: Die wahren Evangelium - Die Nag Hammadi Apokryphen

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Das Thomasevangelium ist eben Teil dieser Apokryphen Schriften, die als gnostisch betrachtet werden.

Über Webarchive sind die offline gestellen deutschen Übersetzungen der Nag Hammadi Schriften (die ja früher offen waren) großteils noch einsehbar. Es gibt auch aber auch noch andere Quellen, wie z.B. ein

Google-Book (Nag Hammadi deutsch: Bd. NHC I,1; mit vielen lesbaren Seiten)
 
P.S.: Die Kunst ist natürlich auch bei den "wahren Evangelien" das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden. Man muss nämlich bedenken, dass die Leute damals Geschichten über alles liebten. Es war eine der wenigen Unterhaltungsformen. Wir setzen uns heute vor die Glotze, aber damals gab es das nicht und die Leute waren sehr kreativ. Das vatikanische Konzil hatte schon seine Berechtigung und warum man sich zusammen setzte, um eine einheitliche Bibel ins Leben zu rufen. Es gibt wirklich phantasievolle Schriften die ausschließlich Unterhaltunswert genießen. Daneben wurden aber auch Schriften "vernachlässigt", die nicht ins materielle Welt- und Machtbild der Kirche (und der Herrscher) passte, was zu einer geistigen Verarmung der Kirche führen musste ... und so erkennen heute die Wenigsten Kirchenleute die tiefe manch gnostischer Schrift. Die Kirche hatte und hat noch immer Angst an Macht zu verlieren. Sie betrachtet sich noch immer als weltlicher Herrscher mit eigenem Imperium. Und solange sie mehr an der eigenen Machterhaltung als an der Wahrheit interessiert ist, fühlen die Menschen diese Unvollkommenheit. Es ist natürlich sehr sehr schwierig ... denn weltliche Organisationen haben es nicht einfach, wenn sie von Menschen geführt werden, die ihr Selbst nicht verwirklicht haben. Wie soll so jemand eine spirituelle Gemeinschaft führen können?
 

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