Liebe Sternendiamant,
ja. einer wunderschönen, ehrlichen Liebe wurde ein trauriges Ende gesetzt. Ich glaubte damals wirklich, ich würde vor Schmerz und Sehnsucht sterben. Ich war 14 und das war das Problem, hätte ich irgendetwas unternommen, doch Kontakt mit meinem Freund zu halten, hätte ihm eine Anzeige gedroht. Das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich hatte absolut keine Chance.
Meine familiäre Situation verschlechterte sich immer mehr. Es war wie im Gefängnis. Ich wurde total isoliert. Niemand durfte zu mir kommen,ich durfte keinen Schritt aus dem Haus. Auch keine Kontakte zu Freundinnen oder Schulkameradinnen, außer in der Schule. ich war auf einem Mädchengymnasium. Selbst an Sport-AG's, die außerhalb des Stundenplans an meiner Schule stattfanden, durfte ich nicht hingehen. Es war wirklich die Hölle und nach einem Jahr war irgendein Vorfall, keine Ahnung mehr, aber es war eine Lapalie, da schlug mich mein Vater kräftig ins Gesicht. Und ehe ich's selbst begriff, war ich aus dem Haus gerannt und wußte, daß ich nicht mehr nach Hause wollte. Diese Schläge waren keine Ausnahme. Durch eine Schulfreundin, die meine Situation kannte, kam ich in einer WG unter. Die Leute dort waren sehr nett und versorgten mich mit allem, was ich brauchte. Dafür übernahm ich dort Hausarbeiten. Doch nach wenigen Tagen wurde ich gefunden und nach Hause gebracht. Tja, wieder hatte ich meiner Mutter zu verdanken, daß sich meine Situation dann etwas verbesserte. Ich kann hier nicht alles ausführlich berichten, sonst käme ein Buch dabei raus. Kurz und gut, vieles hat sich noch ereignet. Heute bin ich 47 und seit 26 Jahren verheiratet. Ich habe zwei Söhne (19 und 22), die beide feste Freundinnen haben und bei uns mit im Haus leben. Wir haben bei unseren Kindern vieles anders gemacht. Sie wurden nie geschlagen und wir hatten immer ein offenes Haus für ihre Freunde und als sie dann verliebt waren, haben wir sie vertrauensvoll ihre Wege gehen lassen, so wie sie es für sich richtig fanden. Auch in punkto Sexualität. Mein älterer Sohn hat seine Freundin auch mit 14 kennengelernt, sie war damals 16. Sie sind jetzt seit 8 Jahren zusammen und studieren beide. Nach dem Abi zog sie bei uns ein.
Mit meinem Vater habe ich mich längst ausgesöhnt. Er war für meine Kinder ein ganz toller, engagierter Opa. Nichts war ihm zuviel. Er spielte mit ihnen stundenlang, Fußball, Karten, Puzzles, las Bücher vor, bastelte und werkte mit ihnen. Er hat auch mich, wo immer er konnte im Garten und Haus unterstützt. Mein Mann war beruflich schon immer sehr engagiert und somit öfters wochenweise fort. Auch finanziell war er sehr großzügig, er hat für die Kinder die Kleidung und Schuhe ect. gekauft. Meine Eltern machten auch viele Wochenendausflüge mit ihnen und wenn wir heute bei Familienfesten alte Photos oder Videoaufnahmen anschauen, haben wir immer viel Freude daran. Meine Kinder lieben ihn von Herzen und heute, wo er leider sehr krank ist, sind sie sehr um ihn besorgt und kümmern sich um ihn, besuchen ihn häufig und rufen oft bei meinen Eltern an. Als es vor einiger Zeit so aussah, als wenn wir ihn verlieren würden, habe ich ganz intensiv gespürt,wie stark unsere Seelen miteinander verbunden sind, und daß es da gar nichts mehr gibt, was Negatives zwischen uns steht. Es fühlt sich an wie tiefer Frieden. Ich weiß, daß er geglaubt hat, alles so tun zu müssen und er war, trotz allem, ein liebevoller und fürsorgender Vater, der mir viel Sicherheit im Leben gegeben hat. Er kam halt ab dem Zeitpunkt der Pubertät und der eigenen Willensbildung seiner Töchtern nicht gut klar.
So, Schluß jetzt, sonst wird's ja doch noch ein Buch!
Alles Liebe für Euch!
angus
PS: Ach ja, meinen Freund von damals habe ich noch ein paar Jahre im Herzen getragen. Dann wurde mir bewußt, daß es nicht gut war für mich und meine Ehe und so habe ich ihn liebevoll (geistig) verabschiedet und wünsche, daß es ihm sehr, sehr gut geht.