Stockholms Blodbad

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Das Stockholmer Blutbad ist die Bezeichnung für die Hinrichtungen, die König Christian II. bei seinen Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm am 8. und 9. November 1520 durchführen ließ.
Schweden war seit 1397 Mitglied der Kalmarer Union, die von den dänischen Königen beherrscht wurde. Doch gab es in Schweden starke Unabhängigkeitsbestrebungen, was dazu führte, dass Könige abgesetzt wurden und Schweden zeitweise von Reichsverwesern regiert wurde. Als Christian II. 1513 seinem Vater auf dem Thron nachfolgte, hatte sich Schweden aus der Union gelöst und wurde von Reichsverweser Sten Sture dem Jüngeren regiert. Ab 1517 versuchte Christian II., Schweden wieder unter seine Kontrolle zu bringen, und 1520 besiegte er Sture in der Schlacht bei Bogesund, bei der der Reichsverweser so stark verwundet wurde, dass er kurz darauf starb. Daraufhin gaben die Anhänger Sten Stures auf, und Christian II. versprach ihnen volle Amnestie.
Es sollte ein Fest werden, wie es im Buche stand, mit feinen Speisen, Musikern, Gauklern und Wein. Denn es ging um nichts Geringeres als um Versöhnung nach einem Krieg, der auch ein Bürgerkrieg gewesen war. Der dänische König Christian II. (1481–1559) lud seine ehemaligen Gegner ein, seiner Krönung zum Erbkönig von Schweden im Stockholmer Schloss beizuwohnen. Bereits im Vorfeld war den Gästen versichert worden, dass die alten Händel „erledigte Sachen“ seien und es nur darum ging, „herrlich und wohl bewirtet“ zu werden.
Zum Krönungsfest Anfang November strömten Adlige und Geistliche aus dem ganzen Land nach Stockholm. Nur einer fehlte: Gustav Eriksson aus dem Hause Vasa. Er hatte guten Grund, dem Dänenkönig zu misstrauen und der Einladung nicht zu folgen. Schließlich hatte Christian II. ihn zwei Jahre zuvor heimtückisch entführen und nach Dänemark verschleppen lassen. Verkleidet als Ochsentreiber gelang dem jungen Gustav Eriksson jedoch die Flucht. Über Lübeck kehrte er im Mai 1520 nach Schweden zurück.
Am 4. November 1520 wurde Christian II. in Stockholm zum schwedischen König gekrönt. Der größte Teil des Stockholmer Bürgertums und des Reichsadels kam zu der als Versöhnungsfeierlichkeit deklarierten Zeremonie. Danach begann ein dreitägiges Fest.
Doch die ausgelassene Stimmung nahm am 7. November 1520, drei Tage nach der Krönung, ein jähes Ende. Als „sie am lustigsten waren“, schlossen Bewaffnete plötzlich die Türen des Schlosses. Zwar wurden noch Gäste eingelassen, verlassen durfte es aber niemand mehr. Stattdessen wurden Adlige, Kirchenfürsten und die Vertreter der Bürgerschaft in einen großen Saal getrieben. Dort begann „ein anderes Gastmahl“, wie es ein Chronist sarkastisch formulierte: das Stockholmer Blutbad. Erzbischof Trolle legte eine Anklageschrift vor, in der er die Verurteilung namentlich genannter Personen als Ketzer forderte. Am nächsten Tag wurde ein geistliches Gericht eingerichtet. Der folgende Prozess stützte sich auf ältere Dokumente, vor allem jenes Dokument, mit dem der Erzbischof 1517 abgesetzt worden war.
Noch am selben Tag wurden die Anhänger Sten Stures der Ketzerei für schuldig befunden. Die Hinrichtungen wurden am selben Tag mit der Enthauptung der Bischöfe von Skara und Strängnäs eingeleitet und erreichten am nächsten Tag ihren Höhepunkt.
„Hier haben wir das, was man sucht“, soll Erzbischof Trolle triumphierend ausgerufen haben. Die Liste der Angeklagten wurde immer länger. Denn als Anhänger des gebannten Sture traf der Vorwurf der Ketzerei auch sie, wie tags darauf eine Kommission von 14 Geistlichen befand. Damit aber erübrigte sich ein Urteil, denn überführte Ketzer waren hinzurichten. Mit feinsten Machiavellismus hatte Christian damit „sein Ziel – eine Art juristischer Legitimation – erreicht, und die Blutarbeit konnte beginnen“, schreibt Ekdahl.
Wie die ablief, hat der Profos (Vollstreckungsbeamte) Jürgen Homuth überliefert. Danach habe ihn der Bischof Vincentius von Skara gefragt, was es denn Neues gebe. „Gnädiger Herr, nicht viel Gutes, euer Gnaden werden mir verzeihen, ich muss Euer Gnaden das Haupt abschlagen.“ Es wurde mit vielen anderen in ein Fass geworfen. Nur der Kopf des Mattias von Strängnäs wurde zwischen den Beinen platziert. Bürger und Bedienstete fanden ihr Ende am Galgen.
Etwa 80 Anhänger der Sture-Partei wurden hingerichtet, darunter Erik Johansson und Joakim Brahe, Gustav Wasas Schwager. Der Leichnam des gefallenen Reichsverwesers wurde ausgegraben und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
Anschließend setzte Regen ein, der das Blut und den Schmutz vermischte, berichtete der Henker. Auch in den folgenden Tagen ging das Töten weiter, zumeist starben Bürger und Bedienstete, „denn der Galgen war oft voll und selten leer“, befand Olavus Petri.
Schließlich wurde auch Sten Stures Leichnam ausgegraben und mit den Körpern der Toten auf Södermalm verbrannt. Denn Ketzer durften nicht in geweihter Erde liegen. Christian hatte damit sein Ziel erreicht. Er war Erbkönig von Schweden, und die Opposition war vollständig vernichtet. Da er eine Schwester Kaiser Karls V. geheiratet hatte, boten sich ihm glänzende Aussichten.
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Quelle:
www. svd. se
www. elchkuss. de
www. welt. de
Literatur:
- Lars Ericson Wolke (2006). Stockholms blodbad. ISBN 9151843803
- Lars-Olof Larsson (2003). Kalmarunionens tid, zweite Auflage. ISBN 9151842173
-Lauritz Weibull (1949). Nordisk historia. Forskningar och undersökningar. Del III. Från Erik den helige till Karl XII. Stockholm: Natur och kultur. ISBN 9968047465


Cheerio,
A.R.
 
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