Hi Esofrau!
(...) Das ist alles soweit grundsätzlich ja auch in Ordnung.
Sie teilt aus, und ich nehme an - alles! Und ich weiß mittlerweile, dass das ein "Grundproblem" von mir ist, habe vorhin damit "gearbeitet"
Das ist z.B. ein sehr interessanter Punkt... also allgemein das Thema "Grundproblem". Ich bin nicht sicher, ob es so ist, glaube es aber... Das eben jeder Mensch so etwas wie eine grundlegende Eigenschaft hat, die ihm Probleme macht, die zu Leid führt. Bzw. es muss keine Eigenschaft sein, es hat eher mit einer Angst zu tun, einem Mangel... woraus allerdings oft Eigenschaften entstehen. Wie z.B. die Eigenschaft mancher Menschen sich sehr für andere aufzuopfern. Da gibt es viele verschiedene Beispiele. Und ich für mich habe in wirklich jedem Problem das ich habe, gewisse "Strukturen" erkannt, gewissermaßen einen roten Faden, der alles verbindet und den Ursprung zeigt/zeigen kann. Und ich glaube, das in jeder Situation, mag sie auch noch so klein sein, wenn man sie richtig deutet, das Grundproblem zu finden ist. Und das ist dann am leichtesten zu finden, wenn Du diese Situation mit anderen Situationen vergleichst. Und: Sie müssen nicht ähnlich sein, können ganz anders aussehen. Aber wenn da irgendwo negative Gefühle sind, irgendeine Form von Leid, dann hat das sehr oft bei allen Situationen denselben Ursprung. Und was ich persönlich sehr interessant fand war, das es sehr sehr oft mit aneren Menschen zusammenhängt. Mittlerweile denke ich sogar zu wissen warum das so ist, weil andere Menschen so etwas wie ein Grundbedürfnis spiegeln... das "Aufheben der Trennung", Liebe. Aber für mich war das erstaunlich. Wie auch immer... das Thema Beziehungen ist wirklich überall zu finden.
Was mich an der Sache auf menschlicher Ebene immer noch stört, ist die Tatsache, dass ich tatsächlich unsere Zusammenkünfte und Gespräche als Spielchen empfinde in letzter Zeit. Ja, ich habe das Gefühl, dass sie sich unbewusst durch mich höher stellen kann, nämlich dann, wenn sie merkt, dass ich mich neben ihr klein fühle (das ist ja auch körperlich so

).
Mir ist schon klar dass das störend wirkt. Vor allem wenn es um Freundschaft geht, dann ist das irgendwie fehl am Platz. Aber ich glaube, das einzige was Du tun kannst, für Dich und auch sie, ist das Du es ihr nicht übel nimmst. Und das tust Du genau dann nicht, wenn sie erstens mit dieser Art in Dir nichts mehr berühren kann. Sie kann das nur, wenn Du auf irgendeine Weise tatsächlich glaubst, Du seist ihr unterlegen oder so etwas. Es kann auch deshalb sein, weil Du das Gefühl hast, das sie verletzen will... Aber es ist schon möglich darüber zu stehen. Und damit komme ich zu zweitens: Wenn Du wirklich verstehst, dass sie so etwas nicht aus einer Stärke heraus tut, auch nicht mit dem konkreten Wunsch Dich kleiner zu machen, sondern mit dem Wunsch irgendeinen Mangel in sich selbst zu beseitigen. Das ist für jede Handlung und bei allen immer der Grund. Die Frage ist nur, wie man einen Mangel beseitigen will, was wiederum sehr stark mit dem zusammenhängt was man glaubt und wie man ist, gewissen Eigenschaften der Persönlichkeit. Und die Persönlichkeit wächst, indem sie die Grenzen des Glaubens immer mehr ausweitet. Z.B. indem sie nicht mehr glaubt, sie sei nur wert geliebt zu werden wenn sie dieses oder jenes zu leisten im Stande ist... usw. Deshalb meinte ich auch mal, das es einerseits schon Sinn machen kann, wenn Du Deine Freundin verstehst, aber eher deshalb, weil es Dir dann leichter fällt "zu vergeben". Und genau dann wird das aufhören... es ist wirklich so. Das Wort "vergeben" ist etwas belastet, aber der Vorgang des Vergebens ist eine Form der Souveränität und Unverletzlichkeit.
Und das ist sehr interessant...
Denn die Fähigkeit zu vergeben, zeigt das man keinen Schutz mehr benötigt, bzw. man schützt sich nicht mehr weil man keinen Angriff mehr erwartet, und dadurch wird tatsächlich kein Angriff mehr stattfinden der einen berühren kann. Im Extrem gesehen wird sogar überhaupt keiner mehr stattfinden.
Der Wille zu vergeben, bevor man vollkommen dazu fähig ist, ist so etwas wie "der kleine Bruder" der vollkommenen Fähigkeit selbst. Denn man entwickelt den Willen erst, wenn man erkannt hat wie es sein kann, bzw. wie es in letzter Konsequenz ist. Und diese Erkenntnis ist der wichtigste Punkt. Sie gibt die Sicherheit, zu wissen was richtig ist. Der Rest findet dann von alleine statt. Um die Erkenntnis muss man sich bemühen, das vergeben selbst nicht. Es geht also letztlich immer darum, zu verstehen das man einem Irrtum unterliegt wenn man in irgendeiner Form urteilt. Man irrt sich sogar, wenn man leidet. Das hört sich seltsam an, ist aber wahr. Einfach weil die Gründe, warum man leidet, Überzeugungen sind die in letzter Konsequenz nicht der Wahrheit entsprechen.
Natürlich urteile ich und bewerte auch - das ist meins, das ist mir alles klar.
Das macht so gut wie jeder. Und man sollte nicht in die Falle laufen, und sich dafür verurteilen das man urteilt. Und diese Falle ist sehr beliebt

In dem Moment, wo man sich das Urteilen erlaubt, wird es zu einem urteilslosen Ausdruck einer Vorliebe. Ein Urteil und eine Vorliebe unterscheiden sich dadurch, das man von dem was man verurteilt irgendeine Form von Schaden oder Leid erwartet. Das ist der Irrtum. Man kann das Urteilen lassen, ohne das man deshalb gleich alles gut finden muss, oder nicht manches besser finden darf als etwas anderes. Das ist z.B. auch etwas, das viele mißverstehen.
Bloß die Gesprächssituation als solche ist unzufriedenstellend für mich. Ich kam heute so drauf, dass sie die Verantwortung für unsere Beziehung nicht übernimmt, denn das Thema Verantwortung ist ein Thema, das wir beide haben...
Wenn Verantwortung zum Problem wird, dann hat das sehr oft einen gewissen "Kontroll-Aspekt" aus einem Mangel an Vertrauen. Und der Mangel an Vertrauen ist in jedem Problem enthalten. Nur: Die Überzeugung, sie müsse etwas anders machen als sie tut, hat gewisse Gründe. Und die solltest Du kennen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch. Sie sind nicht absolut wahr, deshalb sind sie aber nicht falsch. Und da kannst Du ansetzen... Denn wenn Du ihnen das Absolute nimmst, machst Du daraus eine "Vorliebe". Das bedeutet, das Du unter dem was ist nicht mehr leiden würdest, und genau das führt dann paradoxerweise zum Verschwinden dessen was Dich stört.
In letzter Zeit ist das anders geworden. Und sie sagte mir auch heute, dass sie immer dann, wenn sie das Gefühl hat, dass ich etwas nicht verstehen könnte, sie pampig wird, weil sie nicht weiß, wie sie mir das erklären kann, dass ich es auch so verstehe, wie sie das gerne möchte, dass ich es verstehe...
Ich denke, es ist vieles eine Frage der Aufrichtigkeit. In dem Moment wo Du das Gefühl hast, das sie Dir gegenüber und sich selbst gegenüber wirklich aufrichtig ist, kannst Du sehr viel annehmen, was Du so nicht akzeptieren kannst. Frag Dich mal, ob das ein Punkt ist... Fehlende Aufrichtigkeit.
Und da muss ich sagen, das finde ich schon einseitig und auch unfair - ich würde gerne selbst entscheiden wollen, ob ich was verstehe und wie ich es verstehe... Es ist nicht nur der Gesprächsinhalt, sondern auch die Art und Weise, wie das abläuft, also der Tonfall.
Weil in mich gehen und so, alles schön und gut, aber das Gespräch ist in dem Moment tot. Ja, es fließt nicht mehr, wie früher, als wir uns gegenseitig die Spiegel vorgehalten haben...

Sie ist der Meinung, sie habe im Moment nichts zu lösen und deshalb auch keine Spiegel in mir zu erkennen... Was wiederum spiegelt MIR das? Hm...
Etwas Grundlegendes ist immer ein Aspekt der Trennung. Und das findet da statt. Sie isoliert Dich in gewisser Weise. Der Wunsch das es anders ist, erzeugt Konflikt und das negative Gefühl. Die Gründe, warum Du glaubst das es anders sein sollte, sind wichtig. Denn das sind auch die Gründe, warum Du die gesamte Situation außerhalb Deiner "Macht" siehst.
Kennst Du "The Work" von Byron Katie? Das ist eine Methode zur Klärung und funktioniert v.a. bei Beziehungen. Das könnte Dir vielleicht weiterhelfen. Google einfach mal, es gibt darüber jede Menge im Internet.
Helfen nicht, aber ich könnte ihr den Teil zurückgeben, der ihr gehört - denn sie behauptet ja, sie habe keinen Anteil daran... oder?
In gewisser Weise unterliegst Du da einem Irrtum. Einfach weil sie sowieso schon mit dem kämpft was Ihres ist. Das die Situation so ist wie sie ist, ist ja nicht zuletzt ein Ausdruck dieses Ungleichgewichts, das in Euch beiden besteht. Aus Deiner Perspektive ist es alles Deins, aus ihrer ist alles Ihrs. Der Punkt ist: Wenn man etwas zu seinem eigenen macht, nicht mehr darüber nachdenkt wie der andere "sein sollte", in dem Moment wird Trennung aufgehoben, man kommt sich näher. Für viele erscheint das paradox zu sein, weil sie die gedankliche Beschäftigung mit dem anderen als nicht-trennend betrachten. In Wirklichkeit ist es aber eine gedankliche Beschäftigung mit eigenen Überzeugungen, und die wirkt trennend. Das ist bei jedem Streit der Fall. 2 Menschen streiten miteinander, in Wirklichkeit sind beide mit ihren eigenen Überzeugungen beschäftigt und getrennt. In dem Moment, wo einer von beiden wirklich bewusst wird, das er wie ein Roboter funktioniert, "zu sich kommt" sozusagen... in dem Moment wird die Trennung aufgehoben. Das liegt daran, das man in jedem Moment "gibt" oder "nimmt". Und beides ist absolut. Du kannst nicht anderen geben ohne Dir selbst zu geben (also im selben Moment, und der kann kurz sein, es pendelt hin und her) und Du kannst nicht jemandem nehmen ohne Dir selbst zu nehmen. Und beides auch umgekehrt. In dem Moment wo Du Dir selbst also gewissermaßen die Erkenntnis "gibst", bzw. sie Dir "erlaubst", nimmt das Einfluss auf alles. Und das tust Du, wenn Du Deine automatischen Reaktionen erkennst.
VG,
C.