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liebe rita!


ich hab ihn eh schon öfter zitiert, den steve de shazer, urheber der "solution focussed short-time therapy", der ein seminar in graz mit den worten begann: "wenn menschen miteinander kommunizieren, ist es grundsätzlich nicht möglich, dass der eine etwas so versteht, wie es der andere gemeint hat. lasst uns auf konstruktive missverständnisse hoffen!" und andere konstruktivisten stellen, wie ich meine: zu recht, fest: "der empfänger bestimmt die botschaft".


unter diesen voraussetzungen meine ich, zumindest ein wenig dazugelernt zu haben - etwa, unklare geburtszeitangaben noch genauer zu recherchieren. etwa, meine vorlaute schnauze ein wenig zu zügeln und im auge zu behalten, dass das, was ich für eine lustvoll pointierte kontroverse halte, bei anderen tief ans eingemachte gehen kann. insofern meine ich, es ist nicht nur das schulterklopfen für die eigene sicht der wirklichkeiten... ich bin schon auch dankbar, wenn ich bewegt werde, wenn mein blick auf etwas gelenkt wird, was er vorher nicht so erfasst hat.


die unschärferelation ist eine faszinierende sache -

 

Quelle: http://theory.gsi.de/~vanhees/faq/physik/node8.html

das ist - in der klaren sprache der physik - das, was ich in der sprache als "vereinzelung durch begriffsbildung" bezeichne. je präziser ich einen begriff zu formulieren und zu definieren versuche, desto mehr wird das, was er bezeichnet, aus seinem (ganzheitlichen) zusammenhang isoliert, herauspräpariert. wenn ein begriff in der kommunikation so eindeutig wie möglich verwendet werden soll, dann muss ich ihn von allem befreien, was zum beispiel bei den "empfängern" der botschaft unterschiedliche assoziationen auslösen kann - um dasselbe zu verstehen, müssten auch dieselben assoziationen provoziert werden. damit wird der begriff selber aber zu einem kunstprodukt, das mit der reichhaltigen wirklichkeit, die dahintersteht, nicht mehr viel zu tun hat. das bemühen um eindeutigkeit nimmt dem begriff seine kraft, "aus dem vollen zu schöpfen", das bemühen, kraftvolle begriffe zu verwenden, geht zu lasten ihrer eindeutigkeit. das ist für mich unschärferelation in der sprache - und ein grundproblem einer jeden be-deutenden, interpretierenden arbeit.


ich kann dem auch eine sehr positive sicht abgewinnen: du und ich, wir reden "über das gleiche" ... und wenn wir für das offen sind, was wir, jeder in seiner sicht, zu sehen und zu sagen vermögen, dann können wir einander sehr bereichern. wenn wir es uns um die ohren hauen, dann bleiben nur die schmerzenden ohren...


dank dieser "unschärfe" wird die wirklichkeit in so vielen facetten wahrgenommen, wie es augen gibt, die sie betrachten. ich meine, das birgt ein wundervolles potenzial an möglichkeiten. das bild einer einzigen wahrheit erscheint mir im vergleich dazu dürftig... aber das ist nicht wissenschaft, das ist wohl "nur" romantik. eine philosophische kerze im fenster... :-)


alles liebe, jake


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