Déguórén schrieb:
Mir hingegen läuft es kalt den Rücken runter. Sind wir zivilisatorisch denn noch immer nicht über's Mittelalter hinaus?
[...]
Es geht einzig um Bloßstellung, um Demütigung, darum, sich selbst wieder einmal zu "beweisen", dass es schon in Ordnung sei, die Augen zu verschließen - sind ja eh alles nur Schmarotzer - bloß schnell weiter gehen.
Ich war persönlich in einer der kanadischen Städte, wo sich am meisten Obdachlose (wegen dem warmen Klima) auf den Strassen rumtreiben. Ich bin einige Male in diese heikle Situationen gekommen, wo mich einer für Geld anschorrte...
Ich denke nicht, dass es um Blossstellung oder Demütigung geht, Déguórén. Es steckt auch bei manchen auch Hilfsbereitschaft, manchmal auch Hilflosigkeit dahinter (Man weiss ja nie wirklich recht, wie man diesen Leuten wirklich helfen kann/soll). Am Anfang war ich ja auch barmherzig und gab auch mal was. Aber natürlich hörts auch bei mir auf, wenn dich an jeder Ecke einer für Münzen/Noten anquatscht. Ich persönlich finde es Schwachsinn, einem Obdachlosen Geld in die Hand zu drücken, wenn du auf der anderen Strassenseite einen anderen siehst, dem du früher was Geld (aus Goodwill) gegeben hast, der sich mit 'ner Flasche Wodka die Birne volllaufen lässt oder sich mit ner Dosis Crystal (billige Sorte von Crack) das Gehirn wegbombt.
Ich bin ja auch nur ein Student, der irgendwie versucht durchzukommen. Immerhin habe ich mir das Geld über Jahre hinweg angesammelt. Solch ein Auslandaufenthalt kostet viel Cash.
Demütigend empfinde ich es eher, wenn wohlhabende Leute Besitzlose verbal niedermachen/anschreien oder sogar in der Öffentlichkeit rumschüpfen, als seien sie es nicht wert anständig behandelt zu werden. Ich war ein paar Mal während solchen Szenarien anwesend und hab dann auch mal eingegriffen und den Pöbelnden gefragt, was das soll.
DIESE Gedanken kommen dem verwöhnten Esoteriker natürlich nicht in den Sinn. Dazu ist er im Allgemeinen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt
Er ist schlicht nicht in der Lage, sich in andere Menschen hinein zu versetzen. Er ist auch nicht in der Lage, den universellen Wert der Menschenwürde angemessen zu schätzen. Diese Fähigkeit ist aber von Nöten, wenn man eben die Lebenssituation anderer Menschen beurteilen will.
So wie mir scheint, hast du gerade dein persönliches Esoteriker-Menschen-Modell entworfen.
Deine Analyse ist mir viel zu pauschal ausgelegt und lässt vermissen, dass diese Charakterschwächen, die du aufzeigst, eigentlich bei sehr vielen Menschen vorzufinden sind. Es gibt auch hier Esoteriker und Esoteriker. Wie definierst du überhaupt Esoterik?
Und die Erfahrung zeigt: aus Schaden werden Menschen klug. Genau darauf setze ich.
Diese Erfahrung teile ich mit dir, Déguórén. Alle Menschen sind nun mal Nutzenmaximierer und haben manchmal Probleme einzusehen, wie gut es ihnen eigentlich geht. Es ist aber menschlich sich an neue Situationen (gezwungenermassen) anzupassen und dann (daraus resultierend) neue Ansprüche zu stellen. Oder kaufst du dir auch den ältesten 256-er-Prozessor für deinen Computer, wenn du weisst, dass schon längst ein >3 Giga AMD drinliegt?
Achilleus