Unterscheidest du zwischen religiöser und spiritueller Denkweise?
Übrigens blieb ich in meiner religiösen Erziehung verschont vom Glauben müssen. Meine Familie war nicht dogmatisch gestimmt. Der Pfarrer, der mich konfirmiert hat... und ich ging mit tiefen, ernsthaften Fragen in den Konfirmationsunterricht... hat uns selbst erforschen lassen, was Glauben ist. Und er war sehr weit und ließ alles zu, was einem dazu einfallen kann... Und bei der Konfirmation selber, war der Inhalt des "Gottesdienstes" geprägt von Texten, die wir aus unsrem Erleben verfasst haben. Es war, wenn ich mich recht entsinne, eine Art Appell an die Eltern, uns Jugendliche in unsrem Wesen und Empfinden ernst zu nehmen und uns nichts überzustülpen... Und die Einsegnung selber formulierte der Pfarrer als Angebot, uns der evangelischen Kirche und dem christlichen Glauben zu verbinden. Ich war voller Dankbarkeit für diese Offenheit, für die Zeit des Durcharbeitens unsrer Fragen und habe mich dann direkt und ohne Gewissensnöte von der Kirche abgewandt. Übrigens ist dieser Pfarrer, den ich als Persönlichkeit immer noch schätze, einige Jahre später zur katholischen Kirche konvertiert! Mit Frau und drei Kindern...
Ich war dann viele Jahre atheistisch gesinnt.
Die Beschäftigung mit dem spirituellen Leben fühlt sich für mich aber nun gar nicht ungewiss oder dogmatisch zwanghaft an. Ich erlebe eine zunehmende Klarheit und Gewissheit der inneren Zusammenhänge und die eigene Zentrierung führt mich zu intensivierter Wahrnehmung. Und ich fühle mich vor Allem frei dabei und keinem Dogma verpflichtet...
lg Kalihan