Ich nehme mal einen anderen Blickwinkel ein, lieber Fynn
wenn wir ein offenes Herz an etwas oder jemanden hängen, dann leiden wir nicht, dann akzeptieren wir, was und wie es/er/sie ist. Wenn wir ein sehnendes Herz an jemanden oder etwas hängen, dann haften wir nicht an das oder denjenigen an, sondern wir bleiben doch innerlich distanziert, weil das was wir ersehnen, nicht die Wirklichkeit ist, und dann, ja, dann leiden wir.
Der Trugschluss, dem wir aufsitzen ist gerade dieser Unterschied. Anhaftung, wie wir sie verstehen, ist nämlich keine, sondern sie beinhaltet eine selbstverursachte Distanz. Das Leid ist dann die Brücke, die einem den anderen näher bringen soll, aber gerade das verhindert. Ein offenes Herz braucht diese Brücke nicht, da es keine Distanz einnimmt, sondern dem Leben und den Menschen offen begegnet, sich vertrauend in Abhängigkeit begibt, ohne Angst.
Vielleicht kannst Du das mal bei einer deiner nächsten Umarmungen mit einem Menschen, den Du liebst beobachten. Eine Umarmung darf ohne weiteres bis zu dem Gefühl der Abhängigkeit gehen. Wenn Du soweit nicht gehst, dann gibt es eine Distanz zwischen Dir und dem anderen - auf jeden Fall aber in Dir selbst. Im ungünstigen Fall ist es die Angst vor der Anhaftung, die es verhindert, dass Du Dich voll und ganz in die Arme eines anderen Menschen fallen lassen kannst.... Nicht Anhaftung schafft das Leid, sondern die Angst davor.
Liebe Grüße
Martina