Evangelium nach Philippus

Dieses Evangelium ist Teil des Nag Hammadi Fundes, einer Reihe wertvoller gnostischer Schriftstücke. Sicherlich finden sich unter diesen Schriftstücken auch recht oberflächlich-wirkende Texte, aber das Philippusevangelium liefert erstaunglich gute Einblicke in die Lehren der christlichen Gnostiker, die für mich die wahren Christen darstellen und die viel konsequenter an den ursprünglichen Lehren Christi festgehalten haben, als jene Gruppierung, die sich langfristig in der Kirche durchgesetzt hat ... dabei aber viele Kompromisse eingehen musste bzw. aus Schwäche heraus wesentliche Prinzipien verfälschte, die sie nicht imstande oder willens war einzuhalten.

Im Folgenden werde ich also Sprüche aus dem Philippusevangelium herausgreifen, die mir besonders wertvoll erscheinen. Im Endeffekt ist dieses Schriftstück eine Art Weisheitssammlung ...

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Spruch 11: Die Namen, die man den weltlichen Dingen gibt, verursachen eine große Irreführung. (25) Denn sie wenden ihren Sinn ab vom Unendlichen hin zum Endlichen. Und wer ,Gott` hört, erkennt nicht das Unendliche, sondern er hat das Begrenzte vor Augen. So verhält es sich auch mit der Bezeichnung ,Vater` (30) und ,Sohn` und ,Heiliger Geist` und ,Leben` und ,Licht` und ,Auferstehung` und ,Kirche` und allen anderen Ausdrücken: Man erkennt nicht das Dauerhafte, sondern immer nur das Endliche, ausser man (35) hat das Ewige selber kennengelernt. Alle Begriffe, gehören der Welt an ...

Alle Begrifflichkeiten, die wir verwenden sind endlich, auch wenn sie das Unendliche beschreiben sollen. Keine Sprache eignet sich dazu, das Unendliche oder Gott zu beschreiben, weil Sprache eine raum-zeitliche Konstruktion darstellt ... es ist etwas künstlich Erschaffenes, dass so eigentlich gar nicht existiert. Bewusstsein selbst braucht nämlich keinen Raum und keine Zeit um sein und wirken zu können. So beschreibt Sprache immer nur etwas Weltlich-Endliches. Immerhin können wir eine Vorahnung davon erhalten, wie die Ewigkeit sein könnte. Nicht zuletzt, weil unser wahres Wesen ja Bewusstsein & Seele ist und wir vielleicht etwas davon verspüren. Aber wie es wirklich ist ... in seiner vollen Intensität, davon haben wir überhaupt keine Ahnung (mehr).

Die Mystiker sagen: Du weißt nicht was Schokolade ist, solange du sie nicht gekostet hast ... dementsprechend brauchst du selbst eine Gottes-Erfahrung ... und jeder wahre Sucher wird diese auch erhalten, weil Gott nur darauf wartet sich uns mitteilen zu können. Nur, wenn der Mensch seine ganze Aufmerksamkeit den Verlockungen der Welt schenkt ... also von den weltlichen Dingen ganz eingenommen ist ... sich also gewissermaßen von Gott abwendet, was soll Er schon tun? Er/Sie/Es kann warten :D
 
Spruch 12: Einen einzigen Namen pflegt man nicht auszusprechen in der Welt: den Namen, den der Vater dem Sohn gegeben hat. Er ist über alle Namen erhaben. Dies ist der Name des Vaters. Der Sohn würde nämlich nicht Vater werden, wenn er (10) nicht den Namen des Vaters tragen würde. Diejenigen, die diesen Namen haben, kennen ihn, aber sie sprechen nicht von ihm. Diejenigen, die ihn nicht haben, kennen ihn nicht.

Aber die Wahrheit hat (einige) Namen in dieser Welt hervorgebracht unseretwegen, weil es nicht möglich ist, (15) die Wahrheit ohne die Namen kennenzulernen. Eine einzige ist die Wahrheit. Sie ist vielfältig -- und zwar unseretwegen, um zu belehren über diese Sache allein in Liebe [...]
interessant
 
Spruch 21: Diejenigen, sie sagen: ,,Der Herr ist zuerst gestorben und (dann) auferstanden``, sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und (dann) gestorben.
Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben. [...]

Auferstehung ... bedeutet Befreiung aus dem Rad der Wiedergeburt zu erlangen.
sterben ... meint hier den physischen Sterbevorgang bzw. ein Verbleiben im Rad der Geburten und Tode

Wenn eine Person also nicht bereits IM LEBEN Befreiung erlangt, dann kann sie nicht hoffen, diese nach dem Tod zu erlangen. Im Streben nach Verbreitung und Anhängerschaft ist dieses essentielle Prinzip der kath. Kirche leider abhanden gekommen. Für die wahren Christen, also die damaligen christlichen Gnostiker, war das aber zentraler Bestandteil der Lehren von Jesus ... die eine viel aktivere Herangehensweise fordern als lediglich einmal am Sonntag in die Kirche zu gehen und dann auf ein automatisches Seelenheil nach dem Tod zu hoffen ... Wie dumm muss den Gnostikern diese falsche Überzeugung erschienen sein? Damit verschwendet der Mensch alle seine Möglichkeiten, die ihm Gott in diesem Leben gegeben hat ... Er missbraucht das göttliche Geschenk der menschlichen Geburt. Was unterscheidet den Menschen dann noch vom Tier? Beide kümmern sie vorranging um ihren Körper, um Fortpflanzung, Nahrung, Behausung und alles vielleicht in einem gewissen sozialen Umfeld.
 
Spruch 23: Einige fürchten sich, dass sie nackt auferstehen. Deswegen wollen sie im Körper auferstehen. Und sie wissen nicht, dass diejenigen, die einen Körper tragen, gerade die Nackten sind. [Es sind diese], die sich [...] selbst entkleiden, die nicht nackt sind. Nicht Fleisch [und Blut] werden das Reich Gottes erben. Was ist es, das ( 57.1) nicht erben wird? Das, was um uns ist. Welches aber ist hingegen das, das erben wird? Es ist das, was zu Jesus gehört und seinem Blut. Deswegen hat er gesagt: ,,Wer mein Fleisch nicht essen und mein Blut (5) nicht trinken wird, hat kein Leben in sich.``gif Was bedeutet das? Sein Fleisch ist das Wort, und sein Blut ist der heilige Geist. Wer diese empfangen hat, hat Nahrung und Trinken und Kleidung.

Ich tadle auch die anderen, die sagen: ,,(10) Er (sc. der Körper) wird nicht auferstehen.`` Dann sind beide (Parteien) im Unrecht. Du sagst: ,,Der Körper wird nicht auferstehen.`` Aber sage mir: Was wird auferstehen, damit wir dich ehren? Du sagst: ,,Der Geist im Körper (15) und auch dieses Licht im Körper ist es.``gif (Aber) auch das ist ein Wort, das im Körper ist. Denn was immer du sagen wirst, du sagst es nicht außerhalb des Körpers. Es ist nötig, in diesem Körper aufzuerstehen, da alles in ihm ist.

Ok erscheint vielleicht ein bißchen widersprüchlich das alles ... aber was steckt da drinnen? Der Körper (= Fleisch) wird das Reich Gottes nicht erben, sprich ... es ist nicht möglich MIT ihm ins Göttliche einzugehen. Wie auch immer. Was geht dann ins Göttliche ein, könnte man fragen? Das was zu Jesus gehört ... und von seinem Wesen ist ... also Licht und Seele.

Der zweite Absatz erscheint ein wenig verwirrend, denn hier ist auf einmal davon die Rede, dass es notwendig ist, in diesem Körper aufzuerstehen ... Wie soll das mit dem vorigen Teil zusammen passen? Ist das nicht ein Widerspruch?
 
Die Sache ist aber in Wirklichkeit die, dass Fleisch/Körper/Materie/endliche Welt und Seele/Gott/Spiritualität/Unendlichkeit sich niemals begegnen können. Die Seele, die von rein spirituellem Wesen ist kann in der Materie nicht agieren. Dazu ist sie von schiedenen Hüllen & Hilfsmitteln umgeben, genauso wie man eine Jacke anzieht, um in der Kälte des Winters leben zu können.

Es ist nötig in diesem Körper aufzuerstehen, da alles in ihm ist.

Dieser Satz hat es aber in sich! Es ist zwar nicht möglich, mit diesem Körper ins Göttliche einzugehen ... ABER ... dieser Körper ist ein Abbild des gesamten Kosmos, von der niedersten zur höchsten Ebene (wie im Großen, so im Kleinen) ... und folglich weilt auch der höchste Herr, Gott in ihm. Und nur im menschlichen Körper ist es möglich Ihn zu erkennen. Und damit wird klar, warum der menschliche Körper zugleich als "Krone der Schöpfung" betrachtet werden kann ... aber auch als "Gefängnis" der Seele ... ABER dieses Gefängnis hat einen geheimen Ausgang, den alle anderen Daseinsformen nicht bieten. Und so müssen sogar die mächtigen Gottheiten der Kausalebene früher oder später den Weg über die menschliche Geburt gehen, um zu Gott zurück zu kehren. Im gesamten Kosmos wird die menschliche Geburt deswegen als unglaublich großzügiges Geschenk und extrem kostbar angesehen. Nur die besten und hochentwickeltsten Seelen erhalten dieses göttliche Geschenk überhaupt ... Wir, du bist so unglaublich, dass das Göttliche soo stolz auf dich ist ... genauso wie ein Trainer im Sport seine besten Spieler in den Wettkampf schickt, so hat Gott dich in diese Welt geschickt.

ok, aber um den Gedanken zu Ende zu denken. Man muss den richtigen Ausgang aus diesem Körper nehmen und dann Hülle (Kosha) für Hülle benutzen ... nach oben gehen ... wie mit ein Fahrzeug ... bis zu den rein spirituellen Regionen.
 
Spruch 32: Es waren drei, die allezeit mit dem Herrn wandelten: Maria, seine Mutter, deren Schwester und Magdalene, die man seine Gefährtin nennt. (10) Denn eine Maria ist seine Schwester die andere seine Mutter und die andere seine Gefährtin.

Bedeutende Sätze, die die Gnostiker hier festgehalten haben. Jesus hatte also auch Frauen in seinem engsten Kreis ... als seine SchülerInnen ... so eben auch Magdalene. Schwer zu sagen, was man unter Gefährtin verstehen soll. War sie seine Frau? Aber warum steht dann hier nicht "Frau" ... oder "Lebensgefährtin"? Stattdessen steht hier jedoch "Gefährtin"?

Gefährtin: Person, die jmdm. nahesteht, Freund(in); Kamerad(in); Begleiter(in)

Alleine aufgrund der Definition meines Wörterbuches tendiere ich dazu, dass sie und Jesus sich zwar sehr nahe standen, die Beiden aber keine Partnerschaft hatten. Magdalene zählte eben zu Jesus treuesten Wegbeleitern ... ja sie war eine Apostelin!

Während also in der röm.-kath. Kirche die Frauen noch immer diskriminiert und vom Priesteramt ausgeschlossen werden, hatte Jesus in seinem engsten SchülerInnenkreis sehr wohl Frauen. Das damalige und heutige Patriarchat wusste diese Gleichstellung & Gleichbehandlung jedoch zu verhindern. Eigentlich unglaublich, wie so etwas auch heute noch in einer "modernen" Religion argumentiert werden kann ... ??? Und schon klar, dass man diese Schriften deswegen in der Kirche (noch) nicht anerkennen kann ... weil der Weg zurück zur Wahrheit recht schmerzvoll sein kann ... je weiter man davon abgewichen ist. Aber genau aus diesem Grunde wenden sich die Leute von einer Strömung ab ... wenn diese ihre Echtheit und Lebendigkeit verloren hat.
 
Spruch 37: Was der Vater besitzt, gehört dem Sohn. Und solange der Sohn selbst klein ist, vertraut man ihm das Seine nicht an. Aber wenn (5) er zum Mann geworden ist, gibt sein Vater ihm alles, was er besitzt.

Wer ist der Sohn? Du, ich. Mit zunehmender Reinheit erhalten wir alles, wirklich ALLES. Welten um Welten, Universen um Universen ... insbesondere ein unendliches, spirituelles Königreich. Es ist unmöglich die Größe und Weite unseres 'Besitzes' mit dem Verstand zu erkennen ... noch ist es in irgend einer Form, wirklich glaubbar. Ein Hauch davon kann dennoch spürbar, erahnbar sein :D
 
Spruch 42: Zuerst entstand der Ehebruch, danach der Mörder (oder: Mord). Und sie zeugten ihn aus dem Ehebruch. Denn er war das Kind der Schlange. Daher wurde er zum Menschenmörder wie auch sein Vater, und (10) er tötete seinen Bruder. Jeder Geschlechtsverkehr, der zwischen einander nicht Gleichen stattgefunden hat, ist Ehebruch.
In diesem Spruch kann ich vorerst keinen besonderen spirituellen Wert erkennen ... er zeigt nur, dass diese Schriften immer auch Moralvorstellungen der jeweiligen Kultur transportieren, die ein geordnetes Zusammenleben ermöglichen sollen. Ehebruch ist natürlich problematisch. Und offenbar sollten Juden auch mit keinen anderen Stämmen verkehren. Soweit die oberflächliche Bedeutung. Das sind von Menschen gemachte Regeln.

Man könnte das aber auch anders deuten: Die Seele hat sich von Gott abgetrennt (= Ehebruch). Danach entstand das Sterben (Mörder wäre dann ein Übersetzungsfehler) und der Tod. Der Preis der Weltlichkeit. Die anderen Abläufe beschreiben möglicherweise Geschehnisse im Entstehungsprozess der Welt/der Menschen. Die Kräfte, die dabei mitwirken sind voller Bewusstsein ... haben also auch eine Seele ... und während Gott alles aus sich selbst schaffen kann ... können die Kräfte immer nur MITEINANDER erschaffen. Genauso beim Menschen, wenn ein Kind gezeugt wird. Das Eine braucht das Andere. ABER: Es ist eben nicht mehr rein ... mit der Entfernung vom Göttlichen kommen die Unreinheiten und Unvollkommenheiten ins Spiel ... Tod und Verderben. Und jede Seele, die in diese Welt kommt hat ihren wahren Vater (Ehepartner) vergessen.

Die Seele ist göttlich ... leider ist sie so sehr mit Gemüt/Ego/Körper verstrickt ... Sie verkehrt mit ihnen. Ja, sie wurde von ihnen versklavt und kann nicht mehr zum Vater (= Ihresgleichen) zurückkehren. Das ist der wahre Ehebruch. Und das ist eine wahre Tragödie.
 
Spruch 47: Die Apostel, die vor uns waren, nannten ihn so: ,Jesus, der Nazoräer, Messias`, was heißt: ,Jesus, der Nazoräer, Christus`. Der letzte (10) Name ist ,Christus`; der erste Name ist ,Jesus`; der in der Mitte ist ,der Nazoräer`. ,Messias` hat zwei Bedeutungen: sowohl ,Christus` als auch ,der Gemessene`. ,Jesus` heißt auf hebräisch ,die Erlösung`. ,Nazara` heißt ,die Wahrheit`. Der (15) ,Nazarener` heißt daher ,die Wahrheit`. Christus hat man gemessen. Den Nazarener und Jesus hat man gemessen.
ups :D Damit ist klar, dass der Schreiber Philippus? Jesus nicht persönlich gekannt hat.

Gegen Ende wieder eine unverständliche Übersetzung: "Christus hat man gemessen." ... aha????? 100-Meter-Sprint oder was jetzt??? :D

Ja, ok ... auch wenn der Schreiber jetzt keinen direkten Bezug zu Jesus mehr gehabt hat ... so erscheinen mir die gnostischen Lehren dennoch oft unverfälschter zu sein als das, was heute als offizielle christliche Lehre dargestellt wird, und die über viele Jahrhunderte großen Wandlungsprozessen unterworfen war. Nicht so die gnostischen Lehren, die vielleicht nicht ALLES rein weitergeben, aber die man relativ bald bekämpft hat ... und die somit nicht einmal die Möglichkeit hatten, sich weiter zu verändern :D
 
Spruch 48: Wenn die Perle in den Schmutz hinabgeworfen wird, wird sie nicht minderwertiger, (20) noch wird sie, wenn sie mit Balsam gesalbt wird, wertvoller werden, sondern sie hat allezeit den gleichen Wert bei ihrem Besitzer. So verhält es sich auch mit den Kindern Gottes, wo immer sie sind. (25) Sie haben weiterhin den (gleichen) Wert bei ihrem Vater.

Die Seele ist die Perle und Gott liebt sie bedingungslos ... in welche Kleider (Körper) sie sich hüllt oder mit welchen Taten sie sich auch schmückt. Gott dürfte nach dem Prinzip leben: Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde.
 
Spruch 52: Ein Esel, der unter einem Mahlstein im Kreise ging, legte 100 Meilen gehend zurück. Als er losgemacht wurde, fand er sich wieder an demselben Platz vor. (15) Es gibt Menschen, die viele Reisen zu machen pflegen und schreiten (doch) an keinem Ort weiter. Als es für sie Abend wurde, hatten sie keine Stadt noch Dorf noch Schöpfung noch Natur, (20) Kraft und Engel gesehen. Vergeblich haben sich die Armseligen abgemüht.
Das beschreibt unser Leben. Wir sind wie dieser Esel und wandern im Kreislauf der Wiedergeburten. Auf und ab, auf und ab, immer und immer wieder. Und auch im Leben wandern wir von einer Stelle zur anderen und kommen dann irgend wann wieder zum Anfang zurück. Wirklich weiter kommen wir aber nicht, weil unsere Reise sich meistens nur auf die materielle Welt bezieht. Bis schließlich der Abend einsetzt und unserem aktuellen Leben ein Ende bereitet.

Fortschreiten bedeutet aber, Gott schon während des Lebens zu suchen und sich auf die Reise nach der göttlichen Wohnstatt zu machen. Alles andere wäre vergebliches Mühen ... nämlich die Glückseligkeit in der endlichen Welt zu suchen. Wir suchen immer wieder nach weltlicher Erfüllung, die uns für immer glücklich macht ... aber das ist eben eine Illusion. Nur das Göttliche kann uns wirklich ausfüllen und dauerhaft glücklich machen.
 
Spruch 55: Die Sophia, die man die ,Unfruchtbare` nennt, sie ist die Mutter [der] Engel. Und die Gefährtin von [Christus] ist Maria Madgalena. Der [Herr liebte] sie (35) mehr als [alle] (anderen) Jünger, und er küßte sie [oftmals] auf ihren [Mund]. Die übrigen [Jünger ( 64.1) ...], sie sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?`` Es antwortete der Erlöser, er sprach zu ihnen: ,,Weshalb liebe ich euch nicht (so) (5) wie sie?``
hmm, also das in den Klammern ist ja vom Übersetzer hinzugefügt worden und ich sehe das nicht ganz so wie der Übersetzer. Der Übersetzer glaubte offenbar, dass Maria die Frau von Jesus gewesen sei ... und er sie auf den MUND küsste und so einen Schwachsinn. Aber jetzt mal von der Logik her. Wenn Maria Magdalena wirklich die Frau von Jesus gewesen wäre, dann wäre es höchst unlogisch gewesen, wenn die Apostel nun Jesus fragen, warum er sie mehr liebt, als die Apostel.

Ok, also um das mit einem Beispiel zu verdeutlichen. Wenn der Papa die Mama küsst, dann frage ich ihn auch nicht, ob er sie mehr liebt als uns Kinder. Es ist doch klar, dass er sie liebt, sonst würde er nicht mit ihr zusammen sein, oder? Fragen tu ich nur, wenn sich die Sache nach außen nicht so deutlich verhält, also wenn z.B. der Papa immer nur einem seiner Kinder ... die sich auf einer Ebene befinden und alle gleichwertig sein sollten ... besondere Aufmerksamkeit schenkt. Und dann kann es eben sein, dass ein anderes Kind eifersüchtig wird. Und genau so dürfte das damals gewesen sein.
 
Das mit dem Küssen ist auch heute noch so in den südlichen Ländern, wo sich sogar die Männer auf die Seite küssen ... aber er hat sie bestimmt nicht auf den Mund geküsst. Die Apostel wollten nämlich, dass Jesus sie auch so begrüßt und küsst ... aber es hat dafür bestimmt einen Grund gegeben ... der mit der Reinheit von Maria zusammen hängen dürfte. Das Göttliche sieht einfach diese Schönheit und das ist alles ein Fluss ... ich meine, das ist halt total schön anzusehen für den Vater, wenn er merkt, wie eines seiner Kinder schon so weit fortgeschritten ist in der Entwicklung. Dennoch weiß er, dass auch seine anderen Kinder diese Stufe erreichen werden ... und er liebt natürlich alle gleich, wie ja auch Jesus sagt: "Liebe ich euch denn nicht so, wie sie?" Nur freut er sich eben für das eine Kind, dass es schon so weit ist ... das ist ja nur natürlich.

Es wäre vielleicht sinnvoller Spruch 55 so zu übersetzen:

Toppers Spruch 55: [...] Und die Schülerin von Christus war Maria Madgalena. Der Herr liebte sie offenbar mehr als die anderen Jünger und küsste sie oftmals. Die übrigen Jünger sagten zu ihm: "Warum liebst du sie mehr als uns?" Der Erlöser sprach zu ihnen: "Weshalb glaubt ihr, dass ich euch nicht so liebe, wie sie?"
Männlich oder weiblich spielt nicht die geringste Rolle in der Spiritualität ... im Endeffekt geht es ausschließlich um die Reinheit einer Person, die Gott besonders wohl gefällt. Und nur eine männliche Priesterschaft zuzulassen ... hat eher machtpolitische Gründe ... als irgend etwas mit Spiritualität zu tun. Genauso wie es sich um einen groben Verstoß gegen das göttliche Prinzip der Liebe und Nächstenliebe handelt, wenn jemand wegen seiner innersten Neigungen verurteilt wird. Da schlagen noch die Methoden des Mittelalters durch.
 
Spruch 56: Wenn ein Blinder und einer, der sieht, beide im Finsteren sind, sind sie nicht voneinander unterschieden. Wenn (aber) das Licht kommt, wird der, der sieht, das Licht sehen, und der Blinde wird im Finsteren bleiben.
Klingt logisch. In der Mystik wird dieser Vergleich mit dem Sehen oft verwendet, um zu verdeutlichen, dass WIR in Wirklichkeit blind sind, obwohl unser äußerer Sehsinn zu 100 % funktioniert. Wir sehen aber nur die Vorgängen der äußeren Welt ... und wir werden davon förmlich eingenommen. Die äußeren Reize des Sehsinns prägen uns soooo stark, dass der Großteil unserer Aufmerksamkeit (= äußerer Ausdruck der Seele) darauf lastet.

Das ist ungefähr so, wie wenn ich jemandem einen Fernseher mit den besten Kinofilmen hinstelle. Dann schaut diese Person nur noch diese Filme und bekommt nicht mehr mit, was sich drum herum abspielt. Die Person steckt so drinnen im Film ... und ist blind für alle anderen Vorgänge die gerade in der Welt passieren. Und genau so sind wir. Nur bei den Wenigsten besteht eine Hoffnung & Chance, sie während des Films vom Fernseher wegzubekommen ... :D Es geht darum, dass wahre Sehen wieder zu erlernen.
 
(63) Entweder ist er in dieser Welt oder in der Auferstehung oder an den Orten, die in der Mitte sind. Möge es nicht geschehen, dass ich in ihnen gefunden werde!
(10) In dieser Welt gibt es Gutes und Schlechtes. Ihre guten (Dinge) sind nicht die guten, ihre schlechten (Dinge) sind nicht schlecht. Es gibt aber Schlechtes nach dieser Welt, das wirklich schlecht ist, (15) das man die Mitte nennt. Das ist der Tod.
Da wir uns in dieser Welt befinden, ist es für uns angemessen, die Auferstehung zu erwerben, damit, wenn wir das Fleisch ablegen, wir in der Ruhe gefunden werden und wir nicht (20) in der Mitte wandeln. Denn viele verirren sich auf dem Weg. Es ist nämlich gut, aus der Welt herauszukommen, bevor der Mensch gesündigt hat.

hmmm, wortwörtliche Übersetzungen sind gut, aber es hilft einem oft nicht viel, weil es wenig Sinn ergibt, deswegen:

Toppers Version: (63) Entweder ist der Mensch 'ganz unten', in dieser physischen Welt oder 'ganz oben' in den rein spirituellen Regionen (= Auferstehung) oder aber, er ist an Orten, die in der Mitte der äußeren Schöpfung sind (Astralebene, Kausalebene). Möge es nicht geschehen, dass ich in diesen äußeren Orten gefunden werde!
(10) In dieser Welt gibt es Gutes und Schlechtes. Aber ihre guten Dinge sind nicht wirklich gut und ihre schlechten nicht wirklich schlecht. Dennoch gibt es Schlechtes in den äußeren Ebenen, das wirklich schlecht ist, (15) und das man die Mitte (Astralebene, Kausalebene) nennt, denn diese ist unweigerlich mit Tod (und Auflösung) verbunden.
Da wir uns in dieser Welt befinden, ist es für uns angemessen, die Auferstehung zu erwerben, damit, wenn wir den Körper ablegen ins göttliche Bewusstsein eingehen und nicht (20) in der Mitte (Astral- & Kausalebene) wandeln. Denn viele verirren sich auf dem Weg. Es ist nämlich gut, aus der Welt herauszukommen, noch bevor der Mensch stirbt.
 
Spruch 63 hat es wieder in sich, ähnlich wie 21 und 23. Hier erfahren wir allerdings auch etwas über den Aufbau des äußeren Kosmos und dass es hier verschiedene Bereiche (Ebenen) gibt in denen die Seele umherwandert und wohin sie kommt, wenn sie es nicht schaft, während des Lebens Befreiung zu erlangen. Das aber muss unserer vorrangiges Ziel sein ... und endlich zu unserem Ursprung zurückzukehren. Solange die Seele in den materiellen Ebenen umherwandert ist sie völlig unbewusst und hat keine Ahnung von der Wahrheit. Die Erde ist der einzige Exit aus dem Spiel des äußeren Lebens (dem Rad der Wiedergeburt) und deswegen ist die menschliche Geburt so wertvoll. Ansonsten haben wir nach unserem Ableben keine Chance, über die mittleren Regionen (Astral- und Kausalebenen) hinaus zu gelangen. Und die es dennoch versuchen verirren sich in den beinahe unendlichen Weiten dieser Welten.

Es ist nämlich gut, aus der Welt herauszukommen, noch bevor der Mensch stirbt.


Das ist das große Geheimnis. Und was wir für "gut" halten, sind meistens irgendwelche Belange dieser Welt ... und ist nicht wirklich gut, weil es in der Regel nicht dem Ziel dient, uns dem Göttlichen näher zu bringen. "Gut" ist genau genommen nur das, was uns Gott näher bringt.
 
Spruch 67: Die Wahrheit kam nicht (10) nackt in die Welt, sondern sie kam in Sinnbildern und Abbildern. Sie (sc. die Welt) wird sie (sc. die Wahrheit) nicht anders empfangen (können).
Es gibt eine Wiedergeburt und eine Abbild--Wiedergeburt. Es ist wahrhaftig angemessen, durch das Abbild wiedergeboren zu werden. Was (15) ist sie? Die Auferstehung! Und das Abbild muß durch das Abbild auferstehen. Das Brautgemach und das Abbild müssen durch das Abbild in die Wahrheit eingehen -- das ist die Wiederherstellung. Nicht allein müssen die, welche die Namen des (20) Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes hervorbringen, so handeln, sondern auch *die, welche* sie für dich hervorgebracht haben. Wenn jemand sie sich nicht erwirbt, wird ihm auch der Name (Christ) weggenommen werden. Man erhält sie aber in der Salbung des [...] der Kraft des Kreuzes, welche die Apostel (25) ,die Rechte` und ,die Linke` nennen. Denn dieser ist nicht mehr ein Christ, sondern ein Christus.

Ziemlich unbrauchbar, diese Aneinanderreihung von Worten ... obwohl an sich ein toller Spruch ... aber schon die damaligen Schreiberlinge & Theoretiker haben sich offenbar damit schwer getan ...

Im ersten Absatz geht es um die universelle Wahrheit. Wir wissen ja, dass die Meister hier Gleichnisse und Geschichten verwenden, damit wir besser verstehen ... was es mit der Spiritualität und Gott auf sich hat. Das ist heute nicht viel anders als damals.
 
Dann die Wiedergeburts-Sache. "Es gibt ein Wiedergeburt und eine Abbild-Wiedergeburt" ... das ist natürlich nicht nachvollziehbar. Was ist bitte eine "Abbild-Wiedergeburt"? Die Übersetzung ergibt wenig Sinn. Wenn, dann ist es eine Vorbild-Wiedergeburt ... nach dem Vorbild eines Gottmenschen. Deswegen sagen sie: "Folgt mir nach!" "Was einer tun kann, kann auch ein anderer!" usw. Und diese spirituelle Wiedergeburt ist die Initiation/Einweihung/Salbung/Taufe ... Rückverbindung mit Gott ... die durch den lebenden Gottmenschen persönlich vollzogen wird. Das ist die "Wiedergeburt aus dem Geist" heraus.

Daneben gibt es natürlich die klassische Wiedergeburt und Inkarnation der Seele in die verschiedenen Existenzformen. Dann lesen wir immer wieder was von "Braut & Bräutigam" und "Brautgemach" ... und darüber erfahren wir in der gnostischen Schrift der "Exegese der Seele" mehr ... dass Gott einen Gottmensch ausschickt, der in seiner physischen Gestalt die Seelen auf den Rückweg stellt. Und dieser Gottmensch ist der wahre Bräutigam (der Liebende) ... und die Seele die Braut (die Geliebte). Und die Seele wird mit der Zeit so rein gewaschen, dass sie mit dem Bräutigam und Gott eins wird ... sie geht ins Christus-/Gottesbewusstsein ein.

Wer wie was, "die Rechte" und "die Linke"???? :D
 
ich werde mal eine neue Version von Spruch 67 versuchen ... aber hier ist schon einiges unkenntlich gemacht ... dennoch interessant, dass hier so ein harter Übergang von der Wahrheit zur Wiedergeburt enthalten ist. Ich vermute, dass das ein sprachliches Problem war, also die ursprüngliche Sprache viele absichtliche DOPPEL-BEGRIFFE enthielt ... und die alten Texte total mehrdeutig verfasst sind ... und so jeder halt nur auf seiner Ebene was versteht ... eigentlich ziemlich ausgeklügelt =) Und so glaube ich, dass "die Wahrheit" hier ursprünglich zugleich die personifizierte Wahrheit, also den Gottmenschen meinte.

Toppers Version 67: Der Gottmensch brachte die Wahrheit nicht (10) unmittelbar in die Welt, sondern er vermittelte sie in Form von Gleichnissen und Geschichten, weil die Welt sie nicht anders begreifen kann. Und so gibt es eine körperliche Wiedergeburt (Inkarnation) und eine Wiedergeburt nach dem Vorbild des Gottmenschen. Es ist wahrhaftig angemessen nach seinem Vorbild wiedergeboren zu werden, denn das ist die Auferstehung & Erlösung (Anm.: aus dem Rad der Wiedergeburten). Die Seele (Geliebte) erlangt durch Seine Nachahmung Befreiung und strebt ihrem Bräutigam in allem nach, sodass sie mit Ihm eins wird und in die Wahrheit (Ein-heit) eingeht. Das ist die Wiederherstellung.

[...]
 
und über die "Salbung" und das wahre Sehen erfahren wir:

Spruch 75: Niemand wird sich ohne Licht sehen können, sei es im Wasser oder sei es im Spiegel; noch wirst du dich mit Licht ohne Wasser oder Spiegel sehen können. Deswegen ist es angemessen, mit beiderlei zu taufen: mit dem Licht und mit dem Wasser. Das Licht aber ist die Salbung.
 

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TopperHarley
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