Nussschale
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Du pochst hier sehr auf Eigentum und Gesetz.
Zu den Gesetzen: generell spielt auch das Motiv einer Straftat eine Rolle bei der Untersuchung. Ich schrieb schonmal, dass ich nicht weiß, ob Motive, die auf Vorurteilen beruhen, eine spezielle Rolle bei der Strafbemessung einer Straftat spielen. Wir beide schrieben hier aber schon, dass wir nicht nur über die Rechtslage schreiben.
Wie jemand mit seinem Eigentum umgeht, ist natürlich seine eigene Sache. Allerdings kann man auch Handlungen, die legal sind, aus verschiedenen Gründen ablehnen - u.a. auch, weil das persönliche Rechtsempfinden eine Handlung als unmoralisch einstuft. Und damit ist nicht gemeint, dass so ein persönliches rechtsempfinden Grundlage eines Rechtssystems sein sollte.
Wir sind nunmal kein lockerer Haufen von individualistischen Einzelgängern, die das Eigentum um sich scharen, sondern wir leben in ständiger Interaktion mit anderen Menschen.
wir sind kein Haufen von einzelgängern, sonst hätten wir nie einen solchen Reichtum angehäuft, wir sind aber alle sehr wohl Individuen und es darf nicht von meinem moralischen Gutdünken abhängen, ob und in welcher form ein andere Mensch mit anderen interagieren möchte. Es darf hier keinen Zwang geben, das ist das was ich sage. Ich persönlich bin sehr gesellig und ich denke die meisten Menschen werden auf andere Menschen und ihre Arbeit nicht verzichten wollen bzw. nicht können, wenn sie ihr Leben nach ihren vorstellungen bestreiten wollen. aus deiner Feststellung, dass wir in Interaktion mit anderen Menschen leben, lässt sich nunmal kein philosophisch und logisch einwandfreier Imperativ ableiten.
Mal ein paar hypothetische Beispiele:
Ein Arbeitgeber schreibt eine Stelle aus, und es bewerben sich zwei Bewerber drauf, die von Ausbildung und Bewerbungsunterlagen her gleich qualifiziert erscheinen. Einer mit dunkler Hautfarbe und einer mit heller. Letzterer wird eingestellt. Nun wird der Arbeitgeber gefragt, warum er den Hellhäutigen Bewerber angestellt hat.
Möglichkeit A: Der Arbeitgeber antwortet: "Der andere war ein Neger, und die sind eh allesamt dumm."
Möglichkeit B: Der Arbeitgeber antwortet: "Im Bewerbungsgespräch deutete der andere an, dass er evtl. mittelfritig wieder auswandern will, und ich suche jemanden für eine langfristige Beschäftigung."
Welche dieser Antworten ist Dir persönlich - und ich rede jetzt nur von Deinem persönlichen Empfinden, nicht darüber, was Deiner Ansicht nach legal oder illegal sein sollte - symphatischer?
Ok, das ist u.U. eine rhetorische Frage, weil klar ist, dass ich drauf anspiele, dass sich die Empörung gegen Möglichkeit A richtet - und ich schätze Dich so ein, dass Du auch antworten würdest oder wirst, dass Dir Möglichkeit A unsymphatisch ist.
Worauf ich hinaus will, ist, dass in beiden Möglichkeiten der Arbeitgeber nach den von Dir ihm zugebilligten Gesetzen gleichwertig handelt. Ich glaube aber nicht, dass Du Möglichkeit A wirklich "gleich-moralisch" empfindest.
Ich sehe freilich worauf du hinauswillst und wenn deine Frage lautet: wen finde ich sympathischer, dann ist die Antwort für mich klar, aber auch hier gilt, das ist lediglich mein persönlicher Wunsch mich mit Menschen, die so denken nicht abzugeben und völlig gleichwertig mit der entscheidung diesjenigen keinen "Neger" einzustellen. Moralisch gesehen sind sie mMn also völlig gleichwertig, weil sich aus meinem Geschmack keine Ethik ableiten lässt, sehr wohl aber aus dem Umstand, dass jeder einzelne einen eigenen Geschmack hat - das ist die Ethik der Freiheit!
Außerdem müssen wir aufpassen hier die ebenen nicht zu vermischen. du sprichst da nämlich von den von mir zugebilligten Gestzen. Gesetz und Ordnung ist etwas anderes als mein persönlicher Umgang mit anderen Menschen, soweit sind wir uns ja ohnehin einig. aber wie würde hier ein Gesetz aussehen, das nicht in diese Ethik der Freiheit eingreift, um diese deiner Meinung nach "gerechten" Zustände herzustellen, in denen es zu einer solchen Diskriminierung nicht kommt? ich bin der Meinung jeder einschnitt wäre ungerechter, als die persönliche Entscheidung Handel mit denjenigen zu treiben, mit denen man eben Geschäfte führen möchte.
Um mal ein wenig vom Eigentum wegzukommen ein weiteres Beispiel:
Ein dunkelhäutiger Mann wird von einem anderen hellhäutigen Mann auf der Straße beschimpft (wobei nicht verständlich ist, was er sagt). Die Situation beruhigt sich nach kurzer Zeit, und letzterer wird gefragt: "Sach mal, was sollte das gerade?"
Möglichkeit A: "Das ist ein Neger. Die sind alle dumm, und gehören eh nicht hierher. Sollen die Bimbos doch in Afrika ihre bananen Pflücken, aber nicht hier unsere Luft atmen."
Möglichkeit B: "Der Typ hat mir vorhin den Parkplatz weggenommen. Ich wollte einparken, da drängte er sich dazwischen."
Ich bezweifle, dass Du beide Begründungen als gleichwertig empfindest.
Doch tue ich. Mir sind die Hintergründe vollkommen uneinsichtig und ich sehe gemessen an den Konsequenzen keinen Grund den einen anderen zu beurteilen als den anderen - wie gesagt, eine rationale Untersuchung wäre mir gar nicht möglich. Sehr wohl aber würde ich aus persönlichen Gründen der Sympathie mit ersterem nichts zu tun haben wollen - was ebenfalls meinem irrationalen Seelenleben entspricht, das niemand anderem zugänglich ist, auch wenn wir häufig so tun als ob.