Schön ist das.
Ja, im Grunde ist alles Okay, so wie es ist. Obwohl Oskar keine Angst vor dem Leben hatte, so hatte er doch Angst vor dem Leben, das ist wahr. Diese dunklen Möglichkeiten seiner Mitmenschen machten ihm sehr wohl Angst, ehe er sie in sich selbst gefunden hatte. Und sie waren ja ein Teil seines Lebens, sonst hätte er ihnen ja keine Bedeutung beigemessen und er hätte den Fokus seiner Aufmerksamkeit in eine andere Richtung gelenkt. Aber das war ihm nicht möglich. Er konnte seinen Blick nie abwenden von dem Grauen und dem Gruseln, das neben der hellen Freude auch noch auf der Erde wandelte.
Ein gewisses Maß an Sensitivität hatte er vielleicht in jüngsten Jahren und es mag gut sein, dass er über Jahre hindurch versucht hat, diese, unterstützt vom schweren Wein mit aufgesetzter Derbheit und Skrupellosigkeit zu schützen und so eine Art von Brutalität entwickelt hat, die ja im Grunde ein Ausdruck von Ohnmacht ist. Während dieser Zeit hatte er auch ganz auf den Großgeist vergessen und ward nur von diesem getragen, ohne es zu wissen.
Schlimm an dieser Geschichte ist nur, dass diese Derbheit und Brutalität, und seien sie auch immer nur aufgesetzt gewesen, doch auch das innere Wesen des Oskar Kleingeist ein wenig berührt haben. Ein wenig zu stark berührt und vergiftet. Zumindest fühlt es sich für Ossi an manchen Tagen so an, als wäre die Grausamkeit ein Teil seiner selbst geworden. Und das macht ihn dann sehr traurig, den kleinen Oskar und dann spielt er Sentimentalschnulzen in der Musikbox wie: "Ein Jammertal ist dieses Leben" *schmoll* oder "Eine schwarze Wolke schwebt über mir" *heul*
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Die heutige Sensitivität ist keine reine mehr. Sie ist durchzogen von der dunklen Erfahrung mit dem Untier im eigenen Inneren. Doch dann ... wie ein Blitz aus heiterem Himmel ... wie ein plötzlicher, unerwarteter Sonnenstrahl in einer nicht enden wollenden Nacht, schießt es durch Ossi Kleingeist`s verdunkeltes Gemüt:
Nicht verzagen, Großgeist fragen! Und wieder wendet er sich vorübergehend ab von der bunten Welt der Erscheinungsformen und versinkt in einem kurzen Gebet ... Vergebung wird spürbar.
Hmmm, witzig, irgendwie gefällt Oskar diese Geschichte vom Kleingeist und vom Großgeist. Sie entbindet ihn vom Diskurs um den Gottesbegriff und den öffentlichen Verhandlungen um das Verhältnis zwischen Mensch und Gott. Vielen sträuben sich ja die Haare, allein wenn sie das Wort Gott lesen, da sie möglicherweise dabei zuerst mal an Kirche denken und Dogma. Doch Ossi`s Großgeist hat keine Kirche, die gebaut ist aus zerbröselndem Stein.
Ossi K. spielt einfach zwischendurch manchmal gerne Musik in der Jukebox, zur eigenen Entspannung und egal, ob er schreibender Weise durch Erinnerungen reist oder beduselt an einem Wirtshaustisch rumlümmelt und mit sich selbst redet. Das hat gar keinen tieferen Sinn. Wahrscheinlich ist er heute nur ein bisserl sentimental.
Nada Brahma, die Welt ist Klang und Wirbel.
http://www.youtube.com/watch?v=OXanHvrjQO0