Selbst, Stigmatisierung, Selbststigmatisierung

@Gerlind
Ist ein Ding, nicht? Ich meine, daß man solche Sachen für so lange Zeit weiter mit sich schleppt.
Meist sind es erfahrene Kränkungen, die man empfunden hat, und die wirken in einem weiter.

In der Esoszene ist dafür der Begriff Glaubenssätze gebräuchlich. Sätze wie: "Ich bin nicht gut genug", "Ich werde abgelehnt" usw. Die haben sich früh im Innern eingegraben und lauern auf Reaktivierung, sobald eine aktuelle Situation in die Richtung geht - selbst wenn es gar keinen wirklichen Anlaß gibt, davon ausgehen zu müssen, daß man tatsächlich in der heutigen Situation abgelehnt wird. Dieses Phänomen ist inhaltlich das Gleiche wie in deinem Link in #1 die "Selbststigmatisierung", nicht?
 
Werbung:
Mein erste Stigmatisierungserfahrung ausserhalb des Mutterleibes war mein Geschlecht. Es wurde ein anderes erwartet.

War bei mir auch so. Meine Eltern hofften auf einen Jungen, hatten schon seinen Namen parat und freuten sich wie Bolle. Dann kam nur ein Mädchen, und noch dazu verlief die Geburt dramatisch mit ernster Gefahr für uns beide. (Mein Vater wurde vom Arzt gefragt, wen sie retten sollen, seine Frau oder das Kind. "Natürlich meine Frau, wir können es ja dann nochmal versuchen.") Aus weiteren Kindern wurde nichts, das wäre zu riskant für meine Mutter gewesen.

Einerseits find ich´s gut, daß sie mir (schon sehr früh) davon erzählt haben, weil mir das zum besseren Einordnen des Verhaltens meiner Eltern verholfen hat. Andererseits ist so ne Story eben doch auch dazu geneigt, sich in einem festzusetzen. Zum Glück bin ich mit einer Portion Aufsässigkeit in Richtung Gerechtigkeitsliebe grundausgestattet, so daß der Gedanke, ich wäre tatsächlich weniger wert als ein Mann, schlichtweg keine Chance hat.

Das Thema Ablehnung aber kann schonmal triggern, (was bei den meisten Menschen der Fall sein dürfte) und da sind Alltagsmomente und Konstellationen bishin sogar zum Geschehen im Forum eine gute Übung. Was das Triggern betrifft ist mein Eindruck, daß die dicksten Dinger sprich die richtig alten Verletzungen, grad dann gekitzelt werden, wenn die Zeit und das eigene Innere reift und dafür geeignet ist, sich damit (vllt sogar erstmalig) bewußter auseinanderzusetzen. Eine Chance zur Selbstbefreiung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:


Schreibe deine Antwort....
Zurück
Oben