Ich selbst halte mich auch für empathisch und glaube immer ganz, ganz viel in anderen Menschen zu sehen, besonders in ihren Augen. Da ich eine schwere Kindheit mit einer sehr launischen Mutter hatte, bin ich zu einem sehr guten Beobachter geworden, was feine Stimmungs-Nouancen angeht. Unter diesem Aspekt pflichte ich Schwarzerle bei, das Empathie auch etwas mit einem persönlichen Mangel zu tun hat, jedenfalls bei mir.
Trotzdem sehe ich es auch als Gabe, denn aus meinem Leid erwächst manchmal großer Nutzen für andere Menschen. Dadurch kann dann wiederum ich meiner Kindheit, so schmerzhaft sie auch war, etwas Positives und zutiefst Sinnvolles abgewinnen. Wenn mein Leid dazu führt, dass es anderen Menschen besser geht, während wieder andere Menschen andere Begabungen haben, mit denen sie *mir* dienen können, dann haben alle einen Nutzen davon und keiner muss sich beklagen, er/sie komme zu kurz oder sei vom Schicksal benachteiligt.
Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass es leicht ist, sich hineinziehen zu lassen in das, was man da empathisch wahrzunehmen glaubt. Mangelnde Abgrenzung, wie Schwarzerle geschrieben hat, und teilweise auch magisches Denken, was alles Symptome einer psychischen Störung sein können. Es ist also unbedingt notwendig, dass man sich stets bewusst bleibt, dass man eben *nicht* 100% genau sagen kann, ob die eigenen Beobachtungen richtig sind. Meine Trefferquote ist sehr hoch, ich würde sagen 90%. Aber dann gibt es auch noch die 10%, bei denen ich voll auf dem Holzweg bin und total danebenliege mit meinen Beobachtungen. Und man kann ja nicht jeden fragen, ob man recht hat mit seinen Vermutungen, besonders wenn man sich nicht so gut kennt. Von daher bleibt immer ein großer Unsicherheitsfaktor.
Man sollte sich also stets bewusst sein, dass es sich bei den Persönlichkeitsanalysen, die man über andere Menschen anstellt, nicht um Tatsachen, sondern nur um Vermutungen handelt. Das ist wichtig für die eigene psychische Gesundheit.
Das ist glaub ich das gleiche, was Du auch sagen wolltest, nur mit anderen Worten, Schwarzerle!?