Hallo, es interessiert mich wie sich das Medienkonsumverhalten verändert und wie sich das auf die GEZ auswirken könnte.
Ich habe das Gefühl, dass nur noch ältere Leute und Kinder TV Sender des Öffentlich-rechtlichen nutzen. Die Jugend schaut YouTube, Netflix oder hört Podcast.
Mittlerweile schau ich auch nur noch Tagesschau, Tatort und eine Serie. Ansonsten Netflix, YouTube oder Mediathek.
Ist die GEZ in dieser Form noch gerechtfertigt? Was passiert mit Nachrichtensendern wenn die GEZ nur noch bedarfsgerecht erhoben wird?
Wie ist das überhaupt in Österreich geregelt?
Mit der Umstellung des Beitrags auf eine "Haushaltsgebühr" vor einigen Jahren ist die Finanzierung von der Nutzung entkoppelt worden.
Es gab nie die Bestrebungen, zumindest nicht auf technische Weise (obwohl das einfach gewesen wäre), die Nutzung so zu verschlüsseln, dass man nur bei Zahlung nutzen kann.
Der Großteil der Einnahmen geht übrigens nicht an diejenigen, die das Programm machen (ich las mal weniger als 5 Prozent wird dafür ausgegeben, was produziert wird).
Der Großteil der Einnahmen geht an die üppigen Pensionszahlungen und die Verwaltung.
Was würde den Leuten passieren, was wären denen passsiert, hätte man auf die reine Produktionsgebühren umgestellt?
Die wären alle rentenlos und joblos.
Das konnte man sich nicht leisten.
Also musste das Geld nutzungsunabhängig weiter fließen.
Ein damaliges Rechtsgutachten, beauftragt von der GEZ, kam zu dem Schluss, dass damit der Beitrag de facto eine Steuer ist, aber nicht Steuer genannt werden darf, als Ordnungswidrigkeit bei Nichtzahlung geahndet werden soll.
Es ist jedoch nicht nur diese Steuer, die nicht so genannt werden darf, die in den Apparat fließt. Es fließen auch Zahlungen ein wie für Werbung und ähnlicher Interessengruppen.
Die werden natürlich größer, wenn die Sendeanstalten sagen können:
Wir erreichen sehr viele!
Ein Anzeigenpreis in einer Zeitung, also Werbung in einer Zeitung, kostet mehr, wenn die Zeitung viele Menschen erreicht.
Mit der Situation, dass die Menschen im Land zahlen müssen, weil sie sonst eine Ordnungswidrigkeit begehen, da sagen sich viele:
Ja, wenn ich eh bezahlen muss, dann sollte ich auch gucken.
Wer diese Haltung hat, der würde dann nicht gucken, wenn er nicht bezahlen müsste.
Also das ist auch eine schlichte finanzielle "Begründung" für das Bezahlwesen.
Davon unabhängig ist das Medienverhalten bzw. die Mediennutzung.
Wer für sich selbst immer schon entschieden hatte, nur das zu sehen und zu lesen, wozu er sich Zeit nehmen will und beschäftigen will, der wird das auch weiterhin tun.
Wem Werbung und Ton auf die Nerven geht, was man in den ÖR hört, der wird sich weiterhin schonen.
Wer aus bestimmten Gewohnheiten etwas immer guckt, guckt das auch weiterhin und wer sich für andere Quellen interessierte, wie Bücher oder Filme oder andere Kanäle, der wird das auch weiterhin tun.
Ich glaube, das ist bei jedem Menschen ein bisschen verschieden und jeder hält es so, wie es für ihn richtig ist.
Das wird nur bei denjenigen beeinflusst, die sich sagen: Nur weil ich es bezahlt habe, konsumiere ich.
Früher (ca. 15 Jahre her) kannte ich Menschen, die einen 4-Stunden-Fernsehkonsum hatten pro Tag.
In den letzten Jahren bekomme ich mehr mit, dass Menschen weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen und auch der Online-Filme-Hype oder Computerspiele-Hype hat abgenommen.
Mein Eindruck ist, von dem was ich mitbekomme, dass mehr Menschen lieber mehr Zeit mit Handlungen verbringen, wobei sie selbst aktiv sein können, anstatt passiv zu konsumieren.
Für die einen ist es tatsächlich etwas zu tun, außerhalb der Fernseh- und Internetwelt, für die anderen ist es die Interaktivität moderner Medien, die jetzt in den Vordergrund rückt.
Seit mehr als 30 Jahren beziehe ich mehrere Quellen ein in das, was ich erfahre und wahrnehme, das ist heute auch noch so.
Wenn mir dann eklatante Widersprüche auffallen zwischen der Berichterstattung in den ÖR und den zum Teil erhaltenen Vor-Ort-Realitätsnachweisen, dann ordne ich die Qualität der Berichterstattung auch entsprechend ein.
Auch das "Sehen" der ÖR ist nicht gleichbedeutend mit "anderes nicht mehr wahrnehmen" bzw. "alles glauben".
Was es für Auswirkungen hätte, wenn die Gebühr abgeschafft werden würde?
Ich glaube, es wäre der einzige vernünftige Schritt, die ÖR wirklich wieder populär und beliebt zu machen, wenn man das täte. Aufrichtigkeit mit den Gebühren und der Produktion.
Und vor allem, Kooperation mit allen Nachrichtenproduzierenden, aber kein Wegbeissen mehr.
Wandel tut not, im Interesse aller Beteiligten.
lg
eva