mara... schrieb:
ist es nicht eine innere einstellung ? ... oder macht geld generell unzufrieden. ich glaube dass ich auch davor angst habe. meine zufriedenheit zu verlieren.
Liebe Mara!
Dieses Statement finde ich sehr interessant. Angst vor der "dunklen Seite des Geldes" - aber ist es das Geld, das "schlecht" ist? Oder aktiviert es auch nur die "schlechten Seiten", die in uns stecken?
Ja, in den 90er-Jahren hatte ich das Gefühl, die Welt dreht sich um mich. Ich hatte einen tollen Verdienst und mit jedem Euro mehr am Konto wuchs mein innerer Hochmut und auch noch eines: die Zufriedenheit. Ich wollte gar nicht mehr, nur diesen Geldfluß. Zufriedenheit als Stillstand, als Unterbrechnung der Weiterentwicklung.
Es war wohl schon bitter notwendig, aus diesem Zufriedenheitsgefängnis, dieser Wunschlosigkeit auszubrechen: Ich erhöhte die Risiken meines Portfolios dramatisch und verlor jede Menge Geld. Ich verlor auch die Zufriedenheit und war bereit für eine Weiterentwicklung. Ein jahrelanger Prozeß der Neuorientierung, aber auch der Definition von Wünschen. Wer zufrieden ist, hat keine Wünsche mehr und keine Visionen - dramatisch gesagt, lebt nicht mehr.
Ich glaube nicht, daß du das so gemeint hast, Mara.
Vielmehr ist dein Satz sehr sinnig für mich, wenn ich "Zufriedenheit" mit "Demut" ersetze, Gottes Schöpfung und die Lebewesen dieser Erde achten und respkieren kann, unabhängig von meinem Kontostand. Die dunkle Seite in mir erkenne, aber auch die helle. Geld gibt mir ja auch die Möglichkeit, es sinnvoll einzusetzen. Geld ist ein Mittel zur Macht - und Macht beinhaltet "machen". Ich kann also etwas machen, und das muß nicht negativ sein, sondern kann auch sehr positiv sein.
Etwa der bekannteste Devisenspekulant, George Soros, gewann mit dem Verfall des Britischen Pfundes im Jahr 1992 Milliarden. Er ist heute ein "moderner Robin Hood": nicht wenige Hilfsprojekte (vor allem in Asien) leben dank seiner Bereitstellung von Geld. Bei allen ist er vor Ort, um sich ein Bild der Not zu machen und die Hilfe gut organisieren zu können.
Ich ziehe meinen Hut vor diesem Mann! Er ist ein gutes Beispiel dafür, daß Geld für sich genommen nicht "schlecht" ist und auch immer einen Wunsch offen halten kann: Die Not der Menschen zu lindern. Unzufrieden zu sein, bis der letzte Mensch keinen Hunger mehr hat. Der Weg ist steinig, denn die Raffgier lauert wie ein Heckenschütze an jedem Eck, und ich glaube, das hast du gemeint, Mara. Viel Geld kann ganz schön die Sicht verstellen!
Alles Liebe
Gerry