Sägespäne

Serenade

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18. März 2007
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Blutroter Himmel und darüber zartrosa Wolken. Sie kreisen am Himmel - die Wolken. Immer größere Bahnen wie Planeten es gewöhnlich tun. Vielleicht sind es Planeten in Wolkenform. Der Boden ist weich – wolkenweich. Also befinde ich mich auch auf einem Wolkenplaneten.

Sieht man aus einem Flugzeug, das über den Wolken fliegt, erscheinen einem die Wolken, als könnte man hinaus springen und in ihnen wie ein kleines Kind herumtollen. Wolkenweich – welch zauberhaftes Wort.

Das hier ist kein Flugzeug und es sind auch keine Wolken. Das dort oben vielleicht, denn was sollte sonst über das Himmelszelt wandern? Rotierend wandern. In Kreisen, die sich manchmal zu Ellipsen dehnen und sich demnach nicht mehr kreis- sondern ellipsenförmig weiter bewegen.

Wo bin ich? Blutrot und wolkenweich. Einst geborgen und jetzt geboren. Der Geburtskanal. Vielleicht kann ich mir jetzt noch aussuchen, als was und wo ich geboren werde? Da sind so viele Möglichkeiten. Am besten alles auf einmal. Alles in Einem. Göttlich oder gleich Gott? Gottgleich wäre nicht so vermessen, wenn es denn einen gibt.

Ich habe noch keinen Gott gesehen. Aber viele Welten gefühlt und gelebt. Alte Seele – altes Leid. Ist es denn wahr, dass jede Wiedergeburt Leid hervorbringt? Ist es so wichtig, sich aus dem Rad der Zeit, aus dem Rad des Lebens zu verabschieden, indem man nichts mehr begehrt, nicht mal sich selbst?

Lebe! Lebe einfach, der Rest ergibt sich von selbst. Das ist so einfach gesagt für einen Kopf, in dem ein Gehirn existiert, das immerzu denkt und denken will. Es will über sich selbst hinaus denken und stößt jedes mal an Grenzen, die es nicht gibt. Den Salto der Unmöglichkeit. Oder so ähnlich. Da gibt es nicht nur das eine Leben. Da existieren noch andere, geheime, die man nicht jedem verrät. Ich verrate gar nichts und doch bin ich wie ein offenes Buch, in dem jeder lesen kann. Wozu Geheimnisse? Glaubt einem eh keiner. Egal, was man sagt oder denkt. Alles nur für mich. Meine Welt. Meine ganz geheime heimelige Welt. Geht niemand was an. Interessiert auch keinen.

Und der Himmel färbt sich in zartes Blau. Himmelblau. Jetzt ist es so wie es sein sollte. Und dabei fragt das Gehirn: „Wie soll es denn sein?“


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Es ist bald so weit. Jede Welt steht mir offen. Jede Gestalt, jedes Gehirn. Ich suche mir die Hände der Menschen aus. Ein Werkzeug ohne gleichen. Vielleicht die Füße eines Frosches. Er kann weit springen. Aber nicht weiter als ein Floh. Flohbeine und Menschenhände. Man will ja schön sein. Aber was ist schon schön wenn der Geist nicht mitmacht? Welches Wesen hat den schönsten Geist? Welches Wesen ist am liebevollsten? Welches Wesen kann am leichtesten verzeihen oder muss gar nicht verzeihen,weil es für es nichts zu verzeihen gibt? Es wäre eine Zumutung ER zu sein! Oder SIE? Oder ES?

Ganz sicher ist es wieder eine Schrift über IHN, wenn nicht VON IHM. Mein Geist ist leer. Er ist entschwunden und gleichzeitig immerdar. Aber eben sagt er mir, dass er auch ganz schön wütend werden kann.

Mir ist schon lange bewusst, dass Wut einiges auslösen kann. Nicht Gewalt. Nichts Äußeres. Das Innere ist gefragt. Obwohl es nicht wirklich etwas Inneres gibt, da ja alles von innen nach außen projiziert wird. Das Außen ist das Innen. Dennoch lass ich die Wut nur an mir aus. Oder vielmehr an das, was meinen Fluss stört. Wut kann Angst durchaus besiegen. Ich habe es oft genug selbst erlebt, wenn Panik aufstieg und ich am liebsten flüchten wollte. Flucht vor dem Leben. Der Tod tut ja nicht weh. Das Klammern an die Wut und der Schrei in mir: „Reiß dich zusammen!“ Das Gehirn durch Wut besiegen und überlisten. Das Gehirn unser schlimmster Feind.

Ich entscheide mich für kein Gehirn. Am besten entscheide ich mich für gar nichts. Körperlos. Aber greifbar und gleichzeitig wesenlos. Loslassen. Alles. An den Ort zurück kommen, woher ich gekommen bin. Und ihn wie zum ersten Mal sehen.

Genau das ist es. Wir brauchen keine Körper um alles zu sein. Um alles und gleichzeitig nichts zu sein. Wer sagt, dass sich Dualität nicht überwinden lässt? Ohne Gehirn geht alles. Das ist doch der Beweis. Wofür? Die Welt lässt sich nicht beweisen. Sie ist nur ein Abbild. Wovon? Von unseren kranken Gehirnen, die endlich entsorgt werden sollten.


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Schwarz ist schwarz und weiß ist weiß. Grau. Graue Mäuse. Unsichtbar sein. Nie auffallen. Gosche halten, was so viel bedeutet wie Mund halten. Erst reden, wenn es gestattet ist. Wenn die Großen reden, haben die Kleinen nichts zu sagen. Aber zuerst lernen sie den Kindern eine Sprache und wenn sie schließlich reden können, dürfen sie nicht. Welche Logik!

Wenn ich sage, das ist schwarz und du sagst, stimmt nicht, weil es weiß ist, was tun wir dann? Meine Meinung ist wichtig. Ich will sie durchsetzen, weil ich sie bin. Ich bin meine Meinung. Viel mehr haben wir ja nicht. Die Natur hat uns schon lange verlassen. Jetzt leben wir in einer selbst konstruierten Konstruktion.

Ist es denn schon so weit? Das Licht der Welt erblickt? Noch lange nicht, denn ich weigere mich standhaft, diesen Geburtskanal zu durchschreiten, solange ich nicht weiß, was Sache ist. Noch stehe ich hinter der Sonne, direkt vor ihrer Dunkelheit. Früher kannte man die dunkle Sonne. Allzu lange ist es her. Damals lebten wir in Höhlen. Im dunklen Bauch von Mutter Erde. Göttin Gaia. Wie vertraut es manchmal klingt. Als wäre ich da gewesen und hätte den Tanz der Göttin gesehen.

Um das heilige Feuer vor der heiligen Höhle wurde getanzt. Getanzt, bis in die anderen Welten hinein und wieder hinaus. Wir blickten ins Jenseits und weit darüber hinaus. Die Toten waren damals nicht tot. Sie winkten aus den anderen Welten herüber und gaben uns Tipps zum Überleben. Die Ahnen. Sie sprachen zu uns über Mutter Natur.

Damals geschahen noch Wunder. Wir alle konnten sie sehen. Göttin Gaia nahm Platz in einem von uns. Die kleine Frau tanzte um das Feuer. Plötzlich ein Schrei aus tiefster Kehle. Die kleine Frau erstarrte. Plötzlich wuchs sie. Es war nicht nur ihr Schatten, als es auf einmal dunkler wurde. Sie selbst wuchs über sich selbst hinaus und sprach mit dunkler, warmer Stimme zu uns. Mutter Erde und wir waren eins. In einer selbst konstruierten Welt kann es keine Einheit geben.

Riechst du die Erde? Erdiger Geruch. Es gibt ihn schon lange nicht mehr. Heute riecht alles anders. Es schmeckt alles anders. Selbst konstruierte Nahrung. Leben wir noch?

Die Götter und Göttinnen haben uns längst verlassen. Wunder gibt es schon lange keine mehr. Es wird alles erklärt und geklärt. Was es nicht geben kann, gibt es nicht. So einfach ist das. Und das Gehirn, das ich nicht haben will, lacht.


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Es gibt da noch diese Erwartungshaltung. Man soll sich nichts erwarten. Niemals. Und der Spruch: Willst du Gott zum Lachen bringen, mach Pläne. Alles Unsinn? Man muss sich mit den wahren Kräften verbünden. Der Bund zwischen Gott und Mensch ist längst gebrochen, auch wenn es noch vereinzelt Menschen gibt, die von einem Himmel zum anderen wandern. Sie sind zu wenig. Es ist vorbei. Wir brauchen etwas Neues. Etwas, das uns sagt, dass wir ja doch wer sind und nicht nur ein winziges Teilchen eines Ganzen. Wir arbeiten gerne für das Ganze, wenn es denn Sinn macht. Und schon sind wir beim nächsten Thema: Sinn machen. Ein ähnliches Phänomen wie die Erwartungshaltung.

Wir? Ja, klar, auf der Erde war bis jetzt der Mensch die Spitze der Evolution. Er war der Bestimmer. Der Ansager. Das sagt aber noch nichts aus. Der Geburtskanal ist teilweise noch gesperrt. Wie Reparaturarbeiten auf der Autobahn und das ständige Zuspätkommen. Man weiß nicht, zu welcher Zeit man geboren wird. Noch nicht, auch wenn es heißt, wir können uns alles aussuchen. Das ist nur teilweise wahr. Gewisse Wünsche werden immer berücksichtigt. Erst wenn du wunschlos glücklich bist, hast du es geschafft. Weder Gold noch Freude. Materie und Geist unterschiedslos. Das ist die wahre Erwartungshaltung. Man soll sich nichts erwarten und alles und nichts macht Sinn.

Die Sinnsuche. Der Sinn des Lebens. Ganz dunkel leuchtet es auf. Der grüne Drache färbt sich bereits schwarz. Er ist der einzige, auf dem ich fliegen möchte. Und er lebt. Ewig. Er kennt keine Zeit. Den Raum braucht er zum fliegen. Und den hat er.

Kann es sein, dass alle unsere Körperteile eine Funktion des Denkens haben? Nun, nicht direkt denken, aber so, dass jedes Teilchen irgendwie ein Ich darstellt. Vielleicht erscheint es mir deshalb so, dass so viele Ichs in mir sind. Sie sind nicht in mir. Sie sind Ich. Das große Ich ist der gesamte Körper. Alle anderen Körperteile, samt Innereien, sind kleine Ichs, die das große Ich ausmachen. Auch wenn das Quatsch ist, es gibt sie, diese vielen Ichs. Zumindest sind es Gedanken, die sich ständig widersprechen. Einer sagt ja, der andere nein, wieder einer meint, es könnte ja sein und noch einer ist strikt dagegen. So geht das endlos weiter, bis das große Ich endlich beschließt, nichts zu wissen. Das ergibt keinen gemeinsamen Nenner.

Wir mögen unser Gehirn, sagt ein Ich. Wahrscheinlich ist es eh das Gehirn-ich selbst. Es ist so wunderbar logisch und ganz ohne Firlefanz. Nieder mit diesen Annahmen, diesem Pseudowissen. Hast ja keine Beweise. Selbst erlebt hast es auch nie. Du kannst es dir also nur vorstellen. Und genau das sagt nichts aus. Also vergiss den ganzen Scheiß und stell dich auf die Seite der beweisbaren Wissenschaften.

Auch wenn das wieder das gängige Gelaber zwischen Gehirn und Herz ist, sagen wir mal, das Herz-ich meldet sich dagegen und meint, dass es da etwas sehr Subtiles gibt, das immer öfter durchdringt, aber durch die Herrschaft des Gehirn-ichs gehemmt wird. Da ist etwas, das sich nicht greifen lässt, solange nicht losgelassen wird. Sich von allem lösen. Leer werden. Auch von dem zweiten Leben, das zum Buch geworden ist. Das war das Subtile. Die Verbindung nach oben oder unten, was ja keinen Unterschied macht. Die Welten unten sind nicht böse und die Welten oben sind nicht gut. Sie sind einfach nur anders. Aber all das zählt nicht mehr. Hinter sich lassen oder auch vor sich, denn die Zukunft ist noch immer unsichtbar, nicht wahrnehmbar. Noch nicht! Auch die Zeit ist ein großes Ganzes. Erkenne! Man muss nicht wirklich etwas aufgeben, denn selbst der große Mahatma sagte einst, man muss nur den Besitzer aufgeben. Dann ist alles lösbar und wird mehr und mehr zu einer wirklichen Welt. Zu einer Welt, in die man gerne hinein geboren wird.


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Die vielen Ichs des Körpers sind greifbar und gleichzeitig wesenlos. Das darf nie wieder vergessen werden. Die Evolution schritt langsam voran, aber noch immer schnell genug, wenn man bedenkt, dass der Mensch fünf Minuten vor zwölf in Erscheinung getreten ist. In Erscheinung! Bloß bildhaft!Und doch spielte er sich stark und fest auf und machte die Erde, wie sich selbst, fünf Minuten vor zwölf. Ausrotten war angesagt. Ausrotten und alles vergiften.

Es war stets die Frage da, ob es wohl ähnlich intelligente Wesen im schier endlosen Universum gibt. Wenn, dann waren sie ihrer Zeit voraus und haben sich schon lange selbst ausgelöscht. Die Ursache? Vielleicht doch das Gehirn und seine hoch gepriesene Intelligenz, die man doch ganz anders nützen hätte können. Also nichts gegen Intelligenz und Logik. Phantasie? Sie stößt genauso an ihre Grenzen wie Logik. Also keine Unterschiede.

Andererseits nehmen wir alles viel zu ernst. Viel zu wichtig. Die Spezies Mensch ist nicht wichtiger als die Spezies irgendeines Tieres oder irgendeiner Pflanze. Über die Elemente steht die Spezies Mensch schon gar nicht. Erde, Wasser, Feuer und Luft brachte sie ja doch nie unter Kontrolle und genauso erging es ihr mit Tieren und Pflanzen. Es schien nur so, als hätte sie, die Spezies Mensch, die Oberhand. In Wirklichkeit waren es die Mäuse. Scherz à la Douglas Adams? Es könnte doch sein, denn so genau wissen wir es noch immer nicht.

Das Licht am Ende des Tunnels blendet. Ich wende mich dem anderen Ende zu, das ein Anfang sein soll. Es wird sich nicht viel verändern. Vielleicht nur die Bilder, die diesmal nicht so starr verharren und sich dennoch nicht verändern. A ist gleich B, wenn man das Papier zusammenfaltet, um ein so genannten Wurmloch im Universum darzustellen. Auch wenn A anders aussieht als B ist A gleich B. Unterschiedslos. Alles Bilder des Einen. Der Beamer der Welten. Alle Augen auf den Beamer! Alle Augen auf sich selbst. Das Auge sieht alles. Nur nicht sich selbst. Vielleicht wäre das mal ein Anfang. Ein großes A, das sich in Richtung B bewegt. Auf geht’s!


Ameisen und Bienen haben es längst heraus. Der, die, das Einzelne zählt nie. Was uns stark macht ist die Gemeinschaft. Man sieht es auch an den Herdentieren. Und doch kann keiner mit dem anderen so wirklich. Streit ist stets vorprogrammiert. Hierarchien. Um die geht es vorwiegend. Jeder will an die Spitze. Einzelgänger haben es schwer. Individualität ist ebenso gefragt. Es wäre möglich, beides in Einklang zu bringen. Dur und Moll in einem Klang. Aus schwarz und weiß wird nicht grau. Das wäre zu üblich. Gestreift oder kariert wäre eine Option. Schwarze Punkte auf weißem Untergrund. Umgekehrt ginge natürlich auch. Punkte sind in Wirklichkeit Kreise. Der Kreislauf des Lebens.

Der Sinn des Lebens ist die Zusammenlegung von allem. Große Speicherplätze sind gefragt. Den meisten genügt die „Akasha-Chronik“. Das Gedächtnis des Universums. Also hat das Universum auch ein Gehirn, in dem alles gespeichert wird. Von Anfang bis zum Ende. Von A bis B. Es muss doch den kürzesten Weg geben, um all den Qualen auszuweichen.

Es spielt keine Rolle, in welche Richtung ich mich wende. Das Licht am Ende des Tunnels oder die Dunkelheit am Ende des Tunnels. Meist ist mir die Dunkelheit lieber. Sie ist sanft zu den Augen. Man muss aber auch alles berücksichtigen. Da hat sich die Evolution leichter getan. Und wieder die Worte: Wir sind zu klein, Herz. Wir sind nicht die Spitze von allem. Auch wenn wir ein Gehirn haben und Augen, die geblendet werden können. Es muss so sein. Augen brauchen Licht, aber niemals zu viel davon. Augen müssen sehen können, aber niemals zu viel vom Leben. Das Leben kann grausam sein. Aber auch das macht Sinn. Und wenn geht, ein wenig kürzer, bitte, und ein wenig weniger.


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Das kleinste, das allerkleinste Teilchen wird gesucht. Gespalten bis ins allerletzte. Haarspalterei. Und völlig fehl am Platz. Beziehungsweise am falschen Platz gesucht. Es ist der Geist. Der Geist als allerkleinstes und gleichzeitig als allergrößtes. Der Geist bildet sich wortwörtlich. Sendet Bilder aus sich selbst. Sendet das Universum mit allem drum und dran. Mit allem, was da keucht und fleucht. Der Geist, das Greifbare und Wesenlose. Das, was einst sein wird. Das Werdende, an dem wir arbeiten. Tagtäglich, wie stündlich. An dem wir arbeiten sollten. Sollten! Den Geist, der die Vollkommenheit selbst ist, bildlich darstellen, so wie er ist: vollkommen. Das ist der Sinn des Lebens. Die Gemeinschaft, wie auch die Individualität in einem.

Es gibt keine zwei Welten. Sagte Kim schon immer. Er wurde nicht wirklich verstanden. Kim kannte bereits die Vollkommenheit. Den klaren, reinen Geist. Das Reine. Das Unverwundbare. Das Greifbare. Das Wesenlose. Er existierte bereits in ihm. Er war schon damals ER, SIE, ES – Arima, der König der Vollkommenheit. Aber bitte keine Bevorzugung. Wir stehen alle auf ein und derselben Stufe. Keiner weiter vorne. Keiner weiter oben. Und schon gar nicht hinten oder unten.

Hier drinnen in der Schwebe schwimmend sind die Träume noch hoffnungsvoll. Erst wenn die Fruchtblase platzt, platzen auch sie wie Seifenblasen. Wir glauben noch nicht so recht daran und halten uns zurück. Kraft sammeln. Um das zustanden zu bringen, was wir erträumen. Träume sollen nicht länger Träume bleiben. Mit den Märchen halten wir es genauso. Auch sie sollen Wirklichkeit werden, um niemals wieder sagen zu müssen: Es hätte so schön sein können, wenn...

Es gibt ein Buch von Ariel Dorfman, in dem sich die Föten ebenso wehren, geboren zu werden, bis endlich Ordnung auf der Welt herrscht. Nicht direkt Ordnung, eher so, dass endlich mal Gerechtigkeit herrscht in den Landen Südamerikas. Oder zumindest in dem einen Land Südamerikas, in dem Korruption an erster Stelle steht. Der Mensch ist nun mal so. Dann weg mit ihm. Wir brauchen ihn nicht. Natürlich ist das schlecht für die Föten, die im Mutterleib sterben, wenn die Hoffnung zuletzt stirbt. Uns wird das nicht passieren. Wir müssen nicht unbedingt zum Menschen werden. Schon gar nicht wesenhaft. Wir sind bald so weit und machen Träume und Märchen zur Wirklichkeit. Der Geist wird sich offenbaren. So wie er ist. Rein und unverwundbar. Greifbar und wesenlos.


Der Weg in die andere Richtung. Schwimmend. Kriechend. Wie ein Wurm in der Erde. Ein Fisch im Wasser. Es ist eine Lüge, dass alles Leben aus dem Wasser kommt. Alles Leben kommt vom Geist, von der reinen und unverwundbaren Quelle. Sie ist Ursprung und wahres Sein. Und wir? Das befruchtete Ei, das sich im Mutterleib entwickelt. Wie wird es sich entwickeln? Wie wurde es befruchtet und von wem?

Schwimmend und kriechend zurück in die Dunkelheit. Dorthin wo alles begann. Begann es? Wie und von wem? Aber wir müssen zurück zum Ausgangspunkt, auch wenn nie ein Fluss zurück zu seiner Quelle fließt. Wir fließen zurück, um zu erkennen. Um endlich zu wissen. Um endlich den drei Fragen zu trotzen: Woher komme ich? Wer oder was bin ich? Wohin gehe ich?

Ich komme vom Geist. Ich bin Geist. Ich gehe zum Geist. Ganz so klar ist es nicht. Ich bin ein Abbild des Geistes. Ein winziges Abbild der Quelle, das sie irgendwann einmal ablegt. Es kommt nicht auf die Zeitspanne an, wie lange all die Abbilder existieren. Auch wenn manche tausende von Jahren leben, sterben sie wie jene, die nur wenige Jahre leben. Der Tod macht alle und alles gleich. Der Tod reißt uns die Masken vom Gesicht. Damit endet das Spiel „schlechter oder besser“. Der Tod löst die Dualität auf. Das wäre schon ein Anfang, wenn wir uns dies nur merken würden, denn der Tod löscht alles aus. Sind ja nicht wichtig unsere Gedanken und Erlebnisse. Als ob wir etwas Besonderes wären! Sind wir nicht. Nicht mehr. Wir haben uns ergeben. Und doch blüht da dieses kleine Blümchen genannt Hoffnung.

Wir Föten kommunizieren miteinander. Es gibt da eine geheime Verbindung, welche jene, die bereits geboren wurden, nicht erkennen können. Ariel Dorfman hat das auch erkannt. Auf eine andere Art. Ihm ging es ums Außen, um die Politik und die menschliche Gerechtigkeit. Mir und den anderen Föten geht es nicht mehr ums Menschliche. Uns geht es um den Geist und sein wahres Abbild. Um die Vollkommenheit und die wahre Schönheit. Egal, ob ich mir menschliche Hände und Flohbeine und Adlerkopf wachsen lasse. Ich werde wesenlos sein. Und doch greifbar. Sein und Nichtsein in einem. Wir werden uns erkennen, ohne je zu wissen, dass es so was wie Erkenntnis gibt. Brauchen wir nicht mehr. Wir werden wissen ohne zu wissen. Alles in uns. Alles unser. Vater und Mutter unser brauchen wir nicht mehr. Geburt war früher. Tod auch. Wir haben den Tod besiegt und warten darauf, dass er sich das auch eingesteht. Er, der Tod, das Männliche und Starke, das das Weibliche und Schwache, die Geburt, nie wieder besiegen wird. Zuallererst arbeiten wir darauf hin. Das hat ER, SIE, ES uns versprochen.

Noch ist Zeit. Zeit und Raum. Und jene Hoffnung, die das kleine Blümchen zum welken bringt. Liebe wurde stets überbewertet. Sie galt nur für uns selbst und verwandelte sich immer wieder in Selbstmitleid und Eigendünkel. Was aber noch stärker ist als Hoffnung ist Glaube. Der Glaube macht uns zu dem, was wir sind. Wenn wir nicht mehr glauben, sind wir auch nicht mehr. Schwimmend und kriechend suchen wir den Glauben, der uns alle überschwemmen soll. Der Glaube an uns selbst. Es kommt darauf an, womit wir uns selbst identifizieren: Abbild oder Geist?

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Wir sind die neuen Schöpfer. Wir waren die alten Schöpfer, die alles vermasselt haben. Wir dürfen den anderen keine Schuld geben. Schuld ist immer bei einem selbst zu finden. Wenn man sie findet, wegwerfen. Verwerfen. Es war keine Schuld. Es war Lernen. Wir haben gelernt, uns zu entfalten. Unseren Geist ins Außen projizieren. Wir haben unsere eigene Projektion er- und gelebt, dies aber nie erkannt. Erst jetzt geht uns ein Licht auf. Das Licht am Ende des Tunnels ist es nicht. Es ist das Licht in uns, das mehr und mehr nach außen dringt, obwohl es kein Außen gibt. Kein Innen. Kein Außen. Nur Sein. Das glückliche Sein, denn das Universum ist dazu da, um glücklich zu sein. Glückselig. Glückliche Seelen gab es schon lange nicht mehr. Jetzt lachen alle Föten, als hätte ich einen Witz gemacht. Wir sind Seelen. Wir sind Geist. Kein Wunder, wenn sie lachen.

Aber jetzt mal im Ernst: gibt es einen Ausweg? Sollen wir es wagen?

Die anderen Föten schweigen. Wir sind unschlüssig. Wir wissen nicht, ob wir schon so weit sind. Die anderen Föten wollen wissen, was ER, SIE, ES prophezeit hat. Immerhin ist ER, SIE, ES Wegbereiter. War es von Anfang an. Neue Denkweise: Es gibt und gab nie einen Anfang. Es war immer alles da. Da. Im Da. Weniger als nichts, wie mal ein Philosoph sein Buch nannte. Das Da ist weniger als nichts. Kleiner als der kleinste Teil einer Sekunde. Zeit und Raum lösen sich auf und zeigen uns endlich, was Sache ist. Wir haben stets alles missverstanden. Sogar uns selbst.

Die Prophezeiung lautet: Wir besiegten den Tod und sind frei.

Zumindest so ähnlich. Man vergisst ja in der Vorbereitungszeit alles, was man sich vorgenommen hat zu durchdenken. Dieses kleine Etwas, das die alten Inder einst „Atman“ genannt haben, hat sich nie beirren lassen. Es nahm den Dreck, den wir mit hinüber nehmen wollten, nicht auf. Es war zu wenig Wahrheit dabei. Nur die Wahrheit wird mit hinüber genommen. Das kleine Etwas wusste, wie sehr wir uns selbst belügen. Diesmal müssen wir ehrlicher zu uns selbst sein. Und offen. Offen für alles und zu allem. Offenheit ist der erste Weg zur Gemeinschaft und gleichzeitig zur Individualität.



Was ist ein Leben wert, in dem alles verloren geht? Ein Leben, in dem es nichts zu besitzen gibt? Ein Leben, in dem einem viele male das Herz gebrochen wird? Und schließlich verlieren wir uns selbst. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem dann, wenn wir unsere Liebsten nicht mehr erkennen. Nicht mehr erkennen und nicht mehr lieben.

All das wussten wir. Dennoch tappten wir in diese schreckliche Falle. Wir glaubten, alles, was wir lieben, können wir besitzen. Wir liebten nicht. Wir besaßen. Wahre Liebe ist Freiheit. Menschliche Liebe nur ein Wort. Und doch gab es Geschichten über Ehre, Moral und Ehrlichkeit. Tapfer überließ er dem Kontrahenten seine große Liebe. Aus Liebe zu ihr, weil er erkannte, dass sie nicht ihn, sondern den Anderen liebt. Aus Liebe zu ihr, weil er nur eines im Sinn hatte, nämlich dass sie glücklich ist. Und erst die Geschichte über eine Frau, die ihre große Liebe niemals aufgab, nicht einmal dann, als er verheiratet und glücklich in einem Haus mit Garten lebte. Selbst dann schlich sie täglich und manchmal auch nachts um das Haus, um zu sehen, ob er glücklich ist. Schließlich starb seine Frau. Es brach ihm das Herz. Aber sie war da. Sie kam täglich zum Haus und fragte, ob er etwas braucht. Ihre Liebe wurde nie erwidert. Oft wurde sie von ihm schimpfend verjagt. Aber sie war da. Im Notfall. Falls er sie doch einmal braucht. Braucht! Sie erkannte das menschliche Herz. Sie war offen. Er war nur ehrlich. Es gibt einen Unterschied zwischen Offenheit und Ehrlichkeit. Offenheit ist niemals verletzend. Ehrlichkeit ist meistens verletzend.

Wir sind noch lange nicht so weit. Ich weiß nicht, ob meine Gedanken meine oder die eines der anderen Föten sind. Manchmal schreien alle durcheinander. Wortfetzen, obwohl es keine Worte sind. Wir haben uns alle noch nicht entschieden, in welche Welt wir hinein geboren werden. Mir ist auf jeden Fall die Menschenwelt zu suspekt. Andererseits ist sie die einzige, an die ich mich erinnere. Teilweise erinnere. Schmerzhaft erinnere.

Es tut weh, Menschengestalt anzunehmen. Wir sind keine Menschen. Waren wir auch nie. Wir haben bloß Menschengestalt angenommen. Ist nicht wahr! Wir waren Menschen! Da schreit wieder einer/eine dazwischen. Es spielt keine Rolle ob er oder sie. Föten sind, auch wenn meistens ein Geschlecht zu erkennen gibt, geschlechtslos. Man mag es nicht glauben, aber noch im letzten Moment vor dem ersten Schrei können sie sich entscheiden, ob Mann oder Frau. Als Frau in einer Männerwelt, oder als Mann in einer Frauenwelt. Schmerzhaftes Menschenleben. Ohne Gerechtigkeit.

Dennoch ist die Menschenwelt die einzige, um Erkenntnisse zu sammeln. Um zu lernen. Um zu lernen, dass wir nur das Menschenkleid übergezogen haben. Zu „Donnie Darko“ sagte der Hase, als dieser ihm sein Hasenkostüm vorwarf, wieso er denn dieses dämliche Menschenkostüm trägt. Ein echt schräger Film, aber unvergesslich. Von Menschen gemacht.

Und die anderen Planeten? Kann es denn sein, dass die Erde der einzige Planet ist, auf dem Leben ist, das sich bewegt, das denkt? Welch Verschwendung! Wenn man bedenkt, wie groß das Universum ist. Schier unendlich! Das hat man uns gesagt und wir müssen es glauben, weil wir es nicht wissen. Erst wenn wir das Ende des Universums erreicht haben, wissen wir.

Wann ist ein Leben wichtig? Erst dann, wenn man Premierminister ist und was zu sagen kann. Oder Kaiser. Oder König. Oder ein Popstar, dem alle zu Füßen liegen. Oder ein Rockstar, der zur Legende wurde und erkannte, dass er ein Außerirdischer ist und einen Kampf vorbereiten musste, der alles entscheidet. Der entscheidet, ob das Leben hier weiter geht oder wieder einmal absolute Stille herrscht. Weniger als Nichts. Manchmal wäre es mir lieber und vielen anderen Föten auch. Stille, die man nicht hört, weil man nichts hört. Der wahre Absolutismus. Nur das Eine existiert und selbst das hat nichts zu sagen, weil man nichts sagen kann. Absurdismus wäre eine bessere Lebensform. Ach, die hatten wir schon! In Menschengestalt!


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Kann ein Mensch die wundervolle Knospe einer Rose erschaffen, die sich nach und nach zu ihrer vollen Pracht öffnet? Nein, kann er nicht. Nicht einmal die (fast?) perfekten eigenen Hände hat er aus sich selbst wachsen lassen. Er, der Mensch, der auch einmal ungeborenes Leben im Mutterleib war. Dennoch haben sie gesagt, das menschliche Bewusstsein sei imstande dazu. Wir schaffen uns die Welt wie wir sie haben wollen.

Im gewissen Sinne haben sie das getan, die Menschen. Sie haben sich ihre eigene Menschenwelt erschaffen, die bloß ein Abkupfern der Natur war. Nichts haben sie aus sich selbst heraus erschaffen. Nichts, wo man sagen könnte, das ist absolut menschlich. Für ihre menschliche Art konnten sie nichts. Das war nativ. Eben ihre Natur. Es lohnt sich nicht, eine menschliche Gebärmutter aufzusuchen und abermals Mensch zu werden.

Als hätten wir eine Wahl! Wenn man zu etwas verdonnert wird, wird man das nun mal. Da hilft kein Strampeln und kein Schreien. Aber noch sind wir auf dem Sprung und warten ab. Vielleicht tut sich ja doch etwas.

Der blaue Himmel über uns macht nachdenklich. Wer braucht schon einen blauen Himmel, wenn er alles haben kann? Aber doch nur alles, was man kennt. Erkennt. War es denn tatsächlich so, dass die Eingeborenen die Schiffe des Columbus nicht sehen konnten, weil sie damals noch keine Schiffe kannten? Sie, die am Meer lebten und bereits mit Kanus zum fischen ausfuhren? Oder Babys, Kleinkinder, wenn sie das erste Mal etwas sehen? Erkennen? Wieder erkennen? Wiedergeburt? Wann war die erste Geburt? Da sind wir wieder am Anfang, den es nicht gibt. Nicht geben kann. Genauso wenig wie ein Ende. Aber da stülpt sich das Gehirn über den Schädel, wenn denn eines da ist. Wenn denn auch ein Schädel da ist.

Fassen wir einmal alles zusammen. Aber das bringt nichts. Wir müssen neu beginnen. Etwas ganz Neues. Etwas, das noch nie da gewesen ist. Dieses Noch-nie-da-gewesene muss aus uns selbst erschaffen werden. Immerhin haben wir den Tod besiegt. Der allerletzte Endkampf. Nun sind wir bereit für das wirkliche Paradies. Lange hat es gedauert. Aber wir haben es geschafft. Erschaffen. Mit Arimas Hilfe und IHREM Segen. Natürlich hat die Quelle der Kraft ein Wörtchen mit zu reden, da ja immer alles auf ihren Schultern abgelegt wurde. Schwer hatte sie in all diesen Zeiten und Räumen zu tragen. Niemand wollte je Verantwortung übernehmen. Aber sie hat gegeben. Leider auch wieder genommen, weil es noch nicht das war, was sein soll. Jetzt ist es so. Jetzt ist die Welt wie sie sein sollte.

Dennoch gibt es ein Zögern, bevor wir hervor brechen wie Donner und Blitz, wie Stürme und Orkane, die alles, was noch nicht da ist, zum wackeln bringen. Der neue Urknall. Fürchterlicher als alles zuvor. Lauter und ehrfürchtiger. Wie immer man den neuen Urknall benennt, nichts trifft zu.

Worte zählen nicht mehr, auch wenn sie hier schwarz auf weiß getippt stehen. Man schreibt nicht mehr. Man spricht nicht mehr. Alles elektronisch. Wir brauchen keine Hände, um zu schreiben, um zu formen, um etwas zu tun, was Freude macht. Wir brauchen nur einen Finger, etwas Langes, das auf den Knopf drückt. Vielleicht auf den roten Knopf, der endlich alles auslöscht. Wir brauchen all die Sinnesorgane von früher nicht mehr. Keine Stimme. Wozu auch, wenn keiner mehr mit dem anderen redet? Geruchssinn? Weg mit ihm! Fertigkost schmeckt ohnehin nach nichts. Außerdem gibt es bald die Pillen, die man nur einmal am Tag schluckt und schon hat man alles, was der Körper für den Tag und die Nacht braucht. Verdauung ist auch nicht nötig. Weg mit den grausigen Gedärmen, die ohnehin nur Gestank verbreiten. Die Evolution sagt was Sache ist. Sie wird uns verformen und verunstalten bis zur Unkenntlichkeit. Und dann? Ist es wirklich das, was wir wollten? Ist das die viel gepriesene Freiheit im viel gepriesenen Paradies?


Wir haben es noch nicht in der Hand. Auch wenn Arima es versprochen und alles in die Wege geleitet hat. Sie sagen, ich wäre dabei gewesen beim Endkampf. Ich hätte ihn sogar ausgelöst. In meinem Kopf. Das genügte!

War es nicht Schopenhauer, der einst meinte, schon ein Gedanke genüge und es wäre alles getan. Er sprach von der Geisteswelt, welche die wahre „sey“. Damals war die Sprache noch etwas Edles. Etwas, das nicht jeder beherrschen konnte.

Die Föten werden unruhig. Auch wenn sie formlos, wesenlos sind, sind ihre Regungen greifbar, erkennbar, fühlbar. Etwas bleibt immer zurück. Mag ja sein, dass wir uns ständig erinnern und dann doch in die volle Scheiße greifen. Immer wieder in dieselbe Falle tappen. Verliere dich nicht in Dinge, die nicht deine sind. Du hast nichts. Du bist nichts. Das wäre die ideale Einstellung. Wenn du nichts hast und nichts bist, trägst du auch keine Verantwortung. Du hockst bloß da und starrst ins Nichts. Dein ganzes Leben lang. Und immer wieder dasselbe Murmeln: „So 'ham, so 'ham, so 'ham...“ Ich bin, der ich bin. Ich bin weder Körper, noch Geist. Ich bin das unsterbliche Selbst.

Aber noch nie wurde erwähnt, wozu es dann noch Geburten und Tode gibt? Wozu gibt es denn diese verdammte Scheißwelt? Um uns zu verwirren. Um uns mit all diesen Schönheiten, wie z.B. mit der wundervollen Rose, zu locken. Wir fallen darauf herein. Wir tappen in die Falle, die es gar nicht gibt. So schaut es nämlich aus. All das ist nur ein Traum. Die Traumzeit. Und genau hier sollen wir selbst ansetzen. Es ist mein Traum. Mein Traum ganz allein. Ich kann ihn träumen, wie ich will. Fröhlich oder traurig. Gut oder böse. Hier spaltet sich etwas, das mal Eins war. Hier spaltet sich etwas, das niemals gespalten werden kann.

Wenn man sich mal verrannt hat, kommt man da nicht so schnell wieder heraus. Es war nicht einmal ein Gedanke. Und auf keinen Fall wurden wir für etwas gestraft, was wir nie getan haben. Was wir nie getan, aber tun hätten sollen. Vertrauen und glauben. Immer wieder. Und der alte Mönch lächelt, schaukelt vor und zurück und murmelt immer wieder: „So 'ham, so 'ham, so 'ham...“


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Jetzt sind wir dran die Welt neu zu erschaffen. Das ist der Sinn. Das bereits Erwähnte. Immer wieder neu Erwähnte. Neue Welt. Damals war es Amerika, dessen Erde blutete, als die ersten weißen Siedler kamen. Wer oder was blutet diesmal?

Der Himmel verfärbt sich ständig. Zuerst blutrot, dann blau bis er ins Violette wandert und schließlich wieder rot wird. Der Himmel wandert in den Farben. Oder sind es die Farben, die auf dem Himmel wandern. Im Himmel wandern. Oder darüber hinweg. Und die Wolken? Diese zartrosa Dinge, die in kreisenden Bahnen ihre Runden um uns ziehen?

Wir sehen die Farben nicht. Da ist nichts an uns, was sehen könnte. Dasselbe ist mit der Sprache. Da ist nichts, was ein Wort formen könnte. Vom Formen anderer Dinge kann nicht einmal die Rede sein. Da ist nichts, was irgendetwas formen könnte. Wir (er)innern uns bloß. Würden wir uns äußern, wäre es im Außen. Es gibt kein Außen mehr und deshalb kann es auch kein Innen mehr geben. Es ist kein Erinnern. Kann es nicht sein, da es neu sein muss. Vollkommen neu. Noch nie da gewesen.

Irgendwo ertönt ein Lachen. Selbst damit bringt man Gott zum Lachen. Niemand glaubt, dass wir es sind, die etwas neu erschaffen. Und doch ist es so, wie mir eben einige andere Föten mitteilen. Ja, es ist ein Mit-teilen. Wir teilen unser Wissen. Das, was einer weiß, wissen alle. Und was neu an Wissen hinzu kommt, wird sofort assimiliert. Das kollektive Bewusstsein. Gab es schon. Man nannte sie „Borg“ aus der TV-Serie „Raumschiff Enterprise“.

Ameisen und Bienen lebten auf ähnliche Weise, da sie ebenso ein Kollektiv waren, beziehungsweise sind. Wir wollen auf die wertvollen Tierchen niemals verzichten. Man kann viel von ihnen lernen. Tiere neu erschaffen? Schließlich stehen wir vor einer Unmöglichkeit. Es kann tatsächlich nichts Neues geben, obwohl sich das Neue aus dem Alten entwickelt. Irgendetwas sagt mir aber, dass es so etwas wie eine Evolution nie gegeben hat.

Wieder scheinen die Föten mir etwas mitzuteilen, was ich nur schwer verstehe. Verstehen ist unwichtig. Warum kommt mir dieser Satz plötzlich in den Sinn? Weil er Sinn macht? Weil er der Sinn ist, nach dem wir alle suchen? Verstehen ist unwichtig. Das ist es aber nicht, was die Föten mir mitteilen möchten. Sie teilen mit mir die neue Welt. Das ist es. Sie sind der Meinung, wir seien bereits in der neuen Welt. Dies hier, dieses so seltsame Sein ist die neue Welt. Bewegungslos und ahnungslos in der Schwebe. Es hat sich also nichts geändert.

Aber die in kreisrunden Bahnen ziehenden Wolken machen mich nachdenklich. Vielleicht sind sie das Rätsel, das es zu lösen gilt.


Trauer, Schmerz, Seelen- und Körperqualen. Engel stürzen sich herab, um dies zu fühlen. Sie geben ihr Engelsdasein auf, um das zu spüren, was Menschen verabscheuen. Ohne Trauer keine Freude. So sagt man. Wenn aber Alltag und Eintönigkeit eintritt, gibt es keine Unterschiede mehr. Man könnte sagen: „Jeder Tag gleich beschissen.“ Und schließlich setzt man ein Lächeln auf, um der Scheiße auf freundlichste Weise die Zähne zu zeigen.

Engel stürzen sich nicht herab um fühlen zu können. Das tun sie nur in Märchen und Filmen. Nicht mal Luzifer stürzte oder wurde gestürzt. Es gibt keinen Himmel, keine Hölle. „Die Hölle, das sind die anderen“, schrieb mal ein kluger Mann. Aber auch er, wie alle anderen, machte sich bloß ein Bild von der Welt. Immer nur Bilder, Bilder, Bilder. Nie das Wirkliche! Nie, die Welt wie sie wirklich ist.

Engel erkennen die Welt, wie sie ist. Sie fühlen. Aber anders als wir. Sie sind eine andere Energie. Eine unwandelbare Energie. Reiner. Unvoreingenommen. Offen. Fast das Gegenteil von uns. Ja, es gibt sie, die Engel. Nicht nur in unserer Vorstellung, wie viele meinen. Und manche können sie sehen, beziehungsweise, konnten sie sehen. Wir sehen nur Wolken, obwohl wir keine Augen haben. Aber damals, als uns noch Augen eigen waren, sahen manche von uns diese wunderschönen, unveränderlichen Wesen. Dennoch sahen sie sie nicht mit den Augen. Es war ein anderer Blick. Nicht mal einer nach innen. Es war ein Blick, der innen und außen aufhob. Ein Blick, der darüber hinaus ging.

Einer von diesen Engeln war zuerst sogar ein Mensch. Zumindest hatte er Menschengestalt, obwohl er nie wirklich Mensch war. Er war das, was aus den Menschen hätte werden können. Er war seiner Zeit voraus. Er überholte die Zeit sogar. Schwarzer Engel ohne Flügeln. Ihm sollten wir vertrauen und endlich den Schritt wagen.

Wir haben ihn noch nicht gewagt. Wenn dies das Paradies sein soll, kann ich darauf verzichten. Dies hier ist eine Dimension der Verwirrungen, der Widersprüche, was schließlich zum Wahnsinn führt. Die Föten lachen. Was soll schlecht am Wahnsinn sein? Was ist schlecht an Trauer, an Schmerz? Alles Ansichtssache. Alles relativ. Man muss nur damit umgehen können. Den Moment leben. Genießen. Sich wenden und drehen, wenn es nötig ist. Mit allem klar kommen. Dann ist die Welt so wie sie ist. Rein. Unvoreingenommen. Offen. Am besten aber ist die Welt wenn sie nicht ist. Einfach nur die Welt. Ohne ist. Ohne nicht. Nur Welt. Welt.

Die zartrosa Wolken kreisen über und unter uns. Sie sind überall, um uns zu stützen. Sie stürzen nicht. Sie stützen, unterstützen. Lächelnd fassen sie uns unter die nicht vorhandenen Arme. Hilfreich und gut. Zartrosa Engelsdasein.


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Wir sind im Werden. Vollkommenheit. Dies jedoch in einem ganz anderen Sinn. Es ist das Harmonisieren der Energien. Nicht mehr zum Großteil die Energie der Wandlung und auch nicht mehr zum Großteil die Energie der Stetigkeit. Beides zu gleichen Teilen. Nur so verschmelzen die beiden Energien zu einer. Beispiel? Die Quelle der Kraft!

Die Föten sind mutiger geworden. Es kann uns eh nichts passieren. Eingebettet in der Quelle, dem ständigen Harmonisieren ausgeliefert. Nichts tun. Nicht-tun. Es passiert alles von selbst. Wie von selbst.

Und es ist gar nicht so einfach das mit den Energien. Man möchte meinen, es gäbe nur diese zwei. Dabei sind es unzählige verschieden gepolte Energien. Jede Ganzheit harmonisiert auf ihre ganz eigene Art. Manche nennt man dunkle Ganzheiten, andere wieder helle. Was nichts mit dunkelböse oder hellgut zu tun hat. Das Dunkle ist nicht böse. Die Natur zeigte uns schon immer den Weg. Nichts ist nur gut oder nur böse. Natürlich sind damit nicht die beiden hervorstechenden Energien gemeint. Es ist nur ein Beispiel, dass wir ebenso wie wir nicht nur gut oder böse waren, es auch die beiden Energien waren. Genau! Wir waren nicht menschliche Form. Wir waren Energie und sind es immer noch. Wir werden es auch bleiben. Im Großen wie im Kleinen. Alles Energie. So abgedroschen es sich auch anhört. Selbst die menschliche Form ist Energie. Aber eine andere Art Energie. Eine ganz andere Art. Nicht vergleichbar mit jener, aus der wir wirklich bestehen. Aus der alles wirklich besteht. Die alles IST.

Wer wagt nun den ersten Schritt? Oder haben wir ihn bereits gemacht? Manchmal fühlt es sich so wohlig hier drinnen an. Ja, es ist ein Gefühl von 'hier drinnen'. Wohlig warm. Im Bauch der Urmutter. Das so genannte goldene Zeitalter. Es könnte aber auch bereits das silberne Zeitalter sein, da es schon einen Trennungsgedanken gibt. Denn wenn ich drinnen bin, muss es auch ein Außen geben.

Das Abbild der Quelle der Kraft. Wir, die Föten, haben es alle gesehen. Mit unseren blinden, nicht vorhandenen Augen. Wir haben es gehört. Mit unseren tauben, nicht vorhandenen Augen. Es Schönheit nennen, wäre zu billig. Es den bezauberndsten Klang nennen, wäre zu billig. Vollkommenheit? Ein neues Wort muss her. Eine neue Welt muss her. Wir, die Föten, werden IHM gleich sein.

Um Gottes Willen, macht IHN nicht zum Gott! Er ist doch nur ein kleiner Junger, der die Welt, wie sie ist, als erster richtig erkannt hat. Nichts anderes ist er. Und schreibt ihn nie wieder in Großbuchstaben. Das mag er nicht, obwohl er alles mag.

Es gab einst eine wundervolle Schrift von einem ebenso wundervollen Philosophen, der diesen paradoxen Dualismus wiederum ebenso wundervoll beschrieben hat:


Einsam sich selbst überlassen steht er in der Welt

Er hat kein eigenes Zeitalter, an das er anknüpfen kann, denn seine Vorzeit ist noch nicht gekommen

Keine Nachzeit, auf die er hoffen kann, denn seine Nachzeit ist schon vorüber

Einsam hat er die ganze Welt gegenüber als das Du, mit dem er in Widerstreit liegt, denn die ganze übrige Welt ist für ihn nur eine einzige Person

Und diese Person, dieser unabweisbar zudringliche Freund ist das Missverständnis

Er kann nicht alt werden, denn er ist nie jung gewesen

Er kann nicht jung bleiben, denn er ist schon alt geworden

Er kann gewissermaßen nicht sterben, denn er hat ja nicht gelebt

Er kann gewissermaßen nicht leben, denn er ist ja schon gestorben

Er kann nicht lieben, denn die Liebe ist allzeit gegenwartsbestimmt

Und er hat keine Gegenwart, keine Zukunft, keine Vergangenheit

Gleichwohl ist er eine sympathetische Natur

Und er hasst die Welt, allein weil er sie liebt

Er hat keine Leidenschaft, nicht weil es ihm daran fehlt, sondern weil er gleichen Augenblicks die entgegengesetzte hat

Er hat zu nichts Zeit, nicht weil seine Zeit von anderem erfüllt wäre, sondern weil er überhaupt keine Zeit hat

Er ist ohnmächtig, nicht weil es ihm an Kraft fehlt, sondern weil seine Kraft ihn ohnmächtig macht.“

(Sören Kierkegaard)



Die Föten kennen sie und leiern sie herunter wie ein Gebet. Das Gebet an IHN, der nie wieder in Großbuchstaben erscheinen will. Es war nur ein letztes Mal, denn nun beginnt ein neues Matriarchat. Das Weibliche hat wieder das Sagen. Alles wieder von vorne. Aber nie wieder nachgeben. Wir stehen zur Urmutter, denn aus ihr sind wir alle hervor gegangen. Sie ist es, der das Gebet geschenkt werden sollte. Sie beschenkt sich selbst damit. Sie, die Göttin, Mutter Maria voll der Gnaden.


Es ist einerlei, wer was bestimmt, solange bestimmt wird. Ohne Bestimmung. Anarchie. Niemand steht über mir. Niemand steht unter mir. Aber auch nicht jeder für sich selbst. Einer für alle und alle für einen. Gesetz? Brauchen wir nicht.

Nieder mit dem Patriarchat! Nieder mit dem Matriarchat! Geschlechter sind nicht mehr nötig. Aber das Kinderlachen! Die Kindertränen! Diese Authentizität! Wir haben von den Kindern gelernt. Wir haben von ihnen das Lachen und das Weinen wieder gelernt. Durch sie bekamen wir Geschmack auf die neue Welt. In der letzten wollten wir keine Kinder mehr in die Welt setzen. Damals waren sogar die Kinder grausam, indem sie uns nachahmten. Sie lernten von uns, weil wir sie dazu gezwungen haben. Heime, Schulen, Gefängnisse und Irrenhäuser.

Was auch immer wir wollten, der Film wurde schon lange fertig gedreht. Oder meint jemand, die Quelle der Kraft sei nicht perfekt? Nicht vollkommen? Sie ist Geist. Sie ist Bewusstsein. Sie ist Materie. Sie ist alles was ist. In diesem Ist stecken Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem. Wir durchlaufen den Film erst. Egal, wie wir uns entscheiden. Es ist immer richtig, weil es die Quelle so will. Sie will es ohne Willen. Sie will es, weil es einfach so ist.

In diesem Sinne sind alle Worte zu viel. Alle Taten zu viel. Innere Stille. Nicht-tun, wie es schon mal einer der Föten verlauten ließ. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, es ist nicht einfach, die innere Stille und das Nicht-tun zu verstehen, um es auch zu tun. Das Nicht-tun tun. Die innere Stille verinnerlichen. Nicht selber Welten erfinden, auch wenn es manchmal so scheint. Das innere Schweigen. Das Sich-der-Kraft-ergeben. Erst dann kommt das Verstehen. Und schließlich das wahre Tun. Wir verlieren nichts dabei. Immerhin haben wir nie etwas besessen. Wir sind was wir sind. Nichts? Aber die Quelle ist nicht nichts. Lassen wir das mal sinken. Ganz tief. Wirklich tief. Wahrhaftig tief.


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